Motorradblog über Benzinkultur, Motorradtouren und Custombikes

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Übers Fernweh reden – mein erster Motorradvortrag

Seit über 11 Monaten befinden wir uns mit der Firma fast durchgehend im Homeoffice. Ende März letzten Jahres wurde von der Geschäftsführung erst die Arbeit von zu Hause empfohlen, dann zwischenzeitlich verpflichtend gemacht. Organisatorisch hat das auch alles sehr gut funktioniert. Projekte konnten wie geplant umgesetzt werden, die Umsätze und Erträge stimmten und die Aktionäre waren auch zufrieden.

Aber eines litt doch: das Teamfeeling, der Plausch in der Kaffeeküche, das Mittagessen mit Kollegen. Um auch was für das Zwischenmenschliche zu tun, hatte unser Eventteam eine super Idee. Sie stellten ein Format auf die Beine, in denen den Mitarbeitern sprichwörtlich eine Bühne geboten wurde, ihre Hobbies und Passionen mit den Kollegen zu teilen. Den Anfang machte eine Kollegin mit einem hammergeilen DJ-Set, es gab aber auch Koch- und Fotografiekurse. Übertragen wurde das ganze über Zoom, eine Stunde, in der man etwas neues erfuhr, unterhalten wurde und in der man sich innerhalb der Firma wieder näher kommen konnte.

Das brachte mich auf eine Idee. An Urlaubsreisen ist derzeit nicht zu denken, man verlässt seine eigenen vier Wände nur noch zu den allernötigsten Anlässen. Warum versammeln wir uns da nicht um ein virtuelles Lagerfeuer und erzählen uns von unseren Reisen und Erlebnissen und machen für eine Stunde einfach Urlaub im Kopf? Die Idee wurde begeistert angenommen und der Termin organisiert. Ich kramste in meinen Festplatten nach den schönsten Aufnahmen und Momenten und bastelte ein Best-of meiner bisherigen fünf Alpentouren. Es ergab sich eine Reise über Slowenien durch die Dolomiten, über das Stilfser Joch bis hin zu den französischen Seealpen auf die Route des Grandes Alpes.

Studiosetup mit Greenscreen

Übertragen wurde das ganze aus einem Studio in Reinickendorf. Ursprünglich war es geplant, mein Motorrad mit auf die Bühne zu bringen. Anfang Februar hatte es aber noch -12 Grad und auf den Hauptstrassen Berlins lag Salz. Mit den Temperaturen wäre ich vielleicht noch klar gekommen, aber dem Salz wollte ich meine Maschine nicht aussetzen. Die Alternative mit Greenscreen und einem passenden Hintergrundbild wirkte fast echt. Vor mir noch ein paar Holzscheite mit roten Lampen und fertig war das Lagerfeuer.

Im Regieraum

Sieht auf dem Monitor doch fast echt aus

Um meine nicht motorradaffinen Kollegen nicht mit zu viel Benzinsprech zu überfordern konzentrierte ich mich auf schöne Orte und Anekdoten entlang der Strecke. Am Furkapass beispielsweise ließ sich vortrefflich über den Rhônegletscher, das Hotel Belvedère und den Dreh von James Bonds „Goldfinger“ plauschen.

Das Lagerfeuer hätte etwas mehr wärmen können

Nach einer halben Stunde Alpen durften die Kollegen ran und von ihren Lieblingsorten berichten. Den Abschluss machte dann wieder ich mit Tipps für coronagerechte Tagesausflüge ins Brandenburgische.

Das Finale auf dem Cime de la Bonette

Mir hat es viel Spaß gebracht, auch wenn ich immer wieder aufpassen musste nicht ins labern zu kommen. Ich habe ein sensationelles Talent für unendliche Schachtelsätze. Ich blieb aber in der vorgegebenen Zeit und das Feedback der Kolleg:innen war super. Vielen Dank für die Gelegenheit!

Motorradfahrer und Sonne

Tag 7: Tour de France und viel Strecke mit viel Hitze.

Nach dem umwerfenden Tag gestern starten wir vor unserem Quartier in Guillestre

Abfahrt vor dem Appartement La Combasse

Muss I denn, muss I denn zum Städtele hinaus.

