In Las Vegas findet diese Woche die Consumer Electronics Show (CES) statt auf der viel mehr als Elektronikgadgets präsentiert werden. Mercedes-Benz stellte gestern dort seine Vision vom autonomen Fahrzeug der Zukunft vor. Und das Startup Gogoro gab endlich Preis, wofür sie seit 2011 insgesamt 150 Mio. $ an Venturekapital eingesammelt haben: einen Elektroroller.

<ironie> Puh. Elektroroller. Hat ja noch kein anderer gemacht.</ironie>

Schick designt ist er zumindest schon mal und wie uns die Pressebilder glauben machen wollen hat das Ding auch genug Wumms, um mit den schmalen Reifchen einen Burnout hinzulegen. Was jedoch neu ist an Gogoro ist das Ladekonzept. Der Roller hat nämlich keinen Ladestecker, sonder zwei austauschbare Akkus unter der Sitzbank. Anstatt das Teil zu Hause in der Garage an den Strom zu hängen oder sich mit anderen Leuten um Stromladeparkplätze zu kloppen soll man mit seinem Gogoro einfach an eine Gogoro-Akkustation ansteuern, die zwei entleerten Akkus gegen zwei aufgeladene tauschen.

Gogoro-Family-Shot-klein

So kann man sich unbesorgt dem Fahren widmen und muss nicht überlegen, wie, wo und wie lange man den Roller wieder aufladen muss. Im Prinzip eine gute Idee. Aber. Dieses Mobilitätskonzept funktioniert wiederum nur mit einer flächendeckenden Infrastruktur an Akkustationen. Und bis diese Infrastruktur steht, benötigt es weitere Investitionen und Zeit. Das Mobilitätskonzept wird also relativ langsam skalieren.

Ein weiteres Problem sehe ich darin, daß jeder Hersteller sein proprietäres Akku- oder Ladesystem hat. Einen Tesla kann man zwar an jeder Steckdose aufladen, aber auf Reisen macht das wenig Sinn, es sei denn man findet eine Tesla Schnelladestation unterwegs. Die Antriebsakkus eines Renault Twizy sind anders als die eines VW e-Up oder um bei den Zweirädern zu bleiben eines BMW C Evolution.

Grundsätzlich sinnvoll finde ich das Wechselkonzept ja. Nur wäre es viel sinnvoller – wenngleich auch viel komplizierter – einen Industriestandard für Wechselakkus (zumindest für Elektrozweiräder) zu definieren. Man hätte ein festes Akkuformat für alle Zweiräder, ein E-Bike bräuchte nur einen Akku, der Gogoro zwei und ein Großroller wie der C Evolution eben vier. Alle beteiligten Hersteller könnten ihre Akku-Entwicklungskapazitäten zusammenschliessen und sich die Kosten zum Aufbau und Betriebs eines Akku-Stationsnetzes teilen. Und ja, die beteiligten Firmen würden dann ggf. Wettbewerbsvorteile bezüglich eigener Akkusysteme aufgeben, würden aber im Umkehrschluss das oben geschilderte Infrakstrukturproblem viel schneller lösen.  Aber da wird vielen das Hemd näher als die Hose sein!

(via)