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Schlagwort: Scala Rider G9

Vergleich Motorrad-Kommunikationssysteme: Scala Rider Q1 und Nolan n-com B5

Mein Einstieg in Motorrad-Intercoms begann mit einem einfachen System von Roleff, welches sich leider relativ schnell zerlegte. In Vorbereitung der Riesengebirgs-Tour vor zwei Jahren habe ich dann im Ausstattungsrausch habe ich dann gleich das damalige Spitzenmodell von Cardo Systems gekauft, das G9. Selbiges fuhr ich dann nach der Tour noch ein paar Monate, bevor ich es wieder verkaufte und vom Erlös mein jetziges Scala Rider Q1 Teamset kaufte, welches meine Frau und ich seitdem fahren (ich berichtete).

Scala Rider Q1

Die Halterung des Q1 kann entweder an den Helm geklebt oder geschraubt werden. Beide Versionen hatte ich im Einsatz, die Schraubhalterung hat kleine Dellen in der Helmschale hinterlassen, die Klebehalterung hielt bislang sehr gut, zeigt aber nach fast zwei Jahren leichte Ablöserscheinungen. Nach Entfernen des Helm-Innenpolsters können die Lautsprecher eingeklebt werden, das Mikro wird innen am Kinnschutz angeklebt, für Jethelme wird ein Schwanenhalsmikro mitgeliefert. Der Kleber an letzterem hat sich aber auch bei mir bereits gelöst, es hält mehr durch die Klemmung im Helminnenfutter.

Von der Bedienbarkeit ist das Q1 besser bedienbar als das Spitzenmodell G9, weil es weniger und dafür größere Knöpfe am Bedienteil hat. Lautstärkeregelung oder das Annehmen und Beenden von Telefongesprächen geht damit sehr gut. Das Einstellen von Sprachbefehlen ist auch möglich, so daß man während der Fahrt nur den Namen des Anzurufenden nennen muss und das Q1 stellt die Verbindung her. Persönlich habe ich das kaum genutzt. Für die Sprachsteuerung war das Mikro natürlich permanent an und reagierte auch auf nicht für das Q1 gedachte Äußerungen. Brüllt man einem Autofahrer, der einen geschnitten hat ein herzhaftes „Arschloch“ hinterher, meldet sich also prompt das Q1 mit dem freundlichen Hinweis „Arschloch not available!“, da ich natürlich keinen Ansprechpartner mit dem Namen „Arschloch“ hinterlegt hatte. Diese unnötigen Hinweise unterbrachen nur immer die sonst laufende Audiowiedergabe, sei es Radio, MP3 oder Naviansagen. Die Einstellung der Radiosender war etwas fummelig, da man über die Tasten am Bedienteil erstmal in den Radiomodus gehen und dann über den Suchlauf den passenden Sender einstellen musste. Mir war das zu umständlich und ich konnte mir die Tastenkombination für die Umstellung auf Radio nicht merken, so habe ich das kaum genutzt. Bei meiner Frau ist das genau andersrum, sie hört auf dem Arbeitsweg fast nur Radio, wenn Sie nicht gerade telefoniert. Das Q1 unterstützt das parallele Pairing mit zwei Mobiltelefonen, was ich ganz praktisch fand, da ich ein Dienst- und ein Privathandy habe. Was das Headset macht wenn man auf dem einen Apparat telefoniert und auf dem anderen ein Anruf eingeht, konnte ich noch nicht herausfinden, da dieser Fall nie eingetreten ist. Die Intercom-Funktion habe ich mit meiner Frau als Sozia auf einer Ausfahrt mal ausprobiert. Die Verbindung war sehr schlecht, es hallte permanent und wir konnten uns nicht wirklich gut verstehen.

n-com B5

In meinem neuen Nolan N40 habe ich das n-com B5 verbaut, das größere der beiden n-com Systeme. Da nur das größere der beiden Systeme Radioempfang bietet, war die Entscheidung für mich schnell getroffen.

