Es ist Anfang April und seit knapp drei Wochen sind in Berlin die Schulen zu, meine Frau und ich arbeiten aus dem Homeoffice und es ist an alles zu denken nur nicht ans Motorradfahren.

Bei der letzten Ausfahrt mit Tom vor zwei Wochen stellte er fest, daß mein TÜV seit Februar abgelaufen ist. Ich so „Ne, kann nicht sein, der ist doch im April fällig!“. Der Blick aufs Nummernschild zeigt, daß Tom Recht hat. Na super. Der nächste Service- und TÜV-Termin beim Triumph-Händler, der zu bekommen war, liegt Ende Mai. Es sollte sich herausstellen, daß es eh egal ist, denn wahrscheinlich ist dank Corona vorher eh‘ nicht an eine Ausfahrt zu denken. Zur aktuellen Situation in den Werkstätten schrieb 1000PS bereits neulich.

Ad acta gelegt sind alle Tourenplanungen für dieses Jahr. Mit Rolf plante ich neulich noch einen Ausflug zu den diesjährigen BMW Motorrad Days, bevor diese einige Tage später abgesagt wurden. Ebenso wie BMW seine Teilnahme an der EICMA und INTERMOT gecancelt hat. KTM zog einen Tags später mit einer Absage nach.

Auch wenn das Wetter gerade heute dazu einlädt, sich auf den Bock zu schwingen, es ist nicht einfach mehr so möglich aufgrund der Ausgangsbeschränkungen (eine Übersicht was noch erlaubt ist findet ihr z.B. hier). Was ja auch sinnvoll ist. Meine Schwester ist Krankenschwester und ihre Berichte über die derzeitige Situation in den Krankenhäusern legen umso mehr nahe, kein Hobby zu verfolgen, bei dem man wenn es blöd läuft ein Krankenhausbett mehr belegt als nötig ist. Und jetzt kommt mir nicht mit den Unfallzahlen im Haushalt.

„If you must take action then take the safe route.“ ist die Empfehlung der Scenic-App, die das Fahrverhalten von Motorradfahrern weltweit in diesen aktuellen Wochen untersucht hat.

Was macht das mit den Händlern? 1000PS sieht die derzeitige Situation als Katalysator für die Branche, als Beschleuniger für Entwicklungen, die eh gekommen wären. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind im März 2020 16,3 Prozent weniger Zweiräder zugelassen worden.

Seit einigen Wochen schleiche ich gedanklich um ein Motorrad herum, welches ich vor knapp acht Jahren im Schauraum meines BMW-Händler ansabberte.

Mittlerweile ist die BMW F800 GS in Kalamata Metallic (und nur in dieser Farbe will ich sie) gebraucht in gepflegtem Zustand in Preisregionen angelangt, die für mich langsam erschwinglich werden. Ein paar Exemplare habe ich auch schon auf den gängigen Gebrauchtbörsen gefunden und geparkt. Aber weder an Probefahrt noch an Überführung ist derzeit zu denken und zugelassen bekommt man die sowieso nicht, wenn alle Ämter zu haben oder im Notbetrieb arbeiten.

Aber wer weiß, wie sich die wirtschaftliche Lage insgesamt entwickelt. Wahrscheinlich wäre es derzeit eh töricht, so eine Investition zu tätigen, wenn man nicht weiß, ob man die Kohle demnächst an anderer Stelle nötiger bräuchte.

Was bleibt vom Hobby in 2020? Das ganze Jahr Motorrad putzen oder schrauben? In vergangenen Erinnerungen schwelgen? Oder in Hoffnung auf bessere Zeiten doch die nächste Tour planen? Was macht ihr in diesen Zeiten?