Motorradblog über Benzinkultur, Motorradtouren und Custombikes

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Übers Fernweh reden – mein erster Motorradvortrag

Seit über 11 Monaten befinden wir uns mit der Firma fast durchgehend im Homeoffice. Ende März letzten Jahres wurde von der Geschäftsführung erst die Arbeit von zu Hause empfohlen, dann zwischenzeitlich verpflichtend gemacht. Organisatorisch hat das auch alles sehr gut funktioniert. Projekte konnten wie geplant umgesetzt werden, die Umsätze und Erträge stimmten und die Aktionäre waren auch zufrieden.

Aber eines litt doch: das Teamfeeling, der Plausch in der Kaffeeküche, das Mittagessen mit Kollegen. Um auch was für das Zwischenmenschliche zu tun, hatte unser Eventteam eine super Idee. Sie stellten ein Format auf die Beine, in denen den Mitarbeitern sprichwörtlich eine Bühne geboten wurde, ihre Hobbies und Passionen mit den Kollegen zu teilen. Den Anfang machte eine Kollegin mit einem hammergeilen DJ-Set, es gab aber auch Koch- und Fotografiekurse. Übertragen wurde das ganze über Zoom, eine Stunde, in der man etwas neues erfuhr, unterhalten wurde und in der man sich innerhalb der Firma wieder näher kommen konnte.

Das brachte mich auf eine Idee. An Urlaubsreisen ist derzeit nicht zu denken, man verlässt seine eigenen vier Wände nur noch zu den allernötigsten Anlässen. Warum versammeln wir uns da nicht um ein virtuelles Lagerfeuer und erzählen uns von unseren Reisen und Erlebnissen und machen für eine Stunde einfach Urlaub im Kopf? Die Idee wurde begeistert angenommen und der Termin organisiert. Ich kramste in meinen Festplatten nach den schönsten Aufnahmen und Momenten und bastelte ein Best-of meiner bisherigen fünf Alpentouren. Es ergab sich eine Reise über Slowenien durch die Dolomiten, über das Stilfser Joch bis hin zu den französischen Seealpen auf die Route des Grandes Alpes.

Studiosetup mit Greenscreen

Übertragen wurde das ganze aus einem Studio in Reinickendorf. Ursprünglich war es geplant, mein Motorrad mit auf die Bühne zu bringen. Anfang Februar hatte es aber noch -12 Grad und auf den Hauptstrassen Berlins lag Salz. Mit den Temperaturen wäre ich vielleicht noch klar gekommen, aber dem Salz wollte ich meine Maschine nicht aussetzen. Die Alternative mit Greenscreen und einem passenden Hintergrundbild wirkte fast echt. Vor mir noch ein paar Holzscheite mit roten Lampen und fertig war das Lagerfeuer.

Im Regieraum

Sieht auf dem Monitor doch fast echt aus

Um meine nicht motorradaffinen Kollegen nicht mit zu viel Benzinsprech zu überfordern konzentrierte ich mich auf schöne Orte und Anekdoten entlang der Strecke. Am Furkapass beispielsweise ließ sich vortrefflich über den Rhônegletscher, das Hotel Belvedère und den Dreh von James Bonds „Goldfinger“ plauschen.

Das Lagerfeuer hätte etwas mehr wärmen können

Nach einer halben Stunde Alpen durften die Kollegen ran und von ihren Lieblingsorten berichten. Den Abschluss machte dann wieder ich mit Tipps für coronagerechte Tagesausflüge ins Brandenburgische.

Das Finale auf dem Cime de la Bonette

Mir hat es viel Spaß gebracht, auch wenn ich immer wieder aufpassen musste nicht ins labern zu kommen. Ich habe ein sensationelles Talent für unendliche Schachtelsätze. Ich blieb aber in der vorgegebenen Zeit und das Feedback der Kolleg:innen war super. Vielen Dank für die Gelegenheit!

Alpenblitz 2018, Tag 1 – Katschberg, Nockalm bis Slowenien

Prolog

Wie jeder Alpenblitz fängt auch dieser mit der Anreise an, die nicht auf eigener Achse stattfindet. Ok, auf eigener Achse kam ich auf jeden Fall zum Flughafen Tegel, meine treue Vespa leistete wieder mal sehr gute Dienste als Lastesel.

