Motorradblog über Benzinkultur, Motorradtouren und Custombikes

Kategorie: Italien

Siggis Giro d’Italia: die letzten Tage auf Sardinien

Tag 19 –Olbia – Arbatax: Landschaftliche Krönung der Sardinien-Rundfahrt auf der SS125

Gaaanz entspannt in den Tag starten, die Klamotten auf dem Mopped verstauen und dann frühstücken mit einem Blick hinaus aufs Meer. Mit diesem Start in den Tag begann eine beeindruckende Fahrt durch die Landschaft Sardiniens bei wieder angenehmen 18 Grad am Golfo Aranci (Olbia).

Schnell habe ich die Hafenstadt Olbia hinter mir gelassen und mich direkt der Ostküste zugewandt. Die SS125 sollte heute überwiegend den Tag bestimmen. In San Teodoro habe ich sie trotzdem kurz für einen Abstecher auf die Küstenstraße verlassen, aber in Budoni bis Postada wieder unter die Räder genommen.

Hinter Postada ging es links in die Berge und Sardinien hat wieder einmal bewiesen, warum es so schön ist hier mit dem Motorrad Urlaub zu machen: Kurven, Kurven, Kurven, beste Straßen, (derzeit) so gut wie kein Verkehr auf der Straße, BEINDRUCKENDE und abwechslungsreiche Landschaften wohin das Auge schaut. Über Torpe ging es vorbei am Lago di Posada Richtung Lode. Was für ein Erlebnis durch die Serpentinen gen Himmel zu fahren und dann von oben den Blick hinab ins weite Tal auf den See und die vielen Kurven. Grandios.

Siggis Giro d’Italia: Sardinien, Teil IV

Tag 18 – Alghero – Olbia: Ende des gemeinsamen „Giro d’Sardegna“ – ab jetzt wieder Solo-Fahrer

Um mit den bekannten Worten (in leichter Abwandlung) von Louis de Funès in den Tag zu starten: Regentropfen ? – Nein – Doch – Oooooh ! Kaum zu glauben aber wahr – alles nass draußen und es tröpfelt noch leicht. So begann der heutige Morgen. Aber was solls, es kann ja nur besser werden. Also gemütlich und ausgiebig gefrühstückt, Klamotten in Ruhe in den Koffern und der Tasche verstaut und die Moppeds bepackt. Und siehe da, der Wettergott hat ein Einsehen mit uns und hat meinem Mitfahrer Nils ein Abschiedsgeschenk für seinen letzten Tag auf Sardinien gemacht, indem es aufgehört hat zu regnen, als wir losfuhren zu unserem heutigen Tagesziel Olbia.

Bis Olbia hatten wir uns die Nordküste Sardiniens vorgenommen und so führte uns der Weg erst einmal von Alghero über Sassarie und Sennori nach Castelsardo. Kurz nach Sassarie bis Sennori hingen die Wolken so tief, dass wir im leichten Nebel fuhren und befürchteten, dass es jeden Moment anfängt zu regnen. Aber je näher wir der Küste kamen, um so besser wurde das Wetter und kurz vor Castelsardo schafften es sogar einige Sonnenstrahlen durch die dicken Wolken. Ab da war dann auch Schluss mit Küstenstraße düsen, da die Straße gen Castelsardo gesperrt ist (Nachtrag zu gestern: auch von Castelsardo gen Porto Torres ist die Straße derzeit gesperrt). Somit ging es ab in die Berge, vorbei am Steinernen Elefant bis Badesi, wo die Straße gen St. Teresa erneut gesperrt war und wir durch die Berge der Umleitung auf engen Straßen folgten. Zurück auf der SP90 konnten wir zügig in langgezogenen Kurven bis Ciuchesu düsen. Dort haben wir uns nach rechts sprichwörtlich „in die Büsche geschlagen“. Auf einer schmalen Straße – zu Beginn gesäumt von meterhohem Schilf – ging es vorbei am Monte Pauloni später durch eine rauhe Felslandschaft bis fast nach Porto Pozza.

Einen Zwischenstopp haben wir im Hafen von Palau eingelegt und dem bunten Treiben beim Be- und Entladen der Fährschiffe zugeschaut. Weiter gings zum Capo d’Orso. Auf dem Weg über eine schmale Straße hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf die Inseln La Maddalena und Santo Stefano sowie die kleinen und größeren Nachbarinseln. Nach 203 kamen wir im „Domus de Diana“ in Olbia kurz vor Golfo Aranci an. Da bis zur Abfahrt der Fähre noch genügend Zeit war, sind wir zum Strand gelaufen, um bei Meeresrauschen und einer sanften Brise eine leckere „Abschieds-Pizza“ con Insalata Mista zu genießen.

