Motorrad-Magazin über Benzinkultur, Motorrad-Touren und Custombikes

Schlagwort: Smallframe

Elektroumbau Vespa: Mit dem Prosimo Umbaukit wird die Smallframe zum Stromer mit Stil

Vespas sind Kult. Und alte Vespas sind noch mehr Kult. Leider oft auch stinkig, laut, wartungsintensiv. Wer seine Smallframe lieber leise, sauber und trotzdem mit ordentlich Dampf bewegen will, für den gibt’s jetzt eine moderne Lösung. Auch wenn es Evo Retrofit nicht mehr gibt – die Idee lebt weiter. Simon Hische, der Kopf hinter der ursprünglichen Technik, hat mit seiner Firma Prosimo das Konzept weiterentwickelt und bietet jetzt ein neues Umbaukit Elektro Vespa an. Und das kann sich sehen lassen.

Sieht aus wie 1967 – fährt wie 2025

Simon Hische war selbst Vespa-Fan, seit er als Jugendlicher seine erste fuhr. Das Gefühl von Freiheit, Stil und dieser typische Mix aus Knattern, Abgasgeruch und öligen Fingern hat ihn nicht losgelassen. Gleichzeitig stellte er sich irgendwann die Frage: Geht das auch nachhaltiger? Und so entstand die Idee für ein elektrisches Umrüstkit für klassische Vespas.

Nach seiner Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, dem Meisterbrief und einem Studium der Elektrotechnik entwickelte er mit Prosimo das erste Umbaukit, das eine Vespa Smallframe mit bis zu 100 km/h legal auf die Straße bringt. Seine persönliche Geschichte hat er uns in Folge 67 des TwinSpark Podcasts erzählt:

Das Konzept: Plug & Play, aber mit Anspruch

Doch zurück zum Umbaukit: dies nutzt die originalen Befestigungspunkte des Motors, der Einbau erfolgt je nach Variante ohne große Anpassungen am Rahmen. Der Benzintank weicht einem Akkutäger, der Ladeanschluss ist leicht zugänglich. Die Technik ist komplett durchdacht:

  • Elektronischer Gasgriff ersetzt den klassischen Gaszug
  • Bordnetz wird von 6V AC auf 12V DC umgestellt
  • Alle Leuchten arbeiten mit 12V DC
  • Die Hinterradbremse wird direkt über den Elektromotor angesteuert

Dazu kommen hochwertige Komponenten wie ein schwingenintegrierter Radnabenmotor mit 4 kW Dauerleistung (Spitze: 5,1 kW) und 210 Nm Drehmoment.

Technik, die funktioniert – und gut aussieht

Die Schwinge aus pulverbeschichtetem Stahl nimmt Motor und Trommelbremse auf. Alles sitzt da, wo es hingehört, inklusive originaler Silentblöcke für Traverse und Stoßdämpfer. Die Steuereinheit – das digitale Hirn – kommuniziert über CAN-BUS mit allen Komponenten. Ein Spannungswandler sorgt für stabile 12V, der Kabelbaum ist vorkonfektioniert und robust.

Die Akkus? Ebenfalls durchdacht. Die Varianten für Kit 50 und 80 nutzen einen Edelstahlträger mit Serviceklappe, passend für klassische Sitzbänke. Die Akku-Module sind modular aufgebaut, das Laden funktioniert im eingebauten wie ausgebauten Zustand.

Drei Kits, drei Geschwindigkeiten – ein Prinzip

Der Elektroumbau Vespa ist in mehreren Varianten erhältlich:

  • Kit 50: Bis 50 km/h, ein Akku, bis 50 km Reichweite, ideal für den Stadtverkehr.
  • Kit 80: Bis 80 km/h, zwei Akkus, bis zu 90 km Reichweite, für Landstraße und Pendelstrecken.
  • Kit 100: Bis 100 km/h, ein 3,45 kWh Hochvolt-Akku, bis zu 70 km Reichweite, für volle Performance.

Alle Varianten bieten ein starkes Paket: hohe Effizienz, rückbaubare Installation, wartungsarm und mit Teilegutachten für die Eintragung. Wer mehr Reichweite will, kann auf Doppelakku umrüsten. Wer maximale Leistung sucht, nimmt das Kit 100. Hier die technischen Daten im Überblick:

Variante Kit 50 Kit 80 Kit 100
Top Speed 50 km/h 80 km/h 100 km/h
Reichweite* bis 50 km bis 90 km bis 70 km
Motorleistung 4 kW (3 kW System) 4 kW 4 kW
Drehmoment 140 Nm 190 Nm 204 Nm
Akku 1x 50,4 V / 30 Ah / 1,5 kWh 2x 50,4 V / 30 Ah / 3 kWh 1x 72 V / 48 Ah / 3,45 kWh
Ladezeit ca. 2 h ca. 2 h ca. 3,5 h
Zusatzgewicht +5,5 kg +14,5 kg +17,2 kg

*Abhängig von Fahrweise, Gelände und Wetterbedingungen

Designed & Engineered in Niedersachsen

Kein Billigimport, keine Bastellösung. Prosimo entwickelt und montiert alle Kits in Springe bei Hannover. Die Komponenten kommen überwiegend aus Deutschland, vieles aus der Region. Jede Schwinge, jede ECU, jeder Kabelbaum wird vor Auslieferung getestet.

Bei den Smallframe-Umbauten soll es aber nicht bleiben: Die nächsten Schritte sind Kits für Largeframe-Vespas und die Vespa APE. Der Anspruch: alte Technik in die neue Zeit zu holen, ohne den Charakter zu verlieren.

Fazit

Der Elektroumbau einer Vespa mit dem Prosimo-Kit ist mehr als ein Technik-Upgrade. Es ist die Verbindung von Nostalgie und Zukunft. Wer seine Vespa liebt, aber keine Lust mehr auf Abgase, Kaltstarts und Ölwechsel hat, bekommt hier eine moderne, durchdachte Alternative. Stil bleibt, Technik wird besser.

My first Vespa

Dinge, die man schwer vergisst: die erste große Liebe, der erste Kuss oder auch das erste Mopped. Beim Kramsen in der Fotokiste tritt so manche Überraschung und schöne Erinnerung zutage. In meinem Falle stieß ich auf Bilder meiner allerersten Vespa: eine quietschorangene Vespa V50N, Baujahr 1977.

Meinen Autoführerschein hatte ich schon ein oder zwei Jahre. Für ein eigenes Auto fehlte mir vorne und hinten die Kohle, so musste ich mir für größere Ausflüge den elterlichen VW Passat Variant Diesel ausleihen. „Die Entdeckung der Langsamkeit“ wäre auch eine passende Bezeichnung für das inarisilberne Gefährt gewesen.

In der Scheune meines Onkels fand sich dann das, was ein Quantensprung in meiner persönlichen Individualmobilität werden sollte. Besagte Vespa, die vorher meinen beiden älteren Cousinen als Gefährt gedient hatte. Die Reifen waren platt und spröde, der Vergaser sehnte sich nach einer Reinigung und der Tank nach einer Entrostung. Ich erinnere mich nicht mehr, welches Tauschgeschäft wir vereinbart hatten um den Eigentumsübergang zu besiegeln. Es kann gut sein, daß es etwas mit Ebbelwoi zu tun hatte.

Jedenfalls fand sich die Vespa dann in der elterlichen Garage wieder, in der ich mich erstmal um die Herstellung der Fahrtauglichkeit kümmerte und in diesem Zuge das erste Mal in meinem Leben einen Vergaser zerlegte. Nachdem ich ihn unter heftigem Fluchen aus dem schmalen Schacht in der Karosserie rausgepuhlt hatte. Es brauchte auch nur zwei Anläufe, bis der Vergaser wieder richtig zusammengesetzt war. Und auf ging zur erste Ausfahrt. Stolz wie Oskar war erstmal hartes Abcornern am Hangout in der schwäbischen Kleinstadt angesagt.

Es dauerte nicht lange, da verspürte ich das dringende Bedürfnis nach mehr Vortrieb. Die maximalen 45 km/h waren im hügeligen Schwabenland, geschweige denn im Stuttgarter Talkessel eine Zumutung. So wurde ich ein ziemlich guter Kunde beim Rollershop in Augsburg. Es fing alles an mit einem 75ccm-Polini, verstärkten Kupplungs- und Bremsbelägen, einem Polini-Bananenauspuff sowie für die Optik einigen Chromteilen.

Als komplett unerfahrener Schrauber durfte ich damals auf die Unterstützung eines Freundes meiner Eltern bauen. Gerhard Haussmann war pensionierter KFZ-Meister und es war ihm ein Spaß, mir Greenhorn in seiner Garage einiges an Schrauberwissen beizubringen. Es war großartig.

Die so modifizierte Vespa brachte mich sehr gut durch die ersten Semester des Studiums, Sommer- wie Wintersemester. Lustigerweise hatten zwei andere Kommilitonen von mir exakt die gleiche Vespa und zu dritt gründeten wir den Orange-Club. Eines Sommers machte ich mich vom Studienort Ravensburg auf eine Tour rund um den Bodensee. Selten war ich entschleunigter und glücklicher unterwegs.

Ihre Transportkapazitäten konnte die kleine auch des öfteren unter Beweis stellen. Als bei einer WG-Party das Bier zur Neige ging, rückte ich schnell noch mit der Vespa aus um kurz vor Ladenschluss noch drei Kästen Bier zu kaufen. Zwei passten gestapelt in den Durchstieg, einer mit Expander auf dem hinteren Gepäckträger fixiert. Versucht das mal mit einem anderen Zweirad.

Sensationell waren auch immer die Wochenendtouren aus der WG in Stuttgart zu meinen Eltern, wenn mal wieder Wäsche gewaschen werden musste und Muttern gekocht hatte. Die Weinsteige hinauf war immer eine Qual für das kleine Maschinchen. Auf dem Rückweg bergab war es aber ein umso größerer Spaß. Die Drehzahl kurz vorm Anschlag ballerte ich mit den Autos um die Wette den kurvigen Weg in die Schwabenhauptstadt hinunter. Leicht knisternd kühlte der Motor wieder ab, während der Fahrer sich mit einem kühlen Bier am Palast der Republik erfrischte und mit den anderen Scooterheads plauschte.

Warum ich die Kleine damals verkaufte, wissen die Götter. Ja, ich brauchte die Kohle für mein erstes Auto. Aber aus heutiger Sicht war das eine törichte Entscheidung. Heutzutage darf man gut und gerne 2k€ für ein gut erhaltenes Exemplar auf den Tisch legen. Seufz!

Was war Euer erstes motorisiertes Zweirad und welche Geschichten habt ihr damit erlebt? Ich freue mich auf Eure Anekdoten!

Smallframe-Renner in Berlin zu verkaufen

Oli Krug zieht aus Berlin weg und verkauft daher seine beiden Vespa Smallframe-Umbauten.

10877688_10205808933172988_1182433342_n

Vespa 50 Spezial mit 133er Polini

Der Roller wurde 2014 neu aufgebaut, der Rahmen brüniert  und es wurde ein XL2-Motor auf Zweizug umgerüstet. Vorne ist eine PK-Gabel mit teilhydraulischer Scheibenbremse verbaut. Am Motor wurde ein Polini Grauguss-Zylinder mit 133 ccm Malossi-Kopf (Drehschieber) sowie GS-Kolben verbaut. Die XL2-Kupplung wurde mit extra harten Federn und kurzem 4. Gang versehen. Hinten raus trötet die Vespa durch einen VSP2-Auspuff. Alle Umbauten sind eingetragen bis auf den 30er-Vergaser. Oli schätzt die Leistung des Motors auf ca. 20 PS. Gelaufen ist die Vespa seit dem Umbau ca. 600 km, TÜV hat der Roller aktuell bis 09/2016.

Verhandlungsbasis für Oli ist EUR 3.000, mehr im German Scooter Forum.

Vespa 50 S mit Polini 133 EVO und S&S-Auspuff

Ach bei dieser Vespa wurde der Rahmen geschliffen und brüniert. Verbaut wurde hier ein Polini EVO 133 der mit Membranansaugstutzen ebenfalls gut für ca. 20 PS sein soll, die Laufleistung seit dem Umbau betrug ca. 200 km. Getriebeseitig kamen eine DRT Schaltklaue (reduziert das schaltklauenbedingte Gangspringen und macht den Schaltvorgang dadurch besonders präzise) und ein verkürzter 3. und 4. Gang zum Einsatz. Der Auspuff stammt von Scooter und Service, die Gabel ist von SKR und verfügt über eine vollhydraulische Bremse. Es liegt eine Betriebserlaubnis und TÜV-Gutachten für die verbauten Teile vor, der TÜV und die Eintragungen müssen aber noch gemacht werden.

Verhandlungsbasis ist auch hier EUR 3.000, mehr im German Scooter Forum.

Gefahren bin ich beide Roller nicht, aber aus eigener Erfahrung mit meiner V50 (Kettenritzel 02), die eine ähnliche Motorkonfiguration hatte wie die Vespa 50 S von Oli kann ich nur sagen: macht derbe Laune!

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén