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Schlagwort: Col de la Bonette

Le Tour des Grandes Alpes – Tag 5: die Königsetappe von Briançon nach Guillestre

Briançon

Mit dem Wetter hatten wir Glück, denn das Gewitter hat sich die Nacht zum abregnen gesucht und so durchbrach am nächste Morgen die Sonne den Frühnebel und schien auf die imposante Festung von Briançon. Und auf unsere bescheidene Herberge.

Wir verliessen Briançon in Richtung Cervières und dem Col d’Izoard.

Col d’Izoard

Mit seinen 2.360 Metern ist er der dritthöchste Pass der Route des Grandes Alpes, aber in die Top 10 der höchsten Alpenpässe schafft er es damit leider nicht. Macht nix, denn dieser Klassiker der Tour de France ist auch so ein Genuß. Auf der Passhöhe zollt ein kleines Museum der Radfahrgeschichte des Passes Tribut, auf der anderen Strassenseite steht das bekannte Steindenkmal.

War die Nordseite des Passes durch die weiten Kurvenschleifen kurz vor dem Gipfel ein fahrerischer Spaß, beeindruckt die Südseite optisch durch die trockene Verwitterungslandschaft mit Schutthalden und Felsnadeln.
Im Tal passieren wir das Dörfchen Château-Queyras um nach ein paar Kilometern bereits den nächsten Anstieg zum Col Agnel in Angriff zu nehmen.

Col Agnel

Der Col Agnel bzw. Colle dell’Agnello ist der höchste Grenzpass der Alpen, mit 2.746 Metern Höhe fehlen ihm nur ein paar Meter auf das Stilfser Joch. Was ihn sehr positiv vom Stilfser Joch unterscheidet: er ist meiner Ansicht nach viel schöner zu fahren und der Affenzirkus am Gipfel fehlt komplett. Nur ein Parkplatz, ein Gipfelschild und eine atemberaubende Aussicht.

Als ich die Route im Frühjahr plante, hatte ich zwischen für den Weg zwischen dem Col Agnel und dem Col de la Bonette keinen Plan. Irgendwie suchte ich mir eine Route über die Berge, die einigermassen spannend und kurvenreich aussah. Damals wusste ich noch nicht, welchen Volltreffer ich landen sollte.

Colle di Sampeyre

Nach der Abfahrt vom Col Agnel folgte nach der Ortschaft Sampeyre der Anstieg zum Colle di Sampeyre. Auch hier finden wir wieder eine sehr schmale Strasse vor, die das Durchschnittstempo senkt, aber gleichzeitig auch die Möglichkeit erhöht, die tolle Landschaft links und rechts des Asphaltbandes wahrzunehmen. Definitiv ein Genußfahrer- denn ein Heizerpass.

Mairatal

Von Stroppo bis Ponte Marmora folgten wir kurz dem idyllischen Mairatal.

Colle del Vallonetto

Wenn man drei Alpengipfel innerhalb von zwei Kilometern fahren möchte, ist man hier an der richtigen Stelle. Zunächst kommt der Colle d’Esischie, dann der Colle del Vallonetto und ein paar hundert Meter weiter der Colle Fauniera. Die Auffahrt aus Richtung Ponte Marmora ist schon ein Genuß. Eine gut ausgebaute, aber schmale Strasse die sich im oberen Bereich in ein Hochtal öffnet mit schönen gut einsehbaren Kurven. Der Blick zum Gipfel ist fast immer da.
Oben auf dem Colle d’Esischie angekommen umspielen die Wolken die Berggipfel, aber weichen schnell wieder der Sonne. Und wir wundern uns um den oben parkenden T5 mit Anhänger, auf dem eine XT600 festgezurrt war. Hat da jetzt einer sein Motorrad den Berg hochgezogen, um oben erst in die Maira-Stura-Kammstraße einzusteigen? Oder warum macht man sowas? Egal, kurz den Kopf geschüttelt und weitergefahren.

Als wir den Colle Fauniera erreichten, musste Rolf als führender Fahrer mal rechts ranfahren, um den Blick über das Tal schweifen zu lassen. Jemand, der mit dem Motorrad die Welt umrundet hat und schon vieles gesehen hat, ist sicherlich schwerer zu beeindrucken als der Durchschnittsmotorradfahrer. Dieses Panorama hat es auf jeden Fall geschafft, ihn zu berühren. Kann man verstehen, oder?
Die Abfahrt nach Demonte zieht sich etwas. Interessanterweise ist die direkte, geteerte Abfahrt teilweise nur für Fahrradfahrer freigegeben, alle anderen müssen sich über geschotterte Zwischenpassagen nach unten bewegen. Im Tal angekommen ist es mittlerweile nachmittags, es hat deutlich über 30 Grad und wir machen erstmal Pause.

