Nun sollte es endlich gemeinsam losgehen auf den eigentlichen Part der Riesengebirgstour. Thomas hatte seine Anreise nach Dresden auf zwei Tage verteilt und hatte schon einiges an Strecke durch den Bayrischen Wald hinter sich. Gegen Thomas VFR (Baujahr 1990) war meine F650 GS (Baujahr 2002) voll das junge Küken.
Wir verliessen Dresden Richtung Pirna, unser erstes Ziel war die Bastei, eines der Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz. Die Felsformationen überhalb der Elbe boten trotz trüben Wetters einen tollen Ausblick rüber in die Tschechei, wo schon dunkle Wolken für den späteren Tagesverlauf nichts gutes verhiessen.
Von der Bastei aus ging es weiter Richtung Bad Schandau, aber nicht auf der direkten Route sondern über Hohnstein und Porschdorf. Warum zeigt euch das folgende Video von Kamerakind Thomas:
Na, grinst ihr auch so wie wir? Aber es wurde noch besser.
Hinter Bad Schandau fuhren wir an der Elbe entlang und kreuzten in Hřensko die deutsch-tschechische Grenze. Der Ort ist an sich eher unscheinbar, bis plötzlich zwischen zwei Felsen eine Strasse abzweigt. Hier windet sich der Fluss Kamenice ins Tal bis er in die Elbe mündet. Entlang des Flusses schmiegen sich nette alte Häuschen an die Felswände. Aber vor allem führt einen die Strasse in die Böhmische Schweiz. Schon von der Papierform her versprach dieser Streckenabschnitt zwischen Hřensko und Chřibská interessant zu werden, aber was wir hier erlebten toppte alle Erwartungen. Eine schmale Strasse wand sich bergauf und bergab durch alte Tannenwälder, zwischendrin durchquerten wir Ortschaften, wo gefühlt seit 100 Jahren die Zeit stehen geblieben war.
Diese 23 Kilometer sollten mit die tollsten sein, die wir auf der gesamten Tour fuhren.
Weiter ging es über die gut ausgebaute aber auch etwas langweilige Europastrasse 142 Richtung Rynoltice, wo wir dann rechts abbogen, um über Knzany die Anfahrt auf den Hausberg von Liberec, den Ještěd zu gelangen. Mit 1.012 m ist er die höchste Erhebung im Jeschkengebirge in Nordböhmen. Leider hatte es schon auf der Strecke angefangen zu regnen und je näher wir dem Ještěd kamen, desto intensiver wurde der Regen und mit jedem Höhenmeter kam noch mehr Nebel dazu. Eigentlich eine Schande, denn die Auf- und Abfahrt zum Ještěd ist sehr gut ausgebaut (im Gegensatz zu anderen Landstrassen, die wir auf dem Weg dahin nahmen). Aber ohne Sicht und mit nasser Strasse war das Kurvenvergnügen nicht existent. Vor der Anfahrt zum Gipfel diskutierten Thomas und ich kurz, ob wir überhaupt ganz auf den Berg hochfahren sollten. Aber nun da wir eh da waren wollten wir auch rauf. Starke Winde, kaum Sicht, mehr als den zweiten Gang und 40 km/h waren für den Aufstieg nicht drin. Kaum waren wir auf dem Gipfelparkplatz befanden wir die Idee als Scheisse und kehrten gleich wieder um. Zumal es wirklich quer regnete und windete.
Der Regen sollte uns den Rest des Tages begleiten, so daß das hier als Symbolbild für den Nachmittag durchgehen könnte:
Nach einer stärkenden Pizza in Liberec nahmen wir die weitere Strecke in Angriff, es ging Richtung Tanvald und Harrachov, kurz vor Harrachov rechts abgebogen weiter in Richtung Spindlermühle. Thomas hatte die Uschi angeschmissen und wir fuhren über anfangs sehr starke befahrene Landstrassen, später wurden wir auf einer sehr schönen kurvenreichen Waldstrecke immer wieder von Baustellen ausgebremst. Leider waren hier auf den Strassen immer wieder Rollsplit oder Teerfugen, mit denen Risse in der Strasse ausgebesser wurden, anzutreffen. Gerade auf diesen vom Regen nassen Fugen versetzte das Hinterrad in Kurven immer wieder, was das Fahren nicht angenehmer machte.
Die Routenplanung (also mein Kartenausdruck von Google Maps sowie beide Navis) sagen vor, das Tal Richtung Vitkovice hoch zu fahren, dort über den Bergkamm weiter und dann nach Spindlermühle zu kommen. Wir folgten artig der Route und liessen uns auch nicht irritieren, als die Strassen immer enger und ungeteerter wurden. Was uns dann doch skeptisch machte war das Schild, welches sowohl Autos als auch Motorrädern die Weiterfahrt verbot. Bei den schlechten Witterungsverhältnissen wollten wir keine Experimente wagen. Zudem war ich auch ziemlich durch, so daß wir uns entschlossen, Spindlermühle Spindlermühle sein zu lassen und den direkten Weg zu unserer Pension nach Žacléř zu fahren, wo uns eine warme Dusche, Heizung zur Trocknen der Klamotten sowie diverse Biere erwarteten: