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Kategorie: Route des Grandes Alpes

Le Tour des Grandes Alpes – Tag 6: Guillestre, Galibier, Genf

Guillestre

Von unserem schnuckeligen Quartier in Guillestre aus fuhren wir zunächst nordwärts nach Briançon, wo sich unsere Wege trennten. Da Rolf auf den BMW Motorrad Days einen Vortrag über seine Motorrad-Weltreise halten musste, drehte er mit Reinhard und Akki ab Richtung Osten, während Thomas und ich weiter nordwärts Richtung Genf fuhren. Aber erstmal ein stimmungsvolles Abschiedsfoto vor der Festungsmauer in Briançon gemacht:

Die Kettenritzelcrew 2017 (Foto: Axel Thomsen)

Col du Lautaret

Von Briançon aus orientierten wir uns Richtung Villar-d’Arêne. Was zunächst gemütliches Cruisen durchs Alpental ist, wird spätestens beim Anstieg zu Col du Lautaret zum forcierten Angasen. Die langgezogenen Kurven sind sehr gut ausgebaut und erlauben laaaaaange Schräglagen. Nach dem Abzweig zum Col du Galibier wird das Asphaltband etwas schmaler und welliger, aber die Ausblicke umso beeindruckender.

Col du Galibier

An dieser Stelle muss ich mich selber korrigieren. In meiner Euphorie auf dem Col de la Bonette hatte ich vorschnell behauptet, daß wir in dem Moment die Top 10 der höchsten Alpenpässe voll gemacht hätten. Falsch, denn es fehlte noch die Nummer 5 in der Liste, der Col du Galibier mit seinen 2.646 m.

Wiederum waren wir erstaunt, wie wenig auf diesem Pass los war. Kurz unterhalb des Gipfel gibt es einen Tunnel, aber wer will da schon durchfahren, wenn er oben an der bekannten Spitzkehre ein Selfie machen kann. Die Aussicht von der Abfahrt war ebenfalls superschön, man kann weite Strecken des Asphaltbandes schon gut einsehen und schon etwas forscher angasen. Weiter unten wird es flacher und wir folgen für einige Kilometer dem Hochtal von Valloire, halten an für einen Café und geniessen den Blick auf die Berge.

Col du Télégraphe

Nähert man sich dem Col du Télégraphe wie wir von der Südseite, so ist man von der wenig spektakulären Passhöhe etwas überrascht. Schwupps ist die Haarnadelkurve da und von da an geht es bergab Richtung Valloire.

Wir folgen dem Tal einige Kilometer bis La Chambre, der Col de la Madeleine ist früh ausgeschildert.

Col de la Madeleine

Der Col de la Madeleine verbindet La Chambre mit Feissons-sur-Isère im Isère-Tal. Er schafft es fast auf eine Gipfelhöhe von 2.000 Metern, hat aber auch einige steilere Passagen und schöne Kurvenkombinationen. Auf die waren wohl auch die Luzerner Gold Wing-Fahrer aus, die uns ganz zu Anfang der Auffahrt ziemlich derbe gebügelt haben. Die hatten die 350 kg Lebendgewicht ihrer Stahlrösser ganz gut im Griff.

Wir entschlossen uns, unsere Mittagsmahlzeit nicht am Gipfel einzunehmen sondern fuhren ein kurzes Stück weiter und fanden einen wildromantischen Picknickplatz mit Blick auf das Mont Blanc-Massiv. Stilvoller geht es kaum. Vor allem war da ausser dem Rauschen des Bergbaches und dem gelegentlichen Kuhglockengebimmel eine herrliche Ruhe.

Col des Saisies

Ein kurzes Stück auf der Autobahn verschaffte etwas mehr Fahrtwind als auf den kurvigen Alpenpässen, auch heute meinte es die Sonne sehr gut mit uns. In Albertville bogen wir auf die Landstrasse ab und fuhren nordwärts. Eigentlich hatte ich die Alternative im Hinterkopf, einen Schlenker über die Barrage de Roselend zu fahren. Aber irgendwie wars mir zu warum und ich mochte nicht mehr. Aber wie gut, wenn man einen Mitfahrer wie Thomas hat, der dann einfach aufstieg und meinte, ich solle ihm hinterher fahren. So fuhren wir eine kleine, lustige Schleife über den Col des Saisies.

Saisies selber ist ein relativ seelenloser Wintersportort, aber die Auffahrt machte sehr viel Spass. Die Rückseite des Col des Saisies, ebenfalls relativ gut ausgebaut, führt durch viele kleine Dörfer und an einzelnen Gehöften vorbei und erreicht nach etwa 15 km Flumet und die N212 zwischen Albertville und Chamonix.

