Zum dritten Mal wurde Berlin am vergangenen Wochenende zum Hotspot der elektrifizierten Zweiradwelt. Das Reload.Land 2025 brachte am 7. und 8. Juni alles zusammen, was Rang, Namen und ein Ladegerät hat: von progressiven Elektrobikes über abgefahrene Custom-Umbauten bis hin zu erstmals gezeigten Prototypen – das Ganze verpackt in entspannter Festivalatmosphäre.

Von den großen Herstellern waren Can-Am und Livewire vertreten, Zero glänzte leider durch Abwesenheit. Dafür wagte mit Ultraviolette ein neuer Hersteller den Sprung nach Europa und wählte die Reload.Land als Rahmen für seinen Markteintritt in Deutschland. Liebhaber klassisch gestylter Motorräder kamen bei Maeving und Black Tea Motorcycles auf ihre Kosten, Kleinkraftradfahrer konnten sich bei Second Ride, Emco oder Soom umschauen.

Mein persönliches Highlight war die Custom Ausstellung. Hier bot der Napoleon Komplex als neue Veranstaltungslocation viel mehr Raum zur Inszenierung und den hat das Team um Max Funk sehr gut genutzt.

Ein echter Hingucker war Ichiban Motorcycles. Die Jungs haben ihr bislang nur digital bekanntes Design jetzt in die Realität gebracht – und es sieht aus wie ein Cyberbike direkt aus einem Science-Fiction-Film. Der Prototyp stand in Berlin erstmals öffentlich auf eigenen Rädern. Ob fahrbereit oder nicht, war nebensächlich – das Teil wurde zum Selfie-Magnet.

Gleich daneben: der VOLTO von JP Performance. Ein Elektroauto auf Tuning-Steroiden, das zeigt, wie man auch als Petrolhead mit Strom Spaß haben kann. Dass ausgerechnet JP in diesem Kontext auftaucht, passt zur Grundidee von Reload.Land: keine Dogmen, nur Ideen.

Ebenso viel Aufmerksamkeit bekam Hush Cycles aus der Schweiz. Der Designer Alex Stalder zeigte erstmals seinen Prototypen eines elektrischen Superbikes – klare Linien, saubere Technik und spannende Details.

Eingerahmt wurde das Hush Cycle von den nicht weniger spektakulären Diem X-01 und der Studie Polestar Exö des Designstudenten Joel Wengstrom.

Mit Bruno von Sine Cycles – ebenfalls aus der Schweiz – unterhielt ich mich über seinen „King Current“ genannten Eigenbau. Der in Eigenregie gebaute Chopper-Rahmen beherbergt Antriebsstrang und Bremsanlage aus einer Zero FX des Modelljahrs 2016. Der Drehstrommotor leistet 43,4 PS und 96 Nm Drehmoment, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 125 km/h. Die Kraft wird per kupplungslosen Riemenantrieb ans Hinterrad übertragen – mit Riemenscheiben, die Bruno selbst entworfen und gefertigt hat. Ihr seht die Maschine auch im Silent Ride-Video weiter unten.

Neben all dem Blech und Strom gab’s auch was für den Kopf: Die Reload.Land Konferenz brachte Panels zu Technik, Design und den Herausforderungen des Markts. Am Samstagabend rollte der Silent Ride durch die Hauptstadt – leise, aber bestimmt. Danach wurde gefeiert – natürlich elektronisch.

Reload.Land 2025 hat erneut bewiesen, dass Elektromobilität mehr ist als Reichweitenangst und Steckdosensuche. Es ist eine Szene in Bewegung – und Berlin ihr vorläufiger Mittelpunkt.