Leider ist unser gemeinsamer „Giro d’Sardegna“ nach 10 Tagen schon vorbei und Nils mit der Fähre nach Genua unterwegs. Es war eine tolle erlebnisreiche Zeit mit vielen bleibenden Eindrücken.

Le Tour des Grandes Alpes – Tag 4: Aostatal bis Briançon

Für den Weg aus dem Aostatal Richtung Kleiner Sankt Bernhard hatte meine Routenplanung ein paar Extrakurven eingebaut. Unfreiwilligerweise, denn ich hatten den Vorschlag von kurviger.de ungeprüft übernommen und so kamen wir in den Genuß einiger dörflicher Nebenstrassen am Hang. Auf jeden Fall offenbarte sich uns bereits früh der Blick auf den Mont Blanc, den wir am diesen Tag noch einige Male aus verschiedenen Blickwinkeln geniessen sollten.

Kleiner Sankt Bernhard

Freundlicherweise hatte das lokale Strassenverkehrsamt den Kleinen Sankt Bernhard komplett neu geteert. Blank und glatt wie ein Babypopo lag die Passtrasse vor uns und wir nahmen das Geschenk gerne an. Die Paßhöhe machte uns mehr Spaß als die auf dem Großen Sankt Bernhard. Die GS-Fraktion nutzte die große Wiese zum leichten beschmutzen der Motorräder.

Col de l’Iseran

Die Abfahrt nach Bourg St. Maurice war sehr beschwingt, auf halber Höhe fand Rolf eine Abkürzung irgendwo durch den Wald und Schotter und nahm Reinhard mit. In Val d’Isère sammelten wir die beiden wieder ein und machten uns dran, mit dem Col de l’Iseran einen Klassiker der Tour de France und der französischen Alpen schlechthin zu erobern. Man muss sich pausenlos entscheiden, ob man die Kurven aufschnupfen möchte oder das Panorama geniessen möchte. Und wenn man glaubt, es kann schöner nicht werden kommt hinter der nächsten Biegung eine noch berauschendere Aussicht. Nicht umsonst gehört der Iseran zur Panoramastrecke der Route des Grandes Alpes.

Ab Bonneval-sur-Arc ging es eine zeitlang im Tal entlang, aber auch das war ein Genuß. Perfektes Motorradwetter und überall traumhafte Natur und Berggipfel. Herrlich. Der nächste Anstieg erwartete uns zum:

Col du Mont Cenis

Dieser Pass war jetzt nicht so spektakulär, aber das ist auch Klagen auf hohem Niveau. Wenn man sich in diesem Revier bewegt, ist alles unter 2.000 m Gipfelhöhe und mit weniger als 40 Kurven biedere Hausmannskost. Am Stausee Lac du Mont Cenis vorbei passierten wir abermals die französisch-italienische Grenze und nahmen die Abfahrt Richtung Susa. Auch diese war sehr gut ausgebaut und gespickt mit schönen Kurven, nur das allenthalben vorhandene Tempolimit mahnte zur Mäßigung.

In Susa machten wir kurz halt, aber ohne Fahrtwind war es uns definiv zu warm. Nach einem kurzen Plausch mit einem deutschen GS-Fahrer, der auf dem Weg zum Stella Alpina war, machten wir uns auf zum nächsten Pass.

Colle delle Finestre

In Susa verpasst man fast den Abzweig zum Finestre, ganz unscheinbar geht es rechts weg den Berg hinauf. Die Strasse wird immer schmäler und die Kurven immer enger. Mehr als den zweiten Gang brauche ich hier nicht um das schmale Spaghettiband empor zu turnen.

Irgendwann kurz vor Ende der Baumgrenze war dann der Asphalt alle und Schotter war angesagt. Daran hatte ich Torfkopp bei der Routenplanung nicht gedacht. Den mitfahrenden GS-Treibern war das relativ egal, aber Thomas und ich schauten uns mit unseren strassenbereiften und weniger üppig gefederten Maschinen an. Egal, muss gehen, ab dafür.

Und es ging erstaunlich gut mit der Tracer 900 den Berg rauf. Stehend in den Fussrasten und meistens im zweiten Gang schnürte ich mit der Maschine den Berg rauf. Irgendwann wurde es ihr aber etwas warm und bei 107° Öltemperatur gönnte ich ihr eine kleine Verschnaufpause. Thomas S1000R hatte das gleiche Problem, so nutzten wir den Moment zum genießen der Aussicht und warteten, bis Rolf und Reinhard zu uns aufgeschlossen hatten, die sich eine kleine, abweichende Route gesucht hatten.

