Hätte man das früher gewusst. Seit Februar bereichert der NIU MQi unseren Fuhrpark und ist unser erstes Elektrogefährt. Und wir sind sehr zufrieden damit. Jetzt aber sehe ich das: es gibt die Möglichkeit, eine alte Smallframe-Vespa mittels eines Umbaukits auf Elektro umzurüsten! Seit dem Beginn meiner Individualmobilität hängt mein Herz an Smallframes (siehe hier). Die alte Optik mit einem modernen Elektroantrieb mit Wumms zu kombinieren finde ich super-charmant.
Ich lass mal den Nils erklären, wie das funktioniert:
Der Elektromotor passt eins zu eins in die alten Vespas. Also kurz den alten Verbrenner-Zweitakter aus der Vespa ausbauen und den Elektromotor dafür einbauen. Mit TÜV und komplett reversibel!
Dinge, die man schwer vergisst: die erste große Liebe, der erste Kuss oder auch das erste Mopped. Beim Kramsen in der Fotokiste tritt so manche Überraschung und schöne Erinnerung zutage. In meinem Falle stieß ich auf Bilder meiner allerersten Vespa: eine quietschorangene Vespa V50N, Baujahr 1977.
Meinen Autoführerschein hatte ich schon ein oder zwei Jahre. Für ein eigenes Auto fehlte mir vorne und hinten die Kohle, so musste ich mir für größere Ausflüge den elterlichen VW Passat Variant Diesel ausleihen. “Die Entdeckung der Langsamkeit” wäre auch eine passende Bezeichnung für das inarisilberne Gefährt gewesen.
In der Scheune meines Onkels fand sich dann das, was ein Quantensprung in meiner persönlichen Individualmobilität werden sollte. Besagte Vespa, die vorher meinen beiden älteren Cousinen als Gefährt gedient hatte. Die Reifen waren platt und spröde, der Vergaser sehnte sich nach einer Reinigung und der Tank nach einer Entrostung. Ich erinnere mich nicht mehr, welches Tauschgeschäft wir vereinbart hatten um den Eigentumsübergang zu besiegeln. Es kann gut sein, daß es etwas mit Ebbelwoi zu tun hatte.
Jedenfalls fand sich die Vespa dann in der elterlichen Garage wieder, in der ich mich erstmal um die Herstellung der Fahrtauglichkeit kümmerte und in diesem Zuge das erste Mal in meinem Leben einen Vergaser zerlegte. Nachdem ich ihn unter heftigem Fluchen aus dem schmalen Schacht in der Karosserie rausgepuhlt hatte. Es brauchte auch nur zwei Anläufe, bis der Vergaser wieder richtig zusammengesetzt war. Und auf ging zur erste Ausfahrt. Stolz wie Oskar war erstmal hartes Abcornern am Hangout in der schwäbischen Kleinstadt angesagt.
Es dauerte nicht lange, da verspürte ich das dringende Bedürfnis nach mehr Vortrieb. Die maximalen 45 km/h waren im hügeligen Schwabenland, geschweige denn im Stuttgarter Talkessel eine Zumutung. So wurde ich ein ziemlich guter Kunde beim Rollershop in Augsburg. Es fing alles an mit einem 75ccm-Polini, verstärkten Kupplungs- und Bremsbelägen, einem Polini-Bananenauspuff sowie für die Optik einigen Chromteilen.
Als komplett unerfahrener Schrauber durfte ich damals auf die Unterstützung eines Freundes meiner Eltern bauen. Gerhard Haussmann war pensionierter KFZ-Meister und es war ihm ein Spaß, mir Greenhorn in seiner Garage einiges an Schrauberwissen beizubringen. Es war großartig.
Die so modifizierte Vespa brachte mich sehr gut durch die ersten Semester des Studiums, Sommer- wie Wintersemester. Lustigerweise hatten zwei andere Kommilitonen von mir exakt die gleiche Vespa und zu dritt gründeten wir den Orange-Club. Eines Sommers machte ich mich vom Studienort Ravensburg auf eine Tour rund um den Bodensee. Selten war ich entschleunigter und glücklicher unterwegs.