Am Flughafen fragte mich der Security-Muckel, ob ich mit dem Piloten schon mal geflogen wäre. „Warum?“ „Weil Sie einen Helm dabei haben?“ Insofern beschloss ich, den Helm am besten gleich aufzuziehen, sehr zur Irritation der Businesskasper um mich herum.

Angekommen in München wurde ich von Sandra abgeholt und wir fuhren voller Vorfreude zum BMW Fuhrparkzentrum, um unsere Testbikes abzuholen. Und hier waren sie, tadaaa!

Es entsponn sich eine spontane Diskussion zwischen Sandra und mir, ob an der XR denn unbedingt die Koffer dran bleiben müssten. Sandra fand sie optisch eher herausfordernd. Nach einem kleinen verbalen Handgemenge einigten wir uns auf einen Kompromiss. Das Topcase kommt runter, die Seitenkoffer bleiben.

Wie immer bei der Übernahme fremder Bikes mach ich mir einen Kopf, was man wie wohin packen kann. In diesem Fall kam mein mitgebrachter Tankrucksack auf die GS, in dem die Drohne transportiert wurde. Die Klamotten blieben in meiner Rolltasche und in die Seitenkoffer der XR kam das Kameraequipment und die Wechselklamotten für tagsüber (Pulli an, Pulli aus, Regenklamotten). Sandras Rucksack verzurrten wir auf dem sehr breiten Heckträger der GS. So fuhren wir dann nach München rein, um bei Freunden zu übernachten und um etwas auf die bevorstehende Tour hinzuhibbeln.

Auf nach Österreich

Nachdem wir uns aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen durch den Münchner Berufsverkehr gequält hatten, trafen sich acht MotorradfahrerInnen an einer Tankstelle im Münchner Süden. Geplant hatte ich mit sieben Leuten, es wurden dann aber spontan noch einer mehr, denn Siggi hatte nach seiner vor kurzem beendeten vierwöchigen Italientour noch nicht genug vom Motorradfahren und schloss sich uns auf der Tour an.

Zu den Alpenblitz-Veteranen Thomas, Siggi und mir gesellten sie die „Neulinge“ Sandra, Amelie, Tim, Florian und Tom. Nach einer kurzen Routenbesprechung rollten dann eine S1000 XR, G310 GS, F800 GT, F800 GS, R1200 R, R1200 GS Adventure und eine 28 Jahre alte Honda VFR 750 auf die Autobahn Richtung Salzburg.

Unterwegs schaute ich des öfteren in den Rückspiegel und grinste in meinen Helm hinein, wenn ich die Perlenschnur der anderen sieben Motorräder sah – die gehörten alle zu mir. Die knapp zwei Stunden bis Radstadt gingen relativ ereignislos vorbei, die vor uns liegende Regenfront lichtete sich etwas. Autobahn fahren in Österreich ist auch etwas spannender als in Deutschland, die Blicke auf die Berge links und rechts der Asphaltbandes machen es ganz kurzweilig.

Dann aber Kurvenattacke. Über Obertauern und Tweng ging es Richtung Katschbergpass, trotz leichtem Regens war gepflegtes Angasen möglich und trotz sehr offensiver Fahrweise verlor ich meinen Mitfahrer Tim nicht im Rückspiegel. Ich mag es mit Leuten unterwegs zu sein, die ihr Fahrgerät beherrschen.

Mittagspause machten wir dann bei Guntram Peter Kassmannhuber in Kremsbrück, eine kleine Stärkung vor dem Kurventanz durch die Nockalmstrasse musste sein. Obwohl die Kasspatzn, die sich Siggi und Sandra teilten locker für vier Personen gereicht hätte. Kurze Zeit später drückten wir an der Mautstelle in Innerkrems 12 € pro Nase ab. Sehr gut investierte Euros, wie sich nur kurz später herausstellen sollte. Die 35 Kilometer Kurvenalarm bis Reichenau sind jeden Cent wert. Großartige Natur, gut ausgebaute Strasse und Kurven, Kurven, Kurven! Dies war mit Sicherheit der Höhepunkt unseres ersten Tourtages.

