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Schlagwort: Indian Motorcycle

EICMA 2025: CFMoto V4 SR-RR und Indian Concept Girder – zwei Welten, ein gemeinsamer Ehrgeiz

Manchmal reicht ein kurzer Moment auf der Messe, um zu verstehen, worum es wirklich geht. Bei mir war es dieser eine Satz von Ola Stenegärd, dem Designchef von Indian Motorcycle. Wir trafen uns zufällig am nächsten Tag nach der Präsentation seines eigenen Concept Girder – ausgerechnet vor der neuen CFMoto V4 SR-RR. Er sah das Bike an, lächelte und sagte: „Das ist der Star der Messe.“

Ein Satz, der viel über ihn sagt – und über die beiden Maschinen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Die eine steht für das technische Selbstbewusstsein eines chinesischen Herstellers, die andere für die gestalterische Klarheit einer amerikanischen Ikone. Und doch verbindet sie etwas: Beide zeigen, wie präzise Ingenieurskunst und Designidee zusammenwirken können, wenn Menschen Maschinen nicht nur bauen, sondern ernst nehmen.

CFMoto V4 SR-RR – das neue Selbstbewusstsein

Wer vor der SR-RR steht, sieht kein Experiment, sondern eine Ansage. Der chinesische Hersteller, lange als Lizenzfertiger abgestempelt, präsentiert hier ein Motorrad, das auf Augenhöhe mit den großen europäischen Superbikes fährt – und das nicht nur auf dem Papier.

Der neu entwickelte V4-Motor mit 997 Kubikzentimetern leistet über 210 PS. Das Fahrfertiggewicht bleibt unter 200 Kilo. Aktive Aerodynamik-Elemente verändern ihre Stellung bei Tempo, das semiaktive Fahrwerk reagiert in Millisekunden, die Abgasanlage aus Titan spart Gramm, nicht Charakter. Alles an dieser Maschine ist präzise, ehrgeizig und konsequent umgesetzt.

CFMoto will beweisen, dass Hightech kein Herkunftsprivileg ist. Der Motor, intern „V.04 Core of Speed“ genannt, ist eine Eigenentwicklung – kein Zukauf, kein Joint Venture. Entwickelt wurde er mit europäischen Partnern, aber unter chinesischer Regie. Das Motorrad zielt klar auf Ducati Panigale V4 und Aprilia RSV4, will sie nicht imitieren, sondern unterbieten – beim Preis und vielleicht bald auch auf der Rennstrecke.

Wer genau hinsieht, erkennt: Hier beginnt ein Umbruch. CFMoto zeigt, dass technischer Fortschritt längst global geworden ist – und dass Ehrgeiz manchmal der schärfste Wettbewerber ist.

Indian Concept Girder – Maschinenbau mit Seele

Ein paar Hallen weiter steht das Gegenstück dazu. Kein Windkanal, keine Winglets, kein Kohlefaser-Showeffekt – sondern Metall, Leder und Handwerk. Die Indian Concept Girder ist gebaut wie ein Statement gegen die Austauschbarkeit moderner Motorräder.

Die Basis ist eine Chief mit dem großen Thunderstroke-116-V2. Darüber spannt sich eine neu entworfene Girder-Gabel aus Billet-Aluminium – nicht als Zitat, sondern als funktionsfähiges Bauteil. Jede Linie folgt einer technischen Logik, jedes Detail einer klaren Idee: die Schönheit der Mechanik sichtbar machen.

Stenegärds Team hat sie nicht als Showbike entworfen, sondern als real fahrbares Konzept. Der Dämpfer ist funktional, die Gabel so konstruiert, dass sie theoretisch gegossen werden könnte. Dazu ein neu geformtes Heckteil, gefräste Seitendeckel, Flanders-Lenker und ein Sitz aus der Werkstatt von Silver Machine.

Die Lackierung trägt Burt Munros Startnummer 35 – ein direkter Verweis auf den legendären Salzsee-Rennfahrer, dessen Rekorde bis heute gelten. Damit schließt sich der Kreis: von der Vergangenheit über die Gegenwart hin zu einer neuen Form von Authentizität.

Stenegärd beschreibt es schlicht: „Wir wollten, dass sie echt ist.“ Und genau das ist der Punkt. Hier wird nichts inszeniert. Das Motorrad ist so ehrlich, wie Metall, Leder und Öl es zulassen.

