Angefangen hat es mit Sohn I. Als dieser mit sechs Jahren seinen ersten Helm bekommen sollte, stellten wir mit Überraschung fest, daß der kleine Mann bereits eine stattliche Rübe besaß. Sprich, die Kinderhelmgrößen waren alle zu klein für ihn. Bei den Erwachsenen-Helmen landeten wir schliesslich bei einem Nolan N63 in Größe S, der ihm zum einen sehr gut passte und auch gefiel.
Als nächstes war ich im letzten Jahr dran, als ich nach längerer Suche von meinem alten Helm auf einen Nolan N40 Full umstieg.
Vor ein paar Wochen wehklagte dann die Gattin, daß sich das Innenfutter ihres alten Helmes in seine Bestandteile auflöste und überhaupt, sei es jetzt mal an der Zeit für eine neue Rollerbemützung.
Neben den Sicherheitsaspekten sollte der Helm auch noch gut aussehen und in “Wagenfarbe” (d.h. silber) verfügbar sein. Diverse Onlinerecherchen und Einzelhandelsbesuche später wurde der Nolan N21 Classic bestellt, ein neues Modell von Nolan, welches im letzten Jahr vorgestellt wurde. Optisch gefällt er sehr gut, von den Abmessungen ist er erstaunlich kompakt und auch der Tragekomfort ist perfekt. Ein einziger Punkt störte die Gattin aber: im Gegensatz ihrem alten Helm verfügt der N21 Classic nicht über ein Vollvisier sondern über ein kurzes Einschubvisier. Bei der ersten Ausfahrt zeigte sich, daß sich störende Windverwirbelungen unter dem kurzen Visier bilden. Also doch lieber langes Visier. Gut, daß der N21 Classic das Schwestermodell N21 Visor hat, gegen den der Classic getauscht wurde.
Und die Gattin ist glücklich: Super-Rundumsicht, keine störenden Verwirbelungen unterm Visier, kompakt und leicht zu tragen und er passt bestens ins Helmfach unterm Rollersitz.
Der Einzige, der nicht glücklich ist, ist Sohn II: “Menno, ich will jetzt auch Motorradsachen haben!”. Keine Geduld hat der junge Mensch.
Ach, es ist schon ein Kreuz mit der Motorradbemützung, vier Helme nenne ich mein Eigen aber irgendwie habe ich bislang die eierlegende Wollmichsau noch nicht gefunden. Doch zunächst mal eine kurze Bestandsaufnahme. Mein derzeitiger Feld-, Wald- und Wiesenhelm ist ein Jethelm von HJC, der IS-33. Für die Tour habe ich noch den Integralhelm-Bruder von HJC, den IS-16, in dem das Cardo Scala Rider Q1 Intercom verbaut ist. Ergänzend hinzu kommen noch der Nexo Hog für heisse Sommertage auf dem Roller sowie der O’NEAL MX 2 Series als Endurohelm, wenns mal mit der GS in den Dreck geht.
Aber im Grunde sind beide HJC-Helme die für den Tagesgebrauch. Preislich lagen beide knapp im dreistelligen Eurobereich, also eher im günstigeren Segment. Über die Jahre haben beide – vor allem der Jethelm, den ich täglich fahre – ziemlich gelitten. Bein Jethelm ist das Sonnenvisier kaputt und läßt sich nicht mehr ausklappen, das Hauptvisier ist sehr zerkratzt, so daß es sowieso neu müsste. Beim Integralhelm löst sich vorne an der Visieroberkante das Innenfutter, so daß ich es jedes Mal nach dem Helm aufziehen wieder nach oben schieben muss.