In Reichenau nahmen wir die acht Kilometer Anstieg bis zur Turracher Höhe noch schnell mit um nach einem kitschigen Erinnerungsfoto wieder den Abstieg und die weitere Route Richtung Villach unter die Räder zu nehmen.

Ziemlich genau im Westen von Villach liegt die Villacher Alpenstrasse, die wir am Nachmittag in Angriff nehmen. Sie führt einmal den Villacher Hausberg Dobratsch rauf und wieder runter. Auch hier latzen wir 11€ an der Mautstelle ab, doch irgendwie fühlen die sich nicht so gut an wie bei der Nockalmstrasse. Kurven gibt es auch hier genug, aber man fährt fast komplett durch den Wald und es wirkt wie im Tunnel. Kurvig und kurzweilig war es zwar schon, aber nicht so spektakulär wie erwartet. Auf der Fahrt den Berg hinab halten wir noch am Aussichtspunkt „Rote Wand“ und luschern schon mal Richtung Slowenien, unserem heutigen Etappenziel.

Kurz hinter dem Mauthäuschen kam die Kaffeefahrt-Fraktion zu ihrem Recht und es wurde pausiert bei Topfenstrudel und Cappucino. Die Motorräder kamen kurze Zeit später zu ihrem Recht beim letzten Tankhalt des Tages kurz vor dem Wurzenpass. Der folgende Anstieg zu Passhöhe war einer der steilsten des Tages, über etwas mehr Leistung bei der pilotierten G310 GS hätte ich mich hier gefreut. Aber dann regeln wir das eben über die Drehzahl. Kurz vor der slowenischen Grenze erinnerte ein alter Panzer an die kriegerische Geschichte in der Gegend. Ein paar Kilometer erreichten wir in Podkoren unser Quartier.

Hier hatte ich im Apartments Belopeški Dvori für uns alle ein Nachtlager reserviert. Im 16. Jahrhundert unter den Habsburgern wurde das Gebäude als Residenz errichtet, nun beherbergte uns das kuschelige Haus für eine Nacht. Gegenüber im Hotel Vitranc nahmen wir nicht nur unser Stiefelbier, sondern aßen auch ein derart leckeres Abendessen, was wir in dieser Abgeschiedenheit nicht erwartet hätten. Der Küchenchef erläuterte uns höchstpersönlich die Spezialitäten des Tages und sowohl das Gemüserisotto als auch das Steak in Trüffelsoße waren unglaublich exzellent. Und das alles für einen derart fairen Preis. Irre. Ein paar Biere und Schnäpse später verkrümelten wir uns ins Bett und grunzten glücklich und zufrieden dem kommenden Tag entgegen.

Aufgrund des Autobahn-Anteils am Vormittag machten wir an diesem Tag 550 Kilometer Strecke. Die Route könnt ihr bei Rever einsehen oder hier als GPX downloaden.

Alpenblitz 2017 – der Film

Nebenan hat Alex das diesjährige Alpenblitz Spektakel entlang der Route des Grandes Alpes filmisch aufbereitet:

Link zum Kettenritzel.cc-Youtube-Kanal.

Acht tolle Tage in acht Episoden. Schaut rein und genießt.

Wann fahren wir wieder?

Motorradfahrer und Sonne

Tag 7: Tour de France und viel Strecke mit viel Hitze.

Nach dem umwerfenden Tag gestern starten wir vor unserem Quartier in Guillestre

Abfahrt vor dem Appartement La Combasse

Muss I denn, muss I denn zum Städtele hinaus.

In Briançon trennt sich die Gruppe, da Rolf am Samstag auf den BMW Garmisch Motorrad Days einen Vortrag über seine Weltreise hält. Für mich ein Abenteuer, um das ich ihn beneide, wohl wissend, dass ich selbst nie den Mumm dazu hätte was Ähnliches zu tun. Umso schöner mit so jemandem ein paar Tage unterwegs zu sein und ein Teil seiner Geschichten zu hören und nachzuvollziehen.

Motorräder vor der Stadtmauer in Briancon

An dieser Stelle trennen sich die Wege.

