Seit ihrer Vorstellung hat mich die Fantic Caballero fasziniert. Ein Motorrad, das klassische Scrambler-Optik mit moderner Technik kombiniert. Als auf der EICMA 2022 das 700er-Modell mit dem tollen Yamaha CP2-Motor debütierte klang das für mich nach einer äußerst spannenden Mischung. Schon seit ein paar Jahren hatte ich das Modell auf dem Schirm und wollte es unbedingt einmal selbst fahren. Am vergangenen Sonntag war es dann endlich soweit: Ein Freund von mir hat sich die Caballero 700 kürzlich gekauft, und wir nutzten die Gelegenheit für eine gemeinsame Ausfahrt, bei der ich die Caballero auch bewegen durfte. Hier sind meine Eindrücke aus dem Fantic Caballero 700 Test.



Design und Ergonomie
Die Caballero 700 bleibt der klassischen Scrambler-Linie treu, setzt dabei aber auf moderne Komponenten. Sofort ins Auge fällt der doppelte Edelstahl-Auspuff auf der rechten Seite – ein Markenzeichen der Baureihe und ein optisches Highlight das mich sehr anspricht. Auch das minimalistische TFT-Display fügt sich harmonisch in das Retro-Design ein und liefert alle wichtigen Informationen ohne überladen zu wirken.
Mit einer Sitzhöhe von 830 mm ist das Motorrad für eine breite Fahrerpalette gut zugänglich. Ich kam bequem mit beiden Füßen auf den Boden, was gerade bei Stop-and-Go-Situationen ein sicheres Gefühl vermittelt. Die Sitzbank ist allerdings etwas härter – auf längeren Strecken könnte das den Komfort einschränken. Dafür sorgt der breite Lenker für eine angenehme, sehr kontrollierte Sitzposition, die das Handling spürbar erleichtert.
Motor und Fahrverhalten
Der 689-ccm-CP2-Motor von Yamaha, den ich bereits aus meiner früheren MT-07 kenne und liebe, treibt auch die Caballero 700 an. Mit 75 PS bei 9000 U/min und 70 Nm Drehmoment bei 6500 U/min bietet er eine hervorragende Mischung aus Spritzigkeit und Durchzugsstärke. Die Leistungsentfaltung ist angenehm linear, und das gesamte Setup lädt dazu ein, das Motorrad flott und spielerisch durch die Kurven zu bewegen.
Auf der Straße erweist sich die Caballero als extrem agil. Die Kombination aus breitem Lenker, geringem Gewicht (185 kg fahrbereit) und der semi-offroad-tauglichen Pirelli Scorpion Rally STR-Bereifung sorgt für ein spielerisches Handling. Besonders in engen Kurven fühlte sich das Motorrad wunderbar leichtfüßig und intuitiv an.






Offroad-Qualitäten
Da die Caballero 700 als Scrambler auch für leichtes Gelände ausgelegt ist, testete ich sie auf ein paar Schotterwegen und Sandpisten. Stehend und bei langsamer Fahrt in technischen Passagen ließ sich das Motorrad fast wie eine Trial-Maschine fahren: spielerisch, leicht kontrollierbar und mit einem überraschend guten Fahrwerks-Feedback. Klar, mit einer echten Enduro kann sie sich nicht messen, aber für den gelegentlichen Abstecher abseits befestigter Straßen reicht sie vollkommen. Auch auf Schotter und schnellerer Gangart Motorrad stabil an.
Fahrwerk und Bremsen
Das Fahrwerk der Caballero 700 bietet 150 mm Federweg vorne und hinten – genug, um Schläge und Unebenheiten ordentlich abzufedern. Im direkten Vergleich mit dem Touratech-Fahrwerk meiner F 800 GS fiel die Caballero auf jeden Fall ab, dennoch war ich überrascht, wie gut sie auch bei höheren Geschwindigkeit im groben Geläuf Schlaglöcher wegfedert. Auch bei sportlicher Gangart auf der Straße bleibt das Fahrwerk angenehm stabil und vermittelt ein sicheres Gefühl.
Die Bremsanlage kommt von Brembo und setzt auf eine 330-mm-Scheibe vorn sowie eine 245-mm-Scheibe hinten. Die Bremskraft ist mehr als ausreichend und lässt sich präzise dosieren. Dazu kommen abschaltbares ABS und eine ebenfalls deaktivierbare Traktionskontrolle – beides sinnvolle Features, vor allem wenn man das Bike abseits der Straße bewegt.
Eine Rally-Version der Caballero 700? Ja, bitte!
Während meiner Testfahrt wurde mir schnell klar: Eine Rally-Version der Fantic Caballero 700 wäre für mich das Wunschmodell im Caballero-Lineup. Fantic bietet bereits die Caballero 500 in einer Rally-Variante an, die sich durch einige wesentliche Unterschiede von der Standardversion abhebt. Dazu gehören ein höheres Fahrwerk mit 200 mm Federweg, ein größerer Frontkotflügel, eine hochwertigere Upside-Down-Gabel und eine serienmäßige Motorschutzplatte – allesamt sinnvolle Upgrades für ernsthaftes Offroad-Fahren.
Eine 700er-Version mit diesen Features würde die ohnehin schon vielseitige Caballero 700 noch geländetauglicher machen und wäre für Abenteurer wie mich eine echte Versuchung. Ob Fantic diesen Schritt wagen wird? Ich hoffe es sehr! Der CP2-Motor hätte genug Power für anspruchsvollere Offroad-Einsätze – das beweist er ja bereits in der Yamaha Ténéré 700. Und mit ein paar Anpassungen am Fahrwerk und der Ergonomie könnte die Caballero 700 Rally eine der spannendsten Scrambler-Alternativen am Markt werden.

Fazit zum Fantic Caballero 700 Test
Nach meiner ersten Ausfahrt mit der Fantic Caballero 700 bin ich sehr angetan. Das Motorrad vereint charmantes Retro-Design mit moderner Technik und liefert ein agiles, leichtfüßiges Fahrverhalten. Besonders der CP2-Motor überzeugt mit seiner kräftigen, spaßigen Leistungsentfaltung. Ob auf der Straße oder im leichten Gelände – die Caballero macht einfach Laune.
Wer einen klassischen Scrambler mit echter Performance sucht, sollte die Caballero 700 unbedingt auf die Liste der Probefahrten setzen. Sie ist ein echter Hingucker und hat genug Power, um in jeder Fahrsituation Spaß zu machen. Zudem bietet Fantic mit der Caballero 500 und der 125er-Version weitere interessante Modelle für A2- und A1-Fahrer an.
Für mich war es jedenfalls eine äußerst lohnenswerte Testfahrt – und wenn Fantic irgendwann eine 700er Rally-Version bringt, wäre das ein Motorrad, das ich mir sofort genauer anschauen würde!
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