Was tun, wenn einem die übliche Hausrunde im Norden Berlins zu fad wird? Dann fährt man einfach mal ins Nachbarland Polen! Diverse Ausflüge zu den Nachbarn hatte ich in der Vergangenheit schon unternommen, haben den Schaufelraddampfer in Gozdowicze zum Übersetzen über die Oder benutzt, bin der Oder in Richtung Norden gefolgt um entweder bei Schwedt wieder auf die deutsche Seite zu wechseln oder weiter bis nach Stettin zu fahren. Ich mag polnische Landstrassen. Zum großen Teil sind sie wirklich gut ausgebaut und folgen der fliessenden Landschaft, so daß man abwechslungsreiche Kurven und Höhenwechsel hat.
Neulich habe ich dann mal aus all den bisherigen Abstechern einen kleine Rundtour geplant durch die Woiwodschaft Westpommern, ergänzt um ein Ziel, welches ich bislang noch nicht besucht hatte: den Krummen Wald. Von seiner Existenz wusste ich schon länger und da Max ihn auch neulich angefahren hatte, diente das als willkommender Impuls, endlich auch mal hinzufahren.
Ausgangspunkt der Tour ist Hohenwutzen, dieser bunte Bazar aus Zigarettenbuden, Tankstellen und sonstigen günstigen Einkaufsmöglichkeiten auf der polnischen Oderseite. Wenn man hier anhalten will, dann bestenfalls zum tanken, denn der Sprit ist um die 20 Cent günstiger pro Liter als auf der deutschen Seite.
Von hier aus geht es erstmal gerade aus weiter auf der Landstrasse 124. Obligatorischer Fotostop ist hier am Berg Czibor am Denkmal für die Schlacht bei Zehden. Weiter geht es Richtung Chojna via Cedynia, Orzechów und Metno. Wie eingangs schon erwähnt kann man hier schönen, langgezogenen Landstrassenkurven frönen, die einen immer wieder in Konflikte mit den polnischem Tempolimit von 90 km/h bringen können.
In Chojna geht es wieder westwärts auf der Bundesstrasse 26 zurück zum Oderbruch. Kurz vor der Brücke nach Schwedt geht es in einer Rechtskurve auf polnischer Seite weiter Richtung Ognica. Nach dem Ortsausgang folgt ein wirklich schöner Kurventanz den Berg hinauf, bis zur Kreuzung mit der Bundesstrasse 31. Diese geht es vergnügt durch eine geschwungenes, waldiges Stück bis hinter Dębogóra, wo die Streckenführung wieder gerader wird.
Der nördliche Wendepunkt der Tour ist dann der Krumme Wald in Gryfino. Nach passieren des Bahnhofs muss man an der kommenden Kreuzung zwei mal links abbiegen und erreicht dann nach ein paar Metern die Einfahrt in den Krummen Wald, einfach auf die Hinweischilder „Krzywy Las“ achten. Folgt dem Waldweg, der dann nochmal links abzweigt und nach einigen Metern steht ihr inmitten der krummen Bäume.
Warum die Bäume so wachsen ist nicht mehr überliefert, einige Theorien stehen im Wikipedia-Eintrag. Es ist aber wirklich faszinierend anzuschauen! Eine Picknickbank lädt auch zur kleinen Brotzeit ein.
Der Rückweg führt zunächst wieder über die gleiche Strecke über Ognica und Krajnik Dolny, jedoch biegen wir dann von der Bundesstrasse 26 gleich wieder auf eine kleinere Landstrasse Richtung Piasek ab. Diese führt über einen teilweise bewaldeten Bergrücken längs der Oder lang. Hier lohnt eine Pause um den Blick in den deutschen Oderbruch zu geniessen. Über beschauliche Landstrassen durch kleine, polnische Dörfer cruisen wir Richtung Cedynia zurück und nehmen hier für ein kurzes Stück erneut die 124 Richtung Osten um in Orzechów aber Richtung Moryń abzubiegen.
Hier war ich das erste Mal in 2014 und genoß damals schon den Ausblick auf den See Jezioro Morzycko. Das Seeufer war neu ausgebaut mit Spazierwegen und einem Badestrand.
Von Moryń aus gibt es zwei Optionen. Denjenigen, deren Motorräder über etwas mehr Federweg verfügen, empfehle ich die Route durch den Wald nach Stare Łysogórki. Ein schmales Sträßchen, teilweise mit Kopfsteinpflaster führt durch wunderschöne und unberührte Natur. Die andere Option führt über besser ausgebaute Strassen über Mieszkowice und Gozdowice zurück an den Oderbruch.
In Gozdowicze hat man die Möglichkeit, mit einer Fähre nach Deutschland überzusetzen. Unbedingt vorher nach den Fährzeiten erkundigen, denn als ich da war sollte sie laut Fahrplan schon wieder aktiv sein, es war aber kein Schaufelraddampfer weit und breit zu sehen Update: Der Fährbetrieb in Güstebieser Loose ist seit dem 30.09.2019 vorerst eingestellt. Für den Fall folgt man einfach der schönen, aber teilweise etwas flickigen Strasse zurück zum Ausgangspunkt der Tour in Hohenwutzen.
Die reine Fahrzeit für 171 Kilometer lange polnische Rundfahrt beträgt knapp drei Stunden. Mit der Anfahrt nach Hohenwutzen und einigen Pausen zwischendrin kommt man auf eine schöne und malerische Tagestour.
Max
So oft wie ich schon an der Fähranlegestelle auf polnischerr Seite war, bin ich nie in den Genuss einer Überfahrt bisher gekommen. Entweder war keine Betrieb oder die Fähre war gerade weg. Aberr irgendwann …
Alexander
Es ist kompliziert ;-), ich hatte zumindest einmal das Vergnügen:
https://kettenritzel.cc/2015/08/09/sonntagstour-durch-die-schorfheide-und-westpommern/