Yeah, das Wetter wird besser. Also, der Nebel wird durchsichtiger. Zu Beginn des dritten Tourtages hüllt sich das Sustenhospiz immer noch in dicke Suppe. Aber es hätte schlimmer kommen können, auf dem Stilfser Joch hat es angeblicherweise in der gleichen Nacht geschneit.

Der um unser leibliches Wohl anscheinend sehr besorgte Wirt des Sustenhospiz läßt uns ein leichtes Käsefrühstück angedeihen, damit wir nicht vom Fleisch fallen.

Sustenpass


Nach einigen Kilometern lichtet sich die Suppe und es offenbart sich eine traumhafte Alpenkulisse. Man hatte das Gefühl, durch eine Märklin H0-Kulisse zu fahren. Es hätte mich nicht gewundert, wenn der Bahnhof Lachenheim hinter der nächsten Kurve aufgetaucht wäre.

Berauscht von den Panoramen und den Kurven mussten wir im Tal erstmal eine Pause machen. Das und weil wir die Regenpellen wieder ausziehen wollten, die wir für den Rest der Tour nicht mehr brauchen sollten. Nach einem kurzen Tankstopp ging es weiter zum:

Grimselpass und Furkapass

An mehreren beeindruckenden Staumauern vorbei turnten wir den Grimselpass empor. Nach der Überquerung der Passhöhe eröffnete sich uns eines der tollsten Panoramen dieser Tour, der Blick den Grimsel hinab rüber zum Furkapass. Diesen erklommen wir dann sofort als nächstes und machten am Belvedere-Hotel erstmal Pause, um den atemberaubenden Ausblick zu geniessen.

Als wir die Ostseite des Furkas Richtung Hospental herunterfuhren dachte wohl jeder von uns an die legendären Szenen aus dem James Bond-Film „Goldfinger“. Und wir waren mittendrin in der Filmkulisse.

Gotthardpass

Ein Pass reiht sich an den nächsten. Als wir auf der Passhöhe des Gotthard standen, war das für mich ein sehr besonderer Moment. Auf den Monat genau vor 30 Jahren stand ich hier oben schon mal. Allerdings mit dem Fahrrad auf dem Weg zum Lago Maggiore. Ich gebe zu, mit dem Motorrad war es deutlich kommoder. Und dieses Mal holte ich etwas nach, was ich damals versäumt hatte: die alte Gotthard-Strasse Tremola zu fahren. Altes Kopfsteinpflaster in eng geschwungenen Kehren. Und Kühe, vergesst die Scheiss-Kühe nicht. Ein Traum!

Nufenenpass

Kaum waren wir den Gotthard runtergefahren zeigte uns schon das nächste Schild den Weg zum Nufenenpass. Eigentlich hatte ich in der ersten Version der Routenplanung nach dem Grimselpass den Abzweig nach rechts Richtung Martigny geplant. Dann hätten wir sowohl Furka, Gotthard als auch den Nufenen verpasst. Nicht auszudenken!

Der Nufenenpass ist gut ausgebaut, im Vergleich zur alten Gotthardstrasse fehlt ihr etwas der Flair, aber wenn man auf der Passhöhe bei klarem Wetter das Matterhorn aufragen sieht, dann ist das jeden Umweg wert.

Wieder unten im Tal entschieden wir uns zähneknirschend, den eidgenössischen Autobahn-Obulus zu entrichten und uns Vignetten ans Tauchrohr zu kleben. Die Route bis Martigny durchs Tal wäre auf der Landstrasse nicht die aufregendste gewesen, auf der Autobahn versprachen wir uns neben kühlendem Fahrtwind ein schnelleres Vorankommen bis Martigny. Anfangs war das Autobahnnetz noch etwas bruchstückhaft, aber dann gelang es uns doch, die Fahrtzeit bis zum Großen Sankt Bernhard etwas zu verkürzen.

Großer St. Bernhard

Was für ein schöner Abschluss dieses tollen Tourtages. Wiederum bestes Wetter, tolle Kurven und erstaunlich wenig Verkehr versüßte uns die Überfahrt über den Großen Sankt Bernhard. Im Aostatal herrschten am Abend noch hochsommerliche 34 Grad und so setzten wir uns nach erfrischender Dusche in den Hotelgarten und glichen unseren Flüssigkeitshaushalt erstmal mit reichlich Bier wieder auf. Was für ein Fest.

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