Das nächtliche Regenprasseln auf das Dach meiner Kemenate im Landgasthof Haueis deutete es schon an: der nächste Morgen würde etwas feucht werden. Nasse Strassen und Nebelfelder erwarteten uns, als wir nach dem Frühstück die Ponies sattelten.
Frei nach den Blues Brothers ging es los:
“Es sind 310 Kilometer nach Passau, wir haben genug Benzin im Tank, ‘n halbes Päckchen Kaugummi, es ist neblig, und wir tragen Helme!” – “Drück drauf!”
Wirsberg, Gefrees, Mehlmeisel und Waldeck hiessen die Ortschaften, die wir auf unserer zauberhaft kurvigen Strecke durch das Fichtelgebirge unter die Räder nahmen. Sofort waren die Lebensgeister da und wir gaben uns mit Begeisterung dem hügeligen Streckenverlauf hin.
Als wir in Windischeschenbach den ersten Kaffee-Stop machten, musste ich vor mich hingrinsen. Wir befanden uns hier im Geschäftsgebiet der Sparkasse mit dem längsten Namen Deutschlands: “Vereinigte Sparkassen Eschenbach in der Oberpfalz Neustadt an der Waldnaab Vohenstrauß”. Warum ich das wusste? Ich habe seinerzeit mal 10 Jahre für die Sparkassen-Finanzgruppe gearbeitet. Und grinsen musste ich deshalb, weil zwei meiner damaligen Kollegen zu Freunden wurden und nun hier Teil unserer kleinen Motorrad-Reisetruppe waren.
Auch wenn hier und da uns Umleitungen von der geplanten Route abbringen wollten, kamen wir gut voran und erreichten langsam den Oberpfälzer Wald. Dieser erstreckt sich in einer Länge von über 100 km zwischen den Städten Waldsassen im Norden und Waldmünchen im Süden. Die höchste Erhebung liegt auf tschechischer Seite, ca. 2 km von der deutsch-tschechischen Grenze entfernt. Der Čerchov (deutsch Schwarzkopf) ragt 1042 m in die Höhe, markant sind vor allem seine beiden Türme auf dem Gipfel, einer davon diente im Kalten Krieg als Abhörstation, heute ist der Teil der Flugsicherung. Mehrfach konnten wir ihn von unserer Tour-Route aus sichten, diese führte uns auch mehrfach ganz nah an der ehemaligen Zonengrenze vorbei. Hier entstand auch dieses Bild.
Wie ihr seht, begleiteten uns immer wieder Wolken und leichte Regenschauer. Gegen Mittag klarte es zu unserer Freude auch auf uns sollte fast bis zum Ende des Tage so bleiben. Es war mittlerweile gegen Mittag und der Appetit regte sich. Ganz so einfach war es aber nicht, am Samstag gegen 13:00 Uhr in den bayrischen Kleinstädten entlang der Route etwas zu Essen zu finden. “Geschlossen”, “Betriebsferien” “Zu verpachten” waren nur ein paar der Schilder, die uns an den Wirtshäusern begegneten.Kurz hinter Waldmünchen wurden wir schliesslich fündig und kehrten im Bergstadl Althütte ein zur Stärkung.
Die Sonne kam langsam raus uns das nutzten wir um auf der gegenüberliegenden Wiese etwas rumzudrohnen und zu fotografieren.
Etwas mehr als die Hälfte der Tagesetappe hatten wir zu dem Zeitpunkt schon hinter uns. Wir streiften nun leicht den Nationalpark Bayrischer Wald, bei Zwiesel kreuzten wir fast die Sonntagsroute. Einen kleinen Regenschauer nutzten wir zur Pause, warum auch immer Siggi sich hier die Regenkombi anzog, obwohl wir erst nach dem Regenschauer wieder losfuhren, hatte ich nicht verstanden. Eine halbe Stunde Fahrt in der Sonne später fuhr ich rechts ran und fragte ihn, ob er nicht doch seine Regenkombi ausziehen wolle. Ich glaube er war sehr dankbar dafür!
Ein Highlight kurz vor dem Ziel sollte uns noch auf der B85 zwischen Gumpenreit und Saldenburg erwarten. Eine gut ausgebaute und kurvenreiche Bergaufstrecke lud ein zum forschen Angasen. Was ich auch tat. Und zu meinem allergrößten Erstaunen tauchte auf der Passhöhe der Rest der Truppe angeführt von Stephan in meinem Rückspiegel wieder auf. Gefühlt hatte er über den Tag seine Landstrassen-Komfortzone um 20 km/h erhöht. Großartig!
Die letzten Kilometer zu unserer Unterkunft waren auch sehr speziell, auf einer sehr engen Strassen fuhren wir zuerst bergab Richtung Ilz und dann entlang des Flusslaufes bis zum Gasthof Pension Zur Triftsperre. Neben dem Biergarten parkten wir die Moppeds, orderten unser Stiefelbier und Siggi machte sich an seine individuelle Tourplanung für die nächsten Tage. Da er noch etwas Resturlaub hatte, verlängerte er die Tour um einen Abstecher in die Dolomiten.
Vierzylindergeboller aus dem Wald kündigte uns die Ankunft von Carina & Nico an, die am Nachmittag von München aus in unsere Richtung gestartet sind. So sollte uns am Sonntag ein Mitfahrer verlassen, aber zwei neue kamen dazu. Wir hielten die Ereignisse des Tages noch in Podcastgesprächen fest und sinnierten über die Route des morgigen Tages
Zum Abschluss des Abends durfte der Schnaps nicht fehlen. Prost!
Max
Da hattet ihr ja Glück mit dem Regen, wenn ich da so unsere Anfahrt Richtung Schweiz vor 3 Wochen denke und es je südlicher, desto doller wurde. Immerhin war es nur auf der ersten Etappe so extrem und die Tage danach, vor allem in den Alpen, waren voller Sonne und teilweise dann doch sehr warm.