Motorradblog über Benzinkultur, Motorradtouren und Custombikes

Schlagwort: Dakar

Das war die Dakar 2017

Nach zwei Wochen ist sie auch schon wieder rum, die Dakar 2017. Auch dieses Jahr war sie sehr abwechslungsreich: Favoriten schieden z.T. frühzeitig aus (Nasser Al-Attiyah, Carlos Sainz, Toby Price), das Honda Motorrad-Werksteam wusste nicht, wo es tanken durfte und bekamen saftige Strafen, widrige Wetterverhältnisse sorgten für Etappenkürzungen und -ausfälle.
Zudem sorgten so lustige Vögel wie Lyndon Poskitt, der in der Malle Moto-Klasse den zweiten Platz einfuhr, fast täglich für Highlights.
Auch in diesem Jahr gilt ein besonderer Dank dem alten Griesgram, der fach- und sachkundig jeden Tag über das Renngeschehen berichtete. Einen sehr guten Rückblick findet ihr bei Asphalt & Rubber.

Best of Bike

Best of Car

Best of Truck

Best of Quad

Best of UTV

Im Sand spielen für große Jungs

Die gestrige Etappe der Dakar Rallye durch die Dünen von Fiambalá hat das Teilnehmerfeld extrem durchgeschüttelt. Die Fahrer waren allesamt froh, daß es kurz vor der Etappe noch geregnet hatte und der Sand dadurch nicht noch weicher war.
Wer beim Anschauen der Fernsehbilder Lust bekommen hat, sich auch mal so richtig im Sand auszutoben, muss in mitteleuropäischen Gefilden schon lange suchen. Gut, man kann sich auch auf eine Güllepumpe setzen und nach Marrakesch fahren um auf den Sanddünen Nordafrikas herumzugurken.
Eine Berlin naheliegendere Wüste findet sich eine stramme Motorrad-Tagesetappe von Berlin entfernt in Polen. Kein Scherz. Die Błędów-Wüste liegt in der Nähe von Krakau zwischen Błędów und Klucze.
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(Fotos via Mo2oXplorers)


Das Gebiet ist of 32 km2 groß, durchschnittlich ist der Sand bis zu 40m tief, was die Błędów-Wüste zur größten inländischen Ansammlung von losem Sand in Europa macht (jenseits der Küstenstrände). Auch die Dünen haben ganz ordentliche Ausmaße, wie man hier gut um Video sehen kann.
Wer nicht ganz so weit fahren möchte, kann auch die größte deutsche Wüste besuchen. Die Lieberoser Wüste ist eine rund fünf Quadratkilometer große sandige Offenfläche innerhalb der Lieberoser Heide in Brandenburg, rund 95 Kilometer südöstlich von Berlin und 20 km nördlich von Cottbus. Da es sich hierbei aber um ein mit Munitionsresten kontaminiertes Gebiet handelt, darf es leider weder betreten noch befahren werden.

Kleine Dakar-Nachlese

Das beste aus allen Kategorien und ein kleines Zuschauervideo:

Marc Coma in den Dünen von Iquique in Stage 8; Foto: Flavien Duhamel/Red Bull Content Pool

Das Leiden mit der Dakar Rallye

Marc Coma in den Dünen von Iquique in Stage 8; Foto: Flavien Duhamel/Red Bull Content Pool

Marc Coma in den Dünen von Iquique in Stage 8; Foto: Flavien Duhamel/Red Bull Content Pool

Die härteste aller Rallyes geht am Wochenende zu Ende. Und wieder einmal muss ich mich wundern, warum man um auf dem heimischen Sofa einen der spektakulärsten Motorsport-Events nicht einfach so im Fernsehen verfolgen kann. Ja klar, Eurosport liefert jeden Tag eine halbstündige Zusammenfassung der Ereignisse, die aber fast nie pünktlich anfängt, weil man davor stundenlang Snooker kucken muss.

Und wenn die Sendung dann endlich kommt, macht sie einen auch nicht glücklich.

