Motorradblog über Benzinkultur, Motorradtouren und Custombikes

Schlagwort: V50N

My first Vespa

Dinge, die man schwer vergisst: die erste große Liebe, der erste Kuss oder auch das erste Mopped. Beim Kramsen in der Fotokiste tritt so manche Überraschung und schöne Erinnerung zutage. In meinem Falle stieß ich auf Bilder meiner allerersten Vespa: eine quietschorangene Vespa V50N, Baujahr 1977.

Meinen Autoführerschein hatte ich schon ein oder zwei Jahre. Für ein eigenes Auto fehlte mir vorne und hinten die Kohle, so musste ich mir für größere Ausflüge den elterlichen VW Passat Variant Diesel ausleihen. „Die Entdeckung der Langsamkeit“ wäre auch eine passende Bezeichnung für das inarisilberne Gefährt gewesen.

In der Scheune meines Onkels fand sich dann das, was ein Quantensprung in meiner persönlichen Individualmobilität werden sollte. Besagte Vespa, die vorher meinen beiden älteren Cousinen als Gefährt gedient hatte. Die Reifen waren platt und spröde, der Vergaser sehnte sich nach einer Reinigung und der Tank nach einer Entrostung. Ich erinnere mich nicht mehr, welches Tauschgeschäft wir vereinbart hatten um den Eigentumsübergang zu besiegeln. Es kann gut sein, daß es etwas mit Ebbelwoi zu tun hatte.

Jedenfalls fand sich die Vespa dann in der elterlichen Garage wieder, in der ich mich erstmal um die Herstellung der Fahrtauglichkeit kümmerte und in diesem Zuge das erste Mal in meinem Leben einen Vergaser zerlegte. Nachdem ich ihn unter heftigem Fluchen aus dem schmalen Schacht in der Karosserie rausgepuhlt hatte. Es brauchte auch nur zwei Anläufe, bis der Vergaser wieder richtig zusammengesetzt war. Und auf ging zur erste Ausfahrt. Stolz wie Oskar war erstmal hartes Abcornern am Hangout in der schwäbischen Kleinstadt angesagt.

Es dauerte nicht lange, da verspürte ich das dringende Bedürfnis nach mehr Vortrieb. Die maximalen 45 km/h waren im hügeligen Schwabenland, geschweige denn im Stuttgarter Talkessel eine Zumutung. So wurde ich ein ziemlich guter Kunde beim Rollershop in Augsburg. Es fing alles an mit einem 75ccm-Polini, verstärkten Kupplungs- und Bremsbelägen, einem Polini-Bananenauspuff sowie für die Optik einigen Chromteilen.

Als komplett unerfahrener Schrauber durfte ich damals auf die Unterstützung eines Freundes meiner Eltern bauen. Gerhard Haussmann war pensionierter KFZ-Meister und es war ihm ein Spaß, mir Greenhorn in seiner Garage einiges an Schrauberwissen beizubringen. Es war großartig.

Die so modifizierte Vespa brachte mich sehr gut durch die ersten Semester des Studiums, Sommer- wie Wintersemester. Lustigerweise hatten zwei andere Kommilitonen von mir exakt die gleiche Vespa und zu dritt gründeten wir den Orange-Club. Eines Sommers machte ich mich vom Studienort Ravensburg auf eine Tour rund um den Bodensee. Selten war ich entschleunigter und glücklicher unterwegs.

Ihre Transportkapazitäten konnte die kleine auch des öfteren unter Beweis stellen. Als bei einer WG-Party das Bier zur Neige ging, rückte ich schnell noch mit der Vespa aus um kurz vor Ladenschluss noch drei Kästen Bier zu kaufen. Zwei passten gestapelt in den Durchstieg, einer mit Expander auf dem hinteren Gepäckträger fixiert. Versucht das mal mit einem anderen Zweirad.

Sensationell waren auch immer die Wochenendtouren aus der WG in Stuttgart zu meinen Eltern, wenn mal wieder Wäsche gewaschen werden musste und Muttern gekocht hatte. Die Weinsteige hinauf war immer eine Qual für das kleine Maschinchen. Auf dem Rückweg bergab war es aber ein umso größerer Spaß. Die Drehzahl kurz vorm Anschlag ballerte ich mit den Autos um die Wette den kurvigen Weg in die Schwabenhauptstadt hinunter. Leicht knisternd kühlte der Motor wieder ab, während der Fahrer sich mit einem kühlen Bier am Palast der Republik erfrischte und mit den anderen Scooterheads plauschte.

Warum ich die Kleine damals verkaufte, wissen die Götter. Ja, ich brauchte die Kohle für mein erstes Auto. Aber aus heutiger Sicht war das eine törichte Entscheidung. Heutzutage darf man gut und gerne 2k€ für ein gut erhaltenes Exemplar auf den Tisch legen. Seufz!

Was war Euer erstes motorisiertes Zweirad und welche Geschichten habt ihr damit erlebt? Ich freue mich auf Eure Anekdoten!

Der Fuhrpark

Über die Feiertage habe ich die „About me“-Seite hier mal umgeschrieben um Platz zu machen für die Zweiräder, die ich schon mal mein Eigen nennen durfte. Von meiner erste Vespa existieren irgendwo im Keller noch Papierfotos, wenn ich die mal wieder ausgrabe, wird das hier auch ergänzt (gefunden).

Kettenritzel 01: Vespa V50N Special, Baujahr 1977

Meine erste Smallframe-Vespa übernahm ich von meiner älteren Cousine, nachdem die diese nicht mehr fuhr und sie bei meinem Onkel im Schuppen rumstand. Im zeitgenössischen 70er-Jahre-Orange begleitete sie mich gut durchs Studium. Zur Überwindung des Stuttgarter Talkessels musste sie sich kleineren Stärkungsmaßnahmen unterziehen in Form eines 75er Polini-Zylinders und eines Polini-Sportauspuffes. Zur Finanzierung meines ersten Autos musste ich sie leider verkaufen. Was ich natürlich bis auf den heutigen Tag bereue. Die Geschichte zu meiner ersten Vespa könnt ihr hier nachlesen.

Kettenritzel 02: Vespa V50, Baujahr 1973

Enzo

Meine zweite Smallframe kaufte ich mir in Hamburg. Nach dem Studium im ersten Job war wieder etwas mehr Kohle auf dem Konto, mit der ich die blaue Smallframe – genannt „Enzo“ – etwas umfangreicher aufbauen konnte. Es wurden dann ein 133er Polini mit Membran-Ansaugstutzen, polierte Überströme, Sportkurbelwelle und einem Bananenauspuff einer 125er PV. Enzo war eine echte Rakete, aber unzuverlässig wie ein Jaguar XJS aus den 70er-Jahren. Letzeres war dann auch der Grund, Enzo zu verkaufen, da er als Daily Driver absolut untauglich war. Der neue Besitzer wurde ein Hamburger Werber, der mir dafür unverschämt viel Geld zahlte.

Kettenritzel 03: Vespa ET2, Baujahr 1999

ET2

Als Übergangsgefährt suchte ich nach was unprätentiösem, das mir so lange dienen sollte, bis ich ein neues Smallframe-Projekt starten würde. Ich fand eine Vespa ET2 mit 3.000km und nur 1,5 Jahren auf dem Buckel, die aufgrund einiger optischer Mängel sehr günstig für 700 € zu bekommen war. Daß die Übergangsphase mehr als 10 Jahre dauern sollte, konnte ja keiner ahnen (hier parkt sie auf Google Streetview). Bei Verkauf der ET2 gelang mir das Kunststück, den Roller für 300 € mehr zu verkaufen als ich seinerzeit dafür bezahlt hatte; 10 Jahre und 30.000 km später!

Kettenritzel 04: BMW F650 GS, Baujahr 2002

f650gs
Als ich dann 2012 meinen Motorradführerschein machte, hatte ich die BMW bereits drei Monate in der Garage stehen.  So schön ich auch die klassischen Motorräder wie eine Triumph Bonneville oder eine Royal Enfield finde, ich brauchte ein Arbeitstier für den täglichen Gebrauch. An der F650 schätze ich die Optik, die Doppelauspuffanlage sieht super aus, der Einzylinder-Bollersound macht Gänsehaut und sie ist super zu fahren. Letzeres konnte ich persönlich erst erfahren, als meine in der Garage stand, aber mein Freund Ingo – passionierter Zweiradfahrer und auch mal Besitzer einer F 650 GS Dakar – bestätigte mich in meiner Meinung.

Auf einer der gängigen Onlinebörsen fand ich dann meins, zwar dritte Hand, zehn Jahre alt, aber optisch wie aus dem Katalog, nur 16.700 km gelaufen zu einem super Preis. Nachteil: sie stand in Witten, von Berlin gerade nicht um die Ecke. Aber besagter Kumpel Ingo wohnt nicht weit davon entfernt und war gerne bereit, sich den Hobel mal anzuschauen. Der Besitzer führ sie als Zweitmotorrad, er besaß noch eine BMW 1200 GS, die er zumeist ausführte. Nach der Probefahrt meinte Ingo zu mir am Telefon: “Wenn Du sie nicht kaufst, nehme ich sie!” Das war mir Bestätigung genug: zugeschlagen, Kauf abgewickelt und für schlappe 160,00 € nach Berlin spediziert. Großartig. Und im ersten Jahr zusammen haben wir schon knapp 10.000 km zusammen abgeritten.

Kettenritzel 05: Vespa GTS 300 Super, Baujahr 2010

300 GTSNach einem Jahr BMW fahren kam in mir wieder der Vespa-Fahrer durch. Die BMW fahre ich super gerne auf Tour, für das tägliche Gewühle durch den Berliner Stadtverkehr war sie mir aber etwas zu sperrig. So machte ich mich auf die Suche nach einer 300er Vespa. Zunächst liebäugelte ich mit dem SuperSport-Sondermodell in titangrau, aber gebraucht waren und sind die für anständiges Geld nicht zu bekommen. Also erweiterte ich das Suchraster auf alles, was eine 300 im Namen trug. Schlussendlich hatte ich großes Glück, eine schwarze Vespa GTS 300 Super für einen sehr guten Preis zu bekommen. Der Vorbesitzer tat sich mit dem Verkauf des Rollers sehr schwer, aber er brauchte das Geld für eine bereits bestellte Enduro. Als ich ihn überzeugen konnte, daß sie in gute Hände kommen würde, war der Deal perfekt. Seitdem brate ich mit ihr durch den Berliner Stadtverkehr und geniesse den Schub des 22PS-Aggregats, sogar die Gattin ist begeistert. Auf die 13.000 km beim Kauf kamen innerhalb von ein paar Monaten auch schon 2.500 km mehr auf den Tacho.

Und ihr so?

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