Mit Alex alleine machen wir uns weiter (vorauseilend) auf den Spuren der Tour de France. Über die folgenden Pässe werden in etwa einer Woche die Rennradler fahren. Die ohne Motor. Wir glücklicherweise mit.

Col du Lautaret

Eigentlich gar nicht auf dem Programm, aber als erster, schneller Pass mit lang gezogenen, gut ausgebauten Kurven ein unerwartetes Hightlight an diesem Tag ist der Col Du Lautaret auf dem Weg zum berühmten Tour de France Pass

Col du Galibier

Der fünfhöchste asphaltierte Straßenpass der Alpen geht auf 2642 m Höhe. Die Zahl der Radler ist eine Woche vor der Tour entsprechend hoch. Dennoch gibt es dazwischen immer wieder schöne Passagen für Motorradkurven.

Rückenansicht Motorradfahrer auf dem Col du Galibier

Was ist denn das für ein Terrarium auf der Rückseite der Lederkombi?

Unterhalb der Passhöhe gibt es seit einigen Jahren einen Tunnel, so dass ein Großteil des Verkehrs hier abbiegt und die oberen paar Kurven den Radlern und Motorradfahrern gehören.

Auffahrt auf den Col du Galibier

Immer schön den Blick in die Kurve.

Die Passhöhe bietet schon wieder wunderschöne Blicke auf die umliegende Bergwelt. Nach dem gestrigen Tag fast schon etwas inflationär. Aber dennoch nicht weniger schön.

Schild an der Passhöhe des Col du Galibier

Mit dem Motorrad eine Tagesetappe. Mit dem Fahrrad sicher ein Meilenstein.

Col du Télégraphe

Auch einer der bekannten Tour de France Pässe ist der Col du Télégraphe. Zusammen mit dem Col du Galibier stellt die Kombination eine der „Königsetappen“ der Tour da. Die Straße ist gut ausgebaut und auch auf dem Bike königlich.

Col de la Madeleine

Mit dem Blick auf den Mont Blanc, den schneebedeckten, höchsten Berg der Alpen fahren wir über den Col de la Madeleine. So langsam zehrt die Hitze an den Kräften, so dass es Zeit für eine Mittagspause ist. Das Baguette quer hinten auf dem Motorrad hat bereits Tradition.

Picknick auf dem Col de la Madeleine

Komisches Kopftuch, Herr Herzinger.

Albertville, Col des Saisis, Col Des Aravis

Die Pässe werden niedriger, mit dem Saisis noch 1657 m, der Aravis mit 1486m ist der niedrigste über den Aravis Gebirgszug. Dennoch ist er nicht unbekannt, die Zahl der Busse und Wohnmobile spricht hier Bände. Schließlich gibt es auch hier noch mal große Ausblicke auf den Mont Blanc.

S1000R vor dem Mont Blanc

Im Hintergrund ist der Mont Blanc. Echt. Ich schwöre.

Wir geben uns so langsam der Hitze geschlagen, und ich muss mich sogar als Milka Kuh beschimpfen lassen,

aber was macht man nicht alles für ein bisschen Kulisse

Motorrad vor Berg.

Mann, Motorrad vor Berg. Wir haben verstanden.

Die weitere Strecke wird mühsam. Unsere Übernachtung ist in Genf, die Straßen dorthin alle gesperrt und so rollen wir im Feierabendverkehr über Autobahn und Stau bei 34 Grad im Schatten zu unserer Gastgeberin. Gesellschaftstauglich sind wir nicht mehr.

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Die Tour am Tag 7 als GPX-File

S1000R am Colle dell'Agnello

Tag 6: kleine Pässe, große Pässe und der unglaubliche Col de la Bonette

Briançon

Nach Gewitter und Starkregen am Vorabend erwacht Briançon im strahlenden Sonnenschein. Heute steht viel auf dem Programm. Der Reihe nach.

Col d’Izoard

Der Col d’Izoard ist mit seiner schroffen, verwitterten Landschaft ein beliebtes Motiv der Tour de France.

Motorrad am Col d'izzard

Huch, neuer Tankrucksack?