Ihre Transportkapazitäten konnte die kleine auch des öfteren unter Beweis stellen. Als bei einer WG-Party das Bier zur Neige ging, rückte ich schnell noch mit der Vespa aus um kurz vor Ladenschluss noch drei Kästen Bier zu kaufen. Zwei passten gestapelt in den Durchstieg, einer mit Expander auf dem hinteren Gepäckträger fixiert. Versucht das mal mit einem anderen Zweirad.
Sensationell waren auch immer die Wochenendtouren aus der WG in Stuttgart zu meinen Eltern, wenn mal wieder Wäsche gewaschen werden musste und Muttern gekocht hatte. Die Weinsteige hinauf war immer eine Qual für das kleine Maschinchen. Auf dem Rückweg bergab war es aber ein umso größerer Spaß. Die Drehzahl kurz vorm Anschlag ballerte ich mit den Autos um die Wette den kurvigen Weg in die Schwabenhauptstadt hinunter. Leicht knisternd kühlte der Motor wieder ab, während der Fahrer sich mit einem kühlen Bier am Palast der Republik erfrischte und mit den anderen Scooterheads plauschte.
Warum ich die Kleine damals verkaufte, wissen die Götter. Ja, ich brauchte die Kohle für mein erstes Auto. Aber aus heutiger Sicht war das eine törichte Entscheidung. Heutzutage darf man gut und gerne 2k€ für ein gut erhaltenes Exemplar auf den Tisch legen. Seufz!
Was war Euer erstes motorisiertes Zweirad und welche Geschichten habt ihr damit erlebt? Ich freue mich auf Eure Anekdoten!
Oli Krug zieht aus Berlin weg und verkauft daher seine beiden Vespa Smallframe-Umbauten.
Vespa 50 Spezial mit 133er Polini
Der Roller wurde 2014 neu aufgebaut, der Rahmen brüniert und es wurde ein XL2-Motor auf Zweizug umgerüstet. Vorne ist eine PK-Gabel mit teilhydraulischer Scheibenbremse verbaut. Am Motor wurde ein Polini Grauguss-Zylinder mit 133 ccm Malossi-Kopf (Drehschieber) sowie GS-Kolben verbaut. Die XL2-Kupplung wurde mit extra harten Federn und kurzem 4. Gang versehen. Hinten raus trötet die Vespa durch einen VSP2-Auspuff. Alle Umbauten sind eingetragen bis auf den 30er-Vergaser. Oli schätzt die Leistung des Motors auf ca. 20 PS. Gelaufen ist die Vespa seit dem Umbau ca. 600 km, TÜV hat der Roller aktuell bis 09/2016.
Ach bei dieser Vespa wurde der Rahmen geschliffen und brüniert. Verbaut wurde hier ein Polini EVO 133 der mit Membranansaugstutzen ebenfalls gut für ca. 20 PS sein soll, die Laufleistung seit dem Umbau betrug ca. 200 km. Getriebeseitig kamen eine DRT Schaltklaue (reduziert das schaltklauenbedingte Gangspringen und macht den Schaltvorgang dadurch besonders präzise) und ein verkürzter 3. und 4. Gang zum Einsatz. Der Auspuff stammt von Scooter und Service, die Gabel ist von SKR und verfügt über eine vollhydraulische Bremse. Es liegt eine Betriebserlaubnis und TÜV-Gutachten für die verbauten Teile vor, der TÜV und die Eintragungen müssen aber noch gemacht werden.
Gefahren bin ich beide Roller nicht, aber aus eigener Erfahrung mit meiner V50 (Kettenritzel 02), die eine ähnliche Motorkonfiguration hatte wie die Vespa 50 S von Oli kann ich nur sagen: macht derbe Laune!