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Schlagwort: isergebirge

Riesengebirgstour, Tag 3: Žacléř – Dresden

Nach einer ruhigen Nacht in unserer Pension in Žacléř galt nach dem Aufwachen der erste Blick aus dem Fenster dem Wetter. Und siehe da: Petrus hatte ein einsehen und bescherte uns einen schäfchenbewölkten Himmel mit Sonne. Das hob die Laune spontan deutlich und frohen Mutes machten wir uns auf die nächste Etappe.

Žacléř liegt bereits im Grenzgebiet zu Polen und so überquerten wir bereits nach wenigen Kilometern auf sonnigen Alleen den tschechisch-polnischen Grenzübergang. Vor Kamienna Góra bogen wir ab Richtung Kowary, der Weg führte uns über ein nett geschwungenes Sträßchen durch seeehr ländliches Gebiet. Von Ferne konnte man schon unser erstes Tagesziel sehen, die Schneekoppe. Das mit dem ländlichen Eindruck sollte sich schnell ändern als wir in Karpacz ankamen, dem Wintersportort am Fuße der Schneekoppe. Hier waren plötzlich alle Strassen neu geteert, die Häuser schmuck gestrichen und ein Hotel reihte sich an das nächste. Krasser Gegensatz.

Ursprünglich hatten wir ja gehofft, irgend einen mit dem Motorrad befahrbaren Weg auf die Schneekoppe hinauf zu finden, aber es gabe lediglich mit dem Fahrrad oder zu Fuß ein weiterkommen. Dann ging es eben weiter auf der Route durch das Hirschberger Tal in Richtung Szklarska Poręba. Ab Piechowice begann die Strecke wieder schön kurvig zu werden und wir fuhren durch ein von einem Gebirgsbach durchzogenen Tal hinauf Richtung Harrachov. Anfangs musste man hier sehr aufpassen und konnte die Kurven allzu dynamisch durchfahren, weil alle Nase lang – auch blind hinter Kurven – Parkplätze waren, von denen aus allerlei wanderlustige Menschen die Wälder erkundeten. Kurz vor der tschechischen Grenze erreichten wir auf dem Neuweltpass den für den heutigen Tag mit 880m höchsten Punkt der Route, bevor es dann wieder gen Harrachov den Berg hinab ging. Von der Strasse aus konnte man am gegenüberliegenden Berg schon die Skisprungschanzen sehen, die wir uns auch von Nahem noch anschauten. Irre, wie hoch das ist! Auf den Bildern wird das nur annähernd deutlich.

In der Stadt folgte ich dann rechts ab spontan dem Wegweiser Richtung Golfplatz Harrachov, schliesslich habe ich nebem dem Motorrad fahren auch noch ein zweites Hobby, das will nicht vernachlässigt werden. Und wenn es nur Golfplatz ankucken ist. Kurioserweise führte uns der Weg nicht nur zum Golfplatz sondern auch zum daneben befindlichen Bahnhof Harrachov, wo bis zum heutigen Tage noch eine Zahnradbahn fährt.

Als nächstes galt es, den Weg zur Darretalsperre zu finden. Was nicht ganz einfach ist, da zum einen die Beschilderung nicht ganz so ausführlich ist und zum anderen die Strassen abseits der großen Hauptverkehrsrouten gleich immer so aussehen, was ob hinter der nächsten Kurve der geteerte Feldweg enden würde, auf dem man gerade unterwegs ist. Man darf sich also nicht irritieren lassen, auch wenn man das Gefühl hat, am Arsch der Welt unterwegs zu sein. Meistens ist man doch auf dem richtigen Weg. So auch diesmal. Ich war schon kurz davor nochmal anzuhalten und die Route zu überprüfen als wir nach einer Rechtskurve plötzlich den bereits 1915 fertig gestellten Staudamm und den gesuchten See fanden.