Col des Aravis

In Flumet schliesst sich gleich die Auffahrt zum Col des Aravis an. Zunächst geht es eine enge, schattige Schlucht entlang, bei La Ciettaz beginnt der Anstieg zur Passhöhe in engen Kurven.

Wir hielten kurz hinter der Passhöhe, legten uns ins Gras und genossen die fast schon werbisch-klischeehafte Alpenkulisse.

Unsere ursprünglich geplante Route nach Genf konnte wir leider nicht fahren, da kurz hinter Saint-Jean de Sixt die Strasse voll gesperrt war. Wir folgten der Umleitung über Thones, was ein Fehler sein sollte. Denn so mussten wir über Annecy und die Autobahn einen Riesenschlenker fahren, bis wir an unser Ziel in Genf erreichen sollten. Wären wir rechts rum über Le Reposoir gefahren, hätten wir fast die ursprünglich geplante Route einhalten können.

Gefahrene Route

Und hier der Tag aus Thomas Sicht.

Le Tour des Grandes Alpes – Tag 5: die Königsetappe von Briançon nach Guillestre

Briançon

Mit dem Wetter hatten wir Glück, denn das Gewitter hat sich die Nacht zum abregnen gesucht und so durchbrach am nächste Morgen die Sonne den Frühnebel und schien auf die imposante Festung von Briançon. Und auf unsere bescheidene Herberge.

Wir verliessen Briançon in Richtung Cervières und dem Col d’Izoard.

Col d’Izoard

Mit seinen 2.360 Metern ist er der dritthöchste Pass der Route des Grandes Alpes, aber in die Top 10 der höchsten Alpenpässe schafft er es damit leider nicht. Macht nix, denn dieser Klassiker der Tour de France ist auch so ein Genuß. Auf der Passhöhe zollt ein kleines Museum der Radfahrgeschichte des Passes Tribut, auf der anderen Strassenseite steht das bekannte Steindenkmal.

War die Nordseite des Passes durch die weiten Kurvenschleifen kurz vor dem Gipfel ein fahrerischer Spaß, beeindruckt die Südseite optisch durch die trockene Verwitterungslandschaft mit Schutthalden und Felsnadeln.
Im Tal passieren wir das Dörfchen Château-Queyras um nach ein paar Kilometern bereits den nächsten Anstieg zum Col Agnel in Angriff zu nehmen.

Col Agnel

Der Col Agnel bzw. Colle dell’Agnello ist der höchste Grenzpass der Alpen, mit 2.746 Metern Höhe fehlen ihm nur ein paar Meter auf das Stilfser Joch. Was ihn sehr positiv vom Stilfser Joch unterscheidet: er ist meiner Ansicht nach viel schöner zu fahren und der Affenzirkus am Gipfel fehlt komplett. Nur ein Parkplatz, ein Gipfelschild und eine atemberaubende Aussicht.

Als ich die Route im Frühjahr plante, hatte ich zwischen für den Weg zwischen dem Col Agnel und dem Col de la Bonette keinen Plan. Irgendwie suchte ich mir eine Route über die Berge, die einigermassen spannend und kurvenreich aussah. Damals wusste ich noch nicht, welchen Volltreffer ich landen sollte.

Colle di Sampeyre

Nach der Abfahrt vom Col Agnel folgte nach der Ortschaft Sampeyre der Anstieg zum Colle di Sampeyre. Auch hier finden wir wieder eine sehr schmale Strasse vor, die das Durchschnittstempo senkt, aber gleichzeitig auch die Möglichkeit erhöht, die tolle Landschaft links und rechts des Asphaltbandes wahrzunehmen. Definitiv ein Genußfahrer- denn ein Heizerpass.

Mairatal

Von Stroppo bis Ponte Marmora folgten wir kurz dem idyllischen Mairatal.

Colle del Vallonetto

Wenn man drei Alpengipfel innerhalb von zwei Kilometern fahren möchte, ist man hier an der richtigen Stelle. Zunächst kommt der Colle d’Esischie, dann der Colle del Vallonetto und ein paar hundert Meter weiter der Colle Fauniera. Die Auffahrt aus Richtung Ponte Marmora ist schon ein Genuß. Eine gut ausgebaute, aber schmale Strasse die sich im oberen Bereich in ein Hochtal öffnet mit schönen gut einsehbaren Kurven. Der Blick zum Gipfel ist fast immer da.
Oben auf dem Colle d’Esischie angekommen umspielen die Wolken die Berggipfel, aber weichen schnell wieder der Sonne. Und wir wundern uns um den oben parkenden T5 mit Anhänger, auf dem eine XT600 festgezurrt war. Hat da jetzt einer sein Motorrad den Berg hochgezogen, um oben erst in die Maira-Stura-Kammstraße einzusteigen? Oder warum macht man sowas? Egal, kurz den Kopf geschüttelt und weitergefahren.

