Tag 6 – Porto (Ota) – Propiano – Das Grüne Korsika

Wenn ich gestern geschrieben habe, ich habe es gemütlich angehen lassen, so trifft das für heute noch mehr zu – so langsam stellt sich Urlaubsfeeling ein. Um kurz nach 09:00 Uhr waren das Mopped und der Fahrer abreisebereit. Zum Start in den kurvenreichen Tag bei angenehmen 18 Grad ging es von Porto aus in die Berge auf der D84 nach Evisa und dann rechts ab auf der D70 von einer Kurve zur nächsten über den Col de Sevi D70 nach Vico. Das Navi wollte mich an Vico vorbeiführen, aber ich hab mal nicht auf Madame gehört und bin durch den Ort gefahren und so durch Zufall am Convent de St. Francois vorbeigekommen. Die Kirche lädt ein, um ein paar Minuten die Stille zu genießen und sakralen Gesängen der Mönche zu lauschen.

Weiter ging es nach Arbori – in das andere, das grüne Korsika. Warum anders und grün? In den letzten Tagen und heute bis Vico war die Landschaft „rau“ und die Natur vielerorts noch in den Startlöchern. Doch plötzlich wurde die gesamte Natur ab Arbori grün – so, als wenn plötzlich die Zeit um 2 Wochen vorgesprungen wäre und plötzlich alles grünt und blüht – einfach phantastisch. Ein ganz neues Erleben der Insel.

Ein neues Erlebnis dann auch vor Arro. An dieser Stelle ein Kompliment an die korsischen Straßenbauer, die wirklich fast überall beste Straßenverhältnisse schaffen, aber hier traf ich auf den Azubi im 1. Lehrjahr. Zunächst dachte ich es sind übernatürlich große Kuhfladen, die sich vor mir auf der Straße wahllos ausgebreitet haben. Aber bei näherer Betrachtung stellte es sich als Teerhaufen der unterschiedlichen Größe heraus. Noch klebrig frisch und kunterbunt über die Straße verteilt – so, als ob sie während der Fahrt vom Laster gefallen wären. Eine ganz neue Art der Straßeninstandhaltung – über 8 km, nicht wirklich ein Genuss mit einer Fahrt voller Konzentration und Slalom-Parcours rund um den schwarzen Baatz.

Auf den „Schreck“ gab es dann in Arro eine frühe Mittagspause, um anschließend über Sarrola-Carcopino die hügeligen Bergstraßen zu genießen. Nach einen kurzen Stück auf der breit ausgebauten T70 dann vor Ajaccio bei 32 Grad Hitze links ab ein kurzes Stück Richtung Cauro, um dann gleich wieder rechts weg auf die D302 einzubiegen. Trotz des Schildes „Chaussée Deformée“ war es eine super ausgebaute Straße zum Col de Bellevalle mitten durch eine blühende und duftende Landschaft. Eigentlich wollte das Navi mich zwar kurvig aber direkt nach Propriano leiten. Jedoch bin ich nach Bisinao nach rechts weg über den Col de Chenova durch einen schattigen Wald des Naturschutzgebietes auf einer schmalen aber bestens geteerten Straße bis fast an die Küste nach Acqua Doria gefahren. Von dort ging es dann ebenfalls kurvig aber zügig nach Propriano, wo ich um 15:00 Uhr angekommen bin.

Ebenfalls kamen dort zur gleichen Zeit drei andere Moppedfahrer aus Wittlich an, die auf dem Rückweg von Sardinien sind. Wir „verstanden“ uns sofort, so dass wir nach einer kurze Dusche den Abend gemeinsam bei kühlem Pietra, leckerem Essen und jede Menge Motorraderlebnissen und Tipps für Sardinien / Korsika ausgetauscht haben. Rundum wieder mal ein schöner Urlaubstag mit 174 entspannten Kilometern im Sattel.

Tag 7 – Propriano – Bonifacio – Unter Kannibalen

Heute saß ich schon um 08:00 Uhr bei angenehm-frischen 14 Grad im Sattel und machte mich auf den Weg nach Bonifacio. Kaum aus der Stadt raus ging es auf einer kleinen gut ausgebauten Straße über Viggianello und Arbellara auf der D119. Am P’d. Acoravo bin ich dann nach links auf die D69 in Richtung Aullene abgebogen. Ganz gelassen bin ich durch das grüne Tal bergauf gecruised und habe den Morgen auf menschenleeren Straßen genossen. Nach einer kleinen Pause mit Cafe au Lait in der Bar des Hotel Post in Aullene habe ich den Col de la Vaccia „in Angriff genommen“. Ein Meisterwerk der korsischen Straßenbauer ab Fozzaninco – breit ausgebaut und mit einer schönen glatten Teerdecke überzogen.

Runter ins Tal hat sich wieder die Weisheit bewahrheitet: Je größer und frischer die tierischen Hinterlassenschaften auf der Straße, desto höher die Wahrscheinlichkeit hinter der nächsten Kurve auf die Produzenten der selbigen zu treffen. An einer Ausbuchtung der Straße schien das Lager der Schweineherde zu sein. Dass diese Tiere Allesfresser sind, war mir klar, aber dass sie auch Kannibalen sind, war mir neu, denn die verstreut liegenden Knochen hatten durchaus eine Größe, dass sie von einem ausgewachsenen Artgenossen stammen konnten.

Eigentlich wollte ich in Zicavo kehrt machen, habe aber den Abstecher noch bis Zevaco ausgedehnt. Mancher mag vielleicht denken, dass es langweilig sei, die gleiche Strecke zweimal zu fahren – nicht hier in Korsika, denn den Pass nun wieder von der anderen Seite aufwärts zu fahren hat noch mehr Spaß gemacht wie vorher runter.