Um den See herum führte ein schmales Sträßchen, welches wiederum sehr reizvoll zu fahren war. Statt auf Autos musste man eher auf Fahrradfahrer und Inlineskater achten, die sich ihren Weg durch den Tannenwald machten. Links und rechts wurde das ganze eingerahmt durch die Hügel des Isergebirges und ich fühlte mich hier sehr „Rübezahl“. Am Ende des Wäldchens erwartete uns eine alte Holzhütte, in der eine gefühlte Hundertschaft an Fahrradfahrern Mittagsrast machten. Wir gesellten uns dazu und genossen ein Hirschgulasch mit Laib Brot Knödel auf der Terasse.

Frisch gestärkt nahmen wir die Talfahrt in Richtung des 600m tiefer gelegenen Frýdlandt in Angriff, die allerdings deutlich langsamer als gedacht in Angriff genommen werden musste. Fast in allen Kurven der Strecke lag Rollsplit, so daß wir da bestenfalls durchschnecken konnten. Schade, diese ganzen Kurven so ungenutzt liegen zu lassen. Hinter Frýdlandt mussten wir noch ein Stück Polen durchqueren, bevor es in Zittau wieder nach Deutschland ging. Bei der Routenplanung hatte ich mich hier schon gewundert, warum man um Bogatynia so einen komischen Bogen fahren musste. Auf der Karte waren da nur zwei große weisse Flecken zu sehen, in denen nicht das kleinste Sträßchen zu finden war. Diese weissen Flecken stellen sich als gigantisches Loch im Boden heraus in Form eines Braunkohletagebaus. Wir waren sichtlich beeindruckt, selbst dieses riesigen Schaufelbagger wirkten am Grund des Kraters wie Spielzeuge.

Von Zittau aus wollten wir eigentlich über Neustadt den Weg nach Dresden zurückfinden. Uns kam da aber ein – auf jedem zweiten Straßenschild penetrant angebrachter – Hinweis namens „Zittauer Gebirge“ dazwischen. Trotz bereits über 200 gefahrener Tageskilometer waren wie beide so fahrgeil, daß wir an der dritten Ampel sagten „Scheiss drauf, dann nehmen wir das Zittauer Gebirge eben auch noch mit!“. Also links abgebogen und Kurs Richtung Olbersdorf und Oylen genommen. Kurz hinter Oylen einmal rechts abgebogen und – schwupps – waren wir wieder in der Tschechei. Wir waren ja lange schon nicht mehr da.

Von hier aus führen wir erstmal frei Schnauze Richtung Westen, der tief stehenden Sonne entgegen. Kartenausdrucke für diesen Teil Tschechiens hatten wir nicht und das Navi haben wir nur stellenweise nach der aktuellen Position befragt. Aber auch das führte uns an nette Orte:

Habe eben versucht die tschechischen Ortsnamen auszusprechen. Jetzt ist der Helm innen nass. #riesengebirgstour

— Hz (@HerrZinger) 4. Mai 2013

Stehe vor einer tschechischen Toilette, die nicht mit Symbolen beschriftet ist. Befürchte bevorstehende Mißverständnisse #riesengebirgstour

— Alexander Hauser (@heliumkiffer) 4. Mai 2013

Über Mařenice fuhren wir – oh, kuck mal, ein Golfplatz – weiter nach Kytlice und dann Richtung Chřibská, wo wir zurück auf die Strecke kamen, die wir an Tag 2 unserer Tour genommen hatten. War ja geil, so konnten wir die Strecke nach Hřensko nochmal in entgegengesetzter Richtung fahren. Irgendwo im böhmischen Wald „nullte“ auch Thomas‘ VFR:

Die Veefer hat Geburtstag. Alles Gute zum 100.000ten! #riesengebirgstour twitter.com/HerrZinger/sta…

— Hz (@HerrZinger) 4. Mai 2013

Hinter Hřensko passierten wir wieder die Grenze nach Deutschland und fuhren wieder der Bastei im Abendlicht entgegen. Superschöner Anblick.