Es sollte also ein neuer Helm her. Zwei Anforderungen waren mir wichtig. Zum einen sollte es ein Integralhelm werden, um nicht irgendwann eine neue Kauleiste zu benötigen. Im Bekanntenkreis gab es da schon zwei Unfälle mit Jethelmen, die mit Integralhelmen deutlich glimpflicher ausgegangen wären. Zum anderen sollte der Helm ein großes Sichtfeld haben. Etwas, was ich an meinem bisherigen Jethelm sehr schätzte. Da ich täglich zur Arbeit durch den Stadtverkehr muss, ist das für mich unverzichtbar. Mein bisheriger Integralhelm bot da eher einen kleinen Sehschlitz mit entsprechend kleiner Übersicht. Auch wenn ich auf Tour war, konnte ich mit dem größeren Sichtfeld des Jethelms mal schnell auf die Karte auf dem Tankrucksack schielen, ohne den Verkehr vor mir aus den Augen zu verlieren. Mit dem Integralhelm ging das nicht.
Mit diesen beiden Anforderungen – Integralhelm, aber trotzdem großes Sichtfeld – machte ich mich auf die Suche und kam zu zwei sehr unterschiedlichen Ergebnissen, die ich Euch hier vorstellen möchte.
Bell Bullitt
Der Bell Bullitt ist ähnlich wie der Biltwell Gringo ein aktuelles Helmmodell im klassischen Retrodesign. Gefertigt aus Composite Fiberglas bringt er 1.400 Gramm auf die Waage. Die Be- und Entlüftung erfolgt über vier kleine Löcher im Stirnbereich, einem regulierbarem Einlass im Kinnbereich und einen Luftauslass hinten am Helm. Innen ist er mit braunem Textil-Innenfutter verkleidet, am Rand mit Leder abgesetzt. An den Ohrenpolstern ist Platz für Kopfhörer. Verschlossen wird der Helm mit einem klassischen Doppel-D Ring-Verschluss. Der Helm ist lieferbar mit klassischem Visier oder Bubble-Visier, in jedem Fall wird es über einen Magnetknopf zusätzlich gesichert.
Die Passform war sehr gut, ebenso wie die Rundumsicht. Leider hatte der Helm einen sehr starken Eigengeruch, es roch wie in einer Schusterwerkstatt. Kann sein, daß das der Lederkleber war und sich das mit der Zeit wieder legt, es war aber auf jeden Fall ziemlich penetrant.
Auch wenn der Bell Bullitt im Innenfutter Platz für Kopfhörer oder Lautsprecher hätte würde ich mich sehr schwer tun, an diesen Helm ein Intercom anzubauen. Das würde überhaupt nicht zum Design des Helms passen. Letztendlich war das auch der Grund, daß ich mich nach einer weiteren Alternative umschaute.
Nolan N40 Full
Der N40 Full ist ein Modularhelm von Nolan. Durch seinen abnehmbaren Kinnbügel und das leicht montierbare Sonnenschild bietet er eine sehr große Vielfalt an möglichen Einsatzvarianten, vom Integral- über Jet- bis zum Endurohelm. Vom Design her gefällt er mir durch die etwas – für eine modernen Helm – zurückhaltendere Linienführung. Das Schwestermodell N44 kommt da schon etwas krawalliger daher. Die Belüftung erfolgt im Kinn- und Oberkopfbereich über verstellbare Lufteinlässe sowie Entlüftung im Hinterkopfbereich. Gewichtsmäßig liegt er mit 1.420 Gramm auf dem Niveau des Bell und ist zusätzlich vorbereitet für das Nolan n-com B5 oder B1 Kommunikationssystem.
Der Tragekomfort ist auch hier sehr gut. Das große Visier ermöglicht eine perfekte Sicht, wie ich sie bisher von meinem Jethelm gewohnt war. Vom Geräuschniveau liegt er ungefähr gleichauf mit meinen bisherigen Helmen. Der Ratschenverschluß ist für mich etwas zu kurz, den musste ich erstmal komplett ausfahren, damit er richtig schließt. Das Sonnenschild habe ich nach der ersten Ausfahrt abmontiert, da das integrierte Sonnenvisier hier vollkommen ausreichend ist. Ein kleines Problem hat der Helm mit beschlagendem Visier. Jetzt im Winter bei kalter Witterung ist das auch extremer, aber derzeit kann ich kaum mit voll geschlossenem Visier fahren. Um Sicht zu haben, muss es immer leicht geöffnet sein. Ich werde hier wohl noch ein Pinlock-Visier nachrüsten, vorbereitet ist der Helm bereits dafür. Ein weiterer, allerdings nur optischer Nachteil ist das empfindliche mattschwarze Finish. Fingerabdrücke sind sofort sichtbar, man kann zwar mit einem Mattwachs nachpolieren, aber das nervt eher.