Als wir den Colle Fauniera erreichten, musste Rolf als führender Fahrer mal rechts ranfahren, um den Blick über das Tal schweifen zu lassen. Jemand, der mit dem Motorrad die Welt umrundet hat und schon vieles gesehen hat, ist sicherlich schwerer zu beeindrucken als der Durchschnittsmotorradfahrer. Dieses Panorama hat es auf jeden Fall geschafft, ihn zu berühren. Kann man verstehen, oder?
Die Abfahrt nach Demonte zieht sich etwas. Interessanterweise ist die direkte, geteerte Abfahrt teilweise nur für Fahrradfahrer freigegeben, alle anderen müssen sich über geschotterte Zwischenpassagen nach unten bewegen. Im Tal angekommen ist es mittlerweile nachmittags, es hat deutlich über 30 Grad und wir machen erstmal Pause.

Wir hatten noch über 100 Kilometer auf der Uhr und die GS-Fraktion war etwas gebraucht und entschied sich, unseren Zielort Guillestre direkt anzusteuern. Ich hatte aber dermassen Hummeln im Hintern, den Col de la Bonette zu erreichen. Thomas Gottseidank auch.

Col de la Lombarde

Zurück nach Frankreich sollte uns der Col de la Lombarde führen. Den Namen des Passes musste ich erst im Nachhinein nachschauen, während der Planungsphase war das eben nur die Strasse, die uns zum südlichen Wendepunkt unserer Tour führen sollte.

Eingerahmt wird der Pass vom Bergen Cime de la Lombarde (2.800 m) im Nordosten und dem Tête de l’Adrech (2.475 m) im Südwesten. Die Passhöhe liegt auf 2.350 m, das sind stramme 300 Höhenmeter mehr als die Bielerhöhe auf der Silvretta-Hochalpenstrasse Und hier ist das einfach ein kleiner Pass in einem Seitental zwischen Italien und Frankreich. Thomas und mir gingen langsam die Superlative aus. Noch geilere Kurven, noch schönere Panoramen. Einfach alles geil.
Durch den Retorten-Skiort Isola 2000 und Isola überbrückten wir zügig die 30 Kilometer bis ins Örtchen Saint-Étienne-de-Tinée, wo sich langsam der Anstieg zum Finale des Tages und dem Höhepunkt der ganzen Tour abzeichnete. Der Col de la Bonette stand vor uns.

Col de la Bonette

Es war kurz vor 18:00 Uhr, die Sonne stand schon tief und wir waren trotz über 12 Stunden im Sattel aufgeregt wie die jungen Hühner. Unterbrochen von einigen Fotostopps arbeiteten wir uns langsam auf die 2.802 m des Cime de la Bonette hoch. Beobachtet von gefühlt 25 Murmeltieren, aber nur von 5 Motorradfahrern und 3 Autofahrern genossen wir diese Kilometer mehr als alles in unserem Motorradfahrerleben.

Oben angekommen war das für mich ein extrem emotionaler und erfüllender Moment. Vor zwei Jahren hatten wir den Gedanken an diese Tour mit diesem höchsten asphaltierten Alpenpass als Krönung. Und nun standen wir hier und es fehlten uns die Worte ob des Ausblicks.

Bei der Abfahrt Richtung Jausiers passieren wir noch den Col de Restefond (2.680 m) und kurz danach die beeindruckenden Ruinen der Caserne de Restefond. Die Abendsonne taucht die gut ausgebaute und kurvige Abfahrt in sehr weiches Licht und macht den Moment einfach perfekt, mit Sicherheit der schönste in meinem bisherigen Motorradleben. Noch weiter aufgehellt wurde er durch die riesige Horde an Schafen und Lamas, die uns auf der Strasse plötzlich entgegenkamen und uns umfluteten wie eine Riesenwelle. Ein großartiger Spaß.

Col de Vars

Zwischen uns und unserem Tagesziel Guillestre lag noch der Col de Vars. Mag er ein Veteran der Tour de France sein, am heutigen Tag war er lediglich der abschliessende Digestif nach einem großartigen, mehrgängigem Menü eines Sternekochs.

Auf Motor 8 kannst Du den Tag aus Thomas Sicht lesen.

Gefahrene Route

Le Tour des Grandes Alpes – Tag 4: Aostatal bis Briançon

Für den Weg aus dem Aostatal Richtung Kleiner Sankt Bernhard hatte meine Routenplanung ein paar Extrakurven eingebaut. Unfreiwilligerweise, denn ich hatten den Vorschlag von kurviger.de ungeprüft übernommen und so kamen wir in den Genuß einiger dörflicher Nebenstrassen am Hang. Auf jeden Fall offenbarte sich uns bereits früh der Blick auf den Mont Blanc, den wir am diesen Tag noch einige Male aus verschiedenen Blickwinkeln geniessen sollten.

