Helme sind wie Turnschuhe, irgendwie kann man nicht genug haben. Das geht Euch doch auch so, oder? ODER? Mit dem Bell Bullit Helm habe ich schon vor über vier Jahren geliebäugelt. Damals entschied ich mich aber aus praktischeren Gründen für den Nolan N40 Full mit dem n-com B5 Kommunikationssystem. Sowohl bei der täglichen Pendelei ins Büro als auch auf vielen Touren hat er mir sehr gute Dienste geleistet. Der Dauerbetrieb hat aber auch seine Spuren hinterlassen, er ist mittlerweile trotz regelmässiger Pflege etwas verwohnt und das Intercom hat trotz Firmwareupdate seine regelmässigen Aussetzer. Ausserdem wollte ich einen Helm, der etwas besser zu meiner orangenen Street Triple passte.

Beim Rumlungern auf ebay Kleinanzeigen fand ich irgendwann den Bell Bullit Carbon in Chemical Candy Black Gold in meiner Größe und auch noch in Berlin. Und das auch noch unbenutzt und originalverpackt. Also ab nach Charlottenburg, den Helm ausprobiert (passte), noch etwas verhandelt mit dem Verkäufer (klappte) und dann war er mein.

Dafür, daß es eine limitierte Farbausführung des Helmes ist, war der Preis schon fast unverschämt günstig. Das rauchgraue Visier hatte der Verkäufer schon so geordert. Hätte er es nicht getan, hätte ich es mir nachbestellt.
Technische Daten des Bell Bullitt Carbon
Der Bell Bullitt Carbon Helm bringt 1.400 Gramm auf die Waage und wird mit einer hochwertigen Lederhelmtasche geliefert. Zu den wichtigsten Features gehören: herausnehmbarer und waschbarer Innenraum, antibakterielles Futter mit Lederbesatz, gepolsterter Kinnriemen mit Doppel-D-Ring, fünf vordere Lufteinlässe mit Metallgitter, eine hintere Auslassöffnung, Magnet-Visierverschluss, fünf Jahre Garantie und eine hochwertige Verarbeitung mit Mikroveloursleder. Mein Exemplar war bereits mit einem rauchgrauen Visier ausgestattet, das sich als äußerst praktisch erwiesen hat.
Tragekomfort und Sicht im Alltag
Der Helm sitzt sehr angenehm auf meiner großen Rübe, auch nach längerer Fahrt drück und zwickt nix. Durch das dunkle Visier sieht man sehr viel mehr als man von aussen vermuten könnte. Wenn der Stern vom Himmel brennt braucht es keine Sonnenbrille unterm Helm oder ein Innenvisier (wie beim Nolan). Selbst wenn es bewölkt ist oder beginnt zu dämmern ist die Sicht nicht eingeschränkt. Lediglich nach Sonnenuntergang kann man nur noch mit offenem Visier fahren. Für die Wintersaison habe ich mir noch ein zweites, klares Visier bestellt.
Das Innenfutter mit Mikroveloursleder und Lederbesatz sieht sehr wertig aus und ist auch angenehm zu tragen. Vom Ratschenverschluss kommend habe ich mit mittlerweile auch mit dem Doppel-D-Ring angefreundet. Die Lüftung funktioniert sehr gut, so daß auch Sommerausfahrten nicht im Schwitzinferno unter der Mütze enden.
Auf keinen Helm wurde ich so oft angesprochen wie auf diesen. Obwohl man den Bell Bullitt mittlerweile oft sieht – zumindest in Berlin – ist die Lackierung der Hingucker.


Kritikpunkte im Bell Bullitt Carbon Test
Ganz ohne Schwächen ist der Helm nicht. Ab etwa 110 km/h treten deutliche Windgeräusche auf, die von den vorderen Lufteinlässen verursacht werden. Besonders störend ist, dass die Geräusche genau in meiner Standard-Sitzhaltung entstehen. Wenn ich den Kopf leicht aufrichte, verschwinden sie, aber diese Haltung ist auf Dauer unnatürlich. Auch die Verarbeitungsqualität zeigt kleine Schwächen: Der Kinnriemen franst am Ende aus und ließ sich nur notdürftig mit Heißkleber fixieren. Zudem löst sich die Naht an der Leder-Zuglasche. In dieser Preisklasse hätte ich hier mehr erwartet.
Fazit zum Bell Bullitt Carbon
Der Bell Bullitt Carbon ist ein stilvoller Retrohelm mit sehr gutem Tragekomfort, großem Sichtfeld und toller Verarbeitung im Innenraum. Für die Tagestour oder die Fahrt zur Arbeit ist er meine erste Wahl.
Auf längeren Autobahnpassagen greife ich allerdings lieber zum Nolan N40, der leiser ist und dank Intercom und Flexibilität praktischer wirkt. Wer vor allem auf Optik und Retro-Charme Wert legt, wird mit dem Bell Bullitt Carbon viel Freude haben, sollte aber die Windgeräusche und die Detailqualität im Auge behalten.