Als die beiden bei uns ankamen, feierten sie erstmal diesen Schotterpass. Gemeinsam machten wir uns auf die letzten Kilometer bis zum Gipfel. Hatte ich mich in Susa noch gewundert, daß das Navi für die Paar Kilometer auf den Colle delle Finestre 1,5 Stunden Fahrdauer angegeben hatte, war mir jetzt klar, warum. Tolles Erlebnis, aber das nächste Mal komme ich hier mit einer Enduro her.

Über Sestrière fanden wir unseren Weg zum Ziel des heutigen Tages, Briançon. Es gibt Tage, da schmeckt das Ankunftsbier noch besser als an anderen. Heute war so einer. In der Altstadt / Festung von Briançon genossen wir ein leckeres Abendessen, bevor wir uns in Erwartung der Königsetappe am nächsten Tag in die Betten schmissen.

Gefahrene Route

Lest auch den Tag im Bericht bei Motor8.

Le Tour des Grandes Alpes – Tag 3: vom Sustenpass ins Aostatal

Yeah, das Wetter wird besser. Also, der Nebel wird durchsichtiger. Zu Beginn des dritten Tourtages hüllt sich das Sustenhospiz immer noch in dicke Suppe. Aber es hätte schlimmer kommen können, auf dem Stilfser Joch hat es angeblicherweise in der gleichen Nacht geschneit.

Der um unser leibliches Wohl anscheinend sehr besorgte Wirt des Sustenhospiz läßt uns ein leichtes Käsefrühstück angedeihen, damit wir nicht vom Fleisch fallen.

Sustenpass


Nach einigen Kilometern lichtet sich die Suppe und es offenbart sich eine traumhafte Alpenkulisse. Man hatte das Gefühl, durch eine Märklin H0-Kulisse zu fahren. Es hätte mich nicht gewundert, wenn der Bahnhof Lachenheim hinter der nächsten Kurve aufgetaucht wäre.

Berauscht von den Panoramen und den Kurven mussten wir im Tal erstmal eine Pause machen. Das und weil wir die Regenpellen wieder ausziehen wollten, die wir für den Rest der Tour nicht mehr brauchen sollten. Nach einem kurzen Tankstopp ging es weiter zum:

Grimselpass und Furkapass

An mehreren beeindruckenden Staumauern vorbei turnten wir den Grimselpass empor. Nach der Überquerung der Passhöhe eröffnete sich uns eines der tollsten Panoramen dieser Tour, der Blick den Grimsel hinab rüber zum Furkapass. Diesen erklommen wir dann sofort als nächstes und machten am Belvedere-Hotel erstmal Pause, um den atemberaubenden Ausblick zu geniessen.

Als wir die Ostseite des Furkas Richtung Hospental herunterfuhren dachte wohl jeder von uns an die legendären Szenen aus dem James Bond-Film „Goldfinger“. Und wir waren mittendrin in der Filmkulisse.

Gotthardpass

Ein Pass reiht sich an den nächsten. Als wir auf der Passhöhe des Gotthard standen, war das für mich ein sehr besonderer Moment. Auf den Monat genau vor 30 Jahren stand ich hier oben schon mal. Allerdings mit dem Fahrrad auf dem Weg zum Lago Maggiore. Ich gebe zu, mit dem Motorrad war es deutlich kommoder. Und dieses Mal holte ich etwas nach, was ich damals versäumt hatte: die alte Gotthard-Strasse Tremola zu fahren. Altes Kopfsteinpflaster in eng geschwungenen Kehren. Und Kühe, vergesst die Scheiss-Kühe nicht. Ein Traum!

Nufenenpass

Kaum waren wir den Gotthard runtergefahren zeigte uns schon das nächste Schild den Weg zum Nufenenpass. Eigentlich hatte ich in der ersten Version der Routenplanung nach dem Grimselpass den Abzweig nach rechts Richtung Martigny geplant. Dann hätten wir sowohl Furka, Gotthard als auch den Nufenen verpasst. Nicht auszudenken!

Der Nufenenpass ist gut ausgebaut, im Vergleich zur alten Gotthardstrasse fehlt ihr etwas der Flair, aber wenn man auf der Passhöhe bei klarem Wetter das Matterhorn aufragen sieht, dann ist das jeden Umweg wert.

