Es ist noch gar nicht so lange her, da galt Royal Enfield hierzulande als Marke für Liebhaber. Für Menschen, die eher zufällig über eine Interceptor 650 stolperten, dann überrascht waren, wie viel Motorrad man dafür bekommt – und am Ende doch wieder eine gebrauchte Japanerin kauften. Doch Royal Enfield hat sich verändert. Still und heimlich, aber konsequent. Neue Modelle, besserer Vertrieb, wachsende Community. Jetzt der nächste Schritt: Eine eigene Niederlassung in Deutschland.
Schluss mit Zwischenlösung
Bisher lief der Vertrieb hierzulande über die KSR Group, die sich unter anderem auch um Marken wie Brixton, Motron oder CF Moto kümmert. Künftig übernimmt Royal Enfield selbst – über die neue Tochterfirma Royal Enfield Europe B.V. Niederlassung Deutschland. Das klingt erstmal bürokratisch, ist aber ein ziemlich klares Signal: Die Marke meint es ernst. Und sie will näher ran – an Händlerinnen, Kundinnen, an die Szene.
Mehr Nähe, mehr Kontrolle
Eine eigene Niederlassung bedeutet: kürzere Wege, direktere Kommunikation, weniger Reibungsverluste. Service, Garantie, Aftersales – das alles soll besser laufen. Auch das Händlernetz soll gestärkt und ausgebaut werden. Und ja, das klingt jetzt ziemlich nach PowerPoint-Folie – aber genau diese Basics haben in den letzten Jahren oft nicht rund funktioniert.
Der Lagerstandort in den Niederlanden steht schon. Jetzt kommt das Team für Deutschland. Für eine Marke, die sich sonst gerne mit Retro und Understatement schmückt, ist das eine sehr moderne Entwicklung.
Warum das jetzt passiert
Royal Enfield verkauft weltweit mehr Motorräder als BMW Motorrad. Kein Witz. Der Heimatmarkt Indien trägt da natürlich viel bei, aber Europa wächst. Und Deutschland ist nun mal ein Schlüsselmarkt. Nicht unbedingt, weil hier besonders viele Enfields verkauft werden – sondern weil man hier Motorradmarke werden muss, wenn man ernst genommen werden will.
Inzwischen gibt es bei Royal Enfield fast für jedes Segment ein passendes Bike:
- Cruiser (Meteor, Super Meteor)
- Klassiker (Classic, Bullet, Interceptor)
- Adventure (Himalayan)
- Custom-Retro (Shotgun, Guerrilla)
Was früher charmantes Chaos war, ist jetzt: Modellpolitik. Und die funktioniert offenbar – nicht nur in der Bubble, sondern auch in der Breite. Mit der eigenen Niederlassung im Rücken könnte Royal Enfield in Deutschland vom Geheimtipp zum echten Player werden. Oder anders gesagt: Vom Exoten zum Platzhirsch.