Kettenritzel.cc

Motorradblog über Benzinkultur, Motorradtouren und Custombikes

Staub, Trails und Lagerfeuer – das Dusty Lizard Campout 2025 in Rumänien

Nicht jedes Motorradtreffen braucht ein großes Rahmenprogramm. Manchmal reicht ein schöner Ort, ein paar gute Leute und die richtige Mischung aus Schotter, Lagerfeuer und Kaffee am Morgen. Genau das verspricht das Dusty Lizard Campout, das vom 31. Juli bis 3. August 2025 in Albac, Rumänien stattfindet. Veranstaltet von Mosko Moto Europe, richtet sich das Wochenende an alle, die gerne selbst entscheiden, wie viel Abenteuer sie wollen – Hauptsache, das Motorrad ist dabei.

Basecamp in den Apuseni-Bergen

Das Camp liegt auf dem Gelände von Steaua Ariesului, nur einen Kilometer außerhalb von Albac. Zugang gibt’s bequem über eine asphaltierte Straße, also auch mit Auto und Anhänger kein Problem. Die Landschaft? Ein Tal am Rand des Apuseni-Gebirges, ruhig, grün, weit weg vom Trubel. Perfekt, um tagsüber die Trails zu erkunden und abends am Feuer zusammenzukommen.

Selbstbestimmtes Fahren

Es gibt keine geführten Touren, kein Zwangsprogramm. Stattdessen bekommst du GPX-Tracks für alle Levels: von einfach bis technisch. Alles legal befahrbare, öffentliche Wege. Du kannst dich einer Gruppe anschließen oder alleine losziehen – so wie’s für dich passt. Die Mosko-Moto-Crew ist ebenfalls mit auf den Strecken unterwegs.

Camp-Routine: Kaffee, fahren, Lagerfeuer

Das Programm ist klar: Frühstück und Kaffee ab 7 Uhr, dann geht’s los auf die Piste. Mittagessen ist nicht eingeplant – die meisten sind tagsüber unterwegs. Abends gibt’s warmes rumänisches Essen, Drinks und Lagerfeuer. Am Freitag und Samstag spielt dazu Live-Musik mit rumänischer Folklore. Wer will, kann bei Workshops rund ums Reisen und Motorradfahren mitmachen. Und natürlich Mosko Gear vor Ort anfassen, ausprobieren – und mit 10 % Rabatt kaufen.

Verpflegung und Ausstattung

Im Preis enthalten sind Frühstück, Abendessen, alkoholfreie Getränke tagsüber und abends auch Bier oder Longdrinks. Wer lieber Wein oder Schnaps möchte, sollte selbst mitbringen. Die Camp-Infrastruktur ist einfach, aber zweckmäßig: Toiletten, Duschen, Lagerfeuerstellen, ein kleiner Waschplatz für die Mopeds. Zelt und eigenes Geschirr bitte mitbringen.

Vegetarisch oder glutenfrei? Gibt’s nur sehr eingeschränkt – wer spezielle Ernährung braucht, sollte sich besser selbst versorgen.

Anreise & Teilnahme

Du kannst mit dem Bike anreisen oder mit dem Auto plus Anhänger – Parkplätze sind vorhanden. Dein Motorrad muss straßenzugelassen und versichert sein. Leihmotorräder gibt’s nach Rücksprache mit dem Orga-Team.

Preis & Anmeldung

Ein Wochenendticket kostet 350 Euro pro Person. Enthalten sind:
– 3 Übernachtungen im Zelt
– 3x Frühstück, 2x Abendessen
– alle Getränke (auch alkoholisch)
– Musik, Workshops, GPX-Tracks
– Nutzung der Infrastruktur vor Ort

Donnerstag ist Anreisetag, aber ohne Abendessen. Offizieller Start ist Freitag früh, Checkout am Sonntagmittag.

Fazit

Das Dusty Lizard Campout klingt nach einem Treffen für Leute, die draußen sein wollen, sich den Staub nicht wegwünschen und lieber in den Karpaten sitzen als in der Instagram-Timeline. Weniger Show, mehr Miteinander. Und dazu ein echtes Stück Rumänien. Infos und Anmeldung findest du unter www.moskomoto.eu .

Vorfreude auf den Sachsenring: Der MotoGP-Zirkus rollt wieder an

Noch drei Wochen bis zum lautesten Wochenende des Jahres – am zweiten Juli-Wochenende ist es wieder soweit: Der Sachsenring wird zur Arena für den Liqui Moly Motorrad Grand Prix Deutschland. Zwischen dem 11. und 13. Juli dreht sich in Hohenstein-Ernstthal alles um Geschwindigkeit, Spannung und große Emotionen. Die Strecke verwandelt sich schon jetzt in eine Hochsicherheits- und Hightech-Zone.

Ich war im letzten Jahr zum ersten Mal beim DTM-Rennen vor Ort – und war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, wie eng, hügelig und spektakulär diese Strecke ist. Man hat von fast überall gute Sicht, die Atmosphäre ist familiär und gleichzeitig professionell. Dass hier ein MotoGP-Rennen ausgetragen wird, passt perfekt.

Und man merkt: Das hier ist nicht einfach ein Event, das ist eine Maschine, die mit voller Kraft hochfährt. Über 250.000 Besucher:innen waren es im letzten Jahr – das größte Einzelsportevent Deutschlands. Damit das überhaupt funktioniert, wird seit Wochen geplant, koordiniert und gebaut. Strom, Datenleitungen, Tribünen, Zäune, Sicherheit – alles muss passen, alles muss halten.

145 Container werden aufgebaut, 25 Kilometer Datenkabel verlegt, 2.000 Einsatzkräfte koordiniert. Selbst der Verkehr wird aufwendig geregelt, mit über 1.000 Schildern und eigens angelegten Zufahrten. Dazu kommen Hubschrauber für Sicherheit und Übertragung, Airfence-Module zum Schutz der Fahrer:innen, frisch gestrichene Curbs – und sogar Blumendeko im Fahrerlager.

Sportlich verspricht die Saison 2025 schon jetzt einiges: Titelverteidiger Francesco Bagnaia liefert sich ein enges Duell mit Jorge Martín, während Marc Márquez auf der Ducati Kundenmaschine wieder um Podestplätze kämpft. Der Sachsenring gilt traditionell als eine seiner Lieblingsstrecken – und nach seinem starken Comeback hoffen viele Fans auf eine Glanzleistung. Auch KTM und Aprilia wollen auf dem kurvigen Kurs in Sachsen angreifen. Für die Fahrer ist der Sachsenring eine echte Herausforderung: technisch anspruchsvoll, kaum Verschnaufpausen – aber genau das macht ihn so besonders.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren – und der Sachsenring ist bereit. Wer noch kein Ticket hat: Es gibt noch welche ab 39 Euro, Kinder unter 14 kommen in Begleitung sogar kostenlos auf die Stehplätze.

Mehr Infos und Tickets: adac.de/motogp oder direkt über die Hotline 03723/8099111.

Ich freu mich drauf – und vielleicht sehen wir uns ja dort.

Fotos: ADAC

Drei Wege durch den Darién Gap – oder daran vorbei

Der Darién Gap ist eine der letzten echten Lücken auf der Landkarte. Rund 100 Kilometer breit und bis zu 160 Kilometer tief zieht sich dieses Gebiet zwischen Panama und Kolumbien – ein Mix aus Regenwald, Sumpf, Bergen und Flüssen. Es ist das einzige fehlende Teilstück der Panamericana, der berühmten Fernstraße von Alaska bis nach Feuerland. Eine durchgehende Straße gibt es hier bis heute nicht.

Warum? Zum einen ist das Gelände extrem schwierig: dichte Vegetation, ständiger Regen, kaum Infrastruktur. Zum anderen ist die Region politisch und ökologisch sensibel. Seit Jahrzehnten warnen Umweltschützer vor einem Straßenbau durch den Regenwald. Gleichzeitig ist das Gebiet Rückzugsort für indigene Gemeinschaften wie die Emberá und Wounaan – und war lange Zeit auch eine Hochburg für Schmuggler, Guerillagruppen und paramilitärische Einheiten. Eine Durchfahrt ist deshalb nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch politisch und persönlich riskant.

Ich bin auf das Thema gestoßen, weil Norman & Ellie – besser bekannt als the8hundreds – bald genau hier stehen. Mit beiden war ich letztes Jahr auf Tour. Mittlerweile fahren sie ihre Weltreise weiter. Den Darién Gap werden sie nicht durchqueren, sondern überfliegen. Motorräder ins Flugzeug, selbst mit – dann geht’s weiter in Südamerika. Eine pragmatische, aber nicht ganz günstige Lösung. Die sicherste sowieso.

Der pragmatische Weg: Mit dem Flieger nach Kolumbien

Norman & Ellie machen das, was viele Overlander tun: Sie umgehen den Dschungel aus der Luft. Die Motorräder werden in einer Frachtmaschine verladen, sie selbst fliegen separat hinterher. In ein paar Tagen ist das erledigt – wenn man den Papierkram, die Logistik und die Kosten im Griff hat. Und man spart sich Tropenkrankheiten, Schmugglerpfade und kaputtes Fahrwerk.

Der harte Weg: Vier Veteranen, ein Ziel, kein Rückweg

Ganz anders die US-Veteranen, die sich im Film „Where the Road Ends“ mit ihren Motorrädern durch den Dschungel kämpfen. Keine Straße? Dann eben tragen, schieben, paddeln. Sie fahren vom Polarkreis bis nach Feuerland, und sie wollen nicht auslassen, was alle anderen auslassen: den Darién Gap. Was folgt, ist ein Kampf gegen Natur, Erschöpfung, Technik und Nerven. Absolut sehenswert – nicht wegen der Maschinen, sondern wegen der Menschen.

Der kreative Weg: Ein Floß, ein Motorrad und der Ozean

Und dann gibt es da noch Dylan Wickrama. Der Mann mit der BMW auf dem Floß. Statt durch den Dschungel fährt er über’s Meer. Er baut ein Ponton aus alten Ölfässern, befestigt seine GS, und hängt einen Schiffsschrauben-Antrieb an das Hinterrad. Dann tuckert er entlang der Küste nach Kolumbien – allein, mit Benzinkanistern und Abenteuerlust. Seine Dokumentation „When the Road Ends“ erzählt davon mit viel Humor, Verzweiflung und ziemlich viel Salzwasser.

Drei Wege, eine Lücke. Oder: drei Arten, damit umzugehen, wenn die Straße aufhört. Wer selbst von einer Panamericana-Tour träumt, kommt an diesem Thema nicht vorbei. Und wer nur träumen will, dem sei der Filmabend empfohlen.

Foto Blogheader: Dylan Wickrama

Azores Untamed – mit Charley Boorman unterwegs auf São Miguel

Mitten im Atlantik, rund 1.400 Kilometer westlich vom europäischen Festland, liegt ein kleines Archipel, das oft übersehen wird: die Azoren. Neun Inseln, vulkanischen Ursprungs, verteilt auf drei Kontinentalplatten – amerikanisch, eurasisch und afrikanisch. Klingt nach Spannung? Ist es auch. Die Erde ist hier nie ganz ruhig, überall dampft, blubbert oder bebt es. Und genau deshalb ist es dort so grün, so schroff und so reizvoll.

Die größte der Inseln heißt São Miguel. Rund 750 Quadratkilometer, also in etwa so groß wie Hamburg – nur mit mehr Kühen, mehr Kurven und deutlich weniger Ampeln. Die Hauptstadt Ponta Delgada ist das Tor zur Insel, aber das wahre Highlight beginnt direkt hinterm Ortsausgang: schmale Straßen, saftig grüne Berghänge, Steilküsten und Kraterseen wie gemalt.

Kein Wunder also, dass auch Charley Boorman dort gelandet ist. In einem Kurzfilm, produziert von Rugged Frames für Touratech, erkundet er São Miguel mit der neuen BMW R1300 GS Adventure. Die Macher Canan und Stefan kennt man unter anderem von den Adventure Country Tracks und diversen Touratech-Produktionen – sie wissen also, wie man Motorradreisen ins richtige Licht rückt.

Mit dabei ist Paul Guillien, CEO von Touratech USA. Die beiden rollen durch die westlichen Höhenzüge bei Sete Cidades, umrunden den Lagoa do Fogo, erkunden die Ostküste bei Nordeste und finden zwischendurch auch ein paar unbefestigte Passagen, die zeigen, dass die neue GS nicht nur für Instagram gemacht wurde.

Der Film bleibt angenehm unaufgeregt. Keine übertriebenen Abenteuerszenen, kein übertriebenes Posing – sondern ehrliche Eindrücke von einer Insel, die sich perfekt mit dem Motorrad erkunden lässt.

Wer’s nachmachen will: Flüge nach Ponta Delgada gibt’s ab Deutschland mit einem kurzen Stopp in Lissabon. Motorradverleih geht unkompliziert vor Ort – etwa bei Azores Moto Rent oder Azores Easy Rent. Beide Anbieter führen auch die Aprilia Tuareg mit der man für dieses Abenteuer gut gerüstet sein sollte.

Die beste Reisezeit liegt zwischen Mai und Oktober. Dann sind die Temperaturen mild, die Niederschläge überschaubar – wobei das Wetter auf São Miguel nie komplett planbar ist. Vier Jahreszeiten an einem Tag sind dort eher Regel als Ausnahme. Wer Regenklamotten nicht mag, sollte lieber in Andalusien bleiben.

Eleganz trifft Abenteuer: Die Custombikes von Kingston Custom, Fuel Motorcycles und LSL zur Bike Shed Show und dem Club of Newchurch 2025

Rund um die diesjährige Bike Shed Show in London sowie das finale Club of Newchurch-Festival in Österreich präsentierte Royal Enfield wieder einmal eindrucksvoll, warum die Marke zu den beliebtesten Plattformen in der internationalen Customszene gehört. Drei Umbauten stechen besonders hervor – „The Kingsman“ von Kingston Custom, „Fury 650“ von Fuel Motorcycles und eine agile Supermoto-Bear 650 von LSL-Motorradtechnik. Drei Bikes, drei Stilrichtungen – aber ein gemeinsamer Nenner: Leidenschaft für gutes Motorrad-Design.

The Kingsman – Der Gentleman-Racer von Kingston Custom

Dirk Oehlerking von Kingston Custom ist bekannt für seine skulpturalen Umbauten, bei denen Technik und Kunsthandwerk eine nahezu symbiotische Beziehung eingehen. Mit dem Projekt The Kingsman, das auf der Royal Enfield Shotgun 650 basiert, hat er sich selbst übertroffen. Das Motorrad wurde in seinem Atelier – einer ehemaligen Schmiede im Ruhrgebiet – vollständig von Hand gefertigt. Das gesamte Bodywork besteht aus 2 mm starkem Aluminium, das Oehlerking in klassischer Handarbeit formte. Der Umbau misst fast vier Meter in der Länge und wirkt wie ein Art-Deco-Monument auf zwei Rädern.

