Motorradblog über Benzinkultur, Motorradtouren und Custombikes

Schlagwort: R nineT Seite 2 von 3

Post-Alpen-Blues

Gestern ging der Alpenblitz 2015 zu Ende, in den letzen vier Tagen fuhren Thomas, Sebastian, Akki und ich 1.200 Kilometer durch die österreichischen und italienischen Alpen. Am Freitagabend stieß Siggi noch zu uns, um zumindest den Samstag noch mit uns zu fahren.

Für mich war es das erste Mal in den Alpen auf dem Motorrad und vielleicht bin ich daher etwas leichter zu beeindrucken als erfahrene Alpenpiloten. Aber jetzt sitze ich hier in München beim Frühstück und mein Gehirn ist immer noch dabei, die Eindrücke zu verarbeiten und ich kann nur sagen: Scheisse, war das geil! Traumpässe, unfaßbare Aussichten, eine tolle, harmonische Gruppe und mit der R nineT den perfekten Kurvenjäger für die Alpen. Daher sitze ich hier gerade etwas melancholisch und habe den Post-Alpen-Blues.

Ich bin froh, daß wir so viel Glück mit dem Wetter hatten. Vor einer Woche noch waren für alle Tage der Tour Gewitter vorhergesagt. Die Vorhersagen haben sich zwar verbessert im Laufe der Woche, trotzdem war für jeden Tourtag Regen und Gewitter vorhergesagt. Bis auf einen kleinen Schauer am Passo Pordoi hat uns aber erst am letzten Tag in Bayrischzell mit einem Gewitter erwischt.

Schweren Herzens werde ich heute die R nineT zum BMW Fuhrpark zurückbringen, was für ein klasse Motorrad. In Berlin am Flughafen steige ich wieder auf meine kleine GS und ich hoffe, daß ich durch die Ninette nicht allzu sehr verwöhnt wurde und mich auch wieder mit 50 Einzylinder-PS begnügen kann. Das vielleicht schon, aber die Berge werden mir definitiv fehlen.

In den kommenden Tagen werde ich mich durch die Gigabyte an Bilddaten wühlen und die Highlights der Tour zusammenstellen sowie die Tour-Eigenschaften der Ninette näher beleuchten. Vielleicht hilft das dann auch über den Blues hinweg und schürt die Vorfreude auf die nächste Alpentour 2016.

The Bike Shed Paris: Vol.3 – meine Highlights

Hier nun meine persönlichen Highlights vom Bike Shed Paris. Vollkommen subjektiv und tendenziös.

Honda Enduros

Unübersehbar war die schon vorher im Netz zu beobachtende steigende Beliebtheit von Honda-Enduros als Umbaubasis. Die NX-, XT, XL- oder XR-Modelle scheinen die Vortriebsquelle du jour zu sein. Eine Wachablösung für die sonst ubiquitären Zweiventilboxer oder Triumphs? Wohl noch nicht, dazu sind die Geschmäcker zu verschieden. Für mich persönlich mit meiner Endurovorliebe ist es ein sehr interessanter Trend!

Yamaha Yard Built-Projekte

Shun Miyazawa von Yamaha hatte unter anderem Jens vom Brauck (JvB Moto) und Nicholas Bech sowie Per Nielsen (Wrenchmonkees) im Gepäck. Respektive deren neuesten Umbauten im Rahmen des Yamaha Yard Built-Programmes. Den Vmax-Umbau von JvB Moto hatte ich schon auf den Hamburger Motorradtagen live gesehen, aber da war der so schlecht präsentiert, eingezwängt zwischen anderen Motorrädern und mit Band abgesperrt, daß man ihn gar nicht richtig würdigen konnte. Und besser als mit dem Erbauer kann man nicht über den Umbau sprechen. Es war wirklich sehr lustig, wie Shun und Jens parallel erzählten, wie es zu dem Umbau kam. Wie Jens erst nicht wollte, weil die Vmax gar nicht so richtig in sein Umbauportfolio passen wollte und Shun ihn dann über Wochen damit angepingt hat, bis sie doch zusammen kamen. Sehr spaßig. Auf jeden Fall demonstrierte Jens unfreiwillig, wie gut der Tank als Cupholder für seinen Kaffeebecher geeignet war. Darum baut er die also immer so flach. Die Skullmonkee war ein böses, schwarzes Teil in der gewohnten WM-Qualität. Interessanterweise war an dem Umbau nix geschweisst oder geflext, wie mir Shun erklärte. Macht insofern Sinn, daß sie Umbauteile als Bausatz angeboten werden sollen, um auch Dritten den Nachbau zu ermöglichen.

Kruz Company

Die beiden Jungs aus Brüssel hatte ich garnicht auf dem Schirm, aber Max Funk war da gerne mit sachdienlichen Hinweisen behilflich. Angetreten sind sie mit einer Yamaha SR500 und mit einer Honda Dax. Die SR500 war eines der Highlights der Veranstaltung, sehr schöne Farbgebung in blau und cremeweiss mit tollen Linien. Alle Details des Umbaus kann ich nicht mehr wiedergeben, das müßte Max machen. Ich war aber sehr beeindruckt. Und die Dax war ein geiles Spielmobil und einer der tollen Small-CC’s.

