Die Intermot 2024 hat viele Motorradfans etwas ratlos zurückgelassen. Ein Event, das einst zu den führenden internationalen Messen zählte, kämpft um Relevanz und Substanz. Zwar bemühten sich die Veranstalter um eine “Neuausrichtung”, doch das Ergebnis blieb ernüchternd: Statt prall gefüllter Hallen, beeindruckender Premieren und umfangreichem Rahmenprogramm gab es eine auf zwei Hallen zusammengeschrumpfte Messe. Die Diskrepanz zwischen vollmundigen Pressemitteilungen und der Realität vor Ort ist – zumindest für mich – schon sehr groß.
Ein Messebesuch im Überblick: Licht und viel Schatten
Bereits beim Betreten der Hallen fiel auf: Von der einstigen Größe und Strahlkraft der Intermot war kaum etwas übrig. Zwei Hallen, deren Flächen nicht einmal vollständig mit Motorrädern gefüllt waren. Ein Viertel bis ein Drittel der Fläche war mit gastronomischen Ständen, chinesischen Teileherstellern oder Ausstellungsbereichen von Rennteams bestückt. Für eine Messe, die den Anspruch hat, die Leitmesse der deutschen Motorradbranche zu sein, ist das schlicht zu wenig.
Dass es auch anders ging, hat die Intermot früher bewiesen. Erinnern wir uns: 2016 feierte Ducati die Weltpremiere der Supersport – präsentiert vom damaligen CEO Claudio Domenicali höchstpersönlich. Dieses Jahr wurde zumindest die Multistrada V2 vorgestellt, aber irgendwie war früher mehr Lametta.
Veranstalter in Verteidigungshaltung
In den offiziellen Statements der Koelnmesse und des IVM (Industrie-Verband Motorrad Deutschland e.V.) bemüht man sich um Optimismus. “Starker Start”, “Neuausrichtung”, “zukunftsorientierte Plattform” – die Worte klingen gut, lassen sich aber vor Ort nicht bestätigen. Ja, es gab interessante Ansätze wie die Creator Lounge, die junge Social-Media-affine Zielgruppen ansprechen sollte. Doch solche Gimmicks sind kein Ersatz für das, was Motorrad-Enthusiasten von einer Messe erwarten: Motorräder, Zubehör, Premieren, Testmöglichkeiten und ein Rahmenprogramm, das den Besuch zum Erlebnis macht.
Zwar konnten bekannte Marken wie BMW Motorrad, Honda, Kawasaki, Suzuki, Triumph und Yamaha gewonnen werden, doch fehlten zahlreiche wichtige Player. Wer etwa nach KTM, Husqvarna oder Harley-Davidson suchte, suchte vergeblich. Eine deutsche Leitmesse, die große Marken nicht an Bord hat, kann ihrem eigenen Anspruch kaum gerecht werden.
Was muss sich ändern?
Um die Intermot wieder zu dem Event zu machen, das Motorradfahrer aus ganz Detuschland anzieht, sind deutliche Verbesserungen nötig:
- Mehr Hallen, mehr Vielfalt: Zwei Hallen sind nicht genug. Der Anspruch muss sein, die komplette Bandbreite der Motorradwelt zu zeigen – von großen Herstellern bis zu Zubehöranbietern.
- Echte Highlights: Weltpremieren und große Präsentationen müssen wieder zur Tagesordnung gehören. Ohne Neuheiten und spektakuläre Enthüllungen fehlt der Wow-Faktor.
- Stärkeres Rahmenprogramm: Testfahrten, Live-Shows, Workshops und Mitmach-Aktionen – das sind die Dinge, die Messebesucher anziehen und begeistern.
- Zubehör und Custom-Szene: Eine stärkere Einbindung von Customizern, Zubehörherstellern und Nischenmarken könnte die Messe diverser und lebendiger gestalten.
- Internationalität ausbauen: Die Intermot muss ein Treffpunkt für die ganze Motorradwelt sein – dafür braucht es mehr internationale Marken und Aussteller.
Fazit: Ein weiter Weg zur Leitmesse
Die Intermot 2024 hat gezeigt, dass der Wille zur Veränderung zwar da ist, das Ergebnis aber noch weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Der Veranstalter spricht von einem “Fundament”, auf dem man aufbauen möchte. Doch bis zur Rückkehr zur einstigen Stärke der Messe ist es noch ein weiter Weg.
Gerade die Anziehungskraft für jungen (und mehr weiblichen) Motorradnachwuchs muss sich steigern. Gerade am ersten Tag meines Messebesuches war ich gefühlt nur von alten, weissen Männern umgeben. Das verbesserte sich am Samstag, aber ist es noch weit entfernt vom Idealzustand, den auch die Hersteller brauchen, um zu wachsen und neue Zielgruppen zu erschliessen.
Wenn die Intermot künftig als deutsche Leitmesse ernst genommen werden will, müssen 2025 mehr Hersteller an Bord sein, mehr Hallen gefüllt werden und echte Highlights präsentiert werden. Bis dahin bleibt für viele Besucher vor allem die Erinnerung an vergangene Zeiten – und die Hoffnung, dass der Lack doch noch einmal aufgefrischt werden kann.