Wieder unten im Tal entschieden wir uns zähneknirschend, den eidgenössischen Autobahn-Obulus zu entrichten und uns Vignetten ans Tauchrohr zu kleben. Die Route bis Martigny durchs Tal wäre auf der Landstrasse nicht die aufregendste gewesen, auf der Autobahn versprachen wir uns neben kühlendem Fahrtwind ein schnelleres Vorankommen bis Martigny. Anfangs war das Autobahnnetz noch etwas bruchstückhaft, aber dann gelang es uns doch, die Fahrtzeit bis zum Großen Sankt Bernhard etwas zu verkürzen.

Großer St. Bernhard

Was für ein schöner Abschluss dieses tollen Tourtages. Wiederum bestes Wetter, tolle Kurven und erstaunlich wenig Verkehr versüßte uns die Überfahrt über den Großen Sankt Bernhard. Im Aostatal herrschten am Abend noch hochsommerliche 34 Grad und so setzten wir uns nach erfrischender Dusche in den Hotelgarten und glichen unseren Flüssigkeitshaushalt erstmal mit reichlich Bier wieder auf. Was für ein Fest.

Lest auch den Tag im Bericht bei Motor8.

Alpenblitz Tag 3 – quer durch die Dolomiten von Bozen bis Misurina

Nun zu fünft starteten wir den Tag in die Dolomiten. Am Vorabend hatte ich noch schnell aus den sechs vorliegenden Routenalternativen eine siebte gebaut, doch schon am ersten Kreisverkehr hinter Bozen bogen wir falsch ab und fuhren erstmal direkt Richtung Fassa-Tal. Den kleinen Fehler korrigierten wir schnell indem wir in Gummer links den Berg hochfuhren um über Steinegg nach Blumau zu kommen, wo wir ursprünglich entlang fahren wollten. Dieser „Umweg“ war ein sehr schöner, denn auf der kleinen Landstrasse, auf der wir unterwegs waren bot sich uns ein traumhafter Blick Richtung Schlern und Rosengarten, unserer späteren Destination. Die Abfahrt nach Blumau sieht auf der Karte aus wie eine Schüssel Spaghetti und sie fährt sich auch so.

In Blumau ging es weiter Richtung Sankt Zyprian und wir bauten die gerade verlorenen Höhenmeter wieder auf, wenn auch etwas langsamer. Allmählich zeichneten sich die Konturen des Rosengarten-Massivs besser ab und bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir über den Nigerpass. Auch hier war kaum jemand unterwegs, obwohl mittlerweile Wochenende war. Anscheinend verirren sich hier weniger Moppeds und Autos hin als anderswo.

Am Ende des Nigerpasses hätten wir links abbiegen müssen Richtung Karerpass, aber wir machten einen kleinen Schlenker nach rechts ins Tal um uns den schönen Karersee anzuschauen. Den hatte ich eigentlich gar nicht auf dem Schirm, bevor ich ihn zwei Wochen vor unserer Tour nicht beim Blogkollegen Ernie Troelf ihm seinen Instagram-Account sah. Hat sich gelohnt, oder?

Alpenblitz-Tag-3-Karersee

Der anschliessende Karerpass war etwas für die Genießerfraktion. Gut ausgebaut und weite Kurven ließ er sich sehr entspannt fahren und wir genossen den sich öffnenden Ausblick ins Fassatal. Von Pozza di Fassa ging es ein kleines Stück durch das Tal bis Canazei, von wo aus wir nach einem kurzen Tankstopp in die Sellarunde starteten. Wir fuhren sie links herum, also in der Reihenfolge Sellapass, Grödnerjoch und Pordoipass. Im Vorfeld zur Tour hatte ich mich auf die Sellarunde am meisten gefreut. Als Kind war ich mit meinen Eltern ein paar mal im Sommerurlaub im Grödnertal und die einzigartigen Felsformationen waren mir fest im Gedächtnis geblieben. Alle drei Pässe waren schön zu fahren, am spektakulärsten empfand ich allerdings das Grödner Joch, da man unmittelbar unterhalb der massiven Felsformationen des Brunecker Turms entlang fährt.

Bevor wir mit dem Pordoipass die Sellarunde abschlossen, machten wir in Arabba Mittagspause. Mittlerweile hatte sich die Zahl der Motorradfahrer auf den Strassen stark erhöht und auch in dem Restaurant saß kaum jemand ohne Helmfrisur. Mit uns pausierten anscheinend auch ein paar Testfahrer, die die neue BMW S1000 XR dabei hatten. Selbige überholte mich kurze Zeit später mit dermaßen infernalischem Getöse, daß ich fast vom Mopped gefallen wäre. Laut und schnell kann die XR also, ich habe das glaube ich auch mitgefilmt.

Die Auffahrt zum Pordoipass wurde anfangs von etwas Regen und Hagel getrübt, der sich aber dann gleich wieder verzog, als wir die Regenpellen anhatten. Tse. Die Passstraße wird zur linken und zur rechten von Bergmassiven eingerahmt, von vorne blinzelten die Sonne durch die Wolken, es war ein Genuß. Oben auf der Passhöhe nahmen wir noch den Espresso zu uns, den wir uns im Restaurant in Arabba verkniffen hatten. So wurden wir Zeuge einer sehr aufdringlich-freundlichen Bedienung und der wahrscheinlich größten Ansammlung von Full Dressern diesseits des Mississippi. Ein französischer Motorradclub kam von der anderen Passseite hochgefahren und wenn ich richtig gezählt hatte waren es zwölf BMW K1600, vier Harleys und fünf Gold Wings, die neben dem Hospiz einparkten. Alles ältere Herren mit der Gattin auf dem sitzbeheizten und armbelehnten Sozius. Aber Hauptsache, sie hatten Spaß!

Zurück in Canazei ging es weiter Richtung Fedaiapass und -see, fahrerisch eher unspektakulär. Hätte sich die Marmolata nicht in Nebel gehüllt, hätten wir von dort einen schönen Blick gehabt auf den höchsten Berg der Dolomiten. Auf der SP641 ging es talwärts und es mutete einem an, daß den italienischen Straßenbauern hier die Kurven ausgegangen wären. Stattdessen ging es einfach geradeaus ins Tal und das ziemlich steil. Auf der anderen Talseite sortierten wir uns auf der SR203 Richtung Falzaregopass ein. Obwohl wir schon einige Tageskilometer im Sattel verbracht hatten, wirkte dieser Pass wie eine Frischzellenkur. Auch ein „Pass geschlossen“-Schild sollte uns von der Auffahrt nicht abhalten. Lange Geraden wechseln sich mit sportlichen Kurven ab. Der schönste Teil des Falzarego sind die letzten Kilometer vor der Paßhöhe: Man sieht vor sich den Hexenstein (Sasso di Stria, 2.477 m), an dessen Fuß sich die Straße emporwindet. Dann wechselt die Straße zum anderen Hang, wo sie über kunstvolle Galerien führt, eine der letzten Kehren vor dem Gipfel liegt im Tunnel. Oben angekommen kommt man an der Lagazuoi-Seilbahn vorbei, die ohne Stützen die Distanz zur Gipfelstation überbrückt. Immerhin eine schräge Länge von über 1.000 Metern.

Hinter Cortina d’Ampezzo führte uns der Passo Tre Croci zu unserem Tagesziel Misurinasee. Auch dieser Pass ist sehr launig zu fahren und mit seinen 1.809 Metern fast so hoch wie das Hahntennjoch, welches wir am ersten Tag der Tour befuhren. Nach all den Eindrücken der vorherigen Tage wirkte er auf mich aber lediglich wie ein kleiner Hügel. Lustig, wie schnell sich die eigenen Maßstäbe verschieben.

Wir waren zwar an unserem Hotel angekommen, aber das sollte noch nicht das Ende des Tages sein. Denn hinter dem Misurinasee führt eine mautpflichtige Strasse rauf auf die Drei Zinnen, einem der markantesten Gebirgsstöcke der Dolomiten. Zehn Euro Maut sind sicherlich happig, aber für eine perfekte Kurvenstrecke gekrönt von einem atemberaubenden Ausblick über Südtirol sind sie es mehr als Wert. Auf dem obersten Parkplatz angekommen standen wir alle mit heruntergeklappter Kinnlade da und konnten nicht glauben, was wir sahen! Dieser Blick und dieses Gefühl waren für mich das Highlight der gesamtem Tour.

Zurück im Hotel machten wir nach dem Abendessen noch einen Spaziergang um den See, der spiegelglatt vor uns lag. Aber aus der Ferne dräute schon das Gewitter, daß uns am kommenden Tag beschäftigen sollte.

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Südtirol bietet einem fast unendlich viele Motorradrouten und im Planungsstadium der Tour konnte ich mich auch kaum zwischen den unterschiedlichen Optionen entscheiden. Mit den an diesem Tag gefahrenen 250 Kilometern bin ich aber hoch zufrieden. Es gab wirklich kaum etwas zu verbessern. Keine langen Verbindungsetappen, unterschiedlichste Pässen und Kurvencharakteristiken und unfaßbar viel zu kucken. Hätte die Tour nur aus diesem Tag bestanden, es wäre mehr als genug gewesen.

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