Nachdem die Bässe des Clubs im Vorderhaus unseres Apartments uns sanft in den Schlaf ge-umpft-umpf-umpft hatten, wachten wir nach einer entspannten Nacht voll guter Dinge und neuer Fahrlaune auf. Unser Nuttenfrühstück (Cappucino, Schokocroissant und ne Kippe für die Raucher) nahmen wir im Innenhof, bevor wir uns erneut auf die Reise machten und Ljubljana gen Norden Richtung Karawanken verliessen. Kurz vor der Stadtgrenze wurde noch ein Supermarkt ausgeraubt für die Mittagsjause.

Zum Einrollen in den neuen Tag war die zweispurige Schnellstrasse bis Kamnik genau richtig. Nach Osten konnten wir in die aufgehende Sonne blinzeln, genau vor uns baute sich der Gebirgszug der Karawanken auf.

Ab Kamnik folgten wir der 225, die nach dem Ortsausgang schmaler und kurviger wurde. So langsam schraubten wir uns die Höhenmeter Richtung Velika Planina empor. An einer kleinen Weggabelung stand ein Café, an dem wir bereitwillig das zweite Frühstück einnahmen und die Natur um uns herum genießen konnten. Die Velika Planina wird seit ewigen Zeiten als Hochalm genutzt, entsprechend umgaben uns Almwiesen, Kühe und Schafe wohin das Auge blickte.

Auf der Abfahrt nach Luče fuhr uns ein Laster vor der Nase herum auf der schmalen Straße. Es dauerte aber keine vier Kurven, bis der Fahrer rechts ran fuhr und uns vorbei ließ. Es war nicht das erste Mal, daß die Slowenier uns positiv mit ihrer Umsicht überraschten. Großartig.

Das Baustellenpech sollte uns in Solčava ein zweites Mal einholen. Der Abzweig zur Solčava-Panoramastraße war gesperrt. Leider gab es keine alternative Auffahrt, so fuhren wir weiter das Tal hoch. Den Abzweig zur Logarska Dolina liessen wir rechts liegen, danach begann dann aber ein sehr kurzweiliger und kurvenreicher Aufstieg zum Paulitschsattel. Dieser entschädigte zumindest teilweise für die Höhenstrasse.

Auf österreichischer Seite wird die Strasse etwas schmaler, dafür steht weniger Wald dem Ausblick im Weg. Daher sollte man auch hier und da mal anhalten, um diesen zu genießen. Nach ein paar kurvigen Kilometern stößt man auf den Seebergsattel. Willkommen im Paradies der Knieschleiferfraktion. Sechsundzwanzig Kurven bis zur Passhöhe, sechsundzwanzig Mal die Fußrasten leicht einkürzen. Hammer. Zu dem Zeitpunkt war ich gerade mit der S1000XR unterwegs und dank des superelastischen Motors konnte ich sie fast ausschließlich im zweiten Gang den Berg hochtreiben und die Maschine hat so dermaßen derbe abgeliefert. H-A-M-M-E-R! Wir waren kurz davor, den Pass auf österreichischer Seite wieder runterzufahren um das ganze Spektakel nochmal zu erleben.

Aber wir folgten dann doch der vorgesehenen Route Richtung Zgorne Jezersko und machten uns auf die Suche nach einem lauschigen Plätzchen für die Mittagsrast. Auf dem Weg kamen uns mehr uns mehr Radfahrer entgegen und kurz nachdem wir ein schönes Vesperplätzchen am Fluss Kokra gefunden hatten, waren plötzlich überall Polizeimotorräder und Streckensicherungspersonal, die die Straße für eine Stunden lang sperrten, denn hier fand ein Fahrradrennen statt. Uns störte das nicht sonderlich, waren wir doch gerade eh mit vespern beschäftigt. Und die übrige Zeit nutzten wir für eine kleine Fotossession mit den Bikes im Fluss.