Kleine Hubräume

Man kann auch mit 50-250 Kubik glücklich sein. Neben der Dax von Kruz Company waren noch einige interessante anderen kleinhubräumige Töffs anwesend. Persönlich sehr gefreut hat mit das erstmalig persönliche Treffen mit Arpád von Mokka Cycles, der seine Puch und seine Yamaha dabei hatte, beides auch sehr tolle Umbauten mit viel liebe zum Detail und exzellenter Handwerksqualität.

Lucky Cat Garage / Atelier Chatokhine

Neben dem immer wieder toll anzuschauenden Sprintbeemer hatte Sébastien Lorentz seine neuestes Werk dabei, welches er zusammen mit Atelier Chatokhine aufgebaut hatte: einen Dirt Tracker-Umbau auf der Basis einer 1938er Triumph Speedtwin. Allein der Auspuff war ein Kunstwerk. Toll!

Ducati Scrambler

Neben den drei bereits bekannten Ducati Scrambler-Umbauten von Deus, Officine Mermaid und Mr. Martini war noch eine vierte, in blau gehaltene zu sehen. Mein Favorit bleibt aber der Umbau von Officine Mermaid.

BMW R nineT’s

Viele der anwesenden R nineT’s bewiesen, daß es eigentlich nur einer neuen Lackierung bedarf, um der Ninette einen ganz anderen Charakter zu verleihen. Gold und Weiss fand ich persönlich sehr schick!

Die vielen kleinen Details

Intermot: UCC Stockholm Syndrome

Den R nineT-Umbau von UCC hatte ich Euch im Juli schon mal vorgestellt. Auf der Intermot stand das Mopped auch und ich konnte es mir mal live anschauen. Die Farbkombination des blauen Flakelacks mit dem polierten Chrom und dem Pinstriping ist der Hammer:

Intermot-UCC-R-nineT-1

Es hat mich auch gar nicht gestört, daß weder Blinker noch Rückspiegel dran waren! 😉

Intermot: Las motos Valtorón

In Halle 10 der Kölnmesse stehen die Custom Bikes für die AMD World Championship of Custom Bike Building. Neben dem Sprintbeemer und dem Krugger-Bike entdeckte ich dort auch gleich zwei Bikes der Gebrüder Valtorón: die „La Bestia“ aus dem letzten Jahr und der erst neulich fertiggestellte Umbau der R nineT.

Die Spezialität der Delgado-Brüder – die Macher hinter dem Namen Valtorón – ist die Metallbearbeitung in ihrer eigenen Gießerei. Hier entstehen Skulpturen in Motorradformen: spektakuläre neue Tanks oder direkt – wie bei der R nineT – komplette, durchgehende Karosserien.

Beide Umbauten sah ich das erste Mal live. Die handwerkliche Qualität bei beiden war beeindruckend, optisch gefiel mir allerdings die „La Bestia“ besser. Hier ist das steampunkige Gesamtkonzept schlüssiger und durchgehender. Bei der R nineT ist die Formgebung sehr interessant, aber von der materiellen Haptik und Optik gibt es einen deutlichen Bruch zwischen dem komplett neu modellierten Oberteil der Maschine und dem weitgehend serienmäßigen Unterteil.

Aber bildet Euch selber ein Urteil:

La Bestia

Valtorón-La-Bestia-1

R nineT

Valtorón-R-nineT-1

R nineT Custom Project Japan – Shiro Nakajimas Clubman Racer

Shiro-Nakajimas-Clubman-Racer_1

Shiro Nakajimas “Clubman Racer” repräsentierte hingegen das Resultat der Leidenschaft eines Mannes für perfekte Fahrmaschinen, sei es auf der Straße oder auf dem Rennkurs. Seine Interpretation der R nineT folgte hinsichtlich Leichtbau und Funktionalität klar seinen bisherigen Projekten, die überwiegend für den Rennstreckenbetrieb entstanden. Shiro Nakajima: “Ich wollte etwas sportlicheres als einen Café Racer bauen. Ein Motorrad, das Du nicht nur im urbanen Umfeld oder in den Bergen, sondern auch auf der Rennstrecke richtig genießen kannst. Deshalb habe ich sie vor allen Dingen leicht gebaut.“

R nineT Custom Project Japan – Hideya Togashis Boxer

Hideya-Togashis-Boxer-12

Hideya Togashis “Boxer” zeigt sich als zeitlose Variation in klassischem Sportdesign. So weckt die Verkleidung Reminiszenzen an Renn- Replikas der 1970er-Jahre. Hideya Togashi: „Der schlanke Aluminiumtank ist das Hauptmerkmal. Er schmiegt sich gewissermaßen um den Fahrer herum und die Verkleidung ist an ein Rennmotorrad aus den Siebzigern angelehnt.“

R nineT Custom Project Japan – Go Takamines Bratstyle Cyclone

Go-Takamine-Bratstyle-Cyclone-1

Nach den ersten Gruppenbildern beginnen wir den Detailrundgang um die japanischen Custombikes mit meinem persönlichen Favoriten, der Cyclone von Bratstyle-Erfinder und -Gründer Go Takamine: “Ich habe bei diesem Straßenmotorrad versucht, die Vergangenheit mit der nahen Zukunft zu mixen, befindet sich unter der nostalgisch anmutenden Außenhaut doch ein neues, aktuelles Motorrad.“

Keii to ninshiki, Nihon!

Das japanische R nineT-Projekt geht heute mit der Präsentation der finalen Umbauten zu Ende. Von den vier Umbauten leakte nur die Version von Bratstyle früher als vorgesehen.

Ola Stenegärd hat es ja schon in unserem Gespräch in Garmisch-Partenkirchen angedeutet, daß bei diesem Projekt ganz neue Ansätze entstehen würden. Und es sind alle vier komplett eigenständig in ihrem Konzept und ungesehen in der Optik.

BikeExif hat die komplette Story.

Hidemo Boxer

Hidemo Boxer

Cherrys Company Highway Fighter

Cherrys Company Highway Fighter

Bratstyle Cyclone

Bratstyle Cyclone

46 Works Clubman Racer

46 Works Clubman Racer

Meine Synapsen sind bei der Bratstyle-Version komplett in Hab Acht-Stellung, aber auch die Details der anderen sind der Hammer. Noch mehr Bilder und Informationen findet ihr auf der japanischen Projektseite.

Respekt und Anerkennung, Japan!

BMW RnineT Custom-Galerie

Da hat BMW mal die bisherigen R nineT-Umbauten in einer netten Übersicht zusammengestellt, die meisten habe ich hier bereits vorgestellt, aber trotzdem nett anzuschauen:

nineT-Projektwebsite

Persönlich bin ich ja sehr auf die japanischen Umbauten gespannt, die Ende des Monats präsentiert werden sollen.

Boxer brennen: Test BMW R nineT

Nachdem ich auf den BMW Motorrad Days mit Ola Stenegärd angeregt über Motorraddesign, den Concept Roadster und die nineT geplauscht hatte, wurde es Zeit, mal zu erfahren ob die Ninette nur gut aussieht oder ob sie auch performt. Irgendein leichtsinniger BMW Pressemensch händigte mir die Schlüssel aus und ein bisschen aufgeregt stieg ich auf die nineT. Soweit war ich beim Händler auch schon gekommen. Die Sitzhöhe ist mit 785 mm fast identisch mit meiner 2002er F650 GS, jedoch fühlt es sich deutlich tiefer an, weil das Motorrad sehr kompakt wirkt. Man sitzt durch den langen Tank relativ weit hinten. Der Lenker hat eine angenehme Breite, wodurch sich die nineT sehr gut in die Kurven zirkeln läßt.

BMW Motorrad Days 2014: Testfahrt mit der R nineT, Foto: http://petermusch.com/

Zündschlüssel, Anlasser, aus den Akrapovic-Tüten bellt tiefer, basslastiger Boxersound. Hätte ich die Qual der Wahl, würde ein geänderter Auspuff nicht auf meiner unmittelbaren Umbauliste stehen. Die Serienanlage macht da schon einen sehr guten Job.

Zuerst gilt es die nineT durch die Menschenmenge auf den BMW Motorrad Days bis zur Ausfahrt zu zirkeln. Mit Standgas und Kupplung bewege ich das Motorrad ruhig durch die Menge, sie fühlt sich gut ausbalanciert an. Aus der Ortschaft raus darf das erste Mal richtig beschleunigt werden. Und der Boxer beisst bereits aus niedrigen Drehzahlbereichen ordentlich zu, das Gesäß wandert schlagartig Richtung Aluminium-Höckerabdeckung und bleibt da auch erstmal, während ich den luftgekühlten Boxer durch die präzise zu schaltenden Gänge orgel.

BMW Motorrad Days 2014: Testfahrt mit der R nineT, Foto: http://petermusch.com/

Weiter den Berg hinauf auf kurviger Landstrasse macht die Ninette eine sehr gute Figur. Das straffe Fahrwerk sorgt für gute und stabile Strassenlage, was mich ermutigt, in den Kurven auch etwas mehr Leistung beim herausbeschleunigen abzurufen. Obwohl ich nur ein paar Kilometer Landstraße fahren konnte, passte das Motorrad von Anfang an perfekt, ich fühlte mich auf dem Hocker sofort wohl und vertraut.

Als mir auf der Rückfahrt mein BMW-Begleiter seine C600 Sport zum Wechseln anbietet, lehne ich dankend ab. Netter Versuch! Gerne wäre ich die nineT länger gefahren. Der Spaß, den man mit ihr auf der Landstrasse haben kann, deutete sich vehement an. Das ist eine wirklich schöne Fahrmaschine geworden. Vielleicht nicht das Fahrzeug für die große Tour oder die Ausfahrt mit Sozius, dazu ist sie zu kompakt geraten. Aber für die Nummer „1 Mann, 10 Alpenpässe“ wäre sie der perfekte Begleiter. Selten fiel es mir bei einem Testmotorrad so schwer, den Schlüssel wieder abzugeben!

Seite 2 von 3

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén