Prolog

Wie jeder Alpenblitz fängt auch dieser mit der Anreise an, die nicht auf eigener Achse stattfindet. Ok, auf eigener Achse kam ich auf jeden Fall zum Flughafen Tegel, meine treue Vespa leistete wieder mal sehr gute Dienste als Lastesel.

Am Flughafen fragte mich der Security-Muckel, ob ich mit dem Piloten schon mal geflogen wäre. „Warum?“ „Weil Sie einen Helm dabei haben?“ Insofern beschloss ich, den Helm am besten gleich aufzuziehen, sehr zur Irritation der Businesskasper um mich herum.

Angekommen in München wurde ich von Sandra abgeholt und wir fuhren voller Vorfreude zum BMW Fuhrparkzentrum, um unsere Testbikes abzuholen. Und hier waren sie, tadaaa!

Es entsponn sich eine spontane Diskussion zwischen Sandra und mir, ob an der XR denn unbedingt die Koffer dran bleiben müssten. Sandra fand sie optisch eher herausfordernd. Nach einem kleinen verbalen Handgemenge einigten wir uns auf einen Kompromiss. Das Topcase kommt runter, die Seitenkoffer bleiben.

Wie immer bei der Übernahme fremder Bikes mach ich mir einen Kopf, was man wie wohin packen kann. In diesem Fall kam mein mitgebrachter Tankrucksack auf die GS, in dem die Drohne transportiert wurde. Die Klamotten blieben in meiner Rolltasche und in die Seitenkoffer der XR kam das Kameraequipment und die Wechselklamotten für tagsüber (Pulli an, Pulli aus, Regenklamotten). Sandras Rucksack verzurrten wir auf dem sehr breiten Heckträger der GS. So fuhren wir dann nach München rein, um bei Freunden zu übernachten und um etwas auf die bevorstehende Tour hinzuhibbeln.

Auf nach Österreich

Nachdem wir uns aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen durch den Münchner Berufsverkehr gequält hatten, trafen sich acht MotorradfahrerInnen an einer Tankstelle im Münchner Süden. Geplant hatte ich mit sieben Leuten, es wurden dann aber spontan noch einer mehr, denn Siggi hatte nach seiner vor kurzem beendeten vierwöchigen Italientour noch nicht genug vom Motorradfahren und schloss sich uns auf der Tour an.

Zu den Alpenblitz-Veteranen Thomas, Siggi und mir gesellten sie die „Neulinge“ Sandra, Amelie, Tim, Florian und Tom. Nach einer kurzen Routenbesprechung rollten dann eine S1000 XR, G310 GS, F800 GT, F800 GS, R1200 R, R1200 GS Adventure und eine 28 Jahre alte Honda VFR 750 auf die Autobahn Richtung Salzburg.

Unterwegs schaute ich des öfteren in den Rückspiegel und grinste in meinen Helm hinein, wenn ich die Perlenschnur der anderen sieben Motorräder sah – die gehörten alle zu mir. Die knapp zwei Stunden bis Radstadt gingen relativ ereignislos vorbei, die vor uns liegende Regenfront lichtete sich etwas. Autobahn fahren in Österreich ist auch etwas spannender als in Deutschland, die Blicke auf die Berge links und rechts der Asphaltbandes machen es ganz kurzweilig.

Dann aber Kurvenattacke. Über Obertauern und Tweng ging es Richtung Katschbergpass, trotz leichtem Regens war gepflegtes Angasen möglich und trotz sehr offensiver Fahrweise verlor ich meinen Mitfahrer Tim nicht im Rückspiegel. Ich mag es mit Leuten unterwegs zu sein, die ihr Fahrgerät beherrschen.

Mittagspause machten wir dann bei Guntram Peter Kassmannhuber in Kremsbrück, eine kleine Stärkung vor dem Kurventanz durch die Nockalmstrasse musste sein. Obwohl die Kasspatzn, die sich Siggi und Sandra teilten locker für vier Personen gereicht hätte. Kurze Zeit später drückten wir an der Mautstelle in Innerkrems 12 € pro Nase ab. Sehr gut investierte Euros, wie sich nur kurz später herausstellen sollte. Die 35 Kilometer Kurvenalarm bis Reichenau sind jeden Cent wert. Großartige Natur, gut ausgebaute Strasse und Kurven, Kurven, Kurven! Dies war mit Sicherheit der Höhepunkt unseres ersten Tourtages.

In Reichenau nahmen wir die acht Kilometer Anstieg bis zur Turracher Höhe noch schnell mit um nach einem kitschigen Erinnerungsfoto wieder den Abstieg und die weitere Route Richtung Villach unter die Räder zu nehmen.

Ziemlich genau im Westen von Villach liegt die Villacher Alpenstrasse, die wir am Nachmittag in Angriff nehmen. Sie führt einmal den Villacher Hausberg Dobratsch rauf und wieder runter. Auch hier latzen wir 11€ an der Mautstelle ab, doch irgendwie fühlen die sich nicht so gut an wie bei der Nockalmstrasse. Kurven gibt es auch hier genug, aber man fährt fast komplett durch den Wald und es wirkt wie im Tunnel. Kurvig und kurzweilig war es zwar schon, aber nicht so spektakulär wie erwartet. Auf der Fahrt den Berg hinab halten wir noch am Aussichtspunkt „Rote Wand“ und luschern schon mal Richtung Slowenien, unserem heutigen Etappenziel.

Kurz hinter dem Mauthäuschen kam die Kaffeefahrt-Fraktion zu ihrem Recht und es wurde pausiert bei Topfenstrudel und Cappucino. Die Motorräder kamen kurze Zeit später zu ihrem Recht beim letzten Tankhalt des Tages kurz vor dem Wurzenpass. Der folgende Anstieg zu Passhöhe war einer der steilsten des Tages, über etwas mehr Leistung bei der pilotierten G310 GS hätte ich mich hier gefreut. Aber dann regeln wir das eben über die Drehzahl. Kurz vor der slowenischen Grenze erinnerte ein alter Panzer an die kriegerische Geschichte in der Gegend. Ein paar Kilometer erreichten wir in Podkoren unser Quartier.

Hier hatte ich im Apartments Belopeški Dvori für uns alle ein Nachtlager reserviert. Im 16. Jahrhundert unter den Habsburgern wurde das Gebäude als Residenz errichtet, nun beherbergte uns das kuschelige Haus für eine Nacht. Gegenüber im Hotel Vitranc nahmen wir nicht nur unser Stiefelbier, sondern aßen auch ein derart leckeres Abendessen, was wir in dieser Abgeschiedenheit nicht erwartet hätten. Der Küchenchef erläuterte uns höchstpersönlich die Spezialitäten des Tages und sowohl das Gemüserisotto als auch das Steak in Trüffelsoße waren unglaublich exzellent. Und das alles für einen derart fairen Preis. Irre. Ein paar Biere und Schnäpse später verkrümelten wir uns ins Bett und grunzten glücklich und zufrieden dem kommenden Tag entgegen.

Aufgrund des Autobahn-Anteils am Vormittag machten wir an diesem Tag 550 Kilometer Strecke. Die Route könnt ihr bei Rever einsehen oder hier als GPX downloaden.