Ironischerweise könnte ich an dieser Stelle einen kompletten Blogartikel aus meinem früheren Randgruppensportarten-Blog (Golf) zitieren. Außerhalb starrer PayTV-Modelle gab es dort auch nur sehr schmale Kost irgendwo in den Untiefen des kruden Eurosport-Sendeschemas. Alternativ konnte man sich auf die Suche nach dubiosen Online-Streams über russische Server machen in einer beschissenen Qualität.

Dabei würde ich für den Bezug einer guten Liveberichterstattung auch Geld ausgeben. Aber eben nicht in einem vollgepfropftem Sport-Bundle irgendeines Pay TV-Anbieters sondern bezogen auf spezielle Events. Gebt mir einen HD-Livestream, den ich überall kucken kann wo ich WLAN habe und ich bin glücklich. Warum sollte ein Big Player wie das Red Bull Media House in Verbindung mit deren eigenen Fernsehsender ServusTV nicht hinbekommen? Beim Fallschirmsprung von Felix Baumgartner aus dem Weltall hat es doch auch geklappt, ein mediales Event weltweit zu streamen (und dabei mal eben knapp 8% der weltweiten Bandbreite zu verbrauchen). Das verbunden mit einem vernünftigen Micropayment und ich wäre dabei. Das kann ja gerne auch eingebettet sein in die offizielle Dakar-Website als weiterer Kanal, von den Erlösen würde dann auch der Veranstalter profitieren neben der herkömmlichen Vermarktung der Fernsehrechte.

So bleiben mir erstmal die 5-minütigen Zusammenfassungen aus den YouTube-Kanal der Dakar wie dieser hier:

Spannende Insights gibt es auch abseits der TV-Anstalten, hier zum Beispiel erklärt der Tscheche Ondrej Klymciw ausführlich sein Bike – für viele Zuschauer sicherlich interessanter als zu erfahren, was die mitreisenden Fotografen so machen (s.o.):

Oder auch Laia Sanz, die nicht nur fahrerisch sehr erfolgreich in de Top 10 mitmischt, sondern auch noch täglich Zeit findet, von ihrem Alltag auf der Dakar zu berichten.

Ein weiteres Ärgernis finde ich – und auch hier zeigen sich die Parallelen zum Golfsport – daß die offizielle Website nicht das beste Leaderboard hat.

Dakar Timing

Vor allem wenn man mehrere Fahrer über mehrere Wertungsprüfungen parallel verfolgen will, sind Angebote wie die von http://trackingdakar.nl/ sehr viel übersichtlicher und informativer:

trackingdakar.nl   Argentina Bolivia Chile Dakar 2015   Live Timing  Bikes

Meine beste Informationsquelle zur Dakar ist im übrigen nicht irgendein „offizielles Medium“, sondern Blogkollege Der alte Griesgram, der auf Twitter und Facebook den besten Liveticker abgibt. Sollte es irgendwann den oben beschriebenen Livestream geben, nominiere ich den Kollegen Griesgram als Kommentator!

Charley Boormans Race to Dakar

Mit „Long Way Round“ 2004 und „Long Way Down“ 2007 haben Charley Boorman und Ewan McGregor zwei Motorrad-Abenteuer erlebt, die wir glaube ich alle schon des öfteren gesehen oder gelesen haben.

Gerade „Long Way Round“ gehört zu den Dokus, die ich gerne noch mal zum ersten Mal sehen würde. Vor allem die Etappen durch Kasachstan, die Mongolei und Sibieren haben mich sehr fasziniert, man muss den beiden dafür den allergrößten Respekt zollen für ihren Durchhaltewillen

Nach Long Way Round hatte Charley Boorman verstärkt Hummeln im Hintern und machte sich daran, eine Idee umzusetzen, die anscheinend schon länger in seinem Kopf umherschwirrte: die Teilnahme an der Rallye Paris-Dakar (die mittlerweise ja in Südamerika statt in Afrika gefahren wird und gestern zu Ende ging).

Im Jahre 2006 ging Charley Boorman dann mit zwei Teamkameraden an den Start – Simon Pavey und Matt Hall (alle drei fahren übrigens die von Touratech in Deutschland aufgebauten Rallye Raid-Versionen der BMW F650 GS – sehr gute Wahl). Ewan McGregor hatte im Vorfeld schon abgewunken, da er die weitaus geringere Offroad-Erfahrung besaß.