Nolan-N40-Full-mit-n-com-B5

Der Einbau ging einfach vonstatten, man löst hinten am Helm eine Schraube, nimmt die Abdeckung für das n-com Basisteil herunter, baut die untere Helmverkleidung ab und nimmt das Innenfutter heraus. Beim Lösen der Kunststoffclips darf man nicht zimperlich sein, ich hatte immer die Angst, daß ich einen abbreche, aber das war nicht der Fall. Für die Kabel und die Lautsprecher gibt es Aussparungen, die für die Lautsprecher passen sehr gut, für das N40 waren die Kabel etwas zu lang, so daß man diese etwas reinprömpeln muss. Beim Schwanenhalsmikro war es für mich zunächst nicht ersichtlich, wie es geführt werden muss. An der einen Seite der Helmschale war eine kleine Aussparung vorhanden, durch die ich das Mikro erst führen wollte, das passte aber nicht ganz, dann erst sah ich den Befestigungsclip an der Innenseite der Helmverkleidung. Das passte dann. Eine Einbauanleitung war zwar vorhanden, diese war aber nicht so klar formuliert und auf den Grafiken waren nicht alle Schritte abgebildet. Auf der Nolan-Website gibt es zwar Installationsvideos, aber nicht für alle Modelle und Typen, so fehlte auch eines für die Kombination N40 und B5. Hätte ich rechtzeitig dran gedacht, hätte ich auch ein Video von meinem Einbau machen können. Aber vielleicht komplettiert Nolan hier das Videoangebot auf seiner Website.

Ein Vorteil zeigte sich bereits jetzt: dadurch, daß Nolan den Helm bereits für ein Kommunikationssystem vorbereitet hatte, konnte man die Lautsprecher um einiges größer dimensionieren als bei herkömmlichen Nachrüstsystemen. Zum einen ist die Klangqualität deutlich besser als bei den bisherigen von mir genutzten Systemen, zum anderen drückt es durch die versenkte Einbauweise nicht so auf die Ohren wie bei erhaben eingebauten Lautsprechern. Gerade nach einem langen Tag auf Tour hatte ich da in der Vergangenheit Probleme mit leicht schmerzenden Ohrmuscheln. Zurück zur Klang- und Sprachqualität, diese konnte ich bislang in der Stadt und auf der Landstrasse testen bis 120 km/h. Die Musikwiedergabe war kraftvoll, beim Telefonieren nahm kaum einer meiner Gesprächpartner wahr, daß ich auf dem Motorrad unterwegs war. Ich bin gespannt, wie sich das System bei strammeren Autobahntempi schlägt.

Interessant, aber gewöhnungsbedürftig ist das Auto ON-OFF System. Das n-com muss nicht mehr manuell abgeschalten werden. Durch den integrierten Bewegungssensor schaltet sich das B5 automatisch aus wenn 30 Sekunden lang keine Bewegung des Helmes erfasst wird. Wird das n-com bzw. der Helm wieder aufgesetzt, aktiviert sich das B5 und nimmt alle Verbindungen automatisch wieder auf.

Das n-com kann über eine iPhone oder Android-App gesteuert werden. Das macht es sehr einfach, schnell auf die Funktionen zuzugreifen und vor allem zur Einstellung und Ansteuerung der Radiosender. Sechs Radiosender können in der App voreingestellt werden. Die Lautstärke kann gut über das Bedienfeld an der Seite des Helmes eingestellt werden. Mit normalen Handschuhen geht das problemlos, mit den dickeren Winterhandschuhen, die ich gerade fahre, ist es ein wenig fummelig.

Was ich beim n-com noch nicht getestet habe ist die Intercom-Funktion. Der Vorteil beim B5 gegenüber dem B1 ist, daß es nicht nur mit anderen n-com-Geräten kommunizieren kann sondern universell auch mit anderen Intercom-Geräten anderer Hersteller kompatibel ist. Aber die nächste Tour kommt bestimmt.

Fazit

Das n-com B5 überzeugt in der Kombination mit den Nolan N40 durch nahtlose Integration. Die Audioqualität ist besser als bei jedem anderen von mir gefahrenem System, auch dem Cardo System Scala Rider G9. Die Auslagerung von vielen Funktionen auf eine Smartphone-App macht einem die Bedienung sehr einfach und erspart einem kryptische Tastenkombinationen auf dem Bedienfeld. Mit 230 Euro ist es kein Schnäppchen, aber immer noch günstiger als die 260 €, die ich vor zwei Jahren für das Scala Rider G9 ausgegeben habe. Und bietet eine bessere Audioqualität und Bedienbarkeit.

Generell lohnt sich eine derartige Investition nur, wenn man regelmäßig mit dem Motorrad unterwegs ist, sei es auf Tour oder auf dem täglichen Weg zur Arbeit. Für mich war es ein längeres Herumprobieren mit verschiedenen Helmen und Kommunikationssystemen, bis ich meine Idealkombination gefunden habe. Meine persönliche Erkenntnis hieraus: lieber am Anfang etwas ausführlicher vergleichen und im Zweifelsfall etwas mehr Geld ausgeben. Man bekommt in den meisten Fällen auch deutlich mehr dafür.

Winkt ihr noch oder sprecht ihr schon? Meine Erfahrung mit dem Cardo Scala Rider G9

Neulich schrieb ich bereits über das Navigieren auf Touren. Wenn Karten manchmal nicht ausreichen, weiche ich auf Navi-Apps auf dem iPhone aus, meistens Skobbler oder Google Maps, die auch eine brauchbare Navifunktion in der Kartenapp verbaut haben. Aber um unterm Helm die Naviansagen zu hören, braucht es was auf die Ohren. Konkret: es musste ein Bluetooth-Headset her.

Angefangen habe ich ganz klein mit einem Roleff-Headset, das ich für 75,00€ auf einer dieser Online-Sale-Resterampen-Seiten kaufte. Es bestand aus einem flachen Lautsprecher, welcher im Helm mittels Klettkleber fixiert wurden und einem Bedienteil, welches aussen an den Helm kam. Die Audioqualität war ok, bei höheren Geschwindigkeiten (so ab 110 km/h) reichte die Lautstärke aber nicht mehr aus, um die Sprachbefehle des Navis sauber zu hören. Trotzdem wäre ich wohl bei dem Teil geblieben, wenn nicht nach ein paar Wochen Gebrauch die Abdeckung des Bedienteils während der Fahrt verloren gegangen wäre. So lag die ganze Elektronik ungeschützt frei, das Ding war also unbenutzbar. Ersatzteile gab es auch keine, aber ich konnte das Teil zum Händler zurückschicken und bekam mein Geld zurück.

Kurz vor der Riesengebirgstour wollte ich mir dann eine Alternative beschaffen und stand beim Zubehörhändler meines Vertrauens, um mich beraten zu lassen. Ein Kollege von mir hatte mir Scala Rider empfohlen, da er selber eines besaß und damit schon sehr gute Erfahrungen gemacht hatte. Der Händler hatte auch ein Scala Rider da, „zufälligerweise“ das Spitzenmodell G9. Und das konnte alles: Bluetooth-Kopplung mit Navi oder Smartphone, Motorrad-zu- Motorrad-Kommunikation mit bis zu 9 Fahrern, Sprachsteuerung, Telefonie, ja sogar ein Radio mit RDS war eingebaut. Irgedwie habe ich mich bequatschen lassen und habe das Gerät mitgenommen. Für schlanke 259,00 €. Uff!

Nach 1.500km auf der Riesengebirgstour und einigen weiteren Fahrten über Stadt und Land habe ich ich dann aber entschlossen, das Teil wieder zu verkaufen. Die Audioqualität war toll, man konnte bei 120 km/h auf der Autobahn noch telefonieren und der Gesprächspartner verstand einen klar und deutlich. Aber: die meisten der vielen Funktionen blieben ungenutzt. So hat beispielsweise der Radioempfang nicht sauber geklappt, die Einrichtung der Stationen war auch zu fummelig. Die Bedienung war mit Handschuhen an im Stand schwierig, auf der Fahrt fast unmöglich. Das Bedienteil hatte drei große Tasten an der Seite für die Hauptfunktionen, oben vier kleine Tasten für die Nebenfunktionen und hinten zwei kleine Tasten für die Lautstärkeregelung.

Die Bedienung der Nebenfunktionen waren ohne Handbuch nicht zu bewerkstelligen, zu komplex und kryptisch war die Abfolge der zu drückenden Knöpfe. Die abgefahrensten Special Moves bei Tekken 3 auf der Playstation waren da weit einfacher.

Es fand sich bei ebay ein Käufer für das G9 etwas unter dem Einstandspreis, es war ja auch kaum benutzt und hatte noch Garantie. Das Geld habe ich dann reinvestiert. In das wesentlich einfacher zu bedienende und günstigere Scala Rider Q1, welches ich als Teamset (2 Geräte) zu einem Sonderpreis von 220,00 € erstehen konnte. So kommt nun auch die Gattin in den Genuß eines Bluetooth-Headsets, die Sozia-Kommunikation ist also gesichert. Und im Grunde kann das Q1 auch alles das, was ich am G9 genutzt habe. Also Naviansagen bekommen, telefonieren, manchmal Musik oder Radio hören, fertig. Und es kommt mit vier Knöpfen aus: zwei für die Funktionsbedienung und zwei für die Lautstärke. Im Set enthalten waren jeweils Halterungen für den Jethem und den Integralhelm, ich kann also problemlos zwischen meinen Helmen wechseln, indem ich nur das Bedienteil am anderen Helm einklinke und das Mikrofon umstöpsel. Einmal aufgeladen bekomme ich ca. 20 Betriebsstunden aus dem Bedienteil raus, bevor es mich freundlich mit „Low Battery“ auf den bald anzuratenden Besuch an der Steckdose hinweist.

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