Oberhof, Sonntagsmorgens. Thomas schnorchelt noch ins Kopfkissen, ich kramse langsam meine Sachen zusammen. Draussen strahlt bereits die Sonne vom Himmel. Motorräder aus der Garage geschoben und aufgesattelt. Die erste Etappe des Tages geht 300 Meter um die Ecke zum Bäcker.
Beim Frühstück (Kaffee in den Thomas kippen) disponieren wir die Route um. Statt über Gräfenroda und Gehlberg eine Schleife zu drehen, entschliessen wir uns direkt wieder auf den Rennsteig zu fahren, den wir uns am Vortag noch mit den Rennsteig-Läufern teilen mussten. Es ist 08:30 Uhr und wir haben die Strasse und die Morgensonne komplett für uns. Ein Traum.
Wir folgend der Strecke vom Vortrag zurück bis Neustadt am Rennsteig und biegen hier nördlich ab Richtung Gehren. Ab Pennewitz geht es wieder den Berg rauf über schöne Kehren Richtung Mellenbach-Glasbach. In Schwarzburg standen wir wieder vor einer Streckensperrung, diesmal Richtung Bad Blankenburg. Während wir noch über eine Alternativroute nachdachten hielt neben uns ein rüstiger Rentner auf dem Rennrad. „Da kann man durchfahren, die Sperrung kann man in Bad Blankenburg umfahren. Die Locals wissen das!“ Na denn, ab dafür. Die Fahrt ins Tal entlang des Flusslaufes der Schwarza war sehr malerisch, nur leider musste wir uns hinter eine Schlange Autos einreihen.
Über die K177 und K178 wurschtelten wir uns über kleine Sträßchen durch das Thüringer Hinterland. Sehr viel Landschaft, kaum Verkehr und wenig Menschen. Zurück auf besser ausgebauten Asphalt ginge es dann auf die Bundesstrasse 85 bei Gabe Gottes (ja, der Ort heisst wirklich so). Bei Probstzella orientierten wir uns aber wieder an den kleineren Landstrassen durch Wald und Wiesen und über die thüringischen Bergrücken mit toller Sicht in die umliegenden Täler.
Kurz vor Lehesten hatten die Eingeborenen sehr viel Spaß auf der lokalen Motocross-Strecke. Wir hatten heute leider keine Stollenreifen dabei, daher entschlossen wir uns im nächsten Ort auf einen Zwischenstopp am malerischen Kirchplatz (Kaffee in den Thomas kippen).
Zurück auf der Rennsteig-Route näherten wir und auf kleinen Landstrassen Blankenstein. Hier sollten sich Thomas und meine Wege trennen. Von hier aus fuhr ich nach norden, erstmals noch ein paar Kilometer Landstrasse, bevor es bei Schleiz wieder zurück auf die Autobahn ging.
Es mag an den Temperaturen über der 30 Grad-Grenze gelegen haben daß der Rückweg über die Autobahn anstrengender wirkte als der Hinweg. Durchtranspiriert und etwas gelangweilt fuhr ich bei Coswig (Anhalt) von der Autobahn ab und folgte der Landstrasse in Richtung Hoher Fläming.
Im Schatten der Wälder war es deutlich besser auszuhalten und rund um die Burg Rabenstein liessen sich auch schöne Kurven finden, die die Rückreise angenehmer gestalteten.
Aber auch hier verfolgten mich die Streckensperrungen, vor Bad Belzig war die Brücke, über die ich meinen Heimweg fortsetzen wollte, einfach weg. Also, sie wurde neu gebaut, aber der Umweg wäre langweilig gewesen, so fuhr ich wieder zurück auf die Autobahn und reihte mich wieder in den Ferienverkehr ein. Nach knapp 500 Tageskilometern stellte ich die Streety in der heimischen Garage ab.
Die komplette Route findet ihr hier bei REVER.
Tour-Fazit:
Es müssen nicht immer die Alpen sein. Natürlich sind die auch immer wieder spektakulär, aber für ne kleine Runde um den Block am Wochenende ist der Thüringer Wald eine sehr tolle Alternative. Wir fanden immer unbefahrene und wunderschöne Strecken durch tolle Natur. Für mich war es auch mal wieder schön, vor der eigenen Haustüre mit dem eigenen Bike loszufahren. Vielleicht schaffe ich es dieses Jahr auch nochmal ein Wochenende in den Harz. Microtouring, quasi.