Zum Abendessen luden wir uns spontan bei einem Freund und seiner Familie in Heidenau ein und ritten dann kurz vor Toreschluss ins Hotel nach Dresden zurück. Was für ein geiler Tag!

Riesengebirgstour 2013 – Vorschau

Ich muss ja gestehen ich bin ein bischen uffjerecht. Wie ein Vierjähriger am Weihnachtsabend. Nächste Woche fahre ich auf meine erste richtige  – weil mehrtägige – Motorradtour. Vor ungefähr einem halben Jahr las ich in einer Motorradzeitschrift über eine Tour durchs Riesengebirge. Da von Berlin aus die „echten“ Alpen etwas weit weg sind, ein Trip nach Dresden als Anreise aber nur etwas über zwei Stunden dauert, war ich gleich Feuer und Flamme.

Alleine fahren wollte ich nicht, also fragte ich mal im Freundes- und Bekanntenkreis rum, letztendlich fahre ich nun mit meinem Schulfreund Thomas in Rübezahls Reich.

Riesengebirgstour 2013

Donnerstag geht es los mit der Anfahrt nach Dresden, wo ich mit dem aus München kommenden Thomas treffen werde. Statt wie diese Woche stumpf über die Autobahn zu hobeln, habe ich mir eine Landstraßenroute durch den Spreewald und über Senftenberg nach Dresden ausgesucht (ca. 218 km, 4 Stunden 30 Minuten).

Am Freitag geht es von Dresden aus zunächst zu einem der Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz, der Bastei. Danach die Elbe entlang und bei Hřensko links ab in die Tschechei und ins die Böhmische Schweiz. Danach weiter Richtung Liberec, wo wir den Hausberg Ještěd erklimmen werden – das ist der Berg mit dem lustigen Spitzhütchen oben drauf. Über Tanvald geht es weiter über kurvige Bergstraßen Richtung Špindlerův Mlýn (Spindlermühle), einer der bekanntesten Wintersportorte Tschechiens, hier entspringt übrigens auch die Elbe. Die letzte Etappe des zweiten Tages führt und nach Zaclér, kurz vor der polnischen Grenze, wo wir übernachten werden. Hier der Routenverlauf (ca. 277 km, 6 Stunden), den ihr übrigens bei Google Maps auch in einer 3D-Ansicht animiert anschauen könnt, wenn ihr auf den 3D-Button drückt:

Google Maps 3D Funktion

Ein sehr lustiges Feature.

An Tag 3 (270 km, 6 Stunden) geht es auf die polnische Seite des Riesengebirges, wo als erstes Highlight gleich die höchste Erhebung des Riesengebirges auf uns wartet: die Schneekoppe mit über 1.600 Metern. Ich konnte im Vorfeld nicht herausfinden, ob der Weg zum Gipfel komplett befahrbar ist, aber das werden wir schon sehen. Anschliessend geht es durch das Hirschberger Tal, bevor wir über Szklarska Poręba wieder den Weg nach Tschechien zurück finden um kurz hinter der Grenze nach Harrachov zu kommen. Mal schauen wie die Skisprungschanzen im Frühling aussehen. Danach führt uns die Route Richtung Isergebirge an der Darretalsperre vorbei. Über Hejnice und Frydlant geht es kurz nach Bogatynia, Polen, bevor wir in Zittau wieder nach Deutschland kommen. Über Neustadt fahren wir dann wieder zurück nach Dresden.

An Tag 4 trennen sich wieder Thomas und meine Wege. Die Heimfahrt nach Berlin (292 km, 5 Stunden) werde ich über Spremberg, Guben, Eisenhüttenstadt und Frankfurt / Oder antreten. Entweder fahr ich von dort aus denn den Restweg über die Autobahn oder fahre über die B5 und B1 nach Hause.

Ob mir nach 4 Tagen und 1.100 Kilometern der Ar*** weh tun wird? Sicherlich! Ob es das Wert sein wird? Auf jeden!

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