Meine erste Motorradtour führte mich 2013 nach Tschechien und Polen. Gemeinsam mit Thomas erfuhr ich das Riesen- und Isergebirge. Unter anderem führte uns unser Weg durch das polnische Karpacz am Fuße der Schneekoppe. Ein bisschen irritiert war ich damals schon, als wir beim Tankstopp an der innerorts gelegenen Orlen-Tanke auf einen Vierer-Sessellift blickten. Gut, die Schneekoppe als höchster Gipfel des Riesengebirges ragt immerhin 1.600m in den Himmel. Mit Schnee war da schon zu rechnen. Irgendwie blieb mir das im Gedächtnis.
Als wir dann vor ein paar Monaten nach einem Ferienziel für die Winterferien suchten und der Wunsch der Söhne auf jeden Fall etwas skitaugliches vorsah, schaute ich mal nach, wie weit man denn mit dem Auto nach Karpacz fahren müsste. Mit knapp vier Stunden war es nur ungleich weiter entfernt als der Harz, lag aber höher als derselber und erschien mir daher schneesicherer. Also buchte ich uns kurzerhand dort ein Apartment für die Ferienwoche.
Bei der Anreise führen wir noch durch grüne Landschaften und auch die ersten beiden Tage war das Skifahren nur sehr begrenzt möglich. Ein schmales, weißes Pistenband zog sich durch ansonst grüne Wälder.
Dies änderte sich schlagartig an den Folgetagen. Zwei Nächte Schneefall in Folge bescherten uns das folgende Bild:
Sohn I im tief verschneiten Wald des Karkonoski Park Narodowy
Ausblick von der Stabkirche Wang
Trotz des ausgiebigen Schneefalls wurden in der Karpacz Ski Arena keine weiteren Pisten geöffnet. Hierfür hätte es noch etwas mehr der Flockenpracht gebraucht. Aber für die Skibedürfnisse der Söhne war es mehr als ausreichend und günstig war der Skipass uns die Skiausleihe zudem auch. Die Erreichbarkeit aus Berlin ist auch deutlich entspannter als die Gebiete in Bayern, der Schweiz oder Österreich.
Und? Welche Reviere kennt ihr von Euren Motorradtouren, die ihr auch im Winter wieder besucht habt?
Directors Notes:
Puh, das war ein Stück Arbeit für den ungelernten Videocutter. Trotz allem Experimentieren vor der Tour mit der GoPro habe ich auch hier wieder ein paar Fehler gemacht. Vor allem habe ich die Kamera auf dem Helm zu oft zu tief eingestellt, so daß immer zu viel Strasse statt Panorama zu sehen war. Ärgerlich vor allem bei den schönen und sonnigen Passagen, die wir hatten. Im Vergleich zur GoPro3 hat meine GoPro2 leider nicht die Möglichkeit, über die Kopplung mit dem iPhone das Kamerabild zu kontrollieren.
Die beste Perspektive finde ich immer noch die am Motorrad seitlich angebrachte Kamera. Bei Thomas VFR konnte man die GoPro mittels Saugnapfhalterung schön tief auf der Aussenverkleidung anbringen. Auch nett: die Perspektive nach hinten durch die nach hinten angebrachte GoPro (im Video ab ca. 4:00 min).
Was man auch beachten muss: wenn man 6 1/2 Stunden durch den Regen gefahren ist, muss man das Kameragehäuse gut durchtrocknen, sonst nebelt einem das Bild am nächsten Tag bei steigenden Temperaturen ein (im Video ab ca. 5:00 min).
Selbst mit drei Kameraakkus kam ich bei durchgehendem Filmeinsatz nicht durch den Tag. Da muss ich wohl noch ein USB-Ladegerät investieren, damit ich den Akku unterwegs nachladen kann.
Schade, schon der letzte Tag der Tour. Nach den beiden tollen und intensiven Tagen durch Sächsische und Böhmische Schweiz sowie Riesen- und Isergebirge hieß es jetzt wieder Solofahrt, da sich hier wieder Thomas und meine Wege trennten.