Wir hatten noch über 100 Kilometer auf der Uhr und die GS-Fraktion war etwas gebraucht und entschied sich, unseren Zielort Guillestre direkt anzusteuern. Ich hatte aber dermassen Hummeln im Hintern, den Col de la Bonette zu erreichen. Thomas Gottseidank auch.

Col de la Lombarde

Zurück nach Frankreich sollte uns der Col de la Lombarde führen. Den Namen des Passes musste ich erst im Nachhinein nachschauen, während der Planungsphase war das eben nur die Strasse, die uns zum südlichen Wendepunkt unserer Tour führen sollte.

Eingerahmt wird der Pass vom Bergen Cime de la Lombarde (2.800 m) im Nordosten und dem Tête de l’Adrech (2.475 m) im Südwesten. Die Passhöhe liegt auf 2.350 m, das sind stramme 300 Höhenmeter mehr als die Bielerhöhe auf der Silvretta-Hochalpenstrasse Und hier ist das einfach ein kleiner Pass in einem Seitental zwischen Italien und Frankreich. Thomas und mir gingen langsam die Superlative aus. Noch geilere Kurven, noch schönere Panoramen. Einfach alles geil.
Durch den Retorten-Skiort Isola 2000 und Isola überbrückten wir zügig die 30 Kilometer bis ins Örtchen Saint-Étienne-de-Tinée, wo sich langsam der Anstieg zum Finale des Tages und dem Höhepunkt der ganzen Tour abzeichnete. Der Col de la Bonette stand vor uns.

Col de la Bonette

Es war kurz vor 18:00 Uhr, die Sonne stand schon tief und wir waren trotz über 12 Stunden im Sattel aufgeregt wie die jungen Hühner. Unterbrochen von einigen Fotostopps arbeiteten wir uns langsam auf die 2.802 m des Cime de la Bonette hoch. Beobachtet von gefühlt 25 Murmeltieren, aber nur von 5 Motorradfahrern und 3 Autofahrern genossen wir diese Kilometer mehr als alles in unserem Motorradfahrerleben.

Oben angekommen war das für mich ein extrem emotionaler und erfüllender Moment. Vor zwei Jahren hatten wir den Gedanken an diese Tour mit diesem höchsten asphaltierten Alpenpass als Krönung. Und nun standen wir hier und es fehlten uns die Worte ob des Ausblicks.

Bei der Abfahrt Richtung Jausiers passieren wir noch den Col de Restefond (2.680 m) und kurz danach die beeindruckenden Ruinen der Caserne de Restefond. Die Abendsonne taucht die gut ausgebaute und kurvige Abfahrt in sehr weiches Licht und macht den Moment einfach perfekt, mit Sicherheit der schönste in meinem bisherigen Motorradleben. Noch weiter aufgehellt wurde er durch die riesige Horde an Schafen und Lamas, die uns auf der Strasse plötzlich entgegenkamen und uns umfluteten wie eine Riesenwelle. Ein großartiger Spaß.

Col de Vars

Zwischen uns und unserem Tagesziel Guillestre lag noch der Col de Vars. Mag er ein Veteran der Tour de France sein, am heutigen Tag war er lediglich der abschliessende Digestif nach einem großartigen, mehrgängigem Menü eines Sternekochs.

Auf Motor 8 kannst Du den Tag aus Thomas Sicht lesen.

Gefahrene Route

S1000R am Colle dell'Agnello

Tag 6: kleine Pässe, große Pässe und der unglaubliche Col de la Bonette

Briançon

Nach Gewitter und Starkregen am Vorabend erwacht Briançon im strahlenden Sonnenschein. Heute steht viel auf dem Programm. Der Reihe nach.

Col d’Izoard

Der Col d’Izoard ist mit seiner schroffen, verwitterten Landschaft ein beliebtes Motiv der Tour de France.

Motorrad am Col d'izzard

Huch, neuer Tankrucksack?

Mit seinem perfekten Straßenbelag und langgezogenen Kurven ist er direkt nach dem Frühstück ein großer Kurvenspaß. Bad News für Knieschleifer…

Dainese Knieschleifer

Och menno, ganz verkratzt.

Von 2360m geht es runter ins Tal des Guil, auf der Strecke, die sich Casse Déserte, das menschenleere Geröll nennt. Nachvollziehbar warum…

Col Agnel

Superlative gibt’s auf dieser Tour genug, und so überqueren wir mit dem Col Angel (französische Seite) bzw. dem Solle dell’Agnello (italienische) den höchsten Grenzpass der Alpen.

Motorradtacho und Strasse

Also mit 3000 Umdrehungen kommste dem nie hinterher.

Oben ist der Blick ob der Höhe (2744 m) atemberaubend und macht Hunger. Gut das Packesel Rolf eine kleinere Auswahl an Salami und weiteren Gerichten im Koffer hat.

Motorräder am Colle dell'Agnello

Wenn der Hauser da auch noch nen Aufkleber draufmacht ist das Schild voll

Insgesamt ist der Pass trotz seiner exponierten Höhe recht unbelebt und ruhig. Sehr angenehm zu fahren.

Colle di Sampeyre

Zurück in Italien kommen wir zunehmend langsam (abnehmend schnell?) voran. Der Rolle di Sampeyre ist zwar asphaltiert, aber nur knapp zweispurig. Oben treffen wir neben einer kleinen Ausstellung italienischer Verkehrsschilder

Motorrad vor Verkehrsschildern am Solle die Sampeyre

Kleines Museum italienischer Verkehrsschilder zur Ermunterung der zweiranfahrenden Besucher

einen vereinsamten Honda Transalp-Fahrer, der trotz mehrfacher Bestätigung unsererseits nicht glauben will, dass der Pass asphaltiert und nicht, wie er erwartet hat, geschottert ist. Am Ende schiebt er es darauf, dass er auf seiner Karte von hinten rum raufgefahren ist?! Dass oben die geschotterte Varaita-Maira-Kammstrasse die Passhöhe quert scheint ihm entgangen. Unseren GS Fahrern nicht. Aber sie benehmen sich.

Colle del Vallonetto, Colle Fauniera, Colle Valcavera

So langsam wird es sehr kleinteilig, die Straßen enger durch eine weiterhin einsame und aussichtsreiche Bergwelt. Auf der Südseite des Valcavera ärgert die Streckenführung etliche Male die Rennmaschinenfahrer, auch wenn wir zunehmend Übung in Schotter und rutschigem Untergrund bekommen. Irgendwann hängt die S1000R an zwei GS-Fahrern dran, die offensichtlich ebenso mit dem Untergrund hadern. Wir kommen alle unten an. Das zählt.

Die Temperaturen sind in den Dreißigern, wir alle gut im Saft und so trennt sich nach einem Kaffee die Gruppe. Während ein Teil direkt zurückfährt bleiben wir auf der ursprünglichen Route. Über

Isolla2000 und Isola

einem Wintersportort der französischen Seealpen mit dem typisch französischen Retorten-Flair  und seiner „Muttergemeinde“ Isola nähren wir uns dem

Col de la Bonette

Nach drei Stichstraßen, die hier nicht zählen ist der Col, genauer genommen der Cime de la Bonette die höchste Straße der Alpen, vor dem Stilfserjoch, auf dem es Bekannterweise zugeht wie auf dem Ballermann für Motorradfahrer. Umso erstaunlicher ist, dass wir den Col de la Bonette nahezu für uns alleine haben. So für uns alleine, dass wir minutenlang, ungestört in einer Kurve Fotos der Motorräder, der Fahrer und der Kurventechnik machen.

Die Passhöhe liegt zwischen den beiden Gipfeln Cime de la Bonette und Cime des Trios Serrières. Um zur höchsten Straße zu werden zweigt von der Passhöhe noch eine Ringstraße um einen der Gipfel ab. Dieser bildet als schwarzer Kegel einen wunderschönen Aussichtspunkt über die französischen Seealpen.

Zwei Motorräder gegeneinander geparkt

Guten Tag. Ich bin die S1000R. Und ich die Tracer.

Blick vom Cime de la Bonette nach Süden

Seealpen soweit das Auge reicht.

Glücklich und sattsehen von der wunderbaren Bergwelt geht es zurück ins Tal…

und über den perfekt ausgebauten

Col de Vars

zur Unterkunft, wo die anderen mit kaltem Bier auf uns warten.

Was für ein Tag. Ungelogen sicher einer der längsten, schönsten und beeindruckendsten Tage auf zwei Rädern, die ich bisher erleben durfte.

Französische Seealpen. Bitte merken!

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GPX File Tag 6

 

 

 

 

 

 

 

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