Raphael und Christian Bender bauen unter dem Label „Benders. Echte Motorräder“ seit ein paar Jahren im beschaulichen Ettlingen (Orte, die ich nur aus den Verkehrsnachrichten meiner Jugend kenne) ehrliche und echte Moppeds. Benders „Sonne“ konnte ich mir schon mal live anschauen, als sie bei Urban Motor in Berlin Urlaub machte, sehr schönes Bike.
Also auf, die Jungs per E-Mail interviewed:
Christian, Raphael, ihr seid von Kindesbeinen an von Zweirädern umgeben. Dennoch habt ihr erst berufliche „Umwege“ über Messebau und Marketing gemacht, bis Ihr Motorräder vom Hobby zur Profession gemacht habt. Wie kam das alles?
Christian: Ja! das ist schon interessant. Obwohl wir quasi mit Motorrädern aufgewachsen sind, wollten wir unsere Leidenschaft nicht zur Profession machen, um nicht Gefahr zu laufen die Freude daran zu verlieren. Zudem wollten wir damals nicht den Druck haben, davon leben zu müssen. Heute sehen wir das beide entspannter, zudem hilft uns unsere Berufserfahrung enorm bei „Benders“ weiter. Wir wissen worauf es ankommt, beim Thema Produktqualität und vor allem beim Thema Kundenorientierung.
Wie viel Überzeugungskraft und Idealismus braucht es, um den Weg zum Teilzeit-Customizer zu wagen?
Raphael: In der Tat sehr viel… Wenn wir nicht absolut von unserem Vorhaben überzeugt wären und ohne die äußerst positive Rückmeldung unserer Kunden und der Presse könnten wir das nicht tun. Diesen Antrieb brauchen wir, da freie Zeit momentan doch recht knapp ist.
Mit welchen Zielen und Erwartungen seid ihr an den Start gegangen?
Christian: Unser Ziel von Beginn an war es, unsere Vorstellung von echten Motorrädern „zu verkaufen“. Wir sahen eine große Nachfrage und eine sich rasant entwickelnde Szene, außerdem Hersteller, die auch auf das Thema „Customizing“ setzen. Es stand auch stets außer Frage, dass wir das Unternehmen „Benders“ zum Erfolg bringen und damit profitabel machen wollten.
Bekommt ihr Euch als Brüder denn auch mal in die Wolle, wenn es um die Arbeit geht?
Christian: Nein, wenn es ums Geschäft geht, dann nicht. Unsere Vorstellungen sind deckungsgleich, unsere Kompetenzen absolut komplementär. Wir wissen beide wie professionelle Zusammenarbeit auszusehen hat.
Raphael: Und wenn’s mal kurz knirscht, dann sind’s die Banalitäten des Alltags wie man sie aus privaten Beziehungen kennt…
Habt ihr eine Arbeitsteilung oder persönliche Schwerpunkte bei Eurer Arbeit?
Raphael: Beim kreativen Prozess, also der Entstehung eines Motorrads oder eines neuen Bauteils arbeiten wir gleichzeitig zusammen. Bei der Umsetzung kümmere ich mich um die technische und logistische Abwicklung, Christian um die Themen Marketing und Kommunikation.
Das klingt nach einer guten Zusammenarbeit. Aber wie genau entsteht bei Euch ein Bike? Im Kopf, am Zeichenbrett, einfach beim Bauen…?
Christian: Im Kopf und am Bike. Am Anfang steht die Idee, diese setzen wir dann in der Arbeit am Objekt um. Wir suchen uns ein Bike als Basis und bauen es dann zusammen, bis es uns gefällt. Dann nehmen wir es wieder auseinander, die Teile werden lackiert, gepulvert und feingearbeitet. Dann bauen wir wieder alles zusammen und zum Schluss geht’s zur technischen Abnahme und zum TÜV.
Benders Echte, Schokobohne, Ritter Sport, wenn man nur die Namen hört denkt man eher an ein Süßwarengeschäft als an Motorrad-Schrauber. Wie kommt ihr auf die Namen?
Raphael: Sie entstehen auch während der Arbeit am Motorrad. Wir stehen nicht auf eine inflationäre und meist auch unnötige Nutzung von Anglizismen. Die Namen stehen meist sinnbildlich für eine Geschichte rund um die Erstellung des Motorrads, siehe „Roberto Blanko“ oder „Schwarze Witwe“…
Ihr nutzt hauptsächlich Japaner, vor allem Yamahas als Umbaubasis. Warum legt ihr hier Euren Schwerpunkt?
