Eigentlich dachte ich, mich könne nicht mehr viel überraschen, wenn es um Automuseen geht. Dann stand ich in einer ehemaligen Schraubenfabrik in Dietzhölztal – und staunte. Das Nationale Automuseum – The Loh Collection ist nicht nur ein Museum. Es ist ein Statement. Und für mich eine der eindrucksvollsten Fahrzeugsammlungen, die ich je gesehen habe.
Von der privaten Leidenschaft zum öffentlichen Museum
Hinter der Sammlung steht der Unternehmer Rainer M. Loh, der über Jahrzehnte hinweg mit viel Gespür, Fachwissen und Leidenschaft eine der exklusivsten Fahrzeugsammlungen Europas aufgebaut hat. Ursprünglich war die Sammlung nicht öffentlich zugänglich – sie war ein privates Refugium für Liebhaber klassischer Technik. Doch 2023 wurde daraus ein echtes Museum: In den aufwändig restaurierten Industriehallen einer früheren Fabrik in Dietzhölztal-Ewersbach entstand auf 5.000 Quadratmetern ein Ort, der Technikgeschichte, Designikonen und Motorsport-Mythen zusammenbringt.
Exponate mit Gänsehautgarantie
Wer durch die Ausstellung geht, merkt schnell: Hier wurde nicht einfach ein Fuhrpark in Reih und Glied gestellt. Die Fahrzeuge sind sorgfältig kuratiert, thematisch sortiert und mit viel Raum zur Wirkung gebracht. Und das Line-up? Mehr „Wow“ geht kaum.








Ein paar Highlights:
- Ferrari 250 GTO – eines der teuersten und begehrtesten Autos der Welt, in makellosem Zustand.
- Bugatti Type 57 Atlantic Recreation – mit Liebe zum Detail nachgebaut, in dramatischer Kulisse platziert.
- Mercedes-Benz 300 SLR „Uhlenhaut Coupé“ (als Replika) – das Original gilt als das teuerste Auto der Welt.
- Maybach Exelero – ein Einzelstück, gebaut für Reifentests bei über 350 km/h, mit einer Form, die eher Batmobil als Limousine ist.
- Bucciali TAV8-32 „Golden Arrow“ – französischer Art-déco-Traum mit Frontantrieb und Details wie aus einem Science-Fiction-Film der 1930er.
- Citroën DS21 „Le Dandy“ by Chapron – eleganter Umbau der Göttin zum zweitürigen Coupé, selten und stilistisch ein Volltreffer.
- Und natürlich: zahlreiche Le-Mans- und DTM-Rennfahrzeuge, die Motorsportgeschichte geschrieben haben – vom Gruppe-C-Prototypen bis hin zu Tourenwagen-Ikonen der 80er und 90er.






Sonderausstellung: Grand Prix – Die Geschichte der Formel 1
Ein echtes Highlight meines Besuchs war auch die aktuelle Sonderausstellung „Grand Prix – Die Geschichte der Formel 1“, die noch bis zum 31. Dezember 2025 läuft. Hier dreht sich alles um die Königsklasse des Motorsports – und zwar mit echten Legenden auf dem Teppich.
Gezeigt werden unter anderem:
- Ein Ferrari F1-2000, mit dem Michael Schumacher den Grundstein für seine WM-Serie bei Ferrari legte.
- Der McLaren MP4/5B, gefahren von Ayrton Senna – mehr Mythos geht kaum.
- Ein seltener Lotus 72, der zu den ikonischsten Konstruktionen der 1970er zählt.
- Weitere Fahrzeuge von Mercedes, Williams und weiteren Top-Teams.






Dazu gibt’s Helme, Rennanzüge und reichlich Kontext zur Technikentwicklung, Reglements, Fahrern und dramatischen Rennen. Auch für Formel-1-Kritiker ist das eine beeindruckende Zeitreise durch Jahrzehnte voller Geschwindigkeit, Risiko und Ruhm.
Atmosphäre statt Aufreihung
Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Inszenierung. Die Kombination aus rohem Industriecharme und punktgenauer Lichtsetzung macht die Fahrzeuge fast zu Skulpturen. Keine sterile Messehallen-Atmosphäre, sondern Patina, Beton und Geschichte. Dabei hilft die Architektur der alten Produktionshallen, die großzügige Raumhöhe, die Stahlträger – hier wird die Bühne, auf der die Fahrzeuge stehen, selbst zum Erlebnis. So steht ein Großteil der Exponate auf einer nachempfundenen Steilwandkurve aus Holz, ein anderer in einem „Setzkasten“ genannten Regal aus Stahlträgern an der Rückwand der Industriehalle.
Letztes Jahr bvesuchten wir das Petersen Museum in Los Angeles und ich war sehr begeistert – was die Qualität der Exponate und die Art der Präsentation angeht, kann die Loh Collection aus meiner Sicht hier locker mithalten.
Praktische Infos
Falls du jetzt auch Lust bekommen hast, hinzufahren – hier die wichtigsten Infos:
Adresse:
Nationales Automuseum – The Loh Collection
Industriestraße 3–5
35716 Dietzhölztal-Ewersbach
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag: 10:00 – 18:00 Uhr
Montag & Dienstag: geschlossen
(letzter Einlass: 17:00 Uhr)
Eintrittspreise:
- Erwachsene: 18 €
- Ermäßigt (Schüler, Studenten, Rentner): 14 €
- Kinder unter 6 Jahren: frei
- Familienkarten und Gruppenpreise sind ebenfalls verfügbar
Anreise:
- Mit dem Auto: Parkplätze sind direkt am Museum vorhanden
- Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: per Bahn bis Dillenburg, dann mit dem Bus (Linie 520) bis Dietzhölztal-Ewersbach
Für alle, die sich für klassische Technik, Designgeschichte oder einfach für besondere Orte begeistern: Dieses Museum ist ein Pflichtbesuch. Und die F1-Sonderausstellung setzt dem Ganzen die Krone auf.
Bla
Weder vom Museum noch vom Ort je etwas gehört. Aber notiert. Wenn man die A45 wieder fahren kann, ist das einen Abstecher wert.
Alexander
Ich habe mir sagen lassen, dass man in der Gegend auch gut Motorrad fahren kann: https://kettenritzel.cc/2025/06/06/auf-britischer-mission-durch-deutsche-kurven-die-triumph-speed-twin-1200-im-test/