In Briançon trennt sich die Gruppe, da Rolf am Samstag auf den BMW Garmisch Motorrad Days einen Vortrag über seine Weltreise hält. Für mich ein Abenteuer, um das ich ihn beneide, wohl wissend, dass ich selbst nie den Mumm dazu hätte was Ähnliches zu tun. Umso schöner mit so jemandem ein paar Tage unterwegs zu sein und ein Teil seiner Geschichten zu hören und nachzuvollziehen.

Motorräder vor der Stadtmauer in Briancon

An dieser Stelle trennen sich die Wege.

Mit Alex alleine machen wir uns weiter (vorauseilend) auf den Spuren der Tour de France. Über die folgenden Pässe werden in etwa einer Woche die Rennradler fahren. Die ohne Motor. Wir glücklicherweise mit.

Col du Lautaret

Eigentlich gar nicht auf dem Programm, aber als erster, schneller Pass mit lang gezogenen, gut ausgebauten Kurven ein unerwartetes Hightlight an diesem Tag ist der Col Du Lautaret auf dem Weg zum berühmten Tour de France Pass

Col du Galibier

Der fünfhöchste asphaltierte Straßenpass der Alpen geht auf 2642 m Höhe. Die Zahl der Radler ist eine Woche vor der Tour entsprechend hoch. Dennoch gibt es dazwischen immer wieder schöne Passagen für Motorradkurven.

Rückenansicht Motorradfahrer auf dem Col du Galibier

Was ist denn das für ein Terrarium auf der Rückseite der Lederkombi?

Unterhalb der Passhöhe gibt es seit einigen Jahren einen Tunnel, so dass ein Großteil des Verkehrs hier abbiegt und die oberen paar Kurven den Radlern und Motorradfahrern gehören.

Auffahrt auf den Col du Galibier

Immer schön den Blick in die Kurve.

Die Passhöhe bietet schon wieder wunderschöne Blicke auf die umliegende Bergwelt. Nach dem gestrigen Tag fast schon etwas inflationär. Aber dennoch nicht weniger schön.

Schild an der Passhöhe des Col du Galibier

Mit dem Motorrad eine Tagesetappe. Mit dem Fahrrad sicher ein Meilenstein.

Col du Télégraphe

Auch einer der bekannten Tour de France Pässe ist der Col du Télégraphe. Zusammen mit dem Col du Galibier stellt die Kombination eine der „Königsetappen“ der Tour da. Die Straße ist gut ausgebaut und auch auf dem Bike königlich.

Col de la Madeleine

Mit dem Blick auf den Mont Blanc, den schneebedeckten, höchsten Berg der Alpen fahren wir über den Col de la Madeleine. So langsam zehrt die Hitze an den Kräften, so dass es Zeit für eine Mittagspause ist. Das Baguette quer hinten auf dem Motorrad hat bereits Tradition.

Picknick auf dem Col de la Madeleine

Komisches Kopftuch, Herr Herzinger.

Albertville, Col des Saisis, Col Des Aravis

Die Pässe werden niedriger, mit dem Saisis noch 1657 m, der Aravis mit 1486m ist der niedrigste über den Aravis Gebirgszug. Dennoch ist er nicht unbekannt, die Zahl der Busse und Wohnmobile spricht hier Bände. Schließlich gibt es auch hier noch mal große Ausblicke auf den Mont Blanc.

S1000R vor dem Mont Blanc

Im Hintergrund ist der Mont Blanc. Echt. Ich schwöre.

Wir geben uns so langsam der Hitze geschlagen, und ich muss mich sogar als Milka Kuh beschimpfen lassen,

aber was macht man nicht alles für ein bisschen Kulisse

Motorrad vor Berg.

Mann, Motorrad vor Berg. Wir haben verstanden.

Die weitere Strecke wird mühsam. Unsere Übernachtung ist in Genf, die Straßen dorthin alle gesperrt und so rollen wir im Feierabendverkehr über Autobahn und Stau bei 34 Grad im Schatten zu unserer Gastgeberin. Gesellschaftstauglich sind wir nicht mehr.

