Zugegeben, wir waren nicht vor Ort. Aber wer in diesem Jahr die DTM verfolgt, weiß: Einschalten lohnt sich wieder. Enge Kämpfe, starke Fahrten – und auf dem Dünenkurs von Zandvoort gab es obendrauf noch die perfekte Kulisse. Zwei Rennen, zwei Geschichten. Und beide hätten es verdient, in die Saison-Highlights aufgenommen zu werden.
Samstag: Güven behält den Durchblick
Das erste Rennen am Samstag war eines dieser typischen Zandvoort-Rennen. Wechselhaftes Wetter, knifflige Reifenentscheidungen – wer da die Nerven behält, kann groß abräumen. Ayhancan Güven tat genau das. Der Porsche-Pilot von Manthey EMA hatte das richtige Timing beim Boxenstopp, setzte früh auf Slicks und behielt auch beim späten Restart nach Safety-Car-Phase die Übersicht. Sieg Nummer zwei für den schnellen Türken.


Hinter ihm: Nicki Thiim im Lamborghini. Der Däne setzte auf Slicks von Anfang an – mutig, aber clever. Der Lohn: Platz zwei und das erste DTM-Podium für Abt Sportsline in der neuen Lamborghini-Ära. Maximilian Paul komplettierte das Podium und bescherte seinem Familienrennstall das erste Top-3-Ergebnis überhaupt. Starkes Rennen, mutige Strategie – genau das, was die DTM gerade ausmacht.
Top 5 – 5. Meisterschaftslauf (Samstag):
- Ayhancan Güven (Manthey EMA, Porsche 911 GT3 R)
- Nicki Thiim (Abt Sportsline, Lamborghini Huracán GT3 Evo2), +0,323 Sek.
- Maximilian Paul (Paul Motorsport, Lamborghini), +4,182 Sek.
- Luca Engstler (TGI Team Lamborghini by GRT), +4,726 Sek.
- Lucas Auer (Mercedes-AMG Team Landgraf), +5,861 Sek.
Sonntag: BMW-Doppelschlag
Was das Samstagsrennen an Chaos bot, lieferte der Sonntag in Kontrolle. René Rast fuhr von der Pole weg ein souveränes Rennen – mit cleverer Taktik, schnellen Boxenstopps und einem fehlerfreien Auftritt. Am Ende holte sich der dreifache Champion seinen 29. DTM-Sieg. Nebenbei stellte er noch einen DTM-Rekord auf: Mit 26 Pole-Positions überholte er die bisherige Bestmarke von Bernd Schneider.
Dass Rast das Rennen trotz gesundheitlicher Probleme bestritt – er hatte sich vor dem Start den Kopf gestoßen und klagte später über Kopfschmerzen – zeigt seinen Ehrgeiz. Ob das im Motorsport-Umfeld die richtige Entscheidung war, kann man durchaus diskutieren. Die medizinische Untersuchung nach dem Rennen gab jedenfalls grünes Licht für die Weiterreise nach Le Mans.


Teamkollege Marco Wittmann machte es Rast nicht leicht. In seinem 200. DTM-Rennen – ein seltener Meilenstein, den vor ihm nur sieben andere Fahrer erreicht haben – schloss er in der Schlussphase die Lücke, blieb aber fair. Kein Risiko im teaminternen Duell – so soll es sein. Dass Wittmann alle 200 Rennen für BMW bestritten hat, ist in der heutigen Rennszene fast schon ein Kuriosum. Und das Podium zum Jubiläum war der passende Rahmen.
Thomas Preining hielt sich im Porsche erneut stark und wurde Dritter. Auch Jack Aitken im Ferrari und Maro Engel im Mercedes fuhren solide Top-5-Ergebnisse ein. In der Meisterschaft ist es weiterhin eng – kein Fahrer dominiert, und genau das macht die DTM 2025 bislang so unterhaltsam.
Top 5 – 6. Meisterschaftslauf (Sonntag):
- René Rast (Schubert Motorsport, BMW M4 GT3 Evo)
- Marco Wittmann (Schubert Motorsport, BMW), +6,155 Sek.
- Thomas Preining (Manthey EMA, Porsche), +6,160 Sek.
- Jack Aitken (Emil Frey Racing, Ferrari 296 GT3), +6,487 Sek.
- Maro Engel (Mercedes-AMG Team Winward Racing), +24,922 Sek.
Zandvoort liefert – und die DTM auch
Was bleibt? Zwei komplett unterschiedliche Rennen auf einer der spektakulärsten Strecken im Kalender. Überhöhte Kurven, enge Duelle, taktische Finesse – Zandvoort hat geliefert. Und die DTM hat gezeigt, dass sie wieder da ist. Nicht durch künstliche Show, sondern durch echte Rennen, starke Fahrer und clevere Teams.
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