Über die Jahre hat sich das Bike Shed als einer der Institutionen im europäischen, wenn nicht weltweiten Spektrum der Motorrad-Enthusiasten etabliert. Stellvertretend für alle Aktivitäten sticht die Bike Shed Motorcycle Show hervor, die seit über 10 Jahren den Zeitgeist der Custom Bike Branche widerspiegelt. Entstanden ist die Idee aus der Unzufriedenheit der Bike Shed Crew mit den „herkömmlichen“ Motorradmessen. Meckern kann jeder, aber Vikki, Dutch und die Crew wollten es besser machen.
As far as we know, we are the biggest independent motorcycle show in Europe.
Anthony „Dutch“ van Someren, BSMC Gründer
In 2015 besuchte ich das Bike Shed Paris, was schon eine sehr guten Vorgeschmack bot auf das, was immer am letzten Maiwochenende im Londoner Tobacco Dock vor sich geht. Es sollte aber bis 2022 dauern, bis ich es mal nach London schaffte, um mir den „real deal“ anzuschauen. Die Location „Tobacco Dock“ wurde 1812 als Lager für importierten Tabak erbaut, Ziegelsteine und gußeiserne Träger bieten ein hervorragendes Ambiente für spektakuläre Custom Bikes.
Im Besitz eines „Press & VIP-Tickets“ für den Freitag Abend erhoffte ich mir eine etwas intimere Atmosphäre, um in Ruhe die Motorräder zu begutachten und zu fotografieren. Falsch gedacht, die Warteschlange an beiden Eingängen ging um den halben Block. Aber das spricht wohl für die Qualität und Begehrlichkeit des Events.
Endlich drinnen begann ich meine Safari durch die vielen Hallen und war wirklich überwältigt von den Eindrücken. Über 300 kuratierte Custombikes können einen wirklich schnell überfordern, zumal manche Umbauten so detailliert oder technisch überraschend waren, dass es fast schade war, sie nur oberflächlich zu betrachten. Die Bildergalerie weiter unten zeigt nur einen Bruchteil der sehenswerten Bikes. Ein paar Beobachtungen sind aus meiner Sicht erwähnenswert:
- Die Anzahl der umgebauten Royal Enfields fand ich erstaunlich. Es scheint fast, dass RE die Umbaubasis du jour für Freunde klassisch gestylter Motorräder ist. Obwohl es auch sehr agressive Umbauten gab, stellvertretend genannt seien das von Bad Winners umgebaute Sprintbike „Pegasus“ oder das Fest in Carbon von Anthony Partridge.
- BMW K-Umbauten sind immer noch ein Ding. Ich werde auch nicht müde, mir die unterschiedlichsten Umbauten auf Basis des fliegenden Ziegelsteins anzukucken. Zweiventil-Boxer hingegen sieht man viel weniger mittlerweile.
- Generell mag ich auch den Stilmix der ausgestellten Bikes. Von superklassischen, am English Wheel gezogenen Blechkleidern bis hin zu sehr radikalen und futuristischen Umbauten. Bei der Vielfalt findet jeder etwas ansprechendes.
- DeBolex baut supercleane Bikes. Die sehen in natura noch geiler aus als auf den Bildern, egal ob das das 2019er Bike Shed Poster Bike ist (der rote Ducati Scrambler Umbau) oder die aktuelle DB25 auf Basis der Ducati Monster 1200.
- Meine beiden absoluten Lieblinge der Show kommen beide von ZiggyMoto, zum einen das 2022er Poster Bike, einer Honda CB750 mit einteiliger Frontverkleidung und verstecktem, drehbaren Scheinwerfer (hier geht es zum Vorstellungsvideo) sowie einer Honda CX500, deren Umbaufortschritt ich schon auf Instagram interessiert verfolgt hatte. Hier ist es ein einteiliges Monocoque, das der CX eine vollkommen unerwartete Silhoutte gibt. Supergeil!
- Noch eine sehr ungewöhnliche CX500 kam von Dottocreations aus Italien. Das „Biancaneve“ genannte Custombike mit seinem weissen Monocoque hat keinen Sitz. Es sieht aus wie ein futuristisches Ei, bei dem das versteckte Detail später zu Tage tritt: das Heckteil klappt nach hinten und darunter erscheint der Sattel. Es war sehr schön zu beobachten, wie viele überraschte Blicke die Mechanik auf sich zog.
Erstmal genug der Worte, klickt Euch erstmal durch die Bildergalerie:
Ich habe es wirklich unterschätzt: für die Menge und Vielfalt der Bikes muss man sich ein ganzes Wochenende Zeit nehmen und nicht nur einen Abend wie von mir geplant. Die Qualität des Events und der Bikes ist wirklich aussergewöhnlich. Mein Tipp: streicht Euch schon mal das Wochenende vom 26.-28. Mai 2023 rot im Kalender an. Es lohnt sich wirklich.
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