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Die Tour am Tag 7 als GPX-File

Alpenblitz II – Crew & Rides

Es sind fast genau noch 8 Wochen bis zum Alpenblitz II und die Planung konkretisiert sich. Die Route steht ja schon und jetzt ist auch das Team komplett:

HZ_RR

Mit Thomas habe ich die Tour ausgeheckt, er wird seiner neuen BMW S1000RR die Sporen geben.

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Akki ist nach dem Alpenblitz I auch beim Alpenblitz II dabei auf seiner BMW R 1200 GS Adventure (und dem nicht zu übersehenden Neonhelm).


Stilechte Flussüberquerung im Bayern-Trikot

Besonders freue ich mich auf Rolf, der nach seiner Weltumrundung mit dem Motorrad nicht die Lust an einer kleinen Wochenend-Spritztour durch die Alpen verloren hat und seine treue BMW R 1200 GS mitbringt. Bei der Gelegenheit können wir uns mal endlich persönlich kennenlernen und uns über seine Erfahrungen während seiner großen Tour austauschen. Ich hoffe sehr, daß Rolf auch im Bayern-Trikot erscheint!
Dank der freundlichen Unterstützung von BMW Motorrad kann ich das Kräfteverhältnis von Großenduro zu Supersportler auf diese Tour ausgeglichen gestalten, denn ich werde auch eine BMW S1000 RR pilotieren.

Auf das Bike bin ich sehr gespannt, Thomas hat mir bereits sehr davon vorgeschwärmt. Akkis Kommentar war ein ironisches „Dann nehmt Euch genug Snacks mit für die Pausen, in denen ihr auf uns warten müsst!“ Dann haben wir auch genügend Zeit für Fotostopps für die Daheimgebliebenen Sebastian und Siggi, die uns leider auf dieser Tour nicht begleiten können.

Namlos Tour.

Eigentlich geht die Tour ganz anders. Aber erst einmal von vorne.

Am Ende der A96 zweigt im Örtchen Oberau die B23 Richtung Ettal / Oberammergau ab. Ettal ist bekannt für sein Benediktinerkloster mit rühmlicher und weniger rühmlicher Geschichte.

Kloster Ettal

Von dort zweigt aber auch die kleine, kurvenreiche Straße in Richtung Schloss Linderhof, Ammerwald und Plansee ab. In der Regel ein großer Motorrad-Spaß, heute aber geprägt von frisch gefräßter Fahrbahn, Tempo 30 und 50er Schildern im Wechsel und am Ende einer Vollsperrung in Höhe des Schlosses. Und zwar voll-Vollsperrung. Die Gitter gingen bis links und rechts in die Wiesen hinein. Auch für ein Zweirad kein Durchkommen. Forstarbeiten, heisst es. Mist.

Am Schloss Linderhof

Am Schloss Linderhof

Also Umplanung und die ganze Misere zurück. Tempo 30, Fräßrille, Tempo 50, und so weiter.

Nach Garmisch führt die Strecke in Richtung Fernpass durch das Wettersteingebirge vorbei an der Zugspitze.

Die #RRed vor der mächtigen Zugspitze.

Die #RRed vor der mächtigen Zugspitze.

Der Fernpass ist in der Regel dank des dichten Verkehrs für ein Mopped nur eingeschränkt interessant. Ganz anders dagegen das Namloser Tal, dass in Bichlbach links von der Fernpass Bundesstrasse abzweigt und sofort wie verlassen wirkt, im Vergleich zum Gewusel direkt zuvor. „Aber vorsichtig fahren“ weißt mich der Einheimische noch an. „Die Kurven sind gefährlich“.

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Namlos 3km.

Entlang kleiner Sträßchen mit Kehren und ganz vielen Kurven geht es durch das Tal mit großen Ausblicken auf die umgebenden Berge.

Namlos.

Namlos.

Warum ausgerechnet in diesem schönen Tal dem zuständigen Dorfnamenerfinder nichts einfiel ist schwer zu verstehen. Aber vielleicht war er auch nur sprachlos ob der Schönheit der umgebenden Natur.

In Stanzach mündet die Straße in der Zivilisation, im Lechtal. Von hier aus geht es großzügig gerade bis vor nach Füssen. Dort erwischt mich der April-Regenschauer,

Der Blick zurück in die Berge.

Der Blick zurück in die Berge.

aber was soll’s. Per Allgäu und A96 geht’s zurück nach München.

Mission accomplished.

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GPX der Namlos-Tour.

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Bild via https://escoinbicievadoaroma.wordpress.com/pedalare-in-salita/colle-del-nivolet-to-mt-2612-slm/

Colle del Nivolet

Motorrad fährt man jetzt nicht unbedingt, um schnell von A nach B zu kommen, das Gegenteil ist oft die Regel. Seltener war der Spruch „der Weg ist das Ziel“ zutreffender wie bei einem französischen Alpenpass, der nirgendwo hinführt als auf den Gipfel.
https://www.instagram.com/p/7QlCqAiYjN/
Mit 2.320 Metern Höhenunterschied zählt der Colle del Nivolet zwar zu den gewaltigsten Anstiegen der Alpen, trotzdem fristet er ein Schattendasein, weil nur seine Südostrampe vollendet wurde. Geplant war einst, eine Verbindung aus dem Großraum Turin ins obere Aostatal zu schaffen, doch die Errichtung des Gran-Paradiso-Nationalparks vereitelte das Projekt. Und so endet die Straße etwa zwei Kilometer hinter der Passhöhe, unweit des Rifugio Savoia, an einem rostigen Schlagbaum. Erst 600 Höhenmeter tiefer im Weiler Pont, am hintersten Ende des Valsavarenche-Tals, beginnt wieder eine asphaltierte Straße. Dazwischen verläuft für einige Meter eine angedeutete Trasse, die bald zum Saumpfad schrumpft.


Die nordwestlichste Ecke des Piemont erreicht man über das Valle di Locana, von Turin aus sind es knapp 100km. Trotz der langen Anfahrt lohnt sich der Ausflug, denn die Streckenführung der Passrampe ist spektakulär und das Panorama und der Blick vom Aussichtspunkt etwas südlich des Scheitels auf den Lago Serrù und den Lago Agnel sind einmalig! Mit einer Höhe von über 2600 m reiht sich der südlich des Gran-Paradiso-Massivs liegende Pass außerdem in die Top Ten der höchsten befestigten Alpenpässe ein.
https://www.instagram.com/p/62lUYmJNNb/
Ein bißchen Bewegtbild fand ich auch noch. Das macht die Sehnsucht nach Sommer und Kurven aber nicht wirklich besser.

Curves Magazin – Route des Grandes Alpes

Curves – Soulful Driving ist ein Liebhabermagazin für Menschen, die passionierte Auto, Motorrad oder Radfahrer sind und den Genuss und das Abenteuer der Straße suchen. Für Menschen, die schon die Planung einer Reise zelebrieren (das wäre dann ich), für die Schwärmer und Schwelger, die die Fahrt im Geiste durchleben, bevor sie sich dem echten Abenteuer hingeben.

Die Ausgabe „Route des Grandes Alpes“ war die erste aus der Reihe der Curves Magazine und ist jetzt in neuer Auflage wieder verfügbar, komplett neu fotografiert. Die Route des Grandes Alpes wurde 1913 für fünf Teiletappen eröffnet und führt durch die Alpen zum Mittelmeer an die Cote d’Azur und überquert dabei 16 Hochalpenpässe. Neun dieser Pässe befinden sich über 2.000 Meter, darunter der höchste Straßenpass der Alpen, der Col de l’Iseran mit 2.770 Metern. Auf ca. 700 Kilometern Länge überwindet die Route einen Höhenunterschied von 15.700 Metern. Sie zählt zu den schönsten Strecken der Welt. Und sie ist unser Ziel im nächsten Jahr für den zweiten Teil unserer Alpenblitz-Tour.

Neben 120 atemberaubenden Abbildungen finden sich in dem Magazin auch Höhen- und Streckenprofile der Gesamtetappe und fünf Tagesetappen mit MairDumont-Kartenmaterial. Die perfekte Grundlage für die eigene Tour. Für 15,00 € quasi ein Schnäppchen für nicht enden wollendes Touren-Kopfkino.

Alpenblitz 2015 – das Video

Keine sechs Wochen ist es her, als wir den Alpenblitz gefahren sind. Unsere Motorradtour durch Österreich und Italien bescherte uns siebzehn Pässe in vier Tagen: Hahntennjoch, Timmelsjoch, Stilfser Joch, Umbrailpass, Gaviapass, Tonalepass, Mendelpass, Nigerpass, Karerpass, Sellajoch, Grödnerjoch, Pordoijoch, Fedaiapass, Falzaregopass, Passo Tre Croci, Drei Zinnen sowie zum Abschluss die Großglockner Hochalpenstrasse.

Wer die genauen Tourenbeschreibung nachlesen will, hier sind die Blogposts dazu:

Vielen Dank an meine Mitfahrer HZ, Sebastian, Akki und Siggi, an Skarlett Röhner für das tolle Tourlogo, Stephan Meinherz für den tollen Song „Being Yourself“ zur Untermalung des Videos und nochmals an BMW Motorrad für die Bereitstellung meiner Alpenblitz-Reisebegleiterin R nineT.

Alpenblitz Tag 4 – Großglockner Hochalpenstrasse

Die Diskussion am letzten gemeinsamen Abend unserer Tour drehte sich unter anderem um das Wetter. Drei Tage hatten wir sehr viel Glück gehabt, aber für den Sonntag waren sich alle Wetter-Apps auf allen anwesenden Smartphones einig: spätestens ab 11:00 Uhr gibt es auf die Mütze, Gewitter galore. Da wir nicht von unserer ursprünglichen Route über die Großglockner Hochalpenstrasse abweichen wollten, einigten wir uns auf folgenden Plan: Aufstehen um 06:00 Uhr, Abfahrt um 06:30 sowie Straffung der Route durch das Pustertal durch Auslassen der Pustertaler Höhenstrasse.

Das mit dem frühen Aufstehen haben wir fast hinbekommen, zumindest rollten wir um kurz vor sieben Uhr morgens vom Hof. Nach einem letzten Blick auf die Drei Zinnen ging es talwärts Richtung Toblach, wo morgendliche Nebelschwaden gepaart mit dem morgendlichen Sonnenschein ein William Turner-eskes Bild zeichneten. Nach dem lausigen Kaffee im Hotel am Morgen machten wir an der ersten österreichischen Tankstelle einen Frühstückshalt und kamen in den Genuß von frischen Brezeln. Und deutlich billigerem Sprit als in Italien.

Der Weg durch das Pustertal war relativ ereignislos, aber wir kamen gut voran, da um die Uhrzeit kaum Verkehr da war. Pünktlich um 9 Uhr passierten wir das Mauthäuschen in Heiligenblut. Vierundzwanzigeurofünfzig wollen die haben. Für einmal über den Pass drüberrutschen. Aber wir wollten das ja so. Dafür nutzten wir auch alle zur verfügenden Straßen, am Kreisverkehr (echt jetzt) ging es erst mal links den Berg die Stichstrasse hoch Richtung Großglockner. Oben angekommen konnten wir den Rest eines Gletschers begutachten und das womöglich häßlichste Parkhaus in den Alpen. Daneben hatte ein Autohersteller ein Automuseum hingestellt, warum auch immer. Die Gebirgsbäche und kleinen und größeren Wasserfälle entlang der Auf- und Abfahrt waren allerdings ganz schön anzuschauen.

Die Großglockner Hochalpenstraße an sich war wirklich schon zu fahren. Gut ausgebaut und mit weiteren Kurven konnte man das Motorrad schön um die Ecke zirkeln. Das Panorama war auch einzigartig. Wenn man etwas mehr Zeit mitbringt, kann man mehrere Aussichtspunkte genießen und sich Ausstellungen zur Entstehung der Hochalpenstraße zu Gemüte führen. Mit dem schlechtem Wetter im Nacken bewegten wir uns allerdings etwas zügiger.

