Der Peugeot Metropolis fällt wie der Piaggio MP3 oder etwas seltenere Quadro 350D in meine Kategorie „motorisierte Krankenfahrstühle“. Da diese Gefährte drei Räder aufweisen, darf man diese Hocker mit einem herkömmlichen Autoführerschein fahren.
Da meine Vespa gerade in der Rollerwerkstatt meines Vertrauens einem Performance-Upgrade unterzogen wird (dazu später mehr) und ich das Peugeot-Dreirad als Ersatzgefährt bekam, bot sich die Gelegenheit zum Test.
Zuerst beginne ich mit der Suche nach dem Zündschloß, welches der Peugeot nicht hat, denn er wird über einen Transponder aktiviert, den blau leuchtenden Drehknopf auf „an“ stellen und den Motor anlassen. Der Einzylinder bellt heiser knurrend aus dem Auspufftopf.
Bevor ich losfahre, veschaffe ich mir noch einen Überblick über die ganzen Knöpfe und Anzeigen, von denen der Metropolis ein paar mehr hat. Ein Schalter für das LED-Tagfahrlicht und Abblendlicht, dann der Schalter für die Feststellbremse, ein anderer sorgt für die Neigungs-Blockierung der Vorderräder. So kann man an der Ampel stehend beide Füße auf dem Trittbrett lassen und muss den Roller nicht seitlich abstützen. Schliesslich wiegt der Zossen stattliche 265 Kilogramm. Man kann mit der Arretierung anfahren, ab 2.000 U/min deaktiviert sie sich selbstständig.
Aus 400 Kubik holt der Motor 37 PS Leistung sowie 38 Nm Drehmoment. Der Vortrieb ist recht zügig, wenn auch sehr unspektakulär. Man merkt von der Beschleunigung kaum etwas, das ist ein deutlicher Unterschied zu meiner Vespa 300 GTS, die mit ihren 22 PS deutlich schwächer motorisiert ist aber auch über 100 kg leichter ist. Die Vespa wirkt hier viel agiler.
Kommen wir zu dem für mich gewöhnungsbedürtigsten Teil, der Vorderachse. Die aufwendige Konstruktion besteht aus einem beweglichen Parallelogramm, gebildet von zwei Dreieckslenkern, verbunden mit zwei Schwingungsdämpfern und einem waagerecht liegenden hydraulischen Mono-Federbein. Mag das Geradeausfahren noch ok sein, sobald es in Kurven jedweder Radien auch geht, fängt die Arbeit an. Mit viel mehr Kraftaufwand und Nachdruck als bei allen anderen je von mir gefahrenen Zweiräder muss man den Metropolis in die Kurve zwingen. Es mag mir auf den ersten Kilometern noch das Vertrauen in die Vorderachskonstruktion gefehlt haben, aber auch am Ende meiner kleinen Tour tat ich mir schwer, Kurven zügig auszufahren. Bei langgezogenen Radien wie in Autobahnausfahrten hatte ich den Eindruck, daß die Fuhre immer zum Kurvenausgang schiebt, bei kleineren, engen Kurven in der Stadt fehlte die Lenkpräzision. Man musste immer wieder nachkorrigieren, vor allem bei Bodenunebenheiten in Kurven wie Straßenbahnschienen neigt die Vorderachse zum Stempeln. Auch in Geradeausfahrt überfahrene Bodenunebenheiten brachten Unruhe ins Fahrwerk, es schwang nach und brachte permanent Erschütterungen in die Lenkung. Andere Testberichte sprechen von gefühlvoller Dämpfung, das kann ich nicht nachvollziehen.
ABS gibt es für den Peugeot Metropolis 400 nicht, statt dessen ist er mit einer elektrohydraulische Bremse, genannt „Sensotronic Brake Control“ ausgestattet. Diese verteilt die über den linken Bremshebel die Bremskraft auf alle drei Scheiben gleichmäßig. Wozu es dann noch einen rechten Bremshebel UND ein Fußbremspedal braucht muß wahrscheinlich auf irgendeine Anforderung des Gesetzgebers zurückzuführen sein.
Das manuell verstellbare Windschild hält bei kleineren Fahrern den Fahrtwind ab, bei meinen 1,82 m Körpergröße zog es mir bei der Autobahnfahrt trotz höchster Einstellung immer noch mächtig am Helm. In der Stadt dient das Teil wohl eher dem Regenschutz für den Fahrer statt den Wind abzuhalten.
Meine Ausfahrt führte mich durch die Stadt, über die Landstrasse und die Autobahn. Dort ließ ich den Metropolis mal ausgaloppieren, bei 160 hm/h war laut Tacho Schluss, was effektiv wohl so 145 km/h sein werden. Geradeaus fuhr er da sehr anständig und spurtreu.
Für 8.750 € ist der Metropolis zu haben. Persönlich habe ich mit dem Fahrzeugkonzept meine Probleme, erst Recht wenn es mit einem solchen stolzen Einstandspreis gesegnet ist. Um den Vergleich mit der Vespa 300 GTS Super nochmal heranzuziehen: die aktuelle steht für 5.790 € beim Händler (inkl. ABS), das sind fast genau 3.000 € Preisunterschied. Dafür kann man zwei- bis dreimal den Motorradführerschein machen und kann etwas fahren, was weniger nach motorisiertem Krankenfahrstuhl aussieht.