Tag 19 –Olbia – Arbatax: Landschaftliche Krönung der Sardinien-Rundfahrt auf der SS125

Gaaanz entspannt in den Tag starten, die Klamotten auf dem Mopped verstauen und dann frühstücken mit einem Blick hinaus aufs Meer. Mit diesem Start in den Tag begann eine beeindruckende Fahrt durch die Landschaft Sardiniens bei wieder angenehmen 18 Grad am Golfo Aranci (Olbia).

Schnell habe ich die Hafenstadt Olbia hinter mir gelassen und mich direkt der Ostküste zugewandt. Die SS125 sollte heute überwiegend den Tag bestimmen. In San Teodoro habe ich sie trotzdem kurz für einen Abstecher auf die Küstenstraße verlassen, aber in Budoni bis Postada wieder unter die Räder genommen.

Hinter Postada ging es links in die Berge und Sardinien hat wieder einmal bewiesen, warum es so schön ist hier mit dem Motorrad Urlaub zu machen: Kurven, Kurven, Kurven, beste Straßen, (derzeit) so gut wie kein Verkehr auf der Straße, BEINDRUCKENDE und abwechslungsreiche Landschaften wohin das Auge schaut. Über Torpe ging es vorbei am Lago di Posada Richtung Lode. Was für ein Erlebnis durch die Serpentinen gen Himmel zu fahren und dann von oben den Blick hinab ins weite Tal auf den See und die vielen Kurven. Grandios.

Anstatt bis Lode zu fahren ging es vorher links ab Richtung Siniscola, aber nur die Bergstrecke weiter hoch, um dann in Cantoniera Sta. Anna nach rechts abzubiegen Richtung Lula. Entlang des Bergmassivs Monte Albo führte eine 24 Kilometer lange Bergstrecke (SP 3) mit durchaus rauem Asphalt. Da machte aber gar nichts, denn schnell fahren ging eh nicht – permanent schweifte der Blick in die Ferne aufgrund des grandiosen Weitblicks.

Irgendwann traf ich dann Richtung Dorgali wieder auf die SS125. Nach einem kurzen Proviantstopp in Dorgali ging es weiter auf einem meines Erachtens schönsten Teil der SS125 hier auf Sardinien. Bestens ausgebaut und wieder abwechslungsreiche Landschaften und herrliche Blicke in wild zerklüftete Täler. Dass diese Strecke ein Motorrad-Eldorado ist merkt man(n) schnell an den vielen entgegenkommenden und überholenden Motorradfahrern – trotz allem Respekt für das fahrerische Können auf zwei Rädern muss ich leider sagen, dass einige ohne wirklich viel Hirn unterwegs sind und leider damit auch noch andere gefährden… aber Ende der Diskussion: Jeder soll nach seinem Gusto fahren.

Einen kurzen Abstecher habe ich mir noch hinter Dorgali an die Cala Ganone „gegönnt“. Einfach mal runter in die enge Bucht die Kurven genossen, vor dem Ortsschild umgedreht und das ganze wieder flott zurück und oben vor dem Tunnel noch mal abschließend den Ausblick genießen.

Eigentlich wollte ich nach Arbatax dann über Urzulei fahren und die Einstellung „kurvenreiche Strecke“ des Navis wollte mich ebenfalls daher lotsen. Allerdings war ich so von der SS2125 begeistert, dass ich auf ihr weiterfuhr über Baunei bis Arbatax.

Resümee des Tages: Allein diese 227 Kilometer von Olbia bis Arbatax auf der SP3 und SS125 mit den Kurven und der Landschaft sind eine Reise nach Sardinien wert.

Tag 20 – Arbatax – Capitana: Sardiniens Landschaft und sardische Gastfreundschaft

Bei angenehm frischen 16 Grad und keiner Wolke am Himmel ging es heute früh in Arbatax los. Da mir die Strecke Lanusei – Gairo – Seui (SS198) letzte Woche so gut gefallen hatte, wollte ich sie noch einmal fahren. Und was soll ich groß schreiben – die Kurven sind weiterhin so klasse, von engen Tornanti bis langgezogenen Kurven zum Wedeln ist für jeden etwas dabei. Und trotz der „Wiederholungsfahrt“ gab es wieder ganz neue Eindrücke, zumal die Witterung entgegen der letzten Fahrt erst traumhafter Sonnenschein war und es kurz nach Seui sogar leicht anfing zu regnen und auf knapp 1000 Meter Höhe war es mit 11 Grad dann doch recht frisch.

Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, den Regenkombi im Koffer zu lassen, aber nach Sadali auf dem Weg nach Nurri fing es dann aber am Lago del Flumendosa doch so stark an zu regnen, dass ich mir die Pelle übergezogen habe. Zum Glück war es aber nur eine kurze Schauer und so konnte ich mich davon hinter Nurri wieder befreien.

Nach Orroli auf dem Weg nach Escalaplano hatte ich einen tollen Blick auf den Lago Mulargia und auf kleinen Straßen mit sehr wenig Verkehr ging es über Ballao nach Muravera. Das letzte Stück dahin talwärts entlang des Flusses Flumendosa auf einer gut ausgebauten Straße mit mir sehr gelegenen laaaanggezogenen Kurven für ein zügiges Kurvenswinging – begleitet immer wieder mal mit ein paar Regentropfen, teilweise sogar trotz Sonnenschein.

