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Da ist sie – die neue BMW R1300 GS

BMW hat nun das Tuch von einer der am meisten erwarteten Premieren in 2023 gezogen. Die große GS ist nicht nur irgendein Motorrad sondern seit Jahren der Bestseller in den Zulassungen. In 2022 wurden 8.530 Einheiten der R 1250 GS verkauft, die zweitplatzierte Kawasaki Z900 fand nur 3.599 Abnehmer im gleichen Zeitraum. Vor mehr als vier Jahrzehnten begründete BMW Motorrad mit der R 80 G/S das neue Segment der Reiseenduros. Seitdem liegt die BMW GS mit Boxermotor an der Spitze des Wettbewerbsumfelds. Damit dies auch zukünftig so bleibt, hat BMW Motorrad bei der neuen R 1300 GS fast keinen Stein auf dem anderen gelassen.

Das Design der neuen R 1300 GS – Revolution statt Evolution

Interessant zu beobachten war in den letzten Wochen und Monaten die Reaktionen im Netz bei jedem Erlkönigfoto oder den letzte Woche „geleakten“ Bildern: es wurde sehr kontrovers diskutiert. Viele Traditionalisten waren eher mäßig begeistert vom neuen Gesicht der GS. Zu sehr hatte man sich über die Jahre an das asynchrone Scheinwerferdesign gewohnt.

Je länger ich mir die Bilder anschaue, desto mehr finde ich gefallen am Design. Es ist ein großer Schritt in die Zukunft ohne die Vergangenheit komplett hinter sich zu lassen. Von der Seite betrachtet erkennt man die traditionelle GS-Flyline wieder, allerdings schärfer und flacher gezeichnet. Die silbernen Seitenpanels verstehe ich als Zitat älterer GS-Modelle wie der K50.

Was mich überrascht hat ist das schmale Heck. Hier wird es vor allem sichtbar, dass die neue GS ein paar Kilo abgespeckt hat. Als Leergewicht mit zu 90 Prozent befülltem Alu-Tank und Grundausstattung nennt BMW 237 Kilogramm. Ok, mit dem Weglassen des Hauptständers, dem um einen Liter verkleinerten Tank und einer kompakteren Lithium-Ionen-Batterie hat BMW hierbei etwas in die Trickkiste gegriffen. Aber es ist erfrischend zu sehen, dass hier auch ein neues Modell nicht gleich auch mehr Gewicht bedeutet.

Unverändert bleibt das zulässige Gesamtgewicht bei 465 Kilogramm. Bei der Diät halfen ein paar Tricks, wie etwa das Streichen des Hauptständers, des Gepäckträgers und des Einstellrads fürs hintere Standard-Federbein aus der Grundausstattung, aber auch die neue Lithium-Ionen-Batterie und der um einen Liter verringerte Tankinhalt.

Neukonstruktion für Motor und Rahmen

Der Zweizylinder-Boxermotor wurde neu konstruiert und baut dank eines unter dem Motor liegenden Getriebes und einer neuen Anordnung des Nockenwellenantriebs kompakter als je zuvor. Aus exakt 1 300 cm3 schöpft er 107 kW (145 PS) bei 7 750 Umdrehungen und entwickelt ein maximales Drehmoment von 149 Nm bei 6 500 Undrehungen. Damit ist er der mit Abstand leistungsstärkste bis dato in Serie produzierte BMW Boxermotor.

Im Zentrum des neuen Fahrwerks liegt der Blechschalen-Hauptrahmen aus Stahl, der höhere Steifigkeitswerte als das Vorgängermodell mitbringt. Beim Heckrahmen tritt an die Stelle der bisherigen Stahlrohrkonstruktion nun eine Konstruktion aus Aluminium-Druckguss. Für noch mehr Lenkpräzision und Fahrstabilität soll die neue Vorderradführung EVO-Telelever mit Flexelement und die überarbeitete Hinterradführung EVO-Paralever sorgen.

Neues DSA-Fahrwerk und vier Fahrmodi

Das neue elektronische Fahrwerk Dynamic Suspension Adjustment (DSA) kombiniert in Abhängigkeit vom gewählten Fahrmodus sowie von Fahrzustand und Fahrmanövern die dynamische Anpassung der Dämpfung vorne und hinten mit einer entsprechenden Anpassung der Federrate. Für einen Beladungsausgleich sorgt die automatisierte Anpassung der Federbasis.

Ausschließlich in Verbindung mit DSA als Sonderausstattung ab Werk sind zwei weitere Sonderausstattungen für das Fahrwerk der neuen R 1300 GS verfügbar: die neue adaptive Fahrzeughöhenregelung und die Sportfederung. Durch die adaptive Fahrzeughöhenregelung bietet die neue
R 1300 GS die vollautomatische Anpassung der Fahrzeughöhe je nach Betriebszustand. Für Geländefahrer sind die 20mm mehr Federweg vorne und hinten sowie die optionale, straffere Sportfederung interessant.

Zur Anpassung an die individuellen Fahrerwünsche bietet die neue R 1300 GS vier statt bisher drei Fahrmodi. Mit den beiden Fahrmodi „Rain“ und „Road“ können die Fahreigenschaften den meisten Fahrbahnbedingungen angepasst werden. Mit dem Fahrmodus „Eco“ ist es zudem möglich, dass sich die maximale Reichweite mit einer Tankfüllung erzielen lässt. Der zusätzliche Fahrmodus „Enduro“ soll mit einer gezielten Abstimmung für den Offroad-Betrieb ein gesteigertes Fahrerlebnis abseits asphaltierter Straßen ermöglichen.

