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Schlagwort: Giro d’Italia

Siggis Giro d’Italia: Korsika Teil II

Tag 6 – Porto (Ota) – Propiano – Das Grüne Korsika

Wenn ich gestern geschrieben habe, ich habe es gemütlich angehen lassen, so trifft das für heute noch mehr zu – so langsam stellt sich Urlaubsfeeling ein. Um kurz nach 09:00 Uhr waren das Mopped und der Fahrer abreisebereit. Zum Start in den kurvenreichen Tag bei angenehmen 18 Grad ging es von Porto aus in die Berge auf der D84 nach Evisa und dann rechts ab auf der D70 von einer Kurve zur nächsten über den Col de Sevi D70 nach Vico. Das Navi wollte mich an Vico vorbeiführen, aber ich hab mal nicht auf Madame gehört und bin durch den Ort gefahren und so durch Zufall am Convent de St. Francois vorbeigekommen. Die Kirche lädt ein, um ein paar Minuten die Stille zu genießen und sakralen Gesängen der Mönche zu lauschen.

Weiter ging es nach Arbori – in das andere, das grüne Korsika. Warum anders und grün? In den letzten Tagen und heute bis Vico war die Landschaft „rau“ und die Natur vielerorts noch in den Startlöchern. Doch plötzlich wurde die gesamte Natur ab Arbori grün – so, als wenn plötzlich die Zeit um 2 Wochen vorgesprungen wäre und plötzlich alles grünt und blüht – einfach phantastisch. Ein ganz neues Erleben der Insel.

Ein neues Erlebnis dann auch vor Arro. An dieser Stelle ein Kompliment an die korsischen Straßenbauer, die wirklich fast überall beste Straßenverhältnisse schaffen, aber hier traf ich auf den Azubi im 1. Lehrjahr. Zunächst dachte ich es sind übernatürlich große Kuhfladen, die sich vor mir auf der Straße wahllos ausgebreitet haben. Aber bei näherer Betrachtung stellte es sich als Teerhaufen der unterschiedlichen Größe heraus. Noch klebrig frisch und kunterbunt über die Straße verteilt – so, als ob sie während der Fahrt vom Laster gefallen wären. Eine ganz neue Art der Straßeninstandhaltung – über 8 km, nicht wirklich ein Genuss mit einer Fahrt voller Konzentration und Slalom-Parcours rund um den schwarzen Baatz.

Siggis Giro d’Italia: auf nach Korsika

Livorno – Bastia – Furani

Heute begann der Tag sehr früh – obwohl es gar nicht schlimm war, denn so richtig gut geschlafen habe ich leider nicht. Im Hotelzimmer war es warm und bei geöffnetem Fenster leider relativ laut. Schnell ein italienisches Frühstück, Mopped satteln und auf zur Fähre. Nach dem Einchecken galt es noch ca. ½ Std. zu warten und dann war „Boarding“. Relativ schnell war das Mopped gesichert (eigener Spanngurt erschien mir sicherer als das dünne Seil der Fähre).

Da ruhiger Seegang vorausgesagt war gab es sogar einige Moppeds, die gar nicht angebunden wurden und einfach frei auf dem Ladedeck standen. Tankrucksack abgeschnallt und rauf aufs Sonnendecke und gespannt meiner ersten Fährfahrt entgegen gefiebert. So sehr „uffjerescht“, dass ich die Sonnencreme ganz vergessen hatte. Das Ergebnis der 4 Stunden Sonnenschein auf dem Meer habe ich dann nachmittags gesehen, als ich den Helm abgesetzt habe – ’ne ganz rote Molle. Die 4 Stunden Überfahrt vergingen ganz entspannt. Zwischendurch war es mal etwas unheimlich, als plötzlich die Sonne weg war und wir in dichtem Nebel fuhren. Und sofort musste ich an meine Kindheit denken, als ich heimlich spät abends den Film „The Fog – Nebel des Grauens“ geschaut habe.

Während der Fährüberfahrt habe ich die Tour für heute ins Navi geklopft und nach dem Anlegen ging es gleich los bei gemütlichen 23 Grad, Sonnenschein und einer leichten Brise. Raus aus der Stadt und gleich in die Berge auf der D31 Richtung San Martino. Unfassbar, dieser Duft. Alles blüht und durftet toll. Bei Miomio ging es wieder auf die Küstenstraße und mir kamen die Tränen – gestern am Festland noch durch die Frühjahrs-Pollenallergie und jetzt vor Schönheit der Landstraße und vor allem der Kurven. Eine reiht sich an die nächste und alle lassen sich gemütlich aber zügig fahren – keine Heizerei von 180 Grad-Kurve zur nächsten wie in den Alpen.

Siggis Giro d’Italia – Gardasee bis Livorno

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es heute um 08:30 Uhr los von Torri del Benaco gen Süden entlang am Ostufer des Gardasees. Ziel Livorno, Routenoption im Navi: Kurvenreiche Strecke.

Diese Einstellung führte mich ans Südufer bis Peschiera und von da aus gen Mantova durch Acker- und Weinanbau – kurvenreiches und flaches Land. Mantova links liegen gelassen und weiter gen Süden Richtung Reggio bis Quadro Castella. Ab hier wurde es ein Bikerparadies – Kurve an Kurve.

Zwischendurch meinte ich noch kleinere Straßen suchen zu müssen, die mich letztlich auf einem einsamen Bauernhof enden ließen. Mit einem Mix aus Englisch-Deutsch-Italienisch und vielen Gesten habe ich nach einer kleinen Enduroeinlage wieder auf den rechten Weg gefunden – Man(n) sollte doch dem Navi vertrauen.

Zur Mittagspause bin ich in Cola (ja, den Ort gibt es wirklich) einfach mal rechts ab in Richtung einer einsamen Kirche auf einem Hügel gefahren. So einsam war es aber gar nicht. Hier wohnt der Pfarrer noch direkt neben seinem Arbeitsplatz. Nach eine kurzen Unterhaltung (er war als Student von 1969-1972 in München während der Olympischen Spiele) und einer Mittagsrast im Schatten vor der Kirche ging es weiter über Castelnovo – Ligonchio auf den Passo di Pradarena (1572m), wo sogar noch etwas Schnee lag. Kurve an Kurve auf fast menschenleeren Straßen (nur manchmal ein Motorrad – meist eine GS o.ä. – kein Supersportler, dafür war der Asphalt nicht glatt genug) bis Piazza al Serchio.

Siggis Giro d’Italia

Einige von Euch erinnern sich sicherlich an Siggi, unseren Überraschungsgast beim ersten Alpenblitz 2015. Verhinderten zunächst berufliche Termine seine Teilnahme an der Tour, entschloß er sich spontan auf den Freitagnachmittag uns hinterher zu reisen. Als wir abends verschwitzt und durstig im Etappenziel Bozen ankamen, eilte er uns mit fünf frisch gezapften Bieren entgegen, kaum hatten wir die Maschinen abgestellt. Selten schmeckte ein Ankunftsbier so gut.

Und nun ist Siggi auf großer Tour unterwegs. Er fährt seinen eigenen Giro d’Italia, linksrum den Stiefel runter und rechtsrum wieder rauf. Sein Tourtagebuch könnt ihr ab heute hier mitlesen. Buon viaggio, Siggi!

Jetzt geht es los, soooo lange darauf hingefiebert: 4 Woche Korsika-Sardinien-Sizilien und Italien mit dem Mopped.

Tolle Anreise für den ersten Tag von München bis zum Gardasee. Ein Stiefelbier nach der Ankunft und den Abend und die Sundowner-Stimmung genießen am Lago.

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