Die letzten drei Jahre bewegte ich die F800 GS auf den Dunlop Trailmax Mission, einem Reifen, der sowohl Strasse als auch leichtes bis mittleres Gelände kann. Der Reifen hat einen wirklich guten Job gemacht und war auf meinen bisherigen Ausflügen auf und abseits der Strasse ein guter Begleiter. Größere Schwächen zeigte er nur, wenn es sehr nass und matschig wurde. Die Reifenabnutzung ist auch sehr überschaubar, es wäre dem Reifen eine sehr viel längere Laufleistung möglich. Warum also neue Pellen aufziehen?

Der Grund waren schlicht und einfach meine gestiegenen Offroad-Ambitionen mit der GS. Die Honda Dominator rollt bereits auf Continental TKC80 und mit denen hatte ich im groben Geläuf schon sehr viel Spaß und das grobe Profil sorgt für sehr viel mehr Traktion. Das gleiche wollte ich für die BMW auch haben.

Warum wurde es der Heidenau K60 Ranger und nicht ein Metzeler Karoo 4 oder der Dunlop Trailmax Raid? Zum einen weil mir sehr viele Menschen mit Ahnung davon vorgeschwärmt haben – wenn Dir ein GS Trophy Teilnehmer wie Tim Schlage zu dem Reifen rät, weiss er von was er spricht. Zum anderen, weil ich bereits mit dem „Vorgänger“ K60 Scout sowohl auf meiner F650 GS gute Erfahrungen gemacht hatte und die F800 GS auch bereits beim Kauf mit dem Scout kam.

Der K60 im Einsatz auf Offroadtour und im Geländetraining

Bereits bei der Einfahrrunde mit dem neuen Reifen über Autobahn, Landstrasse und Feldwege war ich positiv überrascht. Das Abrollgeräusch ist absolut verträglich sogar bei höheren Autobahngeschwindigkeiten, der Reifen gibt einem auch auf forsch angefahrenen Landstrassenkurven ein sicheres Gefühl und eine gute Rückmeldung. Zwar verlangt er im Kurveneingang den für Grobstoller typischen härteren Druck am Lenker, dafür gibt es kein lästiges „Hineinkippen“.

Ans Eingemachte ging es dann kurze Zeit später als wir eine dreitätige Offroadtour an die polnische Ostseeküste unternahmen. Hier erwartete uns vor allem Sand, Schotter und einige Matschpassagen. Beides macht mit dem Ranger Spaß, die offene Profilgestaltung sorgt für ordentlich Traktion auf Schotter und gute Selbstreinigung. Die versetzten Blöcke nehmen auch Schrägauffahren über Böschungen ihren Schrecken. Dazu sorgen kleine Verbindungsstege zwischen äußeren und inneren Stollen für Stabilität, auch auf Asphalt.

Dennoch gab es denn einen Moment, an dem der Ranger auch seinen Meister fand: ich hatte mich an einer Stelle im polnischen Lehmboden fest gefahren und das Profil war fest zugesetzt und konnte nicht mehr genügend Traktion aufbauen.

Es kam aber auch erschwerend hinzu, dass ich mit dem Motorschutz leicht auf einer Bodenwelle aufsaß, daher möchte ich dies nicht alleine dem Reifen anlasten.

Auf der Tour hatten wir nur leichten Regen, daher konnte ich mir bislang noch kein komplettes Bild machen, wie der Reifen in komplett nassen Verhältnissen performt. Beim Vorgänger K60 Scout war ich da immer etwas zaghafter am Gas unterwegs, der zuletzt auf dem Motorrad montierte Dunlop Trailmax Mission gab mir hingegen immer ein sehr gutes Gefühl auf nassem Asphalt.

Ein paar Wochen nach der Offroadtour ging es dann zum Enduro Action Team nach Meltewitz, es stand mein nächstes Fortgeschrittenentraining an. Wir bewegten hier unsere Motorräder sehr ambitioniert über Sand, Split Schotter, gröberes Gestein, durch matschige Singletrails im Wald und abschliessend auch powerdriftend über den Acker.

In allen Beschleunigungszuständen – ob positiv, negativ oder quer – war der Ranger super stabil. Langsame, technische Passagen über grobes Geröll oder mit aufgerissenem Gashahn den Splitthang hinauf, nichts brachte ihn ins Schwitzen.

Zur Laufleistung kann ich nach so einer kurzen Zeit natürlich noch nichts sagen. Der K60 Scout hat sich einen Ruf als Langläufer erarbeitet mit gefahrenen Distanzen über 10.000km, ähnliches erwarte ich beim Ranger allerdings nicht. Je nach Fahrweise und Motorrad wird diese bei den meisten irgendwo zwischen 3000 und 6000 Kilometer liegen.

Auch der K60 Ranger ist insbesondere für mittlere und schwere Reiseenduros angedacht, die vorgestellten Dimensionen decken den gesamten genretypischen Bereich mit 21 bzw. 19 Zoll vorne sowie 18 bzw. 17 Zoll hinten ab. Während der Langläufer K60 Scout je nach Format einen Mittelsteg am Hinterreifen bietet, unterscheidet sich das Profil beim K60 Ranger jedoch nur in größenabhängigen Nuancen.

Abschliessend kann ich sagen, dass mich der Heidenau K60 Ranger voll überzeugt hat. Ein echter Reiseenduro-Allrounder für alle Terrains und einer sehr coolen Optik. Ich freue mich auf viele weitere und vor allem schmutzige Kilometer mit dem Ranger.