In Aullene ging es dann links ab über Sorbollano nach Quenza, wo ich unter dem Schatten einer großen Platane vor der örtlichen Verwaltung eine Mittagsrast eingelegt habe. Zu schreiben, dass der weitere Weg auf der D268 über Zonza, Levie auf ebenfalls gut ausgebauten Straßen richtig viel Spaß gemacht hat, erübrigt sich wahrscheinlich – heute war der Tag der bestens ausgebauten Straßen. Nach einem kurzen Stück auf der D68 bis Sartene, einer kleinen Orts- und Kirchenbesichtigung ging es bei fast 30 Grad Lufttemperatur anschließend auf der breit ausgebauten T40 wieder an die Küste mit genialen Blicken auf das glasklare hellblau Meer.

Mit 211 Tageskilometern auf der Uhr habe ich dann meinen Bungalow auf dem Campingplatz L’Aragunia in Bonifacio bei wieder angenehmen 24 Grad und kühlendem Wind bezogen. Platz hätte es für weitere 3 Personen – der Preis war aber für eine kurzfristig gebuchte Unterkunft angemessen, zumal es nur 5 Minuten Fußweg bis zum Hafen bzw. in die Stadt ist. Diese stand dann nach einer schnellen Dusche auf dem Programm, denn schließlich möchte man(n) ja auch noch etwas Kultur hier auf der Insel erleben. Die Festung mit der Altstadt, seinen engen Gassen und vielen Kirchen eignen sich bestens dazu und hinterlassen bleibende Eindrücke. Von der Burg aus konnte ich auch schon das Ziel für morgen Abend sehen – Sardinien. Vorher gilt es aber noch einen Teil des Insel-Ostens kennenzulernen.

Zwei weitere Sachen sind mir heute vom Tag noch in Erinnerung geblieben: Der Nationalstolz der Korsen wird nicht nur durch die vielen Fahnen mit dem Mohrenkopf mit Stirnband deutlich. Auch viele Ortsbezeichnungen auf den Hinweisschildern sind sowohl in offizieller (französisch) als auch in der Heimatsprache geschrieben. Und je entlegener die Schilder in den Bergen, desto öfter sich auf diesen Hinweisschildern die offiziellen Bezeichnungen übersprayed – was die Orientierung für die Touristen nicht gerade erleichtert – Navi sei Dank.

Und die zweite Erkenntnis: Korsika ist eine sehr sehr saubere Insel. Ich war in meinem bisherigen Leben schon auf vielen Mittelmeerinseln und in der Welt unterwegs. Und fast nirgends ist es so sauber wie in Korsika – so gut wie kein Müll in den Straßengräben oder sonstwo. Warum bekommen das die Korsen hin und andere Inseln/Länder/Mensch (auch wir in Deutschland) nicht?

Tag 8 – Bonifacio – St. Theresa – Olbia: Korsika hat zum Abschied noch mal alles gegeben

Leider galt es heute Abschied nehmen von Korsika. Nachdem alle Sachen auf dem Mopped verstaut waren ging es um 8:30 Uhr bei angenehmen 15 Grad los in den Nordosten. Die Halbinsel von Porto-Vecchio war der erste Anlaufpunkt, der zwar nett war, aber nett ist ja bekanntlich die kleine Schwester von …. Also schnell um Porto-Vecchio herum und dann ab in die Berge auf der D368 in Richtung L‘Ospedale. Während der Fahrt gab es immer wieder einen tollen Blick bis zum Meer.

Weiter ging es vorbei an einem kleinen Stausee durch dichte Pinienwälder und raue Bergwelten bis Zonza. Natürlich mit den üblichen vierbeinigen Bekannten am Straßenrand. Über den Col de Bavella führte mich der Weg weiter über den Col de Larone wieder hinunter ins Tal bis Solenzara. Eine kleine Mittagsmahlzeit gab es direkt am Fluss Solenzara – ich war zwar mit dem Fuß im Wasser, aber für ein kurzes Bad nach dem Essen war es mir dann aber doch zu kalt.

Gleiches galt auch für meinen Ausflug ans Meer – mit den „Füßen“ war ich im Meer, aber auch sonst nicht mehr. In Porto Vecchio schnell noch Wasser und etwas Proviant für die Fähre gekauft und abschließend für einen kleinen Schlenker in die Hügel über Muratello, Pietralonga-Filippi bis Sotta und dann schnurgerade am Flughafen in Figaro vorbei auf der D859 nach Bonifacio.
In Bonifacio hat das Mopped noch mal Futter bekommen und der Fahrer ein paar Augentropfen, denn tagelang mit leicht geöffneten Visier fahren hinterlässt ein leichtes Brennen mit leicht geröteten Augen.

Schnell war das Mopped nach den heutigen schönen gemütlichen 225 Kilometern auf der Fähre verzurrt und ein schattiges Plätzchen auf dem Deck gesucht, denn die Erfahrung vom Montag wolle ich nicht wiederholen. Leider entpuppte sich der Platz als suboptimal – direkt über den Motoren/unter dem dröhnenden Schornstein. … aber ich hab ja noch ein paar Fährfahrten um zu lernen.

Auf gehts nach Sardinien, wo mich mein Freund Nils am Hafen erwartete. Bis zum Hotel in Olbia waren es dann noch mal 65 Kilometer. Von Sardinien gibt es noch keine Bilder, denn der Akku stand bei Ankunft im Hafen von St. Theresa bei 6%.

Mein Resümee für die 6 Tage auf der Insel Korsika: Einfach nur klasse – Motorradfahrerparadies (zumindest für mich und um die Jahreszeit) – ich komme auf alle Fälle wieder !!!