Die Abfahrt Richtung Zell am See war dann noch mal ein richtiger Bremsentest. Nach der Mautstelle Ferleiten machten wir eine kurze Pause und anhand der immer länger werdenden Autoschlangen an der Mautstelle sahen wir uns in unserem Frühstart einmal mehr bestätigt. Über Leogang und St. Johann in Tirol orientierten wir uns Richtung Kufstein. Furchtbar dröge 80 Kilometer bei sehr vollen Straßen, aber leider nicht vermeidbar.

Von Kufstein fuhren wir über die L37 über Wacht Richtung Bayrischzell, hier wurde es von der Strecke nochmal nett mit Kurven und einem schönen Alpental. Kurz vor Bayrischzell hatte uns das schlechte Wetter allerdings endgültig eingeholt und ein ordentlicher Gewitterguß zwang uns in die Regenpellen. Gott sei Dank war der schnell vorbei und wir schafften den restlichen Weg Richtung München halbwegs trocken.

Waren An- und Abfahrt zum Großglockner eher Durchschnitt, war die Hochalpenstraße schon ein sehr feines Stück Asphalt, daß man schon mal befahren haben sollte in seinem Motorradleben, auch wenn der Eintrittspreis nicht ohne ist. Aber hey, man bekommt einen Sticker dazu!

Alpenblitz Route Tag 4

Hahntennjoch, Timmelsjoch, Stilfser Joch, Umbrailpass, Gaviapass, Tonalepass, Mendelpass, Nigerpass, Karerpass, Sellajoch, Grödnerjoch, Pordoijoch, Fedaiapass, Falzaregopass, Passo Tre Croci, Drei Zinnen, Großglockner Hochalpenstrasse, siebzehn Pässe in vier Tagen. Erst hinterher ist mir aufgefallen, daß wir von den zehn höchsten Alpenpässen der Alpen fünf auf dieser Tour bereist haben:

1. Col de la Bonette, 2802 m
2. Col de l’Iseran, 2770 m
3. Stilfser Joch, 2758 m
4. Col d’Agnel, 2746 m
5. Col du Galibier, 2646 m
6. Passo di Gavia, 2618 m
7. Timmelsjoch, 2509 m
8. Großglockner-Hochtor, 2504 m
9. Umbrailpass, 2501 m

10. Großer Sankt Bernhard, 2469 m

Somit wäre ein Plan für die Tour im nächsten Jahr, die Top 10 voll zu machen. In der Reihenfolge Großer Sankt Bernhard, Col de l’Iseran, Col du Galibier, Col d’Agnel sowie Col de la Bonette ließe sich eine gute Route stricken. Ich fange mal an zu planen!

Alpenblitz Tag 2 – über Timmelsjoch, Stilfser Joch und Gaviapass bis Bozen

Genug des Vorspiels, let’s get down to business. Der zweite Tag unserer Tour begann gleich mit einem Klassiker, dem Timmelsjoch. Mit seniler Bettflucht gesegnet waren wir früh auf der Strasse und hatten freie Fahrt. Vor der Tour hatte ich mich noch gewundert, warum Pässe wie das Timmelsjoch und das Stilfser Joch Wintersperren bis Ende Mai hatten. Spätestens heute sollte ich herausfinden, dass das durchaus seine Berechtigung hat. War die Auffahrt zur Mautstation und die weiteren Kilometer sonnig und sommerlich, wurde es mit ansteigenden Höhenmetern nebliger und die Schneemengen links und rechts der Strasse nahmen deutlich zu. Oben angekommen waren es locker vier Meter Schneehöhe neben dem Parkplatz. Kamerakind Thomas hat die Auffahrt mal in Hyperlapse-Modus aufbereitet:

Mangels geeigneter Fernsicht zum Verweilen machten wir uns auf den Weg Richtung St. Leonhard in Passeier. Anfangs war sehr langsame Fahrt angesagt, da der Nebel relativ dicht war und man die Kurven oder Tunnel nur sehr kurzfristig erkennen konnte. Das war sicherlich eine der Gelegenheiten, bei der sich Akki und Sebastian über ihre Zusatzscheinwerfer an den GSen freuten. Und wenn sie nur dafür gut waren, vom Gegenverkehr besser gesehen zu werden.

