Eigentlich ist es ja etws zu früh sich Gedanken zu machen über neue Pellen auf dem Mopped. Die Heidenau K60 Scout sind ja gerade mal 2.000 km auf dem Mopped. Aber aus mehreren Gründen überlege ich das trotzdem gerade. Für einen reinen Offroad-Einsatz sind – wie ich seit der Endurofunten-Tour weiß – das Mopped zu schwer und die Reifen nicht ausreichend grobstollig genug. Auf der Strasse nervt mich das Singen des Vorderreifens, das sich nach dem Einfahren zwar reduziert hat, aber immer noch da ist. Und wie ich auf den U-Boot-Passagen der Mittelgebirgstour gemerkt habe, traue ich dem Reifen auf nasser Strasse nicht wirklich. Mir ist die Maschine jetzt nicht weggerutscht, aber mit den Metzeler Tourance, die vorher drauf waren bin ich viel freier bei Nässe gefahren.
Bei dem Versuch, mir einen Überblick über verfügbare Reifen verschiedener Hersteller für meine BMW zu verschaffen stieß ich auf die Reifensuche bei Tirendo. Kannte ich noch nicht, empfinde ich aber als sehr praktisch und übersichtlich. Einfach Hersteller und Hubraum eingeben und aus der Modell-Liste den eigenen Hobel auswählen.
Vom Reifenbild her gefallen mit die folgenden ganz gut:
Habt ihr einen der Reifen schon mal gefahren? Wie sind die Nasslaufeigenschaften? Davon ausgehend, daß die Offroad-Ausflüge eher in der Minderheit sein werden, wird das Handling auf Asphalt ausschlaggebend sein für die neuen Reifen. Auch wenn die wahrscheinlich erst nächstes Jahr fällig sein werden – man kann sich ja mal Gedanken machen!
Melde gehorsamst: Fuhrpark ist wieder komplett und einsatzbereit. Nach dem Kettenriß neulich und dem Rant über die Fuhrparkseuche ist seit dieser Woche auch die BMW wieder fit und einsatzbereit. Neuer Kettensatz, neue Bremsbeläge vorne und hinten und neue Reifen. Die Gelegenheit habe ich genutzt, um statt der bisherigen Metzeler Tourance Reifen mit mehr Profil aufzuschnallen. Ich schwankte etwas zwischen den Continental TKC 80 und den Heidenau K60 Scout, habe mich dann aber nach etwas recherchieren und Testberichte lesen für den Heidenau entschieden.
Nicht, daß ich jetzt zum Hardcore-Enduristen aufsteigen möchte, aber bei meinen Touren ins brandenburgische und märkische Umland lauerte schon mal die eine oder andere Schotterstrasse oder Sandpiste, die man mit groberem Schuhwerk besser unter die Reifen nehmen kann.
Nach der ersten kleineren Runde (ja, immer schön die neuen Reifen 200km einfahren) muß ich sagen, daß der Fahrkomfort sehr angenehm ist. Das Abrollgeräusch ist im Vergleich zu den Metzeler Tourance etwas lauter, bei niedrigeren Geschwindigkeiten „singt“ der Vorderreifen etwas. Mal schauen, wie sich das nach dem Einfahren entwickelt.
Auf jeden Fall bin ich froh, daß meine Dicke wieder da ist.
Daß meine Zweiräder nicht nur bei Schönwetter bewegte Objekte sind zeigt sich spätestens jetzt, da die meisten Saisonkennzeichenfahrer ihre Moppeds einmotten und erst im Frühjahr wieder rausholen. Vor allem die Vespa wird diesen Winter als Daily Driver herhalten, die BMW darf sicherlich an dem einen oder anderen sonnigen Wintertag bei trockenen Strassen auch mal raus.
Auf der Vespa sind mit Heidenau K61 eher Sommerturnschuhe montiert als herbst- oder wintertaugliche Stiefel. Diese Reifen kamen schon bei Regen schnell an ihre Haftungsgrenzen. Besonders beim Anfahren auf nasser Strasse an der Ampel beispielsweise. Da die Vespa nicht gerade schwachbrüstig ist und das Drehmoment über die Variomatik sehr direkt am Hinterrad anliegt, hatte ich hier schon bei normalem Drehen am Gashahn Wheelspin am Hinterrad. Nicht die besten Voraussetzungen für die kalte Jahreszeit.