Um noch zu einigermassen familienfreundlicher Zeit in Berlin zu sein klingelte der Wecker schon um 06:00 Uhr und kaum eine Stunde später brabbelte mein Einzylinder durch das sonntägliche Dresden, das gerade von der Morgensonne wachgeküsst wurde.
Der Beginn der Route glich der Hinfahrt von Tag 1. Zunächst durch Dresden durch und dann auf der B97 grob Richtung Hoyerswerda rollen. In Schwepnitz führte mich die Route weiter nach Osten Richtung Spremberg, Gubin, Eisenhüttenstadt und Frankfurt / Oder.
Die morgendliche Sonne und die leeren Strassen sorgten für ein stressfreies und zügiges Fortkommen und mit Klangkarussell hatte ich mir Gute-Laune-Mucke auf die Ohren gelegt.
Hinter Hoyerswerda fuhr ich weiter Richtung Schwarze Pumpe durch renaturiertes Braunkohletagebaugebiet. Das sieht insofern etwas ungewohnt aus, daß es streckenweise ein „normales“, von der Natur geformtes Landschaftsbild vermissen lässt. Dies fiel mir aber erst nach einiger Zeit auf, zu vor war es nur eine unterbewusste Wahrnehmung à la „Irgendwas ist hier anders!“. Jedenfalls stand auf dem, was früher Tagebau war nun Windräder, die Landschaft diente also nach wie vor der Energiegewinnung, nur in anderem Kontext.
Aus der Ferne bereits gut zu erkennen war das Braunkohle-Großkraftwerk „Schwarze Pumpe“. Das Kesselhaus ragt hoch über die umstehenden Wälder hinaus und der Schlot stiess massive Wolkengebilde in den stahlblauen Himmel.
Etwas absurd mutete streckenweise das Tempolimit von 30 an, fuhr ich doch auf sehr gut ausgebauten Landstrassen. Die Begründung lieferte das Zusatzschild unter der „30“, daß diese Massnahme mit Erdabsackungen begründete. Es könnte also durchaus der Fall sein, daß hinter der nächsten Biegung einfach mal statt Strasse ein einfamilienhausgroßes Loch ist.
Fahrerisch war die Strecke bislang eher kurvenarm, das sollte sich auch erst nach Cottbus ändern. Doch zu vor machte ich noch halt an der Talsperre Spremberg, die über das Örtchen Schäferberg zu erreichen ist. An Campingplätzen vorbei kam mir das schattige Plätzchen am Seeufer ganz recht für eine erste Pause für den Tag.
Weiter ging es hinter Cottbus auf der B97 durch ziemlich ortschaftsloses Gebiet. Dafür passierte ich den einen oder anderen Tagebau sowie Bahngleise, die vornehmlich dem Koheltransport dienen. In seeeeeehr langen Zügen, wie ich an dem einen Bahnübergang feststellen musste, an dem ich gefühlt einen halben Tag stand.
Eine Ortschaft, genauer gesagt eine Tankstelle wären langsam aber angebracht gewesen, wie mir mein Warnlämpchen im Cockpit anzeigte. Morgens in Dresden hatte ich nur zum Brötchenfassen angehalten, da der Tank noch halb voll war. Es sollte sich herausstellen, daß sich meine treue F650GS auf der Landstrasse um einiges sparsamer herausstellen sollte als im Normalbetrieb, der schwerpunktmässig im Stadtverkehr oder auf kleineren Touren stattfand. Hier musste nach spätestens 220km getankt werden, aber auf dieser Tour ging das Warnlämpchen erst nach 260km an.
Die Tankreichweite erlaubte es mir jedenfalls noch, in Gubin auf die polnische Seite zu fahren und hier nochmals günstig vollzutanken, bevor ich weiter nach Eisenhüttenstadt fuhr.
Dort kam ich erstmal an vornehmlich rosa getünchten DDR-Vorzeigewohnblocks vorbei, bevor ich stadtauswärts am Stahlwerk vorbeikam, das der Stadt ihren Namen gab. Auch hier im tiefen Osten hatte die Globalisierung nicht Halt gemacht, prangte doch von der Anlage in großen Lettern das Logo des indischen Stahlmultis ArcelorMittal.