Matrix LED-Scheinwerfer mit neuem Design

Die augenscheinlichste Veränderung an der neuen R 1300 GS ist der neue, sehr klein gestalteten Voll-LED-Scheinwerfer. Die Leuchteinheit besteht aus zwei LED-Einheiten für Abblend- und Fernlicht sowie aus weiteren LED-Einheiten für das Tagfahr- beziehungsweise das Positionslicht. LED-Leuchteinheiten mit neu gestalteten LED-Blinkleuchten – vorne in den Handschutz integriert, hinten funktionsintegriert – runden das Beleuchtungskonzept der neuen R 1300 GS ab. Mit der Sonderausstattung „Headlight Pro“ leuchtet das Licht des serienmäßigen Matrix LED-Scheinwerfers abhängig von der Schräglage in die Kurve hinein.

Neue Fahrassistenzsysteme

Mit der neuen BMW R 1300 GS einher geht die neue Fahrerassistenz-Option Riding Assistant, bei der der Fahrer auch neue Akronyme lernen darf. Sie setzt sich zusammen aus den Komponenten Active Cruise Control (ACC), der Frontkollisionswarnung (Front Collision Warning FCW) sowie der Spurwechselwarnung (SWW). Mit der Active Cruise Control (ACC) mit integrierter Abstandsregelung können die gewünschte Fahrgeschwindigkeit sowie der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug eingestellt werden. Die Frontkollisionswarnung (Front Collision Warning FCW) mit Bremseingriff soll Kollisionen vorbeugen und dabei helfen, die Unfallschwere zu verringern. Die Spurwechselwarnung überwacht die Fahrspuren links und rechts und kann helfen, einen Spurwechsel sicher durchzuführen und unterstützt den Blick in den Rückspiegel.

Erstes Fazit

Bei der Technik der neuen R 1300 GS war die Evolution absehbar, aber die Revolution beim Design hat mich sehr positiv überrascht. Auf dem Papier hat die neue GS alles, um ihren Status als Platzhirsch bei den High-End Reiseenduros zu behaupten. Wie sie sich auf und abseits der Straße fährt, davon kann ich Euch in drei Wochen berichten, wenn ich von der Fahrvorstellung der R 1300 GS zurück bin.

Welche Details soll ich für Euch unter die Lupe nehmen? Welche Fragen habt ihr zur neuen GS? Schreibt es mir in die Kommentare!

Fahrzeugdaten der BMW R 1300 GS

DatenübersichtBMW R 1300 GS
BauartZweizylinder-Viertakt-Boxermotor
SaugrohrdurchmesserØ 52 mm
Kupplung und GetriebeMehrscheiben-Ölbadkupplung (Anti-Hopping), 6-Gang-Getriebe (optional mit Schaltassistent)
Bohrung x Hub106,5 x 73,0 mm
Hubraum1300 cm³
Verdichtung13,3:1
Leistung107 kW (145 PS) bei bei 7.750/min
Drehmoment149 Nm bei bei 6.500/min
Standgeraeusch90 dB (A)
RahmenBrückenrahmen aus Stahl, Rahmenheck aus Aluminium, Motor mittragend
Gabellängslenkergeführte Telegabel, Ø 45 mm
Lenkungsdämpferhydraulisch
Bremsen2 Scheiben vorn (310 mm) mit Vierkolbenzangen,
1 Scheibe hinten (285 mm) mit Doppelkolbenzange
AssistenzsystemeABS und Schlupfregelung, schräglagenoptimiert (Sonderausstattung: Radar-Systeme)
Räder3.00 x 19; 4.50 x 17
Reifen120/70 R 19; 170/60 R 17
Radstand1.518 mm
Lenkkopfwinkel63,8 Grad
Nachlauf112 mm
Federweg vorn/hinten190/200 mm
Sitzhöhe850 mm (optional verschiedene Sitzpolster und -höhen)
Gewicht237 kg (90 Prozent Tankfüllung, Grundausstattung)
Zulässiges Gesamtgewicht465 kg
Tankinhalt19 Liter
Höchstgeschwindigkeit225 km/h
Service-Intervalle10.000 km (oder jährlich)
Preisab 19.100 Euro

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  1. Ich muss gestehen, die Fahrt diesen Sommer über den Manghen, im Sattel einer 1250er GS, hat mir sehr gut gefallen. Der satte Druck des Motors von unten raus, die bei weitem ausreichende Power, selbst bei Drehzahlen nur bis 4000 u/min, das hatte schon seinen Reiz.

    Auch wenn mich das Scheppern des Boxers bei höheren Drehzahlen schockte. Aber hey – ich fahre hauptsächlich elektrisch, da scheppert jeder Verbrenner.

    Auch die Handlichkeit war bestechend. In der ersten Kehre war der Respekt vor der ausladenden BMW verflogen. Einzig die Zylinder störten beim Supermoto-Spass. Aber mit den Füssen auf den Rasten alles OK.

    Die 1300er wird unbestritten ihren Weg finden und machen. Die Optik ist auf jeden Fall gefälliger. Kaufreiz spüre ich natürlich keinen, denn Enduro – und sei es noch so gemässigt, ist nicht mein Spielfeld.

    Wenn Boxer, dann R9T.

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