Es gibt Motorräder. Es gibt Tourenmotorräder. Und dann gibt es die Honda Gold Wing. Ein Fahrzeug, das irgendwo zwischen Luxuskreuzer, rollender Hightech-Lounge und fahrendem Wohnzimmer angesiedelt ist. Seit einem halben Jahrhundert hält Honda an diesem Konzept fest – und warum auch nicht? Die Gold Wing hat eine Fangemeinde, die treuer ist als ein Labrador und entspannter als ein Zen-Mönch nach einer Woche Spa-Urlaub.
Von der GL1000 zum Hightech-Boliden
1975 begann alles mit der GL1000, einem Vierzylinder-Boxer, der die Welt des komfortablen Motorradreisens revolutionierte. Über die Jahre wurde aus dem einst noch recht sportlich angehauchten Tourer ein Sechszylinder-Supertanker mit Features, die man sonst eher in der First Class eines Langstreckenflugs vermutet. Airbag? Check. Doppelkupplungsgetriebe? Klar. Rückwärtsgang? Aber natürlich! Eine Stereoanlage, die selbst bei 150 km/h noch genug Wumms hat, um den Sozius mit den Lieblingshits der 80er zu beschallen? Selbstverständlich.












Und jetzt, 50 Jahre später, setzt Honda mit der „50th Anniversary Gold Wing“ nochmal einen drauf. Denn zum Jubiläum gibt es nicht nur eine exklusive schwarze Mattlackierung, sondern auch ein Sammlerstück für die Fans: ein Modellmotorrad, das auf einer Seite die 1975er Gold Wing zeigt und auf der anderen die aktuelle GL1800. Ein kleines, aber feines Geschenk für die ersten 1.833 Käufer in Europa – passend zum Hubraum der Maschine.
Technik, die begeistert – oder einschüchtert
Die 2025er Gold Wing ist natürlich nicht einfach nur ein Motorrad. Sie ist ein mobiles Luxushotel auf zwei Rädern. Neben dem bereits bekannten Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, der elektrisch verstellbaren Windschutzscheibe und dem mittlerweile obligatorischen Apple CarPlay™ und Android Auto™ gibt es jetzt auch verbesserte Lautsprecher und optimierte Bluetooth-Intercom-Funktionen. So kann man auch während der Fahrt mit seinem Beifahrer über die besten Weingüter an der Route philosophieren – oder diskutieren, wer schuld daran ist, dass der Tempomat versehentlich auf 40 km/h eingestellt wurde.
Und auch in puncto Sicherheit lässt sich Honda nicht lumpen: Die Tour-Version der Gold Wing kommt mit Airbag – ja, einem echten Airbag. Falls die 393 Kilogramm fahrfertige Masse doch mal zu viel Physik für den Fahrer werden sollten. Es bleibt also dabei: Eine Gold Wing ist nicht einfach ein Motorrad. Sie ist eine rollende Ingenieurskunst, ein japanisches Meisterwerk, das irgendwo zwischen übertriebenem Luxus und durchdachter Perfektion pendelt.
Das Erfolgsgeheimnis der Gold Wing
Warum ist die Gold Wing nach all den Jahren immer noch eine Ikone? Ganz einfach: Weil sie sich treu geblieben ist. Während sich andere Hersteller in ihren Marketingabteilungen den Kopf darüber zerbrechen, wie sie ihre Modelle für eine hippe, urbane Zielgruppe attraktiv machen können, bleibt die Gold Wing der Gold Wing-Philosophie treu: Komfort, Power und ein Gefühl, als würde man auf einer Rakete mit Sofagarnitur sitzen.
Honda mag mit jeder Generation mal hier und da an der Gold Wing gefeilt haben – sie kompakter gemacht, das Gewicht optimiert oder die Technik weiterentwickelt – aber der Kern bleibt derselbe: Ein Motorrad für die, die nicht nur fahren, sondern reisen wollen. Und das mit Stil. Vielleicht nicht unbedingt mit jugendlichem Leichtsinn, aber mit der Gewissheit, dass es nichts gibt, was bequemer ist.
Fazit: Nicht für jeden, aber für immer
Ich gebe zu: Eine Gold Wing ist nicht mein Stil Motorrad. Aber ich verstehe ihre Faszination. Sie ist ein Statement, eine Institution, eine Lebensweise. Wer einmal mit einer Gold Wing unterwegs war, weiß, dass es nichts Vergleichbares gibt. Und wer sich darauf einlässt, wird sich vermutlich nie wieder auf etwas anderes setzen wollen.
Auf die nächsten 50 Jahre, Honda Gold Wing! Und mal sehen, was die Ingenieure sich für das nächste große Jubiläum einfallen lassen – vielleicht einen Autopilot-Modus für den Sozius, damit der Fahrer sich während der Fahrt einen Kaffee brühen kann?
Jürgen
50 Jahre schon .. wow ..
Ich erinnere mich an die ersten bewusst wahrgenommenen Motorräder in meiner Kindheit. Klar, das waren Goldwings. Die “richtigen” Biker in meinem Dorf fuhren Goldwings, mit Musik und Fahnen und Fuchsschwänzen am riesigen Topcase.
Später dann gab es einige Erlebnisse mit Goldwings auf Pass-Strassen. Die Dinger waren nicht nur nicht abzuschütteln, sondern im Gegenteil – mehr als einmal hängte mir eine Goldwing den Anfänger-Kranz um.
Und dann parkt man seinen Strassen-Racer neben einem Sechszylinder, und kommt sich plötzlich so klein und mickrig vor. Die Sozia zeigt auf das Honda-Sofa, der Blick spricht Bände.
Es ist nicht ganz mein Motorrad-Stil. Noch nicht. Mit meinem Road King spiele ich zumindest in der gleichen Gewichtsklasse mit 🙂
Herzlichen Glückwunsch – und auf die nächsten 50 Jahre!
Alexander
Ich werde es auch nie vergessen, wie uns eine Gruppe Luzerner Goldwing-Fahrer am Col de la Madeleine bergauf in der Kurve gebügelt haben. Das war sehr beeindruckend!