Elektromotorräder haben ihren Reiz, besonders wenn sie so dynamisch daherkommen wie die beiden Modelle, die ich kürzlich im Craftwerk Berlin testen konnte: Die Livewire One und die im letzten Jahr vorgestellte S2. Eine kleine Feierabendrunde durch die Stadt ersetzt freilich keinen Test, daher hier nur meine ersten Impressionen.
Livewire One – Kraft und Vertrauen
Die Livewire One beeindruckt sofort mit ihrem gestreckten, dynamischen Design. Optisch für mich ein Volltreffer. Fand übrigens auch der von mir sehr geschätzte Jens vom Brauck, der sogar schon zwei Custombikes auf Basis der One aufgebaut hatte. Persönlich gefällt mir ja der erste Umbau aus 2021 besser als der spätere aus 2023, aber das ist Jammern auf sehr hohem Niveau.
Aber zurück zur Testfahrt. Auf der Straße bestätigt sich der starke erste Eindruck: Die Kraftentfaltung des Motors mit 78 kW (105 PS) und 116 Nm Drehmoment ist enorm und lädt dazu ein, beherzt am Gasgriff zu drehen. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt sie in etwa 3 Sekunden – ein Wert, der sofort spürbar ist.

Das Fahrwerk der One vermittelt viel Vertrauen, die Maschine liegt satt und stabil auf der Straße, was besonders bei schnelleren Kurvenfahrten deutlich wird. Die Sitzposition ist sportlich, aber komfortabel genug für längere Touren. Das Fahrwerk ist hochwertig abgestimmt und gibt klare Rückmeldungen, sodass man stets ein sicheres Fahrgefühl hat.




Technisch punktet die One mit einer hochwertigen Traktionskontrolle und sportlich abgestimmtem ABS, was besonders bei schlechteren Straßenverhältnissen zusätzliche Sicherheit bietet. Allerdings sind zwei Details etwas gewöhnungsbedürftig: Die getrennten Blinker links und rechts, die mich spontan an ältere BMW-Modelle erinnerten, sowie das pulsierende Gefühl des Antriebs im Stand, spürbar durch ein leichtes Vibrieren in der Sitzbank – ungewöhnlich, aber keinesfalls störend.
Livewire S2 Alpinista – Wendigkeit und Spaß
Zurück im Craftwerk ging es direkt mit der S2, ich hatte mir die Alpinista reserviert. Im direkten Vergleich zeigte sich die Alpinista deutlich agiler und handlicher. Auch hier überzeugte die Leistungsentfaltung mit 60 kW (80 PS). Das volle Potenzial konnte ich im Stadtverkehr zwar nicht ganz ausschöpfen, doch in den Kurven – in unserem Fall dem Kreisverkehr des örtlichen Möbelhändlers – offenbarte die S2 ihren sportlichen Charakter: Die Maschine kippt äußerst willig in Schräglagen und sorgt für jede Menge Fahrspaß.




Die Sitzposition ist bei der Alpinista etwas aufrechter als bei der One, was sie besonders im Stadtverkehr komfortabel macht. Ein weiterer Pluspunkt ist die umfangreiche Ausstattung mit modernster Technik: Die Maschine verfügt über eine 6-Achsen-IMU von Bosch, die für Kurven-ABS und eine kurvenoptimierte Traktionskontrolle sorgt. Zudem stehen vier voreingestellte Fahrmodi sowie zwei individuell konfigurierbare Modi zur Verfügung, sodass jeder Fahrer das Motorrad exakt auf seine Bedürfnisse abstimmen kann.
Ein besonderes Merkmal der Alpinista ist zudem ihr Fokus auf Nachhaltigkeit. In der Konstruktion werden umweltfreundliche Materialien eingesetzt, wodurch das Motorrad zusätzlich an Attraktivität für umweltbewusste Fahrer gewinnt. Die Bereifung besteht aus 17-Zoll-Rädern mit Dunlop Roadsmart IV Reifen, die für ein präzises Handling und sehr gutes Feedback sorgen.
Die S2-Modelle (Del Mar, Mulholland, Alpinista) teilen sich die technische Basis, unterscheiden sich jedoch klar durch eigene Charakteristika. Während der Del Mar im Flat-Track-Stil mit größeren 19″ Rädern für eine sportlich-aggressive Fahrweise ausgelegt ist, zielt der Mulholland mit Cruiser-Elementen, einer aufrechten Sitzposition und Mischbereifung eher auf entspanntes Fahren. Die Alpinista vereint sportliche Dynamik mit hoher Alltagstauglichkeit, einer etwas niedrigeren Sitzhöhe und großer Wendigkeit – ideal für den Einsatz in Stadt und auf kurvigen Landstraßen.
Technische Daten – Übersicht
Merkmal | Livewire One | S2 Modelle (Del Mar, Mulholland, Alpinista) |
---|---|---|
Leistung | 78 kW (105 PS) | 60 kW (80 PS) |
Höchstgeschwindigkeit | ca. 180 km/h | ca. 160 km/h |
Akkukapazität | 15,4 kWh | 10,5 kWh |
Reichweite (urban) | ca. 235 km | ca. 160 km |
Reichweite (kombiniert) | ca. 150 km | – |
Gewicht | ca. 255 kg | ca. 195 kg |
Ladezeit (Schnellladen) | ca. 60 Minuten | – |
Preis (ab) | ca. 24.000 EUR | ca. 17.000 EUR |
Fazit
Beide Modelle machten enorm Spaß und zeigen eindrucksvoll, wie abwechslungsreich Elektromotorräder sein können. Für den reinen Stadt- und Pendelverkehr würde ich persönlich klar die agilere S2 Alpinista bevorzugen. Wer dagegen häufiger auf Landstraßen oder längeren Strecken unterwegs ist, findet mit der Livewire One den perfekten Begleiter. Das Preisschild ist leider bei beiden Modellen nicht ohne, aber im Segment der Elektromotorräder vergleichbar.
Fahrt sie am besten selbst mal Probe – ihr werdet überrascht sein! Die nächste Gelegenheit dazu habt ihr bei der diesjährigen Ausgabe des Reload.Land am 7.-8. Juni im Napoleon Komplex im Berlin.
Edit:
Kaum schreibe ich über die JvM Livewire-Umbauten verkauft Jens eine davon!
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