Den letzte Tankstopp auf slowenischem Boden machten wir in Tupalice, bevor wir dann Richtung Tržič fuhren und den Loiblpass in Angriff nahmen. Der war ok, aber nicht so spektakulär wie der Seebergsattel. Bei der Routenplanung zeigten mir die verwandten Karten den Loiblpass als befahrbar an. Wenn eine Passhöhe da ist, habe ich nämlich keine Lust, einen Tunnel zu fahren. Dei alte Passstraße war auch noch existent, aber für den Verkehr gesperrt und nur per Schusters Rappen zu bewältigen. Also doch Tunnel.

Am anderen Ende der Röhre war der Grenzübergang nach Österreich mitsamt einem Grenzpolizisten, der es bei der Einreisekontrolle sehr genau nahm. Helm ab, Personalausweis zeigen, dann erst Weiterfahrt. Wenn man bedenkt, daß wir kurze Zeit vorher auf der Passhöhe des Paulitschsattels sich nicht mal die Waldameisen für unseren Grenzübertritt interessiert haben, wundert es einen doch ob der Sinnhaftigkeit des Ganzen.

Unten im Tal gondelten wir am Ferlacher und Feistritzer Stausee vorbei in Richtung Villach. Als der Rest der Truppe Kaffeepause machte, fuhr ich weiter nach Villach, ich wollte mir im dortigen Mediamarkt eine neue Halterung für die GoPro besorgen. Die hatte sich beim Absturz am Vortrag auch in ihre Einzelteile zerlegt, so daß ich unterwegs nicht mehr filmen konnte. Das führte dazu, daß ich den ganzen Tag latent stinkig auf mich selber war. Aber neue Halterung, neues Glück.

Die anderen holten mich in Villach wieder ein, dort verabschiedeten wir auch Siggi, der nordwärts Richtung München abdrehte. Zu viert rollten wir dann durch das Gailtal am Dobratsch entlang und konnten nun die Rote Wand von unten betrachten, an deren Abrißkante wir am Nachmittag des ersten Tages standen.

In Hermagor fuhren wir weiter Richtung Weißbraich, die kurvenreiche Weißenseestrasse führte uns nach Kreuzberg und weiter ins Drautal. Mittlerweile hatte ich auf die G310 GS gewechselt und musste zwar etwas am Kabel ziehen, aber vor allem bei den Bergabpassagen war es ein Spaß, den großen Maschinen am Rockzipfel zu hängen. Also wenn man die Maschine im Drehzalbereich von 7.000 bis 9.500 U/min bewegt.

Im Drautal fahren wir eine schöne, schmale Nebenstrecke bevor wir in Berg im Drautal die Auffahrt zu Emberger Alm in Angriff nehmen. Ich stutzte, als das erste Hinweisschild die Entfernung mit 10,5 Kilometern angab. Kein Scherz:

Was für ein geiles Tagesfinale. Und auch in diesem engen Winkelkwerk fühlte sich die kleine GS pudelwohl. Brääääp, brääääp, brääääääääp. Tom fuhr auf seiner R1200 R direkt hinter mir und meinte danach, daß ohne lange Gerade kein Vorbeikommen möglich gewesen wäre. Ich laß das mal so stehen, hehe.

Oben angekommen waren wir komplett überwältigt von dem unfassbaren Panorama, welches sich uns hier bot. Ein Ausblick über sieben Bergketten bis rüber in die Dolomiten.

Etwas mehr überdreht als sonst hatten Sandra und ich unsere drolligen fünf Minuten und tobten uns am zahlreich vorhandenen Kinderspielgerät aus, bevor wir uns zu einem sehr leckeren Abendessen zu den anderen gesellten (wobei natürlich gleich die Aufnahmen des Tages gesichtet werden mussten).

Die Emberger Alm und der Sattlegger Alpenhof sind wirklich ein Geheimtipp. Herzliche Belegschaft, tolle Zimmer, leckeres Essen und das alles für einen echt fairen Tarif. Und über 10km Kurven zur An- und Abfahrt. Was kann man sich als Motorradfahrer mehr wünschen? Sensationell.

Noch einmal genossen wir den abendlichen Blick von der Alm, bevor wir uns satt und glücklich in unsere Bettchen verkrümelten.

Knapp 370 Kilometer sind wir an dem Tag gefahren, die Route des dritten Tages findet ihr hier zum Download oder ihr schaut es Euch bei Rever an.