Motorradblog über Benzinkultur, Motorradtouren und Custombikes

Die Elektrifizierung des Fuhrparks: willkommen NIU MQi GT

Gleich vorab: ich bin ein großer Fan des Elektroantriebes. Nicht nur, weil er zukunftsorientierter und umweltfreundlicher ist (wenn man in Produktion und Stromerzeugung keine Fehler macht), sondern auch, weil es einen besonderen Fahrspaß verspricht. Die unmittelbare Abrufmöglichkeit der vollen Leistung sorgt selbst bei kleineren Modellen für sehr lustige Beschleunigung ab dem Ampelstrich.

Über die Jahre habe ich auch hier das eine oder andere Modell getestet und Euch vorgestellt. Angefangen vom BMW C Evolution (auch schon sieben Jahre her) über die Gogoro-Roller, die von COUP in Berlin als Mietfahrzeuge eingesetzt wurden bis hin zur Elektroschwalbe und Vespa Elettrica. Und das von BMW vorgestellte Konzept ihres neuen Großrollers oder auch den angekündigten Kymco F9 finde ich auch sehr vielversprechend.

Als im letzten Jahr corona- und homeoffice-bedingt unser Zweiradfuhrpark eher rumstand als fleissig bewegt wurde, kam ich ins Grübeln. Die Triumph Street Triple sollte eh‘ weg (und seit diesem Montag hat sie einen netten, neuen Besitzer gefunden). Die BMW F800GS bleibt auf jeden Fall. Aber brauchen wir wirklich zwei Roller? Noch standen da die Vespa ET2 meiner Frau und meine Vespa GTS 300. Und die Antwort lautete „nein“. Die größe Vespa steht noch beim Lackierer für ein paar optische Retuschen, aber sobald sie wieder hier ist, wird sie inseriert.

Aber was wäre dann das richtige Fahrzeug, wenn wir uns auf einen Roller einigen sollten. Auf jeden Fall sollte er elektrisch sein, so viel war klar. Aber auch bei den Elektrorollern ist die 45 km/h Beschränkung für die kleinen Modelle aus meiner Sicht ein Verkehrsrisiko. An der Ampel wirst Du von hinten bedrängelt, wenn Du nicht schnell genug von der Linie kommst. Bei Höchstgeschwindigkeit bist Du ein rollendes Verkehrshindernis, weil alle anderen mit 55 km/h oder schneller fahren. Und manche Autofahrer überholen dich auch einfach, ohne die Spur zu wechseln. Ergo: es sollte ein Roller werden, der mindestens 70 km/h Höchstgeschwindigkeit aufweist. So kannst Du gut mitschwimmen im Verkehr und auch mal eine kurzen Abstecher auf die Stadtautobahn machen, was in Berlin auch mal relevant sein kann.

Also schauten wir uns die unterschiedlichen Modell und Optionen an:

Den Unu hatte ich hier nur der Vollständigkeit halber mit drin, da es davon aber keine „große“ Variante gab, war der als erstes raus. Schwalbe, Vespa und der Kumpan waren preislich nicht relevant. Ehrlich: 7.400€ für ne Elektroschwalbe? Was hat Euch denn geritten bei Govecs? Blieben noch der Horwin und der NIU. Vorteil Horwin: mehr Leistung und Endgeschwindigkeit. Vorteil NIU: günstigster Preis im gesamten Vergleich. Und: unsere Rollerwerkstatt des Vertrauens – die Rollerdealer im Prenzlauer Berg – sind NIU Vertragshändler. Also waren die unsere erste Anlaufstation um den NQi und den MQi Probe zu fahren. Beide waren in der 70 km/h Variante verfügbar. Meine Frau fuhr die kleine Variante, während ich die große um den Block fuhr.

Der NQi war bei mir schnell raus wegen der Sitzposition. Bei diesem Modell ist einer der zwei Batterien im Trittbrett eingebaut, was dies etwas höher bauen lässt und bei mir dafür sorgte, daß meine Knie bei normaler Sitzposition ans Beinschild stossen. Beim MQi sitzen beide Batterien unter der Sitzbank, hier gab es das Problem nicht. Auch ist beim MQI die Sitzbank länger, was für einen entspannteren Soziusbetrieb sorgt. Für uns auf jeden Fall relevant, da auch mal das eine oder andere Kind mitfährt.

Von der Fahrleistung ist der MQi nicht die allerschnellste Rakete. Von den drei Modi Eco, Dynamic und Sport blieb ich immer im letzteren. Hier war die Beschleunigung aus dem Stand gut und auch die Endgeschwindigkeit wird zügig erreicht. Und Hand aufs Herz: für den regulären Betrieb im Stadtverkehr braucht man nicht mehr. Man kann gut mitschwimmen, dank des Super-Handlings kann man sich überall schnell durchwurschteln und die 14″ Räder bieten eine gute Fahrstabilität. Für uns auch entscheidend: beide Akkus sind entnehmbar und können mit dem mitgelieferten Ladegerät zu Hause geladen werden. Was maximal einmal die Woche der Fall sein wird, denn mit der Reichweite von 70-80 Kilometern auf einer Akkuladung kommen wir locker durch eine Woche, auch wenn wir wieder regulär ins Büro fahren und nicht mehr Homeoffice und Homeschooling haben.

Zweitakt meets Elektro
Von Massen und Gewicht sind sie fast gleich
NIU MQi GT
NIU MQi GT

Kommen wir zum besten Argument: dem Preis. Mit dem Listenpreis von 3.399€ ist der NIU bereits der günstigste im Vergleichsfeld. Zur Markteinführung hatte der Hersteller noch eine Preisreduktion von 400€ auf 2.999€ im Angebot bis Ende Februar. Und wir hatten Glück, diese noch zu bekommen. Damit liegt der NIU 750€ unter der günstigsten 50er Vespa. Das im Vergleich gesparte Geld stecken wir jetzt in die Führerscheinerweiterung meiner Frau. Eigentlich reicht ja ein A1, aber sie denkt schon drüber nach, den richtigen Motorradführerschein zu machen, „wenn sie eh schon dabei ist“. Ich werde ihr da nicht widersprechen.

Eine Anekdote noch zum Schluss: die Zulassung. Ich hatte Glück, kurzfristig noch einen Termin in der Zulassungsstelle zu bekommen. Als ich dann mit meinen Papieren bei der Sachbearbeitern saß, wurde sie etwas unruhig: „Oh, ein Elektrofahrzeug hatte ich noch nie, das dauert jetzt etwas länger!“. Die Suche nach der HSN war schon ne Odyssee. Die beste Frage aber war „Wieviel Hubraum hat das Fahrzeug denn?“. Ein Elektrofahrzeug. Hubraum. „Giselaaaaa?“ rief sie in den Nebenraum. „Giselaaaa, kannst Du mir mal helfeeen?“. Mit Giselas Unterstützung klappte es dann doch und ich verließ mit meinem ersten E-Kennzeichen die Zulassungsstelle. Es wird wohl nicht das letzte Mal sein. Meine Frau meinte gestern abend noch „Wenn ich vielleicht den großen Motorradführerschein mache wäre so das einzige Elektro-Motorrad, das mich interessiert, die Harley-Davidson Livewire!“ Das – mein Schatz – diskutieren wir dann vielleicht doch nochmal.

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Übers Fernweh reden – mein erster Motorradvortrag

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  1. Max

    Die Roller von Niu finde ich ja auch interessant. Würde ich gerne auch mal probefahren.

    Schade, dass es immer noch recht wenige Fahrzeuge mit tragbarem Akku gibt. Gerade urban, wo nur wenige Menschen eine Steckdose am Stellplatz haben, ist das eine sinnvolle Lösung.

  2. Jürgen

    Achte gut auf Deine Frau – sie ist auf dem richtigen Weg! 😉

  3. Bla

    In meinem Feedreader ist mal wieder ein Post eines Bloggers aufgetaucht, der auch einen NIU hat. Vielleicht kannst du da Erkenntnisse gewinnen.
    https://blog.garagenhomepage.de/tag/niu/

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