Dabei ist The Kingsman nicht nur eine Studie in Eleganz, sondern auch eine Hommage an britische Gentlemen-Kultur. In Anlehnung an den gleichnamigen Filmklassiker trägt das Motorrad eine ganze Reihe stilvoller Accessoires: Neben Spiegel, Kamm, Besteck und Flaschenöffner finden sich auch eine kleine Flasche Gin und Tonic sowie ein integrierter Regenschirm an Bord. Der Tacho ist in den Hauptscheinwerfer integriert, das Rücklicht stammt stilecht aus einem Cadillac von 1958. Der originale Royal Enfield Rahmen wurde lediglich im Bereich der Schwinge um 100 mm verlängert, um die Proportionen des Designs zu stützen. Technisch blieb vieles original, was unterstreicht: Hier stand die Form im Vordergrund, nicht die Funktion – und genau das macht The Kingsman zu einem echten Kunstobjekt.

Zwischen Mythos und Maschinen – zu Besuch im Nationalen Automuseum – The Loh Collection

Eigentlich dachte ich, mich könne nicht mehr viel überraschen, wenn es um Automuseen geht. Dann stand ich in einer ehemaligen Schraubenfabrik in Dietzhölztal – und staunte. Das Nationale Automuseum – The Loh Collection ist nicht nur ein Museum. Es ist ein Statement. Und für mich eine der eindrucksvollsten Fahrzeugsammlungen, die ich je gesehen habe.

Von der privaten Leidenschaft zum öffentlichen Museum

Hinter der Sammlung steht der Unternehmer Rainer M. Loh, der über Jahrzehnte hinweg mit viel Gespür, Fachwissen und Leidenschaft eine der exklusivsten Fahrzeugsammlungen Europas aufgebaut hat. Ursprünglich war die Sammlung nicht öffentlich zugänglich – sie war ein privates Refugium für Liebhaber klassischer Technik. Doch 2023 wurde daraus ein echtes Museum: In den aufwändig restaurierten Industriehallen einer früheren Fabrik in Dietzhölztal-Ewersbach entstand auf 5.000 Quadratmetern ein Ort, der Technikgeschichte, Designikonen und Motorsport-Mythen zusammenbringt.

Exponate mit Gänsehautgarantie

Wer durch die Ausstellung geht, merkt schnell: Hier wurde nicht einfach ein Fuhrpark in Reih und Glied gestellt. Die Fahrzeuge sind sorgfältig kuratiert, thematisch sortiert und mit viel Raum zur Wirkung gebracht. Und das Line-up? Mehr „Wow“ geht kaum.

Ein paar Highlights:

  • Ferrari 250 GTO – eines der teuersten und begehrtesten Autos der Welt, in makellosem Zustand.
  • Bugatti Type 57 Atlantic Recreation – mit Liebe zum Detail nachgebaut, in dramatischer Kulisse platziert.
  • Mercedes-Benz 300 SLR „Uhlenhaut Coupé“ (als Replika) – das Original gilt als das teuerste Auto der Welt.
  • Maybach Exelero – ein Einzelstück, gebaut für Reifentests bei über 350 km/h, mit einer Form, die eher Batmobil als Limousine ist.
  • Bucciali TAV8-32 „Golden Arrow“ – französischer Art-déco-Traum mit Frontantrieb und Details wie aus einem Science-Fiction-Film der 1930er.
  • Citroën DS21 „Le Dandy“ by Chapron – eleganter Umbau der Göttin zum zweitürigen Coupé, selten und stilistisch ein Volltreffer.
  • Und natürlich: zahlreiche Le-Mans- und DTM-Rennfahrzeuge, die Motorsportgeschichte geschrieben haben – vom Gruppe-C-Prototypen bis hin zu Tourenwagen-Ikonen der 80er und 90er.