Im Interview mit BikeExif erzählt Ola noch mehr zum Bike und zum Entstehungsprozess der Concept Girder.

Zwei Maschinen, ein gemeinsamer Anspruch

Die CFMoto SR-RR und die Indian Girder stehen für zwei sehr unterschiedliche Wege, Motorradbau neu zu denken. CFMoto demonstriert technische Reife, Geschwindigkeit und Systemkompetenz – den Mut, in die Königsklasse zu steigen. Indian zeigt handwerkliche Präzision, Liebe zum Detail und das Vertrauen in die eigene Geschichte. Zusammen erzählen sie, warum Motorräder mehr sind als Produkte: Sie sind Ingenieurskunst, übersetzt in Emotion.

Mehr News zur diesjährigen EICMA findest Du hier.

Indian Motorcycle Polaris Verkauf

Polaris verkauft Indian Motorcycle – ein neues Kapitel für die Traditionsmarke

Mit diesen Worten „A new exciting chapter – a new era.“ kommentiert Ola Stenegard, Director of Design bei Indian Motorcycle, die Nachricht, dass Polaris seine Kultmarke in die Eigenständigkeit entlässt. Nach Jahren intensiver Arbeit, so schreibt Stenegard auf LinkedIn, beginne jetzt ein neues Kapitel – und das dürfte tatsächlich richtungsweisend werden.

Indian Motorcycle Produktion nach Polaris Verkauf

Indian Motorcycle wird eigenständig

Polaris hat offiziell bekannt gegeben, dass das Unternehmen seine Mehrheitsanteile an Indian Motorcycle verkauft. Käufer ist die US-Investmentfirma Carolwood LP. Der Abschluss des Deals wird im ersten Quartal 2026 erwartet. Nach dem Verkauf bleibt Polaris Minderheitsgesellschafter, Indian Motorcycle agiert künftig als eigenständige Gesellschaft. Rund 900 Mitarbeitende, darunter Entwickler, Designer und Produktionspersonal, wechseln in das neue Unternehmen. Auch die Werke in Spirit Lake (Iowa), Monticello (Minnesota) und das Entwicklungszentrum in Burgdorf (Schweiz) gehören weiterhin zu Indian.

King of the Baggers auf Salz: Indian Challenger erreicht 312 km/h

Ein Motorrad, das eigentlich für die Kurvenjagd auf Rennstrecken gebaut wurde, stand plötzlich auf dem endlosen Weiß der Bonneville Salt Flats. Indian Motorcycle hat gemeinsam mit S&S Cycle und Mission Foods seine Challenger aus der King of the Baggers-Serie zum Hochgeschwindigkeits-Test geschickt – mit Erfolg. Tyler O’Hara, zweifacher King of the Baggers-Champion und Fahrer im Indian Wrecking Crew Team, stellte einen neuen AMA-Geschwindigkeitsrekord in der Klasse 2000cc APS-AG auf: 194,384 mph, also rund 312 km/h. Der bisherige Rekord lag seit 1972 bei 169,828 mph, aufgestellt von J. Angerer auf einer Triumph.

Indian Challenger Bonneville Rekord Motorrad

Dass Indian ausgerechnet nach Bonneville fährt, ist kein Zufall. Die Salzseen sind für die Marke fast heiliger Boden. Hier hat Burt Munro mit seiner legendären „World’s Fastest Indian“ Rekorde gesetzt und die Geschichte des Motorrad-Rennsports geprägt. Mit der Challenger knüpft Indian an dieses Erbe an – wenn auch in einer sehr modernen Form: ein ausgewachsener Bagger, der normalerweise in der US-Rennserie King of the Baggers gegen Harley-Davidson Road Glides antritt.

Das Bike selbst ist weit entfernt von der serienmäßigen Challenger, die man beim Händler kaufen kann. S&S hat den V-Twin für Bonneville optimiert, die Verkleidung aerodynamisch überarbeitet und alles auf maximale Geschwindigkeit ausgelegt. O’Hara beschrieb die Fahrt als eine Hommage an die Generationen von Fahrern, die hier zuvor Rekorde jagten.