Von Eisenhüttenstadt wäre es noch ein Katzensprung nach Frankfurt / Oder gewesen, aber da ich dermaßen gut in der Zeit lag, erlaubte ich mir eine spontane Routenmodifikation. Also erstmal den Abzweig nach Pohlitz genommen um beim Segelflugplatz eine Pullerpause zu machen.
Über Müllrose (ja, so heisst der Ort wirklich) und Beeskow sollte es Richtung Scharmützelsee gehen – oh, kuck mal ein Golfplatz – um dann bei Fürstenwalde auf die Autobahn zu fahren und die letzen Kilometer zur Familie nach Hause zu reiten. 320 Kilometer sollten es am Ende für den Finaltag gewesen sein. Und ich war kurz nach dem Mittagessen zu Hause. Toll!
Notiz an mich selber: wenn man seine Tour mittels GoPro-Kamera dokumentiert, sollte man neben Batterieladezustand und verbleibender Speicherkapazität auch ab und zu mal die Linse kontrollieren. Dann hat man auch feststellen ob irgendein Fluginsekt auf selbiger nicht spektakulär den Freitod gesucht hat und – nur ein klitzekleines bisschen – die Bildqualität beeinträchtigt.
Fazit: Schon bereits nach dem Aufstehen an diesem Morgen fragten wir uns „Und wo fahren wir nächstes Jahr hin?“ Am Abend des Tages beantworteten wir uns diese Frage selber:
@heliumkiffer komm, wir treffen uns in ein paar Stunden in Dresden und fahren die Tour noch mal andersherum!
So viele Touren bin ich ja noch nicht gefahren und in den Alpen war ich auch noch nicht. Aber an dieser Region – Sächsische Schweiz, Osterzgebirge, Riesen- und Isergebirge – habe ich Blut geleckt. Zumal Dresden von Berlin aus relativ schnell erreichbar ist. Man könnte sicherlich eine Woche lang in Dresden das „Basislager“ beziehen und jeden Tag neue, tolle Touren fahren. Oder von Dresden aus das Erzgebirge runter bis in den Bayrischen Wald.
Auf jeden Fall waren diese vier Tage nur ein erster Vorgeschmack. Wie sagte schon Arnold Schwarzenegger? „I’ll be back!“
Nach einer ruhigen Nacht in unserer Pension in Žacléř galt nach dem Aufwachen der erste Blick aus dem Fenster dem Wetter. Und siehe da: Petrus hatte ein einsehen und bescherte uns einen schäfchenbewölkten Himmel mit Sonne. Das hob die Laune spontan deutlich und frohen Mutes machten wir uns auf die nächste Etappe.
Žacléř liegt bereits im Grenzgebiet zu Polen und so überquerten wir bereits nach wenigen Kilometern auf sonnigen Alleen den tschechisch-polnischen Grenzübergang. Vor Kamienna Góra bogen wir ab Richtung Kowary, der Weg führte uns über ein nett geschwungenes Sträßchen durch seeehr ländliches Gebiet. Von Ferne konnte man schon unser erstes Tagesziel sehen, die Schneekoppe. Das mit dem ländlichen Eindruck sollte sich schnell ändern als wir in Karpacz ankamen, dem Wintersportort am Fuße der Schneekoppe. Hier waren plötzlich alle Strassen neu geteert, die Häuser schmuck gestrichen und ein Hotel reihte sich an das nächste. Krasser Gegensatz.