Bevor mich die SS125 wieder hatte, gab es eine kleine Mittagpause während des Schlenkers nach Muravera direkt am Strand „San Giovanni“. Hinter San Primano konnte ich dann endlich die sehr gut ausgebaute Kurvenstrecke Richtung Cagliari genießen, da letzte Woche auf gleicher Strecke Schleichfahrt in strömenden Regen angesagt war. Schroffe Felswände, an die sich die Straße eng anschmiegt und sich so auf sage und schreibe 426 Meter Höhe schraubt, bevor es dann hinab geht in die Ebene nach Cagliari.

Aber schon vor den Toren der sardischen Hauptstadt ging es links weg nach Capitana zur heutigen Unterkunft „La Capitana“. Als sich das Tor öffnete und ich das Mopped abgestellt hatte, wurde ich von Marco, dem Eigentümer des B&B, sehr herzlich auf Deutsch und mit einem kühlen Blonden begrüßt. Nach einer sehr netten Unterhaltung und einer Führung über das Gelände bezog ich das Zimmer. Es dauerte nicht lange und ich erhielt eine Einladung zum gemeinsamen Abendessen mit seinen beiden Angestellten, da ich gerade der einzige Gast bin. So hatte ich nicht nur eine abwechslungsreiche Fahrt von 226 Kilometern, sondern auch noch einen sehr sehr netten sardisch-deutsch-italienischen Abend bei Spaghetti, Vino und Myrtho.

Tag 21 – Capitana – Südwest-Küste – Cagliari: Kurvenreicher Abschied von Sardinien

(Nachtrag zu gestern, da es auf der Fähre kein Internet gab)

Bei einem lauen Lüftchen und angenehmen 20 Grad unter Pinienbäumen in deren Schatten mit Blick auf das Meer gemütlich frühstücken – das ist Urlaub. Da mag man eigentlich schon fast gar nicht losfahren. Trotzdem schaffte ich es dann nach 09:00 Uhr mich auf die Tour zu begeben, die uns letzte Woche vom Regen „vermiest“ wurde und wir entnervt aufgaben (dafür dann aber die Sonne im Südosten genossen hatten).

Los gings in Capitana und zügig einmal um Cagliari herum gen Süden über Pula nach Chia. Anstatt der kurvigen Bergstrecke zwischen Domus De Maria und Teulada genoss ich den zwar etwas rauen Teer der Küstenstraße, aber um so mehr den Blick auf die Buchten mit ihren feinen Sandstränden und dem karibikblauen Meer. Über Sant’Anna Arresi nahm ich kleine Straßen auf die Isola di San Antioco bis an deren Nordspitze. Insgesamt ist der Abstecher nicht der Börner, aber eine Semmel als Mittagessen direkt am Meer hat dafür entschädigt.

Eigentlich wollte ich weiter an der Küste entlang über Portoscuso und dann hoch nach Buggerru. Irgendwann waren die Straßen aber langweilig, da es oftmals über Kilometer hinweg keine einzige Kurve gab, es keine wirkliche Küstenstraße wie im Süden ist und auch die Landschaft bestand „nur“ aus grünen Wiesen und Getreidefeldern oder der Wegesrand wurde gesäumt von meterhohem Schilf. So bin ich dann hinter Gonnesa nach Iglesias abgebogen, was die definitiv beste Entscheidung des Tages war.

Iglesias steht für den traditionellen Jahrhundertelangen Abbau verschiedener Metalle auf Sardinien, allerdings ist dies heute nicht mehr wirtschaftlich und so gibt es große Fabrikruinen aus vergangenen Zeiten. Nach Iglesias nahm ich die SP 126 unter die Räder über Fluminimaggiore bis Guspini. Ein Wahnsinn diese Strecke – über 50 Kilometer eine Kurve an der anderen. Zudem eine sehr abwechslungsreiche Landschaft vom satten Grün der Felder und dichten Wäldern entlang der Flusstäler bis hin zur rauen Berglandschaft. Und immer wieder verlassene und zerfallene kleine Bergbausiedlungen. Nach der SS125 vor zwei Tagen ist diese Strecke für mich ebenfalls eine der Top-3 Motorradstrecken auf Sardinien.

In Guspini hieß es dann langsam an den Abschied von Sardinen zu denken und nach Cagliari zurückzufahren, denn die Fähre wartete auf mich. Zum Glück musste ich nicht zu lange in der doch mittlerweile heißen Nachmittagssonne warten und konnte schnell das Mopped unter Deck verzurren und meine Kabine beziehen für eine erfrischende Dusche. Um 19:30 hieß es „Leinen los“ und mit einem (ok, es waren drei – aber nur kleine) Ichnusa ging die Sonne langsam unter und Sardinien verschwand im Dunklen.

Resümee: Ich komme wieder – mit dem Motorrad, denn die Insel hat so viel zu bieten. Natürlich für uns Motorradfahrer Kurven – und nicht zu knapp und für jede Gangart was dabei. Aber auch mehr als nur Kurven mit gut ausgebauten Straßen: eine sehr abwechslungsreiche und sehenswerte Landschaft, eine satt grün und bunte blühende Natur (zumindest jetzt Anfang Mai) sowie sehr gastfreundliche Menschen. Was wohl Sizilien bringt?