Über die Jahre hat sich in meinem Bücherregal einiges an Motorradliteratur angesammelt. Den meisten Platz nehmen die Motorradzeitschriften ein gefolgt von den großformatigeren, bildorientierten Werken, neuerdings Coffee-Table-Books genannt. Bei den übrigen Büchern dominiert die Gattung „Reisebericht“, angefangen von Ted Simons Klassiker „Jupiter’s Travel“ bis zu Lea Riecks „Sag dem Abenteuer, ich komme“.

Der aktuellste Neuzugang in meiner Motorradbibliothek ist da anders. „Motorprosa – Geschichten aus der Kurve“ ist zunächst einmal der Name des Blogs von Jürgen Theiner, der das große Glück hat, im italienischen Vinschgau beheimatet zu sein. Was bedeutet, daß seine Hausstrecke die unbedeutende Erhebung namens Stilfser Joch ist (es sei ihm gegönnt, aber neidisch bin ich trotzdem). Auf dem Motorrad ist Jürgen ein alter Hase, sein Blog hingegen ist eines der jüngeren in diesem Internetz. Das soll aber nicht heißen, das Jürgen einer Lernkurve bedurft hätte, was das Erstellen mitreissender Texte und Bilder betrifft.

Im Gegenteil, Geschichten voller Herzblut und Bilder von bestechender Schönheit sind seit jeher in seinem Blog zu finden. Stellvertretend sei dieses hier gezeigt:

Eines von Jürgens Ritualen ist die Sonnenaufgangs-Tour aufs Stilfser Joch. Des Nächstens aufstehen, sich ins Leder zwängen, um diesen magischen Moment des Sonnenaufgangs über dem Ortlermassiv von der Tibethütte aus zu beobachten.

Aber wo waren wir? Richtig, das Buch. Bereits im Blog beschrieb Jürgen einmal seine bisherigen zweirädrigen Begleiter. Angefangen vom Urschleim, was bei ihm eine Piaggio Ciao 50 war, die er als Teenager erstand. Der Blogartikel ist nur ein kleines Abstrakt dessen, was man im Buch von ihm erfahren darf. Geschichten voller Unvernunft, getrieben von der Leidenschaft für die einspurige Fortbewegung. Man mag sich gar nicht ausrechnen, wieviel Geld da ins Hobby floss (und ja, an dieser Stelle dürfen wir alle nicken, denn den meisten von uns geht es auch so). Die Erlebnisse sind so großartig nachgezeichnet, daß man sich mittendrin im Erlebten fühlt. Man hört beim Lesen förmlich das Zerspanen des Knieschleifers und das Kupplungsrasseln seiner Ducati 748.

Eine meiner großen Fragen klärt das Buch übrigens auch auf. Wie kann jemand, der hemmungslos auf der Supermoto Wheelies reisst, auf der KTM 1290 Super Duke quer driftend die Kurven des Stelvios nimmt, Gefallen an einer Harley Davidson Road King finden?

Ich werde es nicht verraten, dazu müsst ihr Euch das Buch kaufen. Verfügbar bei Books on Demand oder auch bei Amazon, u.a. für den Kindle:

Ihr werdet Euren Spaß haben an den auf 136 Seiten komprimierten Erinnerungen und Erlebnissen aus einem bewegten, 25jährigen Motorradleben.