Das Jahr geht zu Ende und wie immer hätte man mehr Motorrad fahren können. In diesem Jahr war es aber besonders schlimm. Die Motorradtour war nur ein Wochenende lang. Die BMW stand sich die Reifen eckig, die Honda war die meiste Zeit unpässlich, nur die Vespa wurde als daily driver ihren Muli-Aufgaben gerecht. Doch alles der Reihe nach.
Im Januar passierte nicht viel, ich blickte kurz zurück auf den kleinen Ausflug in den Sand mit der GS, den ich kurz vor Silvester noch unternommen hatte.
Die ersten Gedanken zum Umbau der Honda machte ich mir im Februar. Es kommt nun vieles anders als damals gedacht. Letztendlich habe ich für mich gelernt, daß man bei Umbauten nichts überstürzen sollte, sondern seine Gedanken erstmal reifen lassen soll, bevor man kurzerhand in Hektik verfällt. Vieles, was ich an der CJ damals ändern wollte ist für mich jetzt für den Charakter der Maschine wichtig wie die Original-Instrumente oder der Auspuff.
Ebenso plante ich ausführlich an einen Motorradtrip durch Kalifornien und Nevada herum, der dann doch nicht zustande kam. Das schöne aber an den Plänen: man kann sie auch noch später realisieren. An der Route wird sich nicht viel ändern, an den Vorbereitungen vielleicht ein bisschen was.
Nach langer Pause fanden auch die Berliner Motorradtage wieder statt.
Die mechanische Instandsetzung der Honda beschäftigte mich ab März häufiger, als mir vielleicht lieb war. Die erste, kleine Wochenendausfahrt zog mich in die Uckermark, wobei ich fast nicht hingefunden hätte. Nachts, im Regen, ohne Navi und Handy.
Ein Motorrad sollte mich in diesem Jahr ausführlicher beschäftigen, nämlich die Yamaha XSR700 / MT-07. Im April stellten die Jungs von Bunker Custom einen sehr schönen Enduro-Umbau vor, der meiner Meinung nach mit den Umbauten von Jens vom Brauck das beste Custombike auf dieser Fahrzeugbasis darstellt. In diesem Kontext sinnierte ich auch ein wenig über zukunfts- oder vergangenheitsgewandtes Motorraddesign.
Die Tourenplanung für den Alpenblitz 2016 stellte ich Euch ebenfalls vor, die ich zum großen Teil mit dem tollen Planungstool von kurviger.de umgesetzt hatte. Das man auch auf kleinen Hügeln Spaß haben kann, fand ich beim Trialkurs in Jüterbog heraus.
Im Mai war erstmal das Anrollern angesagt. BMW Motorrad überraschte auf dem Concorso d’Eleganza Villa d’Este mit der R5 Hommage. Bei meiner Honda kümmerte ich mich um Vergaser und Benzintank und unternahm eine erste „größere“ Ausfahrt nach Finowfurt.
Der Juni brachte ein paar kleinere Touren in die Ostpriegnitz und die Uckermark. Generell sollte man viel öfter in die Uckermark fahren, Landschaft können sie da besonders gut und es gibt auch ein paar kleinere Kurven sowie Bergauf- und Bergabpassagen.
Auf den BMW Motorrad Days im Juni präsentierten die Bender-Brüder ihre Benduro auf der Basis der BMW R nineT, eine wirklich beeindruckende Maschine mit einem Fahrwerk vom Feinsten.
Ich durfte das erste Mal auf einer BMW S1000RR Platz nehmen. Nicht nur das, ich durfte sie auch zum Alpenblitz 2016 ausführen.
Abschied nehmen hieß es dann in Berlin von meiner BMW F650 GS. Nach vier Jahren und 16.000 gemeinsamen Kilometern gelang mir das kleine Kunststück, sie zu einem höheren Preis zu verkaufen als ich sie damals gekauft hatte. Warum ich sie verkaufte? Zum einen hatte ich kaum mehr Gelegenheit, sie regelmässig zu bewegen, zum anderen wollte ich Raum für etwas Neues machen. Wobei ich mir immer noch nicht sicher bin, was dieses Neue sein soll.
Das Jahres-Highlight unserer gemeinsamen Alpentour schaffte ich dann im August ausführlich in Reisebericht und Video zu dokumentieren.
Währenddessen feierten die Petrolettes bei ihrem ersten Frauen-Motorrad-Festival in Berlin ordentlich ab.
Was ich beim Motorrad fahren immer sehr schätze sind die Begegnungen mit interessanten Menschen. Beim Alpenblitz traf ich Rolf Lange nach langer digitaler Bekanntschaft das erste mal in Fleisch und Blut, Grund genug für ein kleines Portrait. Der Blogkollege Griesgram kam im Rahmen seiner Roadblog-Aktion im September nach Berlin für eine gemeinsame Ausfahrt.
Das schöne Herbstwetter an diesem Wochenende nutzte ich für eine kleine Spritztour durch Berlin, ebenso genossen wir es auf dem Distinguished Gentlemans Ride, bei dem Stefan und ich die Distinguished Sanitäter gaben.
Mit der Honda war ich über den Sommer hinweg beleidigt. Weil sie nicht lief, dauernd rumzickte und überhaupt. Ich hatte sie schon zum Verkauf inseriert bis ich mich im Oktober eines besseren besann und mich entschloss, ihr und mir eine zweite Chance zu geben.
Die Ausfahrt zum einjährigen Jubiläum der Berlin Café Racers verpasste ich, weil ich an dem Wochenende ein Event auf Sizilien betreuen musste. Aber wenn man schon mal auf dem Ätna herumgurkt, kann man auch zumindest in Gedanken eine Motorradtour dort planen.
Der Besuch auf der Intermot gehörte auch zum Pflichtprogramm und ich schaute mir dort die Neuvorstellungen sowie die Custombikes an.
Sträflich vernachlässigt hatte ich in diesem Jahr die Rubrik „Benzingespräche“, aber im November durfte ich Euch ein besonderes Schmankerl kredenzen: ein spannendes und umfangreiches Interview mit Jens vom Brauck. Die anschliessende Probefahrt auf seiner umgebauten Yamaha MT-07 hängt mir noch bis heute nach. Dieses Motorrad ist das ultimative Spaßpaket auf zwei Rädern.
Mit dem Umbau der CJ250T ging es auch langsam voran. Die Seitendeckel wurden entlackt und geschliffen, die neue Sitzbank vorbereitet und zusammen mit Sven Wedemayer der Schutzblechhalter umgearbeitet für das neue Aluschutzblech.
Für die Anhänger des fliegenden Ziegelsteins überraschten und das Team von Titan Motorcycles mit ihrem „Xaver“ genannten Umbau einer K100.
Der Dezember ist noch nicht ganz rum und ich bin guter Hoffnung, daß ich die Honda wieder auf die Strasse ausführen kann. Den Tank habe ich nochmal professionell entrosten lassen, entlackt und schon mal probehalber montiert. Mit den neuen Blinkern ist der Umbau des Vorderteils der Honda abgeschlossen. Für den Heckumbau werde ich mir Hilfe holen müssen, zwischen den Jahren ist da hoffentlich Zeit für eine erste Konsultation bei Herold Motors.
Ein kleines Klassentreffen der Berliner Motorradszene hatten wir bei der Präsentation des neuen Triumph Bonneville Bobbers in Berlin. Einige kontroverse Diskussionen um das neue Bike wurden an dem Abend am Lagerfeuer noch geführt.
Was bleibt nun von 2016?
1. Die Sehnsucht nach der Ferne
Nicht nur, weil Touren dieses Jahr viel zu kurz kamen habe ich den Drang zur nächsten großen Ausfahrt. Schöne Strecken mit den richtigen Leuten fahren ist einfach ein großartiges Geschenk. Das zeigte sich auch wieder dieses Jahr beim Alpenblitz, auch wenn dieser nur zwei Tage dauerte. Für 2017 planen wir mindestens eine Woche in den Westalpen. Am Tourlayout frickel ich schon seit längerem, die Strassenkarten liegen hier vor mir auf dem Couchtisch und werden regelmäßig mit dem Zeigefinger abgefahren. Ach ja, liebe Motorradhersteller: in der Geschichte des Alpenblitz 2017 ist noch Platz für eines Eurer Motorräder! 😉
2. Die Lust am Schrauben
Vor der Lust kam bei mir der Frust, als es mit der Honda überhaupt nicht voranging und ich vor allem immer wieder merkte, wie wenig Ahnung ich von den Dingen hatte, die ich mir vorgenommen hatte. Aber wie sagt der Lateiner so schön? „Per Ardua as Astra“, durch den Staub zu den Sternen. Man muss einfach machen und aus seinem Scheitern lernen. Wenn Dinge in die Hose gehen, einmal laut „Scheisse“ schreien, ein Frustbier trinken und vielleicht mal jemanden Fragen, der davon Ahnung hat (s.a. Punkt 3). Jeder von uns Gelegenheitsschraubern hat mal ahnungslos angefangen und dazu gelernt. Den Vergaser der Honda kann ich mittlerweile blind zerlegen, irgendwann verstehe ich auch mal die Fahrzeugelektrik oder kann selber eine Sitzbank aufbauen. Man muss halt einfach mal anfangen.
3. Die Gemeinschaft
Viele neue Bekanntschaften haben mein Motorrad-Universum in diesem Jahr bereichert. Vor allem die kleinen Dinge waren es, die dazu beigetragen haben, wie die schönen Motorcycle Nights im Bassy, die Treffen und Ausfahrten mit den Berlin Café Racern über die man immer neue Bekanntschaften gemacht haben, die einem auch gleich mit Rat und Tat beiseite standen (siehe 2). Oder einfach die Gewissheit, Montag abends auf ein Feierabendbier im Crossroads aufzuschlagen und garantiert einen Petrolhead zu treffen. Eine besondere Nennung haben sich hier Aileen, Sven und Stefan verdient. Aileen als Mutter der Kompanie der Berlin Café Racer, die in ihrer Herzlichkeit und ihrer positiven Energie das emotionale Bindeglied zwischen so vielen Menschen ist. Sven, der auch mal gerne und ohne mit der Wimper zu zucken drei Stunden seines Samstagnachmittags opfert, um mir mal schnell was zu schweissen. Und Stefan, mein Brother in Crime: keiner trägt eine Sani-Armbinde so stylish und sexy wie wir!
In diesem Sinne: bleibt diesem Blog auch in 2017 gewogen und „always keep the rubber side down“!
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