Bald hatten wir wieder klare Sicht und unten in St. Leonhard angekommen, genehmigten wir uns erstmal am Marktplatz eine kleine Espressopause in strahlendem Sonnenschein. Über Meran und das Vinschgau setzten wir unsere Tour in Richtung Stilfser Joch fort. Leider war dies eine relativ mühsame Etappe, zu der es leider keine Alternative gab. So wurschtelten wir uns im Verkehrsgewühl von Ortschaft zu Ortschaft.

Vor der Anfahrt aufs Stilfser Joch machten wir Mittagspause auf der Terrasse des Hotels Gallia. Das Wiener Schnitzel war eines der besten, das ich bislang gegessen hatte – sehr empfehlenswert! Mit entsprechender Grundlage ging es dann in das Kurven-Eldorado. Wir hatten Glück, dass wir unter der Woche und außerhalb der Ferien da waren. Außer zwei Autos bremste kein Vehikel den Spaß. Jenseits der Baumgrenze öffnete sich der Blick auf das Ortlermassiv. Um vor lauter Staunen nicht in die nächste Wand zu fahren, musste ich das eine oder andere Mal anhalten, um den Ausblick zu genießen. Unfassbar beeindruckend, Natur ist schon was Tolles. Dadurch, dass wir freie Fahrt hatten, war die Auffahrt auch sehr entspannt. Ein guter Rhythmus zwischen den engeren Rechtskurven und den etwas weiteren Linkskurven stellte sich ein, die Fahrradfahrer bergab fuhren auch zivil, alles fein.

Nach einem kurzen Aufenthalt auf der Passhöhe machten wir uns an die Abfahrt. Und da wir schon mal da waren, nahmen wir noch einen kurzen Abstecher auf den Umbrailpass mit, dessen Passhöhe bereits kurz nach dem Abzweig vom Stilfser Joch erreicht ist. Bei der Abfahrt Richtung Bormio war ich ganz froh, dass in den engen Tunneln ein Jeep Cherokee vor mir fuhr und quasi das Räumkommando bildete. Die Südrampe des Stilfser Jochs ist auf jeden Fall um einiges kommoder zu fahren, da die Kurvenradien deutlich entspannter sind als auf der engeren Nordseite.

Kurz durch Bormio durch nahmen wir den Abzweig Richtung Gaviapass, Thomas erklärtem Lieblingspass. Und beim Befahren erschloss sich mir auch seine Vorliebe. Im unteren Part ist er noch sehr unscheinbar, bis hinter San Caterina Valfurva ein schönes Kurvengeschlängel bergauf einsetzt. Im oberen Part wird die Straßenführung wieder etwas gerader, die Natur wandelt sich in ein faszinierend rauhes, hochalpines Szenario. Der Straßenzustand wird merkbar schlechter, bis vor ein paar Jahren waren weite Passagen des Gavia noch Schotterpisten. Heutzutage ist er durchgehend asphaltiert, aber die harten Winter hinterlassen ihre Spuren im Straßenbelag. Meine Ninette schlug sich tapfer, auf einer Enduro hätte ich mich in diesem Moment aber etwas wohler gefühlt. An der Passhöhe machten zahlreiche Fahrradfahrer Rast. Der Gavia zählt zu einen der Klassikern des Giro d’Italia, daher auch seine Beliebtheit bei der Pedaltreterfraktion.

Bei der Bergabfahrt sollte man erhöhte Vorsicht walten lassen: In manchen Passagen ist die Straße keine drei Meter breit und viele Kurven sind nicht einsehbar. Umso mehr Unverständnis hatten wir für die gehirnamputierte Heizertruppe aus Augsburg, die mit mehr als zwanzig Motorrädern wie die Gestörten den Pass heruntereimerten und nicht nur sich sondern auch alle anderen Fahrzeuge gefährdeten.

