Eine Royal Enfield Himalayan, eine Honda Dominator. Auf der einen Seite 24 PS, auf der anderen 44 PS. Zwischen beiden Maschinen liegen fast 30 Jahre. Die eine habe ich für zwei Wochen zum Testen, die andere wird demnächst meinen Fuhrpark erweitern. Und da beide Motorräder im Großraum Frankfurt standen, war die Idee geboren, aus der simplen Überführungsfahrt eine nette Tour zu machen. Entspannt über die Dörfer quer durch die Republik. Die Idee stieß bei Sandra auf große Begeisterung, so hatte sie die Möglichkeit, eine Abschiedstour mit ihrer Dominator zu fahren, bevor es meine Dominator werden sollte.

Spessart

Dem Frankfurter Umland entkamen wir über diverse Autobahnen und stiegen in Steinau an der Straße in die eigentliche Tour ein. Den Streckenabschnitt der L3196 Richtung Marjoß hatte ich Euch im Frühjahr bereits vorgestellt und ich wollte unbedingt nochmal mit dem Motorrad befahren. Und was für ein Spaß es war. Wir hatten die Strasse fast komplett für uns und genossen nach einer kleinen Mittagsrast das Kurvengewurschtel durch den Wald.

Ein paar Landstrassenkilometer später fuhren wir bei Bad Brückenau in die Südrhön ein.

Rhön

Unser Highlight in der Rhön sollte definitiv die Hochrhönstrasse sein. Die verläuft in der Bayerischen Rhön von Bischofsheim in der Rhön bis Fladungen und führt über die zentrale Hochfläche der Rhön, auch Lange Rhön genannt.

Natürlich kann man „nur“ über die Hochfläche fahren und den Blick in Richtung Thüringer Wald geniessen. Oder man kann jede Auf- und Abfahrt mitnehmen, die sich zwischen Roth, Hausen, Rüdenschwinden und Leubach bietet. Es sollte genau der richtige Kurvenswing für unsere beiden Maschinen sein.

Thüringer Wald

Einen kurzen Landstrassenrutsch später erreichen wir in Schmalkalden den südlichen Ausläufer des Thüringer Walds. Hier freue ich mich immer auf die Waldhausstrasse, die Schmalkalden mit Brotterode- Trusetal verbindet – eine wunderschöne Kurvenstrecke durch den Wald.

Ein Pflichtstopp in Trusetal ist der Wasserfall, den wir um diese Uhrzeit komplett für uns hatten und uns ein Erinnerungsfoto mit Mopped direkt vor dem Wasserfall erlauben konnten.

Den Thüringer Wald durchquerten wir auf direktem Weg über den Inselsberg bis nach Bad Trabarz. Die Uhr zeigte nun schon 19:30 und so langsam sollten wir uns Gedanken machen, wo wir übernachten wollten. Im Vorfeld zur Tour hatte ich entlang der Strecke einige Übernachtungsmöglichkeiten recherchiert und wir entschieden uns für ein Gästehaus in Bellstedt. Bis dahin war es noch eine Stunde zu fahren. Wir dachten nur ans Strecke machen, aber die Abendsonne hatte etwas anderes mit uns vor. Wir durchfuhren die fließenden Landschaften des thüringischen Kyffhäuserkreis im perfekten Abendlicht und waren vollkommen beseelt, als wir in unserer Unterkunft ankamen.

Auch unser Nachtlager sollte sich als Volltreffer herausstellen. Wir hatten ein ganzes Haus für uns mit Terasse, großer Wohnküche und zwei Schlafzimmern mit Doppelbetten und das zu einem sensationell günstigen Tarif. Und zwei super-flauschigen Hundis, die uns beim Stiefelbier Gesellschaft leisteten.

Kyffhäuser & Harz

Am nächsten Morgen krähte früh der Hahn und erwartungsvoll starteten wir in Richtung Kyffhäuser. Von Bad Frankenhausen aus überquerten wir zunächst den Süd-Ost Kyffhäuser bevor wir den Anstieg zum Kulpenberg in Angriff nahmen, der mit 473 m höchsten Erhebung des Kyffhäusergebirges. Hier folgen wir dem Abzweig nach rechts für eine kurze Stippvisite beim Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal – gebaut zu Ehren Kaiser Wilhelms I. und zur Erinnerung an die Reichseinigung im Jahre 1871.

Sehr abwechslungsreiche wurde dann die Abfahrt auf der B85 Richtung Kelbra, wo wir an der Talsperre vorbei keine fünf Kilometer später bereits im Harz waren. Über Karlsrode und Neudorf ging es erstmal ziemlich genau nördlich bis Harzgerode, hier gab es erstmal ein verpätetes Frühstück im Kornfeld, bevor wir über Schielo über das Selketal Richtung Falkenstein die Harz-Höhenmeter wieder abbauten.

Ursprünglich hatten wir geplant, die restlichen Kilometer über Landstrasse nach Berlin zu fahren und unter anderem den höchsten Berg Brandenburgs zu erklimmen – der Hagelberg bei Bad Belzig misst schwindelerregende 201 m üNN. Da wir es aber noch bis zum Reload Festival schaffen wollten, wählten wir die komplett unromantische Variante über die Autobahn bei bekömmlichen 35°.

Fazit

Das charmante an dieser Tour ist, daß man ohne größere Verbindungsetappen aus dem Frankfurter Raum bis hinter den Harz kommt. Superschöne Landstrasse, Ausblicke zum Geniessen und mit den richtigen Motorrädern eine schöne Strecke zur Entschleunigung. Zur Nachahmung dringend empfohlen.

Die Route im Überblick

Unter https://kurv.gr/q6pWr könnt ihr die Route einsehen und herunterladen.