Mit seinem perfekten Straßenbelag und langgezogenen Kurven ist er direkt nach dem Frühstück ein großer Kurvenspaß. Bad News für Knieschleifer…

Dainese Knieschleifer

Och menno, ganz verkratzt.

Von 2360m geht es runter ins Tal des Guil, auf der Strecke, die sich Casse Déserte, das menschenleere Geröll nennt. Nachvollziehbar warum…

Col Agnel

Superlative gibt’s auf dieser Tour genug, und so überqueren wir mit dem Col Angel (französische Seite) bzw. dem Solle dell’Agnello (italienische) den höchsten Grenzpass der Alpen.

Motorradtacho und Strasse

Also mit 3000 Umdrehungen kommste dem nie hinterher.

Oben ist der Blick ob der Höhe (2744 m) atemberaubend und macht Hunger. Gut das Packesel Rolf eine kleinere Auswahl an Salami und weiteren Gerichten im Koffer hat.

Motorräder am Colle dell'Agnello

Wenn der Hauser da auch noch nen Aufkleber draufmacht ist das Schild voll

Insgesamt ist der Pass trotz seiner exponierten Höhe recht unbelebt und ruhig. Sehr angenehm zu fahren.

Colle di Sampeyre

Zurück in Italien kommen wir zunehmend langsam (abnehmend schnell?) voran. Der Rolle di Sampeyre ist zwar asphaltiert, aber nur knapp zweispurig. Oben treffen wir neben einer kleinen Ausstellung italienischer Verkehrsschilder

Motorrad vor Verkehrsschildern am Solle die Sampeyre

Kleines Museum italienischer Verkehrsschilder zur Ermunterung der zweiranfahrenden Besucher

einen vereinsamten Honda Transalp-Fahrer, der trotz mehrfacher Bestätigung unsererseits nicht glauben will, dass der Pass asphaltiert und nicht, wie er erwartet hat, geschottert ist. Am Ende schiebt er es darauf, dass er auf seiner Karte von hinten rum raufgefahren ist?! Dass oben die geschotterte Varaita-Maira-Kammstrasse die Passhöhe quert scheint ihm entgangen. Unseren GS Fahrern nicht. Aber sie benehmen sich.

Colle del Vallonetto, Colle Fauniera, Colle Valcavera

So langsam wird es sehr kleinteilig, die Straßen enger durch eine weiterhin einsame und aussichtsreiche Bergwelt. Auf der Südseite des Valcavera ärgert die Streckenführung etliche Male die Rennmaschinenfahrer, auch wenn wir zunehmend Übung in Schotter und rutschigem Untergrund bekommen. Irgendwann hängt die S1000R an zwei GS-Fahrern dran, die offensichtlich ebenso mit dem Untergrund hadern. Wir kommen alle unten an. Das zählt.

Die Temperaturen sind in den Dreißigern, wir alle gut im Saft und so trennt sich nach einem Kaffee die Gruppe. Während ein Teil direkt zurückfährt bleiben wir auf der ursprünglichen Route. Über

Isolla2000 und Isola

einem Wintersportort der französischen Seealpen mit dem typisch französischen Retorten-Flair  und seiner „Muttergemeinde“ Isola nähren wir uns dem

Col de la Bonette

Nach drei Stichstraßen, die hier nicht zählen ist der Col, genauer genommen der Cime de la Bonette die höchste Straße der Alpen, vor dem Stilfserjoch, auf dem es Bekannterweise zugeht wie auf dem Ballermann für Motorradfahrer. Umso erstaunlicher ist, dass wir den Col de la Bonette nahezu für uns alleine haben. So für uns alleine, dass wir minutenlang, ungestört in einer Kurve Fotos der Motorräder, der Fahrer und der Kurventechnik machen.

Die Passhöhe liegt zwischen den beiden Gipfeln Cime de la Bonette und Cime des Trios Serrières. Um zur höchsten Straße zu werden zweigt von der Passhöhe noch eine Ringstraße um einen der Gipfel ab. Dieser bildet als schwarzer Kegel einen wunderschönen Aussichtspunkt über die französischen Seealpen.

Zwei Motorräder gegeneinander geparkt

Guten Tag. Ich bin die S1000R. Und ich die Tracer.