Christian: Yamaha liegt uns aus der Historie sehr, wir haben etliche tausend Kilometer auf Yamahas verbracht und vor vielen Jahren umgebaut. Yamaha halten wir für einen außergewöhnlichen Hersteller, der viele Klassiker hervorgebracht hat wie zum Beispiel die XS-Baureihe oder die XT 500. Zudem hat Yamaha neben Honda erkannt, dass pure Motorräder wieder gefragt sind. So kommt gerade die SR als 400er zurück, die XV 950 und wir warten gerne auch auf eine neue XS…
Raphael: Festgelegt sind wir dennoch nicht auf Yamaha, wir haben Anfragen für den Umbau einer Suzuki Freewind, einer Honda Dominator und ne Kawa steht ebenfalls in den Startlöchern.
Noch nie Bock gehabt, eine BMW, Ducati, Triumph oder etwas anderes umzubauen?
Raphael: Klar! BMWs finden wir auch gut, mit dem Zweiventiler-Boxer verbinden uns schöne Erinnerungen. So haben wir tolle Urlaube auf den alten GS, unter anderem in den Wüsten Nordafrikas erlebt. Uns gefallen die Umbauten von Urban Motor in Berlin sehr gut, die haben da bereits einige Jahre Erfahrung. Eine Triumph Scrambler haben wir bereits in Arbeit, den Umbau präsentieren wir bei den Tridays im Juni 2014. Was uns bisher eher abgehalten hat ist, dass man für eine ordentliche Basis deutlich tiefer in die Tasche greifen muss als für einen Japaner. Tabus gibt’s aber auch hier keine.
Über welche Details eines Umbaus macht Ihr Euch am meisten Gedanken?
Christian: Wir machen uns über alle Details Gedanken, da die Summe der Details das Ganze ergibt. Uns beschäftigt im Moment, leider…, sehr die StVZO! Unser Ziel ist alle Umbauten zulassungsfähig zu machen.
OK, aber was sind sonst die typischen Merkmale eines Benders-Umbaus?
Christian: Klare Formen, sicht- und erkennbare Materialien, saubere Verarbeitung und maximale Fahrbarkeit, das zeichnet unsere Motorräder aus. Farben setzen wir zumeist sehr sparsam ein, Ausnahmen sind „Themen-Motorräder“ wie die Jericho. Da darf sich dann schon mal ein Designer austoben…
Eure Maschinen wirken aber immer simpel, und das meine ich durchaus positiv…
Raphael: Ja, denn ein zentrales Element ist sichtbare, durchschaubare und funktionale Technik. Teile ohne eine Funktion wird es an unseren Motorrädern nicht geben.
Wenn Ihr Euch andere Customizer anschaut – gibt es da einen Umbau, bei dem Ihr dachtet: Den hätten wir gerne selbst gemacht?
Christian: Das können wir so nicht sagen. Wir erfreuen uns an vielen Umbauten, egal von welchem Umbauer. Klar, die etablierteren Umbauer wie die Wrenchmonkees haben ein paar wirklich stilprägende Umbauten hervorgebracht. Aber wir beobachten mit Interesse vor allem die deutsche Szene!
Raphael: Klar, denn da tut sich unglaublich viel und die Szene wächst rasant. Es gibt ein außergewöhnlich offenes Miteinander und einen sehr regen Austausch.
Diesen Dialog findet man sicher auch beim Glemseck 101, wo ihr auch vor Ort wart. Welches war für Euch dort das aufsehenerregendste Motorrad?
Raphael: Wir fanden die SR von Dirk Öhlerking super! Und wie er lausbubenhaft versucht hat die etablierte Konkurrenz beim Sprintrennen mit seinem Porsche-Zylinderkopf nass zu machen.
Mit Eurer Jericho und Pfarrer Schwarz am Lenker hattet ihr aber auch selbst ein schönes Highlight am Start! Wer hatte denn die Idee dazu?
Raphael: Das kann man so nicht genau sagen. Die Idee, dem Pfarrer ein Motorrad zu bauen stand plötzlich im Raum, das Thema Jericho ergab sich dann wie von selbst. Dann kam noch der „Lackmuss“ mit dem Design und so hat sich eines nach dem anderen ergeben…
Und, wie wird sich Benders weiter entwickeln – gibt es konkrete Pläne?
Christian: Wir werden uns das eine oder andere neue Motorrad vornehmen und zeigen, was man daraus machen kann. Außerdem entwickeln wir Umbau-Kits für verschiedene Motorräder, da wir festgestellt haben, dass unsere Kunden unsere Motorräder super finden. Etliche wollen aber gerne selbst Hand anlegen – warum auch nicht? Wir helfen ihnen gerne dabei…
Danke, Jungs…!