So bestellte ich mir letzten Donnerstag einen Satz Heidenau K58 M+S Snowtex, um auch im Winter ein angemessenes Gripniveau an den Tag legen zu können.
Ironischerweise fuhr ich mir dann auf dem Heimweg am Donnerstagabend eine Cutterklinge in den Hinterreifen. Wie genau ich es geschafft habe, das Ding im 90 Grad-Winkel in den Hinterreifen zu rammen, ist mir unerklärlich. Aber an ein Weiterfahren war natürlich nicht zu denken. Wahrscheinlich der geplante Suizid des alten Hinterreifen, der sich gegen seinen Austausch wehren wollte.
Einen Tag später waren die Winterreifen drauf sowie die Bremsbacken hinten getauscht – wo das Rad schon unten war. Mit dem Profil darf das Matschwetter gerne kommen.
Nach einer ruhigen Nacht in unserer Pension in Žacléř galt nach dem Aufwachen der erste Blick aus dem Fenster dem Wetter. Und siehe da: Petrus hatte ein einsehen und bescherte uns einen schäfchenbewölkten Himmel mit Sonne. Das hob die Laune spontan deutlich und frohen Mutes machten wir uns auf die nächste Etappe.
Žacléř liegt bereits im Grenzgebiet zu Polen und so überquerten wir bereits nach wenigen Kilometern auf sonnigen Alleen den tschechisch-polnischen Grenzübergang. Vor Kamienna Góra bogen wir ab Richtung Kowary, der Weg führte uns über ein nett geschwungenes Sträßchen durch seeehr ländliches Gebiet. Von Ferne konnte man schon unser erstes Tagesziel sehen, die Schneekoppe. Das mit dem ländlichen Eindruck sollte sich schnell ändern als wir in Karpacz ankamen, dem Wintersportort am Fuße der Schneekoppe. Hier waren plötzlich alle Strassen neu geteert, die Häuser schmuck gestrichen und ein Hotel reihte sich an das nächste. Krasser Gegensatz.
Ursprünglich hatten wir ja gehofft, irgend einen mit dem Motorrad befahrbaren Weg auf die Schneekoppe hinauf zu finden, aber es gabe lediglich mit dem Fahrrad oder zu Fuß ein weiterkommen. Dann ging es eben weiter auf der Route durch das Hirschberger Tal in Richtung Szklarska Poręba. Ab Piechowice begann die Strecke wieder schön kurvig zu werden und wir fuhren durch ein von einem Gebirgsbach durchzogenen Tal hinauf Richtung Harrachov. Anfangs musste man hier sehr aufpassen und konnte die Kurven allzu dynamisch durchfahren, weil alle Nase lang – auch blind hinter Kurven – Parkplätze waren, von denen aus allerlei wanderlustige Menschen die Wälder erkundeten. Kurz vor der tschechischen Grenze erreichten wir auf dem Neuweltpass den für den heutigen Tag mit 880m höchsten Punkt der Route, bevor es dann wieder gen Harrachov den Berg hinab ging. Von der Strasse aus konnte man am gegenüberliegenden Berg schon die Skisprungschanzen sehen, die wir uns auch von Nahem noch anschauten. Irre, wie hoch das ist! Auf den Bildern wird das nur annähernd deutlich.
HJC IS-16
In der Stadt folgte ich dann rechts ab spontan dem Wegweiser Richtung Golfplatz Harrachov, schliesslich habe ich nebem dem Motorrad fahren auch noch ein zweites Hobby, das will nicht vernachlässigt werden. Und wenn es nur Golfplatz ankucken ist. Kurioserweise führte uns der Weg nicht nur zum Golfplatz sondern auch zum daneben befindlichen Bahnhof Harrachov, wo bis zum heutigen Tage noch eine Zahnradbahn fährt.