Spread the Volt, Vol. 3 – das war das Reload.Land 2025

Zum dritten Mal wurde Berlin am vergangenen Wochenende zum Hotspot der elektrifizierten Zweiradwelt. Das Reload.Land 2025 brachte am 7. und 8. Juni alles zusammen, was Rang, Namen und ein Ladegerät hat: von progressiven Elektrobikes über abgefahrene Custom-Umbauten bis hin zu erstmals gezeigten Prototypen – das Ganze verpackt in entspannter Festivalatmosphäre.

Von den großen Herstellern waren Can-Am und Livewire vertreten, Zero glänzte leider durch Abwesenheit. Dafür wagte mit Ultraviolette ein neuer Hersteller den Sprung nach Europa und wählte die Reload.Land als Rahmen für seinen Markteintritt in Deutschland. Liebhaber klassisch gestylter Motorräder kamen bei Maeving und Black Tea Motorcycles auf ihre Kosten, Kleinkraftradfahrer konnten sich bei Second Ride, Emco oder Soom umschauen.

Mein persönliches Highlight war die Custom Ausstellung. Hier bot der Napoleon Komplex als neue Veranstaltungslocation viel mehr Raum zur Inszenierung und den hat das Team um Max Funk sehr gut genutzt.

Ein echter Hingucker war Ichiban Motorcycles. Die Jungs haben ihr bislang nur digital bekanntes Design jetzt in die Realität gebracht – und es sieht aus wie ein Cyberbike direkt aus einem Science-Fiction-Film. Der Prototyp stand in Berlin erstmals öffentlich auf eigenen Rädern. Ob fahrbereit oder nicht, war nebensächlich – das Teil wurde zum Selfie-Magnet.

Gleich daneben: der VOLTO von JP Performance. Ein Elektroauto auf Tuning-Steroiden, das zeigt, wie man auch als Petrolhead mit Strom Spaß haben kann. Dass ausgerechnet JP in diesem Kontext auftaucht, passt zur Grundidee von Reload.Land: keine Dogmen, nur Ideen.

DTM in Zandvoort: Zwei Rennen, jede Menge Drama

Zugegeben, wir waren nicht vor Ort. Aber wer in diesem Jahr die DTM verfolgt, weiß: Einschalten lohnt sich wieder. Enge Kämpfe, starke Fahrten – und auf dem Dünenkurs von Zandvoort gab es obendrauf noch die perfekte Kulisse. Zwei Rennen, zwei Geschichten. Und beide hätten es verdient, in die Saison-Highlights aufgenommen zu werden.

Samstag: Güven behält den Durchblick

Das erste Rennen am Samstag war eines dieser typischen Zandvoort-Rennen. Wechselhaftes Wetter, knifflige Reifenentscheidungen – wer da die Nerven behält, kann groß abräumen. Ayhancan Güven tat genau das. Der Porsche-Pilot von Manthey EMA hatte das richtige Timing beim Boxenstopp, setzte früh auf Slicks und behielt auch beim späten Restart nach Safety-Car-Phase die Übersicht. Sieg Nummer zwei für den schnellen Türken.

Hinter ihm: Nicki Thiim im Lamborghini. Der Däne setzte auf Slicks von Anfang an – mutig, aber clever. Der Lohn: Platz zwei und das erste DTM-Podium für Abt Sportsline in der neuen Lamborghini-Ära. Maximilian Paul komplettierte das Podium und bescherte seinem Familienrennstall das erste Top-3-Ergebnis überhaupt. Starkes Rennen, mutige Strategie – genau das, was die DTM gerade ausmacht.

Top 5 – 5. Meisterschaftslauf (Samstag):

  1. Ayhancan Güven (Manthey EMA, Porsche 911 GT3 R)
  2. Nicki Thiim (Abt Sportsline, Lamborghini Huracán GT3 Evo2), +0,323 Sek.
  3. Maximilian Paul (Paul Motorsport, Lamborghini), +4,182 Sek.
  4. Luca Engstler (TGI Team Lamborghini by GRT), +4,726 Sek.
  5. Lucas Auer (Mercedes-AMG Team Landgraf), +5,861 Sek.