Indian hat das Ganze nicht nur technisch dokumentiert, sondern auch filmisch. Der begleitende Kurzfilm ist mehr als ein simples PR-Video – er fängt die Stimmung von Bonneville ein, das Knistern der Salzkruste unter den Reifen und den Respekt vor dem Ort. Ein sehenswertes Stück Motorradkultur, das die Brücke schlägt zwischen Burt Munro und der Gegenwart.

Ist Travis Pastrana der neue Evel Knievel? Morgen finden wir es heraus

Evel Knievel hat in seiner Stunt-Artist-Karriere viele, legendäre Sprünge gewagt. Travis Pastrana wird nun versuchen, drei der bekanntesten Stunts in drei Stunden nachzumachen. Auf der Indian Scout FTR 750 – dem dominierenden Bike der American Flat Track Series 2017 und 2018 – wird der 34-Jährige zunächst mehr als 52 nebeneinander aufgestellte Autos überspringen. Dann folgt der Sprung über 16 der legendären Greyhound-Überlandbusse. Krönender Abschluss der Stuntshow auf der Indian FTR750 wird der Sprung durch die 300 Meter breiten und bis zu 150 Meter hohen Wasserfontänen des Springbrunnens vor dem berühmten Caesars Palace Hotel & Casino sein.

Der Rekordversuch auf der Indian Scout FTR 750 startet am morgigen Sonntag um 17 Uhr Ortszeit statt. Wer es hierzulande live schauen möchte (der Sender HISTORY überträgt die Show „Evel Live“ in zahlreichen Ländern) muss bis zwei Uhr nachts ausharren. Aber es wird sich sicherlich am Montagmorgen auch irgendwas in diesem Internet finden.

Edit:

Hier die drei Sprünge im Zusammenschnitt:

Indian Motorcycle Polaris Verkauf

Ola Stenegard wird Director of Product Design bei Indian Motorcycles

Als ich Ola Stenegard 2014 persönlich kennenlernte, war ich noch ein klitzekleiner, unerfahrener Motorrad-Blogger. Ich saß ihm aufgeregt gegenüber wie ein Fanboy. Er war trotz vieler Interviewtermine an dem Tag superentspannt, nahbar und persönlich. Das hat mich wirklich sehr beeindruckt. Seine Passion für Motorräder sowie seine unkomplizierte, fast kumpelhafte Art machten ihn neben seiner eigentlichen Designprofession zum BMW Motorrad New Heritage Markenbotschafter. Bei ihm war das aber nicht artifiziell oder aufgesetzt, er war und ist so wie er ist. Authentisch und in der Szene verwurzelt, das beschreibt ihn aus meiner Sicht sehr passend.
Auch bei unseren späteren Zusammentreffen – meist auf irgendwelchen Motorradmessen in Mailand oder Köln – war er immer für einen Schwatz oder ein albernes Selfie zu haben:


Im Jahre 2003 fing Ola bei BMW Motorrad an zu arbeiten. Er wechselte damals von Indian Motorcycles zur weißblauen Marke aus Bayern. Und genau dahin wechselt er nun zurück, diesmal als Director of Product Design. In der Zwischenzeit ist viel passiert bei Indian. Gut, sie bauen immer noch 400kg Dickschiffe auf zwei Rädern, aber auch rattenscharfe Flat Tracker wie die Scout FTR 750. Ich bin sehr gespannt, was Ola dort in den kommenden Jahren bewerkstelligen wird.
Lycka till, Ola!
(Indian Motorcycles Pressemitteilung)

Intermot: die neue Indian Scout

Es wird ja mal Zeit, die restlichen Neuheiten der Intermot zu verbloggen. Die neue Indian Scout fand ich einen netten Geradeausfahrthocker, der mir am besten in der umgebauten „Wall of Death“-Variante gefiel:

Intermot-Indian-Scout-4

Die kommt aber auch nicht an die RSD Custom Indian „Track Chief“ ran.

Indian Motorcycle: The Spirit of Munro

Ja, es ist Filmwoche diese Woche beim Kettenritzel. Zwar ungeplant, aber wenn einem so schöne Dinge über den Weg laufen, will man die auch teilen. Heute: Indian Motorcycle reminisziert etwas in der Vergangenheit herum und baut die „Spirit of Munro.

Road & Track hat den ganzen Artikel und das Making of.

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