Eines der Länder, die noch auf meiner Motorrad-Bucketlist stehen ist England. Obwohl ich mal ein Jahr in London lebte und arbeitete, habe ich vom Land fast nix gesehen. Und damals hatte ich auch noch keinen Motorradführerschein. Hinzu kommen Inspirationen wie die Reisen von Ewan McGregor und Charly Boorman – speziell “Long Way Down” in diesem Fall – das ABR Magazin und deren tollen Routentipps und zuletzt die Adventure Country Tracks UK. Jetzt sitze ich hier und frag mich, wann ich mal eine Tour durch das Vereinigte Königreich machen kann und wo ich anfange. Die Option “einmal mit allem” wäre beispielsweise LEJOG.

LEJOG steht für Land’s End to John O’Groats und ist mehr als nur eine Motorradroute – es ist eine Reise durch die Seele Großbritanniens. Von den südlichsten Klippen Cornwalls bis zum nördlichsten Punkt Schottlands bietet diese Strecke alles, was das Herz eines Abenteurers höher schlagen lässt. Doch was macht diese Route so besonders, und warum zieht sie seit Jahrzehnten Motorradfahrer, Radfahrer und Abenteurer gleichermaßen an?

Die Route im Detail

Die klassische Strecke von Land’s End nach John O’Groats erstreckt sich über etwa 1.400 Kilometer (je nach gewählter Route) und führt durch die gesamte britische Insel. Dabei kann man entscheiden, ob man die schnelle Route auf den Hauptstraßen nimmt oder sich für eine landschaftlich reizvollere Variante auf kleineren Nebenstraßen entscheidet.

Cornwall und Devon

Foto: England.de