Sonntag: BMW-Doppelschlag

Was das Samstagsrennen an Chaos bot, lieferte der Sonntag in Kontrolle. René Rast fuhr von der Pole weg ein souveränes Rennen – mit cleverer Taktik, schnellen Boxenstopps und einem fehlerfreien Auftritt. Am Ende holte sich der dreifache Champion seinen 29. DTM-Sieg. Nebenbei stellte er noch einen DTM-Rekord auf: Mit 26 Pole-Positions überholte er die bisherige Bestmarke von Bernd Schneider.

Dass Rast das Rennen trotz gesundheitlicher Probleme bestritt – er hatte sich vor dem Start den Kopf gestoßen und klagte später über Kopfschmerzen – zeigt seinen Ehrgeiz. Ob das im Motorsport-Umfeld die richtige Entscheidung war, kann man durchaus diskutieren. Die medizinische Untersuchung nach dem Rennen gab jedenfalls grünes Licht für die Weiterreise nach Le Mans.

Teamkollege Marco Wittmann machte es Rast nicht leicht. In seinem 200. DTM-Rennen – ein seltener Meilenstein, den vor ihm nur sieben andere Fahrer erreicht haben – schloss er in der Schlussphase die Lücke, blieb aber fair. Kein Risiko im teaminternen Duell – so soll es sein. Dass Wittmann alle 200 Rennen für BMW bestritten hat, ist in der heutigen Rennszene fast schon ein Kuriosum. Und das Podium zum Jubiläum war der passende Rahmen.

Thomas Preining hielt sich im Porsche erneut stark und wurde Dritter. Auch Jack Aitken im Ferrari und Maro Engel im Mercedes fuhren solide Top-5-Ergebnisse ein. In der Meisterschaft ist es weiterhin eng – kein Fahrer dominiert, und genau das macht die DTM 2025 bislang so unterhaltsam.

Top 5 – 6. Meisterschaftslauf (Sonntag):

  1. René Rast (Schubert Motorsport, BMW M4 GT3 Evo)
  2. Marco Wittmann (Schubert Motorsport, BMW), +6,155 Sek.
  3. Thomas Preining (Manthey EMA, Porsche), +6,160 Sek.
  4. Jack Aitken (Emil Frey Racing, Ferrari 296 GT3), +6,487 Sek.
  5. Maro Engel (Mercedes-AMG Team Winward Racing), +24,922 Sek.

Zandvoort liefert – und die DTM auch

Was bleibt? Zwei komplett unterschiedliche Rennen auf einer der spektakulärsten Strecken im Kalender. Überhöhte Kurven, enge Duelle, taktische Finesse – Zandvoort hat geliefert. Und die DTM hat gezeigt, dass sie wieder da ist. Nicht durch künstliche Show, sondern durch echte Rennen, starke Fahrer und clevere Teams.

Ultraviolette F77: Elektropower aus Indien jetzt in Deutschland

Auf der Reload.Land in Berlin hat sich ein neuer Player in der E-Motorrad-Szene vorgestellt: Ultraviolette Automotive. Die Marke aus Indien feiert mit zwei Modellen – F77 Mach 2 Recon und F77 Superstreet Recon – ihren offiziellen Markteintritt in Deutschland. Der Vertrieb läuft exklusiv über die Zero Center AG, die auch Österreich, die Schweiz und Italien abdeckt.

Was ist Ultraviolette?

Gegründet 2016 von Narayan Subramaniam und Niraj Rajmohan, versteht sich Ultraviolette als Technologieunternehmen mit starker Luftfahrt-DNA. Unterstützt wird das Startup unter anderem von TVS Motors, Qualcomm Ventures und Lingotto, einer EXOR-Tochter (Ferrari, Stellantis etc.). Ziel: die Zukunft der elektrischen Mobilität mit Performance, Software und radikalem Design neu definieren.

Die Modelle: F77 Mach 2 & Superstreet

Mit der F77 mach 2 bringt Ultraviolette ein Elektromotorrad auf den europäischen Markt, das sich nicht verstecken muss: kraftvoll, softwaregesteuert und mit einem klaren Fokus auf Performance. Die Maschine vereint Technik und eine kantige, aerodynamische Designsprache, die stark von der Luftfahrt inspiriert ist – kein Zufall, denn genau dort liegen die Wurzeln des Gründerteams. Ziel war es, ein Motorrad zu bauen, das nicht nur elektrisch fährt, sondern sich auch genauso präzise und durchdacht anfühlt wie ein modernes Fluggerät.

Die F77 Mach 2 Recon Variante ist das „Basismodell“ – wobei „Basis“ hier relativ ist. Mit 30 kW Leistung, 100 Nm Drehmoment und einem 10,3-kWh-Akku bringt sie mehr auf die Straße als viele direkte Wettbewerber. Das Fahrwerk ist sportlich abgestimmt, das Design kantig und aggressiv.

Die Superstreet richtet sich an fahraktive Nutzerinnen und Nutzer, die noch etwas mehr wollen. Auch hier sind Leistung und Akku identisch, aber Fahrwerk, Ausstattung und Ansprechverhalten wurden auf besonders dynamisches Fahren ausgelegt – inklusive einer spezifischen Softwareabstimmung. Sie wirkt noch agiler, direkter, vielleicht sogar ein Stück kompromissloser.

Auf britischer Mission durch deutsche Kurven – Die Triumph Speed Twin 1200 im Test

Manchmal braucht es keinen weiten Horizont, um Großes zu erleben. Eine Karte, ein Motorrad und ein paar Tage Zeit reichen völlig. Diesmal waren es vier Tage, an denen ich mich mit der Triumph Speed Twin 1200 quer durch Mittelhessen, das Bergische Land und den Vogelsberg bewegt habe. Mal alleine, mal in Gesellschaft, mal bei Sonnenschein, mal klatschnass. Immer aber mit einem Motorrad, das sich als überraschend tourentauglich und angenehm sportlich erwiesen hat.

Hier kommt mein Tourbericht – inklusive Fahreindrücken, Kurvenhighlights und ein paar Erkenntnissen über das Miteinander von Mensch, Maschine und Mittelgebirge.

Die Route – vier Tage Fahrspaß pur

Tag 1 – Vom Taunus ins Bergische Land

Mittags übernahm ich bei Triumph die Speed Twin 1200 und kleidete das schicke Naked Bike erstmal in mein Tourenornat: Tankrucksack, Heckrolle, Quadlock-Halter und Ram-Mount für die Insta360. Hat das Bike zwar nicht hübscher gemacht, aber zweckmäßiger für die knapp 1.000 Kilometer, die ich in den kommenden vier Tagen mit ihr zurücklegen sollte.

Auf der Karte sieht die Route aus wie die ziemlich direkte Verbindung zwischen Rosbach und Wuppertal, nur eben ohne die A3 / A4 auf der Rheinseite oder die A45 auf der östlichen Seite. Auf der Strecke gaben sich der Taunus, der Westerwald und das Bergische Land die Klinke in die Hand.

Zwischen Usingen und dem ersten Tankstopp in Merenberg wurden die schönen Landstraßenkurven nur durch wenige Ortsdurchfahrten unterbrochen und ich konnte schon mal meine Gräten auf der Triumph sortieren, Schräglagen austesten und die Treibwerksdynamik erkunden. Der Twin mag auf jeden Fall Drehzahlen – unter 3.000 U/min wirkt der Motor etwas grummelig, aber darüber entwickelt er eine schöne Dynamik, die einen die Landstraßenkurven mit Freude ausfahren lässt.

Seite 1 von 151

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén