Motorradblog über Benzinkultur, Motorradtouren und Custombikes

Schlagwort: Scala Rider

Helmduell: Bell Bullitt vs. Nolan N40

Ach, es ist schon ein Kreuz mit der Motorradbemützung, vier Helme nenne ich mein Eigen aber irgendwie habe ich bislang die eierlegende Wollmichsau noch nicht gefunden. Doch zunächst mal eine kurze Bestandsaufnahme. Mein derzeitiger Feld-, Wald- und Wiesenhelm ist ein Jethelm von HJC, der IS-33. Für die Tour habe ich noch den Integralhelm-Bruder von HJC, den IS-16, in dem das Cardo Scala Rider Q1 Intercom verbaut ist. Ergänzend hinzu kommen noch der Nexo Hog für heisse Sommertage auf dem Roller sowie der O’NEAL MX 2 Series als Endurohelm, wenns mal mit der GS in den Dreck geht.

Aber im Grunde sind beide HJC-Helme die für den Tagesgebrauch. Preislich lagen beide knapp im dreistelligen Eurobereich, also eher im günstigeren Segment. Über die Jahre haben beide – vor allem der Jethelm, den ich täglich fahre – ziemlich gelitten. Bein Jethelm ist das Sonnenvisier kaputt und läßt sich nicht mehr ausklappen, das Hauptvisier ist sehr zerkratzt, so daß es sowieso neu müsste. Beim Integralhelm löst sich vorne an der Visieroberkante das Innenfutter, so daß ich es jedes Mal nach dem Helm aufziehen wieder nach oben schieben muss.

Es sollte also ein neuer Helm her. Zwei Anforderungen waren mir wichtig. Zum einen sollte es ein Integralhelm werden, um nicht irgendwann eine neue Kauleiste zu benötigen. Im Bekanntenkreis gab es da schon zwei Unfälle mit Jethelmen, die mit Integralhelmen deutlich glimpflicher ausgegangen wären. Zum anderen sollte der Helm ein großes Sichtfeld haben. Etwas, was ich an meinem bisherigen Jethelm sehr schätzte. Da ich täglich zur Arbeit durch den Stadtverkehr muss, ist das für mich unverzichtbar. Mein bisheriger Integralhelm bot da eher einen kleinen Sehschlitz mit entsprechend kleiner Übersicht. Auch wenn ich auf Tour war, konnte ich mit dem größeren Sichtfeld des Jethelms mal schnell auf die Karte auf dem Tankrucksack schielen, ohne den Verkehr vor mir aus den Augen zu verlieren. Mit dem Integralhelm ging das nicht.

Mit diesen beiden Anforderungen – Integralhelm, aber trotzdem großes Sichtfeld – machte ich mich auf die Suche und kam zu zwei sehr unterschiedlichen Ergebnissen, die ich Euch hier vorstellen möchte.

Bell Bullitt

Bell Bullit Dreiviertelvorderansicht

Der Bell Bullitt ist ähnlich wie der Biltwell Gringo ein aktuelles Helmmodell im klassischen Retrodesign. Gefertigt aus Composite Fiberglas bringt er 1.400 Gramm auf die Waage. Die Be- und Entlüftung erfolgt über vier kleine Löcher im Stirnbereich, einem regulierbarem Einlass im Kinnbereich und einen Luftauslass hinten am Helm. Innen ist er mit braunem Textil-Innenfutter verkleidet, am Rand mit Leder abgesetzt. An den Ohrenpolstern ist Platz für Kopfhörer. Verschlossen wird der Helm mit einem klassischen Doppel-D Ring-Verschluss. Der Helm ist lieferbar mit klassischem Visier oder Bubble-Visier, in jedem Fall wird es über einen Magnetknopf zusätzlich gesichert.

Die Passform war sehr gut, ebenso wie die Rundumsicht. Leider hatte der Helm einen sehr starken Eigengeruch, es roch wie in einer Schusterwerkstatt. Kann sein, daß das der Lederkleber war und sich das mit der Zeit wieder legt, es war aber auf jeden Fall ziemlich penetrant.

Auch wenn der Bell Bullitt im Innenfutter Platz für Kopfhörer oder Lautsprecher hätte würde ich mich sehr schwer tun, an diesen Helm ein Intercom anzubauen. Das würde überhaupt nicht zum Design des Helms passen. Letztendlich war das auch der Grund, daß ich mich nach einer weiteren Alternative umschaute.