Beim Tankstopp in Fraviano schauten wir auf die Karte mit der weiteren Streckenführung Richtung Bozen. Auf dem Papier sah es unspektakulär aus und ich befürchtete eine ähnliche Gurkerei wie durch das Vinschgau, wurde aber erfreulicherweise eines besseren belehrt. Zunächst ging es über den Tonalepass (1.884 m ü.NN), der eher der Kategorie „Heizerpass“ zuzuschreiben ist, mit langgezogenen Kurven. Sehr spaßig, auch wenn der Skiort auf der Passhöhe ziemlich hässlich ist. Aber anhalten wollten wir eh‘ nicht (außer vielleicht zum Stickerbombing des Passschildes).

Ab der Ortschaft Cis folgten wir der SS42, die sich schön den Berg hinauf wurschtelte und uns durch schöne Weinberge zum Mendelpass führte (1.362 m ü.NN). Freundlicherweise hatten die italienischen Straßenbauer weite Passagen des Passes neu geteert, so dass die Abfahrt Richtung Bozen ein besonderer Spaß wurde.

Alpenblitz Route Tag 2

Bei 28 Grad im Tal lief uns die Suppe durch die Motorradkombis. Je näher wir Bozen kamen, desto dichter wurde der Verkehr. Und ich merkte, wie sichtlich genervt ich davon war, nach einem Tag auf Alpenpässen, nur umgeben von Natur. Endlich hatten wir unser Hotel gefunden und bockten die Motorräder auf. Und schon stand unser Begrüßungskomitee mit fünf frisch gezapften Bieren da: Siggi. Ursprünglich wollte er die Tour von Anfang an mitfahren, war dann aber beruflich verhindert. Umso größer unsere Freude, als er sich Freitag mittags entschloss, das Roß zu satteln und nach Italien zu reiten, um mit uns zumindest am Samstag fahren zu können.

Frisch geduscht machten wir uns auf in die sehr schöne Altstadt von Bozen und bei Bier und südtiroler Brettljause fand der Tag einen sehr schönen Abschluss.

Post-Alpen-Blues

Gestern ging der Alpenblitz 2015 zu Ende, in den letzen vier Tagen fuhren Thomas, Sebastian, Akki und ich 1.200 Kilometer durch die österreichischen und italienischen Alpen. Am Freitagabend stieß Siggi noch zu uns, um zumindest den Samstag noch mit uns zu fahren.

Für mich war es das erste Mal in den Alpen auf dem Motorrad und vielleicht bin ich daher etwas leichter zu beeindrucken als erfahrene Alpenpiloten. Aber jetzt sitze ich hier in München beim Frühstück und mein Gehirn ist immer noch dabei, die Eindrücke zu verarbeiten und ich kann nur sagen: Scheisse, war das geil! Traumpässe, unfaßbare Aussichten, eine tolle, harmonische Gruppe und mit der R nineT den perfekten Kurvenjäger für die Alpen. Daher sitze ich hier gerade etwas melancholisch und habe den Post-Alpen-Blues.

Ich bin froh, daß wir so viel Glück mit dem Wetter hatten. Vor einer Woche noch waren für alle Tage der Tour Gewitter vorhergesagt. Die Vorhersagen haben sich zwar verbessert im Laufe der Woche, trotzdem war für jeden Tourtag Regen und Gewitter vorhergesagt. Bis auf einen kleinen Schauer am Passo Pordoi hat uns aber erst am letzten Tag in Bayrischzell mit einem Gewitter erwischt.

Schweren Herzens werde ich heute die R nineT zum BMW Fuhrpark zurückbringen, was für ein klasse Motorrad. In Berlin am Flughafen steige ich wieder auf meine kleine GS und ich hoffe, daß ich durch die Ninette nicht allzu sehr verwöhnt wurde und mich auch wieder mit 50 Einzylinder-PS begnügen kann. Das vielleicht schon, aber die Berge werden mir definitiv fehlen.

In den kommenden Tagen werde ich mich durch die Gigabyte an Bilddaten wühlen und die Highlights der Tour zusammenstellen sowie die Tour-Eigenschaften der Ninette näher beleuchten. Vielleicht hilft das dann auch über den Blues hinweg und schürt die Vorfreude auf die nächste Alpentour 2016.

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