Kleiner Sankt Bernhard

Freundlicherweise hatte das lokale Strassenverkehrsamt den Kleinen Sankt Bernhard komplett neu geteert. Blank und glatt wie ein Babypopo lag die Passtrasse vor uns und wir nahmen das Geschenk gerne an. Die Paßhöhe machte uns mehr Spaß als die auf dem Großen Sankt Bernhard. Die GS-Fraktion nutzte die große Wiese zum leichten beschmutzen der Motorräder.

Col de l’Iseran

Die Abfahrt nach Bourg St. Maurice war sehr beschwingt, auf halber Höhe fand Rolf eine Abkürzung irgendwo durch den Wald und Schotter und nahm Reinhard mit. In Val d’Isère sammelten wir die beiden wieder ein und machten uns dran, mit dem Col de l’Iseran einen Klassiker der Tour de France und der französischen Alpen schlechthin zu erobern. Man muss sich pausenlos entscheiden, ob man die Kurven aufschnupfen möchte oder das Panorama geniessen möchte. Und wenn man glaubt, es kann schöner nicht werden kommt hinter der nächsten Biegung eine noch berauschendere Aussicht. Nicht umsonst gehört der Iseran zur Panoramastrecke der Route des Grandes Alpes.

Ab Bonneval-sur-Arc ging es eine zeitlang im Tal entlang, aber auch das war ein Genuß. Perfektes Motorradwetter und überall traumhafte Natur und Berggipfel. Herrlich. Der nächste Anstieg erwartete uns zum:

Col du Mont Cenis

Dieser Pass war jetzt nicht so spektakulär, aber das ist auch Klagen auf hohem Niveau. Wenn man sich in diesem Revier bewegt, ist alles unter 2.000 m Gipfelhöhe und mit weniger als 40 Kurven biedere Hausmannskost. Am Stausee Lac du Mont Cenis vorbei passierten wir abermals die französisch-italienische Grenze und nahmen die Abfahrt Richtung Susa. Auch diese war sehr gut ausgebaut und gespickt mit schönen Kurven, nur das allenthalben vorhandene Tempolimit mahnte zur Mäßigung.

In Susa machten wir kurz halt, aber ohne Fahrtwind war es uns definiv zu warm. Nach einem kurzen Plausch mit einem deutschen GS-Fahrer, der auf dem Weg zum Stella Alpina war, machten wir uns auf zum nächsten Pass.

Colle delle Finestre

In Susa verpasst man fast den Abzweig zum Finestre, ganz unscheinbar geht es rechts weg den Berg hinauf. Die Strasse wird immer schmäler und die Kurven immer enger. Mehr als den zweiten Gang brauche ich hier nicht um das schmale Spaghettiband empor zu turnen.

Irgendwann kurz vor Ende der Baumgrenze war dann der Asphalt alle und Schotter war angesagt. Daran hatte ich Torfkopp bei der Routenplanung nicht gedacht. Den mitfahrenden GS-Treibern war das relativ egal, aber Thomas und ich schauten uns mit unseren strassenbereiften und weniger üppig gefederten Maschinen an. Egal, muss gehen, ab dafür.

Und es ging erstaunlich gut mit der Tracer 900 den Berg rauf. Stehend in den Fussrasten und meistens im zweiten Gang schnürte ich mit der Maschine den Berg rauf. Irgendwann wurde es ihr aber etwas warm und bei 107° Öltemperatur gönnte ich ihr eine kleine Verschnaufpause. Thomas S1000R hatte das gleiche Problem, so nutzten wir den Moment zum genießen der Aussicht und warteten, bis Rolf und Reinhard zu uns aufgeschlossen hatten, die sich eine kleine, abweichende Route gesucht hatten.

Als die beiden bei uns ankamen, feierten sie erstmal diesen Schotterpass. Gemeinsam machten wir uns auf die letzten Kilometer bis zum Gipfel. Hatte ich mich in Susa noch gewundert, daß das Navi für die Paar Kilometer auf den Colle delle Finestre 1,5 Stunden Fahrdauer angegeben hatte, war mir jetzt klar, warum. Tolles Erlebnis, aber das nächste Mal komme ich hier mit einer Enduro her.

Über Sestrière fanden wir unseren Weg zum Ziel des heutigen Tages, Briançon. Es gibt Tage, da schmeckt das Ankunftsbier noch besser als an anderen. Heute war so einer. In der Altstadt / Festung von Briançon genossen wir ein leckeres Abendessen, bevor wir uns in Erwartung der Königsetappe am nächsten Tag in die Betten schmissen.

Gefahrene Route

Lest auch den Tag im Bericht bei Motor8.

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