Nolan N40 Full

Nolan-N40-Full-1

Der N40 Full ist ein Modularhelm von Nolan. Durch seinen abnehmbaren Kinnbügel und das leicht montierbare Sonnenschild bietet er eine sehr große Vielfalt an möglichen Einsatzvarianten, vom Integral- über Jet- bis zum Endurohelm. Vom Design her gefällt er mir durch die etwas – für eine modernen Helm – zurückhaltendere Linienführung. Das Schwestermodell N44 kommt da schon etwas krawalliger daher. Die Belüftung erfolgt im Kinn- und Oberkopfbereich über verstellbare Lufteinlässe sowie Entlüftung im Hinterkopfbereich. Gewichtsmäßig liegt er mit 1.420 Gramm auf dem Niveau des Bell und ist zusätzlich vorbereitet für das Nolan n-com B5 oder B1 Kommunikationssystem.

Der Tragekomfort ist auch hier sehr gut. Das große Visier ermöglicht eine perfekte Sicht, wie ich sie bisher von meinem Jethelm gewohnt war. Vom Geräuschniveau liegt er ungefähr gleichauf mit meinen bisherigen Helmen. Der Ratschenverschluß ist für mich etwas zu kurz, den musste ich erstmal komplett ausfahren, damit er richtig schließt. Das Sonnenschild habe ich nach der ersten Ausfahrt abmontiert, da das integrierte Sonnenvisier hier vollkommen ausreichend ist. Ein kleines Problem hat der Helm mit beschlagendem Visier. Jetzt im Winter bei kalter Witterung ist das auch extremer, aber derzeit kann ich kaum mit voll geschlossenem Visier fahren. Um Sicht zu haben, muss es immer leicht geöffnet sein. Ich werde hier wohl noch ein Pinlock-Visier nachrüsten, vorbereitet ist der Helm bereits dafür. Ein weiterer, allerdings nur optischer Nachteil ist das empfindliche mattschwarze Finish. Fingerabdrücke sind sofort sichtbar, man kann zwar mit einem Mattwachs nachpolieren, aber das nervt eher.

Wieder zu Hause angekommen, dachte ich über das Thema Intercom nach. Und relativ schnell verwarf ich die Idee, mein vorhandenes Scala Rider Q1 an den Nolan anzuprömpeln. Zu perfekt war dieser vorbereitet auf das hauseigene n-com-System. Wo bei dem Scala Rider ein relativ klobiges Bedienteil an der Seite des Helmes übersteht ist es beim Nolansystem ein kleiner, zierliches Taster, der kaum auffällt. Nach einer kleinen Internetrecherche machte ich mich also wieder auf den Weg zum Motorradladen, um mir das n-com B5 Kommunikationssystem zu kaufen. Über die Intercoms schreibe ich aber nochmal separat.

Fazit

Wie ihr dem Text schon entnehmen konntet, habe ich mich letztendlich für den Nolan entschieden. Meine Eingangs postulierten Anforderungen „Integralhelm aber trotzdem großes Sichtfeld“ haben beide Helme erfüllt. Auf keinen Fall hätte ich aber auf das Intercom im Helm verzichtet. Ob es ein bißchen Radio hören oder telefonieren auf dem Arbeitsweg ist oder die Naviansagen auf Tour, ich möchte es nicht missen. Und am Bell Bullitt wäre es ein Sakrileg gewesen, ein Intercom anzubauen. Und selten habe ich eine durchdachtere Integration von Helm und Kommunikationssystem gesehen wie beim Nolan.

Letztendlich war es auch eine preisliche Entscheidung. Der Bell Bullitt hat bei Mädl Motorradbekleidung (sehr gute Website und Kaufbegleitung übrigens) 429,00 € gekostet. Bei Tante Louise gab es den Nolan für 249,00 €, abzüglich 20% Frühjahrsrabatt war er meins für unter 200,00 €. Mit gleichem Frühjahrsrabatt erstand ich das n-com B5 für 180,00 €, in Summe kosteten mich dann der Nolan inkl. Intercom weniger als der Bell Bullitt.

Letzterer ist für den stylingbewussten Custombike-Fahrer sicherlich auch eine sehr gute Wahl. Bei mir obsiegte dann aber doch der Pragmatismus.

Winkt ihr noch oder sprecht ihr schon? Meine Erfahrung mit dem Cardo Scala Rider G9

Neulich schrieb ich bereits über das Navigieren auf Touren. Wenn Karten manchmal nicht ausreichen, weiche ich auf Navi-Apps auf dem iPhone aus, meistens Skobbler oder Google Maps, die auch eine brauchbare Navifunktion in der Kartenapp verbaut haben. Aber um unterm Helm die Naviansagen zu hören, braucht es was auf die Ohren. Konkret: es musste ein Bluetooth-Headset her.

Angefangen habe ich ganz klein mit einem Roleff-Headset, das ich für 75,00€ auf einer dieser Online-Sale-Resterampen-Seiten kaufte. Es bestand aus einem flachen Lautsprecher, welcher im Helm mittels Klettkleber fixiert wurden und einem Bedienteil, welches aussen an den Helm kam. Die Audioqualität war ok, bei höheren Geschwindigkeiten (so ab 110 km/h) reichte die Lautstärke aber nicht mehr aus, um die Sprachbefehle des Navis sauber zu hören. Trotzdem wäre ich wohl bei dem Teil geblieben, wenn nicht nach ein paar Wochen Gebrauch die Abdeckung des Bedienteils während der Fahrt verloren gegangen wäre. So lag die ganze Elektronik ungeschützt frei, das Ding war also unbenutzbar. Ersatzteile gab es auch keine, aber ich konnte das Teil zum Händler zurückschicken und bekam mein Geld zurück.

Kurz vor der Riesengebirgstour wollte ich mir dann eine Alternative beschaffen und stand beim Zubehörhändler meines Vertrauens, um mich beraten zu lassen. Ein Kollege von mir hatte mir Scala Rider empfohlen, da er selber eines besaß und damit schon sehr gute Erfahrungen gemacht hatte. Der Händler hatte auch ein Scala Rider da, „zufälligerweise“ das Spitzenmodell G9. Und das konnte alles: Bluetooth-Kopplung mit Navi oder Smartphone, Motorrad-zu- Motorrad-Kommunikation mit bis zu 9 Fahrern, Sprachsteuerung, Telefonie, ja sogar ein Radio mit RDS war eingebaut. Irgedwie habe ich mich bequatschen lassen und habe das Gerät mitgenommen. Für schlanke 259,00 €. Uff!

Nach 1.500km auf der Riesengebirgstour und einigen weiteren Fahrten über Stadt und Land habe ich ich dann aber entschlossen, das Teil wieder zu verkaufen. Die Audioqualität war toll, man konnte bei 120 km/h auf der Autobahn noch telefonieren und der Gesprächspartner verstand einen klar und deutlich. Aber: die meisten der vielen Funktionen blieben ungenutzt. So hat beispielsweise der Radioempfang nicht sauber geklappt, die Einrichtung der Stationen war auch zu fummelig. Die Bedienung war mit Handschuhen an im Stand schwierig, auf der Fahrt fast unmöglich. Das Bedienteil hatte drei große Tasten an der Seite für die Hauptfunktionen, oben vier kleine Tasten für die Nebenfunktionen und hinten zwei kleine Tasten für die Lautstärkeregelung.

Die Bedienung der Nebenfunktionen waren ohne Handbuch nicht zu bewerkstelligen, zu komplex und kryptisch war die Abfolge der zu drückenden Knöpfe. Die abgefahrensten Special Moves bei Tekken 3 auf der Playstation waren da weit einfacher.

Es fand sich bei ebay ein Käufer für das G9 etwas unter dem Einstandspreis, es war ja auch kaum benutzt und hatte noch Garantie. Das Geld habe ich dann reinvestiert. In das wesentlich einfacher zu bedienende und günstigere Scala Rider Q1, welches ich als Teamset (2 Geräte) zu einem Sonderpreis von 220,00 € erstehen konnte. So kommt nun auch die Gattin in den Genuß eines Bluetooth-Headsets, die Sozia-Kommunikation ist also gesichert. Und im Grunde kann das Q1 auch alles das, was ich am G9 genutzt habe. Also Naviansagen bekommen, telefonieren, manchmal Musik oder Radio hören, fertig. Und es kommt mit vier Knöpfen aus: zwei für die Funktionsbedienung und zwei für die Lautstärke. Im Set enthalten waren jeweils Halterungen für den Jethem und den Integralhelm, ich kann also problemlos zwischen meinen Helmen wechseln, indem ich nur das Bedienteil am anderen Helm einklinke und das Mikrofon umstöpsel. Einmal aufgeladen bekomme ich ca. 20 Betriebsstunden aus dem Bedienteil raus, bevor es mich freundlich mit „Low Battery“ auf den bald anzuratenden Besuch an der Steckdose hinweist.

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