Wieder zu Hause angekommen, dachte ich über das Thema Intercom nach. Und relativ schnell verwarf ich die Idee, mein vorhandenes Scala Rider Q1 an den Nolan anzuprömpeln. Zu perfekt war dieser vorbereitet auf das hauseigene n-com-System. Wo bei dem Scala Rider ein relativ klobiges Bedienteil an der Seite des Helmes übersteht ist es beim Nolansystem ein kleiner, zierliches Taster, der kaum auffällt. Nach einer kleinen Internetrecherche machte ich mich also wieder auf den Weg zum Motorradladen, um mir das n-com B5 Kommunikationssystem zu kaufen. Über die Intercoms schreibe ich aber nochmal separat.
Fazit
Wie ihr dem Text schon entnehmen konntet, habe ich mich letztendlich für den Nolan entschieden. Meine Eingangs postulierten Anforderungen “Integralhelm aber trotzdem großes Sichtfeld” haben beide Helme erfüllt. Auf keinen Fall hätte ich aber auf das Intercom im Helm verzichtet. Ob es ein bißchen Radio hören oder telefonieren auf dem Arbeitsweg ist oder die Naviansagen auf Tour, ich möchte es nicht missen. Und am Bell Bullitt wäre es ein Sakrileg gewesen, ein Intercom anzubauen. Und selten habe ich eine durchdachtere Integration von Helm und Kommunikationssystem gesehen wie beim Nolan.
Eigentlich wollte ich nur einen Satz Protektoren für eine meiner Motorradjacken kaufen. Aber es ist Herbst und alle Motorradläden laden mit großen Rabatten zum Saisonausverkauf ein. So stöberte ich durch den Laden und fand mich vor den Helmregalen wieder. Eigentlich habe ich ja genug Helme. Einen Integralhelm für die große Tour sowie einen Jethelm für Stadt und kleine Touren. An Jethelmen liebe ich ja den besseren Überblick. In der Stadt sieht man besser, was um einen herumfährt und auf Tour kann man ohne größere Kopfbewegungen mal während der Fahrt auf Navi oder Karte schielen. Aber die Sicherheit, ich weiß (ja, Sebastian, ich hör Dich schon maulen!).
Das Problem an meinem bisherigen Jethelm ist, daß er ziemlich groß ist. Ok, meine Ömme hat auch einen Umfang von 62 cm, die muss man auch irgendwie verpackt bekommen. Trotzdem ist es nicht möglich, diesen Helm in einem herkömmlichen Helmfach zu verstauen, was blöd ist, wenn man zu zweit unterwegs ist und entsprechend zwei Helme dabei hat.
Also habe ich mit als Zweit-Stadt-Schönwetterhelm diesen Nexo Hog geschossen, der auch noch um 70€ reduziert war:
Ok, die Aufkleber waren natürlich nicht Serienausstattung!
Nach der ersten Probefahrt bin ich sehr positiv überrascht von der guten Akustikdämmung trotz der kompakten Abmaße. Windgeräusche hört man zwar immer noch, aber die sonstigen Außengeräusche sind gut abgeschirmt. Mit knapp 1.000g ist er schön leicht, die Polster sind herausnehm- und waschbar und er hat – im Gegensatz zu vielen anderen Stylerbadekappenhelmen – ein ECE-Prüfsiegel.
Aber eines wundert mich doch: wieso haben fast alle neuen Jethelme keinen Sicherungsring mehr mit am Verschluss, mit dem man den Helm am Mopped anschliessen kann? Früher war das besser…