Blick vom Cime de la Bonette nach Süden

Seealpen soweit das Auge reicht.

Glücklich und sattsehen von der wunderbaren Bergwelt geht es zurück ins Tal…

und über den perfekt ausgebauten

Col de Vars

zur Unterkunft, wo die anderen mit kaltem Bier auf uns warten.

Was für ein Tag. Ungelogen sicher einer der längsten, schönsten und beeindruckendsten Tage auf zwei Rädern, die ich bisher erleben durfte.

Französische Seealpen. Bitte merken!

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GPX File Tag 6

 

 

 

 

 

 

 

Tag 5, Pässe, Landschaft, Hang-Off und Schotter #LeTourDesGrandesAlpes

Besser als gestern geht’s nicht. Wirklich?

Ein Tag voller Hang-Off/Knee-Down Kurven einerseits und Schotter/Off-Road Piste andererseits.

Vom Aosta-Tal bis Breançon erleben wie ungewöhnliche Landschaft und persönliche Herausforderungen. Wir beginnen nach dem großen St. Bernhard gestern mit dem kleinen heute. Zwar haben wir uns vorgenommen, die Liste der 10 höchsten Alpenpässe voll zu machen, aber auf dem Weg dorthin nehmen wir mit was da ist.

Kleiner St. Bernhard

Großartige Landschaft bei Traumwetter und GS-Fahrer, die es in der Gashand juckt. Während auch die Straßemaschinen an der Aussicht erfreuen

BMW S1000R vor einer Statue auf dem kleinen St. Bernardino

Wer steht da auf dem Podest?

turnen die Geländemaschinen oben über die Wiese.

Motorrad offroad auf dem kleinen St. Bernhard

Wie oft ist denn der auf dem Bild? Und die Straße, die ist hier drüben!

Val d’Isère

Für einen Wintersportort gar nicht mal so hässlich ist Val d’Isère Startpunkt zu einem weiteren Pass, der in unglaublich schöner Landschaft liegt. Dazu lädt die Straße ein zum Kurven fahren und bietet Schräglage en masse.

Knee-Down Hang-Off

Motorrad mit Knie auf dem Boden ist wie ein Dreirad.

Col de l’Iseran

Zum Teil durch das Skigebiet von Val d’Isère geht es hinauf auf den Col de l’Iseran. Die Bergwelt ist relativ schroff, überall liegen noch Schneefetzen neben der Straße.

BMW S1000R

Yet another Motorrad vor Berg

Zunehmend viele Fahrradfahrer teilen sich die Straße mit uns. Zugegebenermaßen habe ich immer ein schlechtes gewissen wenn ich gemütlich mit fast 200 PS an schnaufenden Bergradlern vorbeifahre. Aber selbst mit diesen kommt man auf der Passhöhe regelmäßig ins Gespräch. Das Miteinander der Motorrad- und Fahrradfahrer funktioniert besser als das mit den Autofahrern, die für die meisten dieser Straßen einfach zu breit, zu schwer und zu langweilig sind.

Fahrradfahrer auf der Passhöhe Col d'Iseran

Puh, ist das anstrengend, die vielen Radfahrer zu bedauern.

Col du Mont Cenis

Auf dem Col d’Iseran verlieren die drei GS-Fahrer wieder einmal die Geduld ob der ausdauernd pausierenden und Straßenfahrenden Mitstreiter. Und finden mal wieder eine Abkürzung. So dass wir die nächste Strecke zu zweit bestreiten und die Ausblicke auf den See alleine genießen. Die Rache der Offroad-Fahrer wird kommen. Aber noch genießen wir.

BMW S1000R vor einem Stausee

Jetzt mal Motorrad vor See statt Motorrad vor Berg. Gähn.

Denn dann kommt der

Colle Delle Finestre

Kurviger geht nicht. Wenige Meter gerade aus, dann wieder eine Spitzkehre. So beginnt der Colle Della Finestre.

Screenshot Google Maps

Dem Navi wird schwindlig.

Die Reiseleitung sagt, oben zweigt ein Schotterweg ab. Unsere Mitfahrer sind entzückt. Doch oben ist nicht oben und so stehen wir etwa acht Kilometer vor der Passhöhe vor einer Schotterstraße. Umdrehen gilt nicht, also weiter.

Schotterweg am Col de Finestre

Hast Du Schotter, hast du Schotter.

Ob eine BMW S1000R mit Straßenbereifung dafür die richtige Ausstattung ist?

Nach der Hälfte der Strecke müssen wir eine Pause einlegen. Der S1000R Fahrer ist überhitzt und das Motorrad ist auch bei über 100 Grad. Zwei Endurofahrer mit <80 kg Maschinen kommen vorbei gedriftet und schauen mich mitleidvoll an. Verfahren? Nein, Absicht.

Dennoch. Die Erfahrung zu spüren, welcher Rutscher des Hinterrads gut ist und welcher nicht, das ist schon interessant. Und vielleicht sollte ich das mit den leichten Geländemaschinen auch mal versuchen. Aber heute nicht, wir sind 50% durch, der Rest muss.

Wie auch immer.

Aber es geht. Bei Nässe wäre das vielleicht was anderes gewesen, aber heute sind die 20 km Schotter mit viel PS und wenig Profil eine Herausforderung, aber kein Problem.

Apropos Nässe. Oben angekommen ziehen dunkle Wolken auf. Runter gehts glücklicherweise auf Asphalt, aber wenig später öffnet der Himmel die Schleusen. Abkühlung für den überhitzten S1000R Fahrer.

Sestrière

Jetzt ist dann auch genug mit dem Gekurve. Über Sestrière geht es das letzte Stück zur heutigen Übernachtungsgelegenheit. Sestrière ist ein Wintersportort, der so aussieht, als hätte man für olympische Spiele schnell viele Wohnungen gebraucht. Hässlich, und weil es regnet schnell weiter.

Briançon

Was wir aber brauchen sind Essen und Bier. Irgendjemand hat behauptet, in Frankreich wird das Essen besser. Also los.

Briançon, Blick auf die Altstadt

Briançon für Touristen.

Erst kurz vor 19:00 Uhr kommen wir in Briançon an. Eine Stadt geprägt von Festungen und alten Bauwerken.

3 Personen in den Gassen von Briançon

Fünf Männer auf der Jagd

Am Ende wird es typisch französisches Entrecote mir Frittes. Aber ein Leckeres.

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Alpenblitz 2016

Vor fast vier Wochen konnte ich Euch im längstem Artikel, die dieses Blog je gesehen hatte auseinandersetzen, wie eine BMW S1000RR aus ihrer Sicht diverse Alpenpässe goutieren würde. Wem das zu tl;dr war, der kann sich jetzt in Sechsminutenzweiundvierzigsekunden das ganze mal aus der Sicht einer GoPro anschauen. Viel Spaß beim kucken:

Die Alpen aus Sicht einer BMW S 1000 RR

Da stand sie nun vor mir, die nächste Evolutionsstufe in meinem Motorradfahrerleben. Und dazu eine der höchsten, strassenzugelassenen Evolutionsstufen: die BMW S 1000 RR. Das Neonlicht in der Halle des BMW Fuhrparkzentrums spiegelte sich in den Konturen des in blackstorm metallic lackierten Supersportlers.

Überarbeitet seit dem Modelljahr 2015 drückt der Motor 199 PS (146 kW) auf die Kurbelwelle, um 6 PS stärker als ihre Vorgängerin. Um diese Leistung im Zaum zu halten bzw. auf die Strasse zu bringen sind zahlreiche elektronische Helferlein aktiv, ohne die weniger rennstreckengeübte Fahrer (also ich) die Maschine schneller in die Hecke fahren würden als man „DTC“ sagen kann. Für den Schaltassistent Pro, der Hoch- und Runterschalten ohne Kuppeln ermöglicht, war ich im Laufe der folgenden Tage ebenfalls sehr dankbar. Zum einen, weil es die Schaltvorgänge sehr viel einfacher machte, zum anderen, weil ich mich dann mit der ganzen linken Hand besser am Lenker festhalten konnte. Gerade am ersten Tag gab mir das ein klein wenig mehr Zuversicht hinsichtlich der gefühlten Kontrolle über die Doppel-R.