Ursprünglich hatten wir ja gehofft, irgend einen mit dem Motorrad befahrbaren Weg auf die Schneekoppe hinauf zu finden, aber es gabe lediglich mit dem Fahrrad oder zu Fuß ein weiterkommen. Dann ging es eben weiter auf der Route durch das Hirschberger Tal in Richtung Szklarska Poręba. Ab Piechowice begann die Strecke wieder schön kurvig zu werden und wir fuhren durch ein von einem Gebirgsbach durchzogenen Tal hinauf Richtung Harrachov. Anfangs musste man hier sehr aufpassen und konnte die Kurven allzu dynamisch durchfahren, weil alle Nase lang – auch blind hinter Kurven – Parkplätze waren, von denen aus allerlei wanderlustige Menschen die Wälder erkundeten. Kurz vor der tschechischen Grenze erreichten wir auf dem Neuweltpass den für den heutigen Tag mit 880m höchsten Punkt der Route, bevor es dann wieder gen Harrachov den Berg hinab ging. Von der Strasse aus konnte man am gegenüberliegenden Berg schon die Skisprungschanzen sehen, die wir uns auch von Nahem noch anschauten. Irre, wie hoch das ist! Auf den Bildern wird das nur annähernd deutlich.
HJC IS-16
In der Stadt folgte ich dann rechts ab spontan dem Wegweiser Richtung Golfplatz Harrachov, schliesslich habe ich nebem dem Motorrad fahren auch noch ein zweites Hobby, das will nicht vernachlässigt werden. Und wenn es nur Golfplatz ankucken ist. Kurioserweise führte uns der Weg nicht nur zum Golfplatz sondern auch zum daneben befindlichen Bahnhof Harrachov, wo bis zum heutigen Tage noch eine Zahnradbahn fährt.
Als nächstes galt es, den Weg zur Darretalsperre zu finden. Was nicht ganz einfach ist, da zum einen die Beschilderung nicht ganz so ausführlich ist und zum anderen die Strassen abseits der großen Hauptverkehrsrouten gleich immer so aussehen, was ob hinter der nächsten Kurve der geteerte Feldweg enden würde, auf dem man gerade unterwegs ist. Man darf sich also nicht irritieren lassen, auch wenn man das Gefühl hat, am Arsch der Welt unterwegs zu sein. Meistens ist man doch auf dem richtigen Weg. So auch diesmal. Ich war schon kurz davor nochmal anzuhalten und die Route zu überprüfen als wir nach einer Rechtskurve plötzlich den bereits 1915 fertig gestellten Staudamm und den gesuchten See fanden.
Um den See herum führte ein schmales Sträßchen, welches wiederum sehr reizvoll zu fahren war. Statt auf Autos musste man eher auf Fahrradfahrer und Inlineskater achten, die sich ihren Weg durch den Tannenwald machten. Links und rechts wurde das ganze eingerahmt durch die Hügel des Isergebirges und ich fühlte mich hier sehr „Rübezahl“. Am Ende des Wäldchens erwartete uns eine alte Holzhütte, in der eine gefühlte Hundertschaft an Fahrradfahrern Mittagsrast machten. Wir gesellten uns dazu und genossen ein Hirschgulasch mit Laib Brot Knödel auf der Terasse.
Frisch gestärkt nahmen wir die Talfahrt in Richtung des 600m tiefer gelegenen Frýdlandt in Angriff, die allerdings deutlich langsamer als gedacht in Angriff genommen werden musste. Fast in allen Kurven der Strecke lag Rollsplit, so daß wir da bestenfalls durchschnecken konnten. Schade, diese ganzen Kurven so ungenutzt liegen zu lassen. Hinter Frýdlandt mussten wir noch ein Stück Polen durchqueren, bevor es in Zittau wieder nach Deutschland ging. Bei der Routenplanung hatte ich mich hier schon gewundert, warum man um Bogatynia so einen komischen Bogen fahren musste. Auf der Karte waren da nur zwei große weisse Flecken zu sehen, in denen nicht das kleinste Sträßchen zu finden war. Diese weissen Flecken stellen sich als gigantisches Loch im Boden heraus in Form eines Braunkohletagebaus. Wir waren sichtlich beeindruckt, selbst dieses riesigen Schaufelbagger wirkten am Grund des Kraters wie Spielzeuge.
Von Zittau aus wollten wir eigentlich über Neustadt den Weg nach Dresden zurückfinden. Uns kam da aber ein – auf jedem zweiten Straßenschild penetrant angebrachter – Hinweis namens „Zittauer Gebirge“ dazwischen. Trotz bereits über 200 gefahrener Tageskilometer waren wie beide so fahrgeil, daß wir an der dritten Ampel sagten „Scheiss drauf, dann nehmen wir das Zittauer Gebirge eben auch noch mit!“. Also links abgebogen und Kurs Richtung Olbersdorf und Oylen genommen. Kurz hinter Oylen einmal rechts abgebogen und – schwupps – waren wir wieder in der Tschechei. Wir waren ja lange schon nicht mehr da.
Von hier aus führen wir erstmal frei Schnauze Richtung Westen, der tief stehenden Sonne entgegen. Kartenausdrucke für diesen Teil Tschechiens hatten wir nicht und das Navi haben wir nur stellenweise nach der aktuellen Position befragt. Aber auch das führte uns an nette Orte:
Habe eben versucht die tschechischen Ortsnamen auszusprechen. Jetzt ist der Helm innen nass. #riesengebirgstour
Über Mařenice fuhren wir – oh, kuck mal, ein Golfplatz – weiter nach Kytlice und dann Richtung Chřibská, wo wir zurück auf die Strecke kamen, die wir an Tag 2 unserer Tour genommen hatten. War ja geil, so konnten wir die Strecke nach Hřensko nochmal in entgegengesetzter Richtung fahren. Irgendwo im böhmischen Wald „nullte“ auch Thomas‘ VFR:
Hinter Hřensko passierten wir wieder die Grenze nach Deutschland und fuhren wieder der Bastei im Abendlicht entgegen. Superschöner Anblick.
Zum Abendessen luden wir uns spontan bei einem Freund und seiner Familie in Heidenau ein und ritten dann kurz vor Toreschluss ins Hotel nach Dresden zurück. Was für ein geiler Tag!
Nun sollte es endlich gemeinsam losgehen auf den eigentlichen Part der Riesengebirgstour. Thomas hatte seine Anreise nach Dresden auf zwei Tage verteilt und hatte schon einiges an Strecke durch den Bayrischen Wald hinter sich. Gegen Thomas VFR (Baujahr 1990) war meine F650 GS (Baujahr 2002) voll das junge Küken.
Wir verliessen Dresden Richtung Pirna, unser erstes Ziel war die Bastei, eines der Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz. Die Felsformationen überhalb der Elbe boten trotz trüben Wetters einen tollen Ausblick rüber in die Tschechei, wo schon dunkle Wolken für den späteren Tagesverlauf nichts gutes verhiessen.
Von der Bastei aus ging es weiter Richtung Bad Schandau, aber nicht auf der direkten Route sondern über Hohnstein und Porschdorf. Warum zeigt euch das folgende Video von Kamerakind Thomas:
Na, grinst ihr auch so wie wir? Aber es wurde noch besser.
Hinter Bad Schandau fuhren wir an der Elbe entlang und kreuzten in Hřensko die deutsch-tschechische Grenze. Der Ort ist an sich eher unscheinbar, bis plötzlich zwischen zwei Felsen eine Strasse abzweigt. Hier windet sich der Fluss Kamenice ins Tal bis er in die Elbe mündet. Entlang des Flusses schmiegen sich nette alte Häuschen an die Felswände. Aber vor allem führt einen die Strasse in die Böhmische Schweiz. Schon von der Papierform her versprach dieser Streckenabschnitt zwischen Hřensko und Chřibská interessant zu werden, aber was wir hier erlebten toppte alle Erwartungen. Eine schmale Strasse wand sich bergauf und bergab durch alte Tannenwälder, zwischendrin durchquerten wir Ortschaften, wo gefühlt seit 100 Jahren die Zeit stehen geblieben war.
Diese 23 Kilometer sollten mit die tollsten sein, die wir auf der gesamten Tour fuhren.
Weiter ging es über die gut ausgebaute aber auch etwas langweilige Europastrasse 142 Richtung Rynoltice, wo wir dann rechts abbogen, um über Knzany die Anfahrt auf den Hausberg von Liberec, den Ještěd zu gelangen. Mit 1.012 m ist er die höchste Erhebung im Jeschkengebirge in Nordböhmen. Leider hatte es schon auf der Strecke angefangen zu regnen und je näher wir dem Ještěd kamen, desto intensiver wurde der Regen und mit jedem Höhenmeter kam noch mehr Nebel dazu. Eigentlich eine Schande, denn die Auf- und Abfahrt zum Ještěd ist sehr gut ausgebaut (im Gegensatz zu anderen Landstrassen, die wir auf dem Weg dahin nahmen). Aber ohne Sicht und mit nasser Strasse war das Kurvenvergnügen nicht existent. Vor der Anfahrt zum Gipfel diskutierten Thomas und ich kurz, ob wir überhaupt ganz auf den Berg hochfahren sollten. Aber nun da wir eh da waren wollten wir auch rauf. Starke Winde, kaum Sicht, mehr als den zweiten Gang und 40 km/h waren für den Aufstieg nicht drin. Kaum waren wir auf dem Gipfelparkplatz befanden wir die Idee als Scheisse und kehrten gleich wieder um. Zumal es wirklich quer regnete und windete.
Der Regen sollte uns den Rest des Tages begleiten, so daß das hier als Symbolbild für den Nachmittag durchgehen könnte:
Nach einer stärkenden Pizza in Liberec nahmen wir die weitere Strecke in Angriff, es ging Richtung Tanvald und Harrachov, kurz vor Harrachov rechts abgebogen weiter in Richtung Spindlermühle. Thomas hatte die Uschi angeschmissen und wir fuhren über anfangs sehr starke befahrene Landstrassen, später wurden wir auf einer sehr schönen kurvenreichen Waldstrecke immer wieder von Baustellen ausgebremst. Leider waren hier auf den Strassen immer wieder Rollsplit oder Teerfugen, mit denen Risse in der Strasse ausgebesser wurden, anzutreffen. Gerade auf diesen vom Regen nassen Fugen versetzte das Hinterrad in Kurven immer wieder, was das Fahren nicht angenehmer machte.
Die Routenplanung (also mein Kartenausdruck von Google Maps sowie beide Navis) sagen vor, das Tal Richtung Vitkovice hoch zu fahren, dort über den Bergkamm weiter und dann nach Spindlermühle zu kommen. Wir folgten artig der Route und liessen uns auch nicht irritieren, als die Strassen immer enger und ungeteerter wurden. Was uns dann doch skeptisch machte war das Schild, welches sowohl Autos als auch Motorrädern die Weiterfahrt verbot. Bei den schlechten Witterungsverhältnissen wollten wir keine Experimente wagen. Zudem war ich auch ziemlich durch, so daß wir uns entschlossen, Spindlermühle Spindlermühle sein zu lassen und den direkten Weg zu unserer Pension nach Žacléř zu fahren, wo uns eine warme Dusche, Heizung zur Trocknen der Klamotten sowie diverse Biere erwarteten:
Meine Fresse war die Tour geil! Vorletzte Woche stellte ich Euch die Route zur Riesengebirgstour 2013 vor, letzte Woche waren wir unterwegs und ich muss noch bis heute dämlich grinsen, wenn ich an diese geilen vier Tage danke. Doch eins nach dem anderen. Hier erstmal Tag 1., der mich von Berlin nach Dresden geführt hat.
Dieser erste Tag der Riesengebirgstour stellte – wenn man es in Rallyesprech ausdrücken möchte – eine Verbindungsetappe nach Dresden dar. Aus Berlin heraus fuhr ich auf der A113 aus der Stadt raus, um nach einem kurzen Stück auf dem Berliner Ring in Königs Wusterhausen die Autobahn zu verlassen und mich auf den Weg in den Spreewald zu machen.
Schnell sollte sich herausstellen, daß ich die Kleiderordnung hinsichtlich der herrschenden Temperaturen plus Fahrtwind etwas zu leger eingeschätzt hatte. So hielt ich also mitten im Spreewald an, um mich wärmer anzuplünnen. Rein streckentechnisch kam leider auch keine größere Aufregung auf, die Landschaft war zwar nett anzuschauen, aber es ging meistens schnurgeradeaus mit gelegentlichen Biegungen. Der Puls blieb also unten.
