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Schlagwort: Probefahrt

Triumph Tiger Explorer

Mit 1215 Kubik, 137 PS und 259 kg vollgetankt sollte die Triumph Tiger Explorer die ich heute probefuhr das bislang heisseste Geschoss auf zwei Rädern sein, was mir unter den Popo kam. Das erste was mir beim Aufsitzen auffiel war der mächtig breitbauende Tank bei der dann doch schmalen Wespentaille aka den Übergang in die Sitzbank:

Doch so massig sie aussah, so leichtfüssig liess sie sich lenken, obwohl sie 60 kg mehr wog als meine gewohnte F650GS. Was natürlich relativ ist, wenn 87 PS mehr am Kardan zerren. Der rote Bereich des Drehzahlmessers fing bei 12.000 U/min an, aber selbst bei 200 km/h auf der Autobahn drehte sie unter 9.000 U/min. Ich wage es nicht zu erahnen, was passiert wenn man die restlichen Drehzahlreserven ausreizt.

Von der gesamten Fahrdynamik war die Explorer der sprichwörtliche Hammer. Beim Beschleuningungstest wurde sogar noch bei schalten in den dritten Gang das Vorderrad sehr leicht und das ASR regelte fleissig. Noch beeindruckender war aber die Negativbeschleunigung, auf der Bremse war sie noch deutlich bissiger als die neulich gefahrene F800GS. Nur beim extremen Einsteigen kam ich in den Regelbereich des ABS, vor allem auf der Hinterradbremse hatte sie erstaunliche Reserven. Und das ohne Integralbremse.

Vom Sound her war sie sehr knurrig, aber ansprechend, der Motor agierte sehr drehfreudig und bei der Ausgangsleistung war bei jeder Drehzahl unabhängig vom eingelegten Gang ordentlich Schub da. Die Sitzposition war sehr angenehm und nicht so hoch wie bei der F800GS. Die Sitzbank bei der Explorer ist auch höhenverstellbar um sich an verschiedene Körpergrößen anzupassen. Die Explorer verfügt auch über einen Tempomaten, mit dem ich allerding nicht zurecht kam. Wenn man eine Geschwindigkeit eingestellt hat, sollte man den Gashahn nicht mehr anfassen um nicht die Geschwindigkeit wieder zu verstellen. Schwer bei einem Motorrad, das man mit beiden Händen lenken sollte. Erschwerend kommt hinzu, daß die Explorer über elektronische statt mechanische Gasübertragung verfügt, diese ist deutlich sensibler, so habe ich mehrfach ungewollt den Tempomaten wieder abgestellt. Aber sicherlich ist das eine Übungssache.

Im direkten Vergleich zu einer F800GS (den direkten Konkurrenten R1200 GS bin ich noch nicht gefahren) wirkt die BMW ob des geringeren Gewichtes agiler, auch wenn sie deutlich weniger Leistung hat. Stichwort Leistung: die 137 PS waren sehr beeindruckend, aber mich als Fahranfänger würde das auf die Dauer zu sehr anstrengen. Man ist doch immer versucht, die Leistung auch auszunutzen unabhängig davon ob man sie jetzt hundertprozentig kontrollieren kann oder nicht.

Trotzdem: tolle Reiseenduro mit viel Potential, aber auch mit einem saftigen Preisschild: ab 13.790,00 € seid ihr dabei.

BMW F800GS – die weisse Versuchung

Da war man schnell mal beim Motorradhändler um ein paar Ersatzteile zu kaufen und schwupps, findet man sich zufälligerweise auf einer brandneuen F800 GS zur Probefahrt wieder. Nicht, daß Ihr mich falsch versteht, mit meiner F650 GS bin ich hochzufrieden, aber dennoch wollte ich mal kucken, wie sich die neue fährt.

Um es kurz zu machen: unfassbar geil. Nun habe ich in meinem jungen Motorradfahrerleben noch nicht viele Referenzpunkte, aber die F800 war schon was besonderes. Bedienung, Schaltung, Handling, alles war von einer bestechenden Präzision. Muss ich bei meiner F650 manchmal etwas energischer schalten und der Gang rastet dann merklich hörbar ein war es bei der F800 ein kleiner Zug am Kupplungshebel und ein Tick auf die Schaltung und der nächste Gang rastete mit einer kalten, metallischen Präzision ein.

Auch die Art und Weise, wie geschmeidig der Zweizylinder am Gas hing, war super. Bei der F650 merkst Du sofort, wenn die Drehzahl nicht stimmt, sie schüttelt sich und bollert etwas tadelnd. Die F800 bot immer Zug aus allen Drehzahllagen, die Dynamik aus dem Stand oder beim Überholen war sehr geil. Auch beim Schiebebetrieb im Stadtverkehr war sie sehr angenehm zu fahren, bei manchen Bummeltempi ist bei der F560 der erste Gang zu niedrig, der zweite Gang zu hoch. Nicht so bei der F800.

Was mich aber sehr erstaunt hat, war die hohe Sitzposition. Mit 1,82m bin ich nicht der Kleinste, aber bei der F800 konnte ich beide Füße nur dann auf dem Boden abstellen, wenn ich leicht auf Zehenspitzen stand. Während des Fahrens störte das allerdings nicht. Die Fahrdynamik und das Kurvenhandling waren erstklassig.

Nein, ich werde mir jetzt kein neues Motorrad kaufen. Aber vielleicht in 10 Jahren, wenn meine F650 auf das Rentenalter zugeht könnte man ja vielleicht über eine gebrauchte F800 GS nachdenken. Aber dann bitte nur in dieder schweinegeilen Lackierung namens Kalamata metallic:

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