Nach dem Anbringen des temporären Besitzstandanzeigers schickte ich mich an, die Eigenschaften der S 1000 RR zu erkunden. Nicht auf der Jagd nach den besten Rundenzeiten auf der Rennstrecke – etwas, für was diese Maschine zweifelsohne geboren wurde – sondern um ihre Eignung als (Renn-) Sporttourer herauszufinden. Hierfür hatte ich zwei Tage Zeit und eine ca. 900km lange Route über deutsche, österreichische, schweizerische und italienische Alpenstrassen und -pässe: den #Alpenblitz2016.

Die einzelnen Streckenabschnitte bekommen gemäß ihrer Eignung für „der Gerät“ – so hatte ich die Maschine liebevoll getauft – eine Wertung von „R“ (=komplett bocklos) bis zu „RRRRR“ (=um Himmels willen, fahr da unbedingt hin). Wobei die Eignung sich nicht auf den Umstand bezieht, ob man mit der Doppel-R da hinfahren kann, sondern ob man es aus Fahrspaßgründen tun sollte.

Alpenblitz 2016 – Why size does not matter.

Früher war viel einfach besser. Heute sind wir alle so wichtig und unentberlich, dass ein Motorradurlaub zwischen Samstag und Sonntag stattfinden muss. Aber. Lieber kurz als nicht. Size does not matter. This time.

Und dann ist da noch das Wetter. Vorhersagen mit Niederschlagswahrscheinlichkeiten größer 99% sind selten und selten gut für ordentlichen Grip auf der Straße. Aber, siehe oben, lieber nass als nicht.

Und so ziehen viert Unerschrockene mit reichlich Wechselklamotten für zwei Tage (die GS Fahrer) oder einer alten Regenkombi und sonst nix (die RR Fahrer) am Samstag früh los zum Alpenblitz 2016.

Wie sich Ettal, Plansee, Namlos, dann Silvretta Hochalpenstrasse und Flüela am ersten Tag auf der RR angefühlt haben, und Ofenpass, Stilfserjoch, etc. am zweiten Tag kann keiner besser beschreiben als kettenritzel.cc in Die Alpen aus Sicht einer BMW S1000RR.

Doch was rede ich lang. Ein Film sagt mehr als 1000 Worte. Herr Hauser war so freundlich:

Alpenblitz II – Crew & Rides

Es sind fast genau noch 8 Wochen bis zum Alpenblitz II und die Planung konkretisiert sich. Die Route steht ja schon und jetzt ist auch das Team komplett:

HZ_RR

Mit Thomas habe ich die Tour ausgeheckt, er wird seiner neuen BMW S1000RR die Sporen geben.

Alpenblitz-Tag2-Gavia-3

Akki ist nach dem Alpenblitz I auch beim Alpenblitz II dabei auf seiner BMW R 1200 GS Adventure (und dem nicht zu übersehenden Neonhelm).


Stilechte Flussüberquerung im Bayern-Trikot

Besonders freue ich mich auf Rolf, der nach seiner Weltumrundung mit dem Motorrad nicht die Lust an einer kleinen Wochenend-Spritztour durch die Alpen verloren hat und seine treue BMW R 1200 GS mitbringt. Bei der Gelegenheit können wir uns mal endlich persönlich kennenlernen und uns über seine Erfahrungen während seiner großen Tour austauschen. Ich hoffe sehr, daß Rolf auch im Bayern-Trikot erscheint!
Dank der freundlichen Unterstützung von BMW Motorrad kann ich das Kräfteverhältnis von Großenduro zu Supersportler auf diese Tour ausgeglichen gestalten, denn ich werde auch eine BMW S1000 RR pilotieren.

Auf das Bike bin ich sehr gespannt, Thomas hat mir bereits sehr davon vorgeschwärmt. Akkis Kommentar war ein ironisches „Dann nehmt Euch genug Snacks mit für die Pausen, in denen ihr auf uns warten müsst!“ Dann haben wir auch genügend Zeit für Fotostopps für die Daheimgebliebenen Sebastian und Siggi, die uns leider auf dieser Tour nicht begleiten können.

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