Das Vorhaben wurde von dem Long Way Round-Filmteam (Russ Malkin und Claudio von Planta) dokumentiert, seit dieser Woche kucke ich mich durch die DVD.

racetodakar

Um es kurz zu machen: so begeistert ich war von LWR, so enttäuscht bin ich von „Race to Dakar“. Vielleicht liegt es ja daran, daß Charley Boorman auf der 5. von 16 Tagesetappen stürzte und am Ende der Etappe verletzt ausschied, daß die Produzenten das nun knappere Rohmaterial auf die ursprünglich vorgesehene Episodenzahl strecken mussten. Jede Episode hat ein ewig langes Intro, Review der letzten Folge und Preview der folgenden Ereignisse, bevor es in die aktuelle Handlung einsteigt. Das mag ja für eine wöchentliche TV-Ausstrahlung noch duldbar sein, aber für die DVD-Ausgabe hätte man das ohne größeren Aufwand straffen können.

Auch der Erzählstrang ist oft unschlüssig. Da trainiert Charley in Abu Dhabi, stürzt und kommt verletzt ins Krankenhaus. Schnitt, andere Handlung. Welche Verletzung Charley nun konkret hatte und welche Auswirkungen das auf seine weiteren Rennvorbereitungen haben sollte, wird nur sehr rudimentär viel später aufgelöst. Dies passiert mehrfach innerhalb der Folgen.

Auch die Bildqualität ist nicht vergleichbar mit LWR oder LWD – hier kam viel öfters „mit der großen Kamera“ gefilmtes Material zum Einsatz. Das liegt natürlich daran, daß die Qualität der Helmkameras 2006 nicht so toll war die heute, acht Jahre später, wo fast jedes Actioncam-Modell Full HD bietet.

Gewünscht hätte ich mir auch etwas mehr Footage der gesamten Dakar-Rallye, hier hätte man sicherlich mit den Offiziellen einen Deal finden können.

Hätte, hätte, Fahrradkette. Ich schau mich jetzt noch durch die restlichen Episoden durch, dann blitzdingse ich mein Hirn und fang mit Long Way Round wieder frisch an!

Per Ardua Ad Dakar

Die skurrilsten Geschichten des Lebens offenbaren sich einem oft auf versteckte Art und Weise. So las ich heute auf der sehr zu empfehlenden Seite Motorsport Retro eine Bericht über vier Franzosen, die die 1980er Rallye Paris Dakar auf 200er Vespas bestritten. Und von denen zwei sogar ins Ziel kamen.

So bekloppt dieses Vorhaben schon anmuten mag, ein sehr viel bekloppteres fand ich in den Kommentaren unter dem Artikel. Hier meldete sich Jean Berthelot als erstes zu Wort mit der Geschichte seines Vaters Jean-Eugene Berthelot, der sich 1953 anschickte, auf einer – wie es auf dem Bildern aussieht – Vespa 125 U den Weg aus der Bretagne nach Dakar unter die Räder zu nehmen. Über 5.000 km, alleine. Warum? Das beschreibt er am besten mit den eigenen Worten:

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Jean-Eugene Berthelot vor der Abfahrt in Nantes (Foto: Jean Berthelot)

In 1953, my dad Jean-Eugene Berthelot went from Nantes in Britanny (France) to Dakar. Through the Sahara, solo. No support whatsoever!

He fell numerous times. Over ice in Spain and quick sands in the desert. Repaired his own Vespa when needed: from tire changes to cracked engine blocks and countless body reapairs and spark plugs changes. As equipment, he also had a 10.5 mm rifle on the side to deal with lions or bandits if necessary. His scooter weighed over 250 KG with the fuel and water.

The aim – apart from the trip itself – was to deliver a bottle of Muscadet (french wine from the Loire valley) to the governor of Dakar. Which he did. How the bottle survived is a miracle!

Eine Flasche Weisswein. Nach Dakar. Nur so. Weil es geht. Hammer!

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