Über Lübben, Lübbenau und Großräschen erreichte ich Senftenberg, wo ich einen kleinen Abstecher zum Eurospeedway machte, aber mit meiner Enduro NICHT auf die Strecke durfte 😉 Skandal!
Von dort aus ging es nach einer kleinen Mittagspause beim goldenen Schotten rings um den Senftenberger See über die B97 nach Dresden, wo ich am Nachmittag ankam. Da Thomas noch auf der Strecke von München nach Dresden war nutzte ich die verbleibende Zeit für eine Stadtrundfahrt und einen kleinen Abstecher zum Motorradladen, um mir noch lange Unterwäsche zu kaufen. Ob ich diese brauchen würde, kann ich Euch im nächsten Teil des Tour-Logbuches erzählen.
Ich muss ja gestehen ich bin ein bischen uffjerecht. Wie ein Vierjähriger am Weihnachtsabend. Nächste Woche fahre ich auf meine erste richtige – weil mehrtägige – Motorradtour. Vor ungefähr einem halben Jahr las ich in einer Motorradzeitschrift über eine Tour durchs Riesengebirge. Da von Berlin aus die „echten“ Alpen etwas weit weg sind, ein Trip nach Dresden als Anreise aber nur etwas über zwei Stunden dauert, war ich gleich Feuer und Flamme.
Alleine fahren wollte ich nicht, also fragte ich mal im Freundes- und Bekanntenkreis rum, letztendlich fahre ich nun mit meinem Schulfreund Thomas in Rübezahls Reich.
Am Freitag geht es von Dresden aus zunächst zu einem der Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz, der Bastei. Danach die Elbe entlang und bei Hřensko links ab in die Tschechei und ins die Böhmische Schweiz. Danach weiter Richtung Liberec, wo wir den Hausberg Ještěd erklimmen werden – das ist der Berg mit dem lustigen Spitzhütchen oben drauf. Über Tanvald geht es weiter über kurvige Bergstraßen Richtung Špindlerův Mlýn (Spindlermühle), einer der bekanntesten Wintersportorte Tschechiens, hier entspringt übrigens auch die Elbe. Die letzte Etappe des zweiten Tages führt und nach Zaclér, kurz vor der polnischen Grenze, wo wir übernachten werden. Hier der Routenverlauf (ca. 277 km, 6 Stunden), den ihr übrigens bei Google Maps auch in einer 3D-Ansicht animiert anschauen könnt, wenn ihr auf den 3D-Button drückt:
Ein sehr lustiges Feature.
An Tag 3 (270 km, 6 Stunden) geht es auf die polnische Seite des Riesengebirges, wo als erstes Highlight gleich die höchste Erhebung des Riesengebirges auf uns wartet: die Schneekoppe mit über 1.600 Metern. Ich konnte im Vorfeld nicht herausfinden, ob der Weg zum Gipfel komplett befahrbar ist, aber das werden wir schon sehen. Anschliessend geht es durch das Hirschberger Tal, bevor wir über Szklarska Poręba wieder den Weg nach Tschechien zurück finden um kurz hinter der Grenze nach Harrachov zu kommen. Mal schauen wie die Skisprungschanzen im Frühling aussehen. Danach führt uns die Route Richtung Isergebirge an der Darretalsperre vorbei. Über Hejnice und Frydlant geht es kurz nach Bogatynia, Polen, bevor wir in Zittau wieder nach Deutschland kommen. Über Neustadt fahren wir dann wieder zurück nach Dresden.
An Tag 4 trennen sich wieder Thomas und meine Wege. Die Heimfahrt nach Berlin (292 km, 5 Stunden) werde ich über Spremberg, Guben, Eisenhüttenstadt und Frankfurt / Oder antreten. Entweder fahr ich von dort aus denn den Restweg über die Autobahn oder fahre über die B5 und B1 nach Hause.
Ob mir nach 4 Tagen und 1.100 Kilometern der Ar*** weh tun wird? Sicherlich! Ob es das Wert sein wird? Auf jeden!