Als nächstes galt es, den Weg zur Darretalsperre zu finden. Was nicht ganz einfach ist, da zum einen die Beschilderung nicht ganz so ausführlich ist und zum anderen die Strassen abseits der großen Hauptverkehrsrouten gleich immer so aussehen, was ob hinter der nächsten Kurve der geteerte Feldweg enden würde, auf dem man gerade unterwegs ist. Man darf sich also nicht irritieren lassen, auch wenn man das Gefühl hat, am Arsch der Welt unterwegs zu sein. Meistens ist man doch auf dem richtigen Weg. So auch diesmal. Ich war schon kurz davor nochmal anzuhalten und die Route zu überprüfen als wir nach einer Rechtskurve plötzlich den bereits 1915 fertig gestellten Staudamm und den gesuchten See fanden.
Um den See herum führte ein schmales Sträßchen, welches wiederum sehr reizvoll zu fahren war. Statt auf Autos musste man eher auf Fahrradfahrer und Inlineskater achten, die sich ihren Weg durch den Tannenwald machten. Links und rechts wurde das ganze eingerahmt durch die Hügel des Isergebirges und ich fühlte mich hier sehr „Rübezahl“. Am Ende des Wäldchens erwartete uns eine alte Holzhütte, in der eine gefühlte Hundertschaft an Fahrradfahrern Mittagsrast machten. Wir gesellten uns dazu und genossen ein Hirschgulasch mit Laib Brot Knödel auf der Terasse.
Frisch gestärkt nahmen wir die Talfahrt in Richtung des 600m tiefer gelegenen Frýdlandt in Angriff, die allerdings deutlich langsamer als gedacht in Angriff genommen werden musste. Fast in allen Kurven der Strecke lag Rollsplit, so daß wir da bestenfalls durchschnecken konnten. Schade, diese ganzen Kurven so ungenutzt liegen zu lassen. Hinter Frýdlandt mussten wir noch ein Stück Polen durchqueren, bevor es in Zittau wieder nach Deutschland ging. Bei der Routenplanung hatte ich mich hier schon gewundert, warum man um Bogatynia so einen komischen Bogen fahren musste. Auf der Karte waren da nur zwei große weisse Flecken zu sehen, in denen nicht das kleinste Sträßchen zu finden war. Diese weissen Flecken stellen sich als gigantisches Loch im Boden heraus in Form eines Braunkohletagebaus. Wir waren sichtlich beeindruckt, selbst dieses riesigen Schaufelbagger wirkten am Grund des Kraters wie Spielzeuge.
Von Zittau aus wollten wir eigentlich über Neustadt den Weg nach Dresden zurückfinden. Uns kam da aber ein – auf jedem zweiten Straßenschild penetrant angebrachter – Hinweis namens „Zittauer Gebirge“ dazwischen. Trotz bereits über 200 gefahrener Tageskilometer waren wie beide so fahrgeil, daß wir an der dritten Ampel sagten „Scheiss drauf, dann nehmen wir das Zittauer Gebirge eben auch noch mit!“. Also links abgebogen und Kurs Richtung Olbersdorf und Oylen genommen. Kurz hinter Oylen einmal rechts abgebogen und – schwupps – waren wir wieder in der Tschechei. Wir waren ja lange schon nicht mehr da.
Von hier aus führen wir erstmal frei Schnauze Richtung Westen, der tief stehenden Sonne entgegen. Kartenausdrucke für diesen Teil Tschechiens hatten wir nicht und das Navi haben wir nur stellenweise nach der aktuellen Position befragt. Aber auch das führte uns an nette Orte:
Habe eben versucht die tschechischen Ortsnamen auszusprechen. Jetzt ist der Helm innen nass. #riesengebirgstour
Über Mařenice fuhren wir – oh, kuck mal, ein Golfplatz – weiter nach Kytlice und dann Richtung Chřibská, wo wir zurück auf die Strecke kamen, die wir an Tag 2 unserer Tour genommen hatten. War ja geil, so konnten wir die Strecke nach Hřensko nochmal in entgegengesetzter Richtung fahren. Irgendwo im böhmischen Wald „nullte“ auch Thomas‘ VFR:
Hinter Hřensko passierten wir wieder die Grenze nach Deutschland und fuhren wieder der Bastei im Abendlicht entgegen. Superschöner Anblick.
Zum Abendessen luden wir uns spontan bei einem Freund und seiner Familie in Heidenau ein und ritten dann kurz vor Toreschluss ins Hotel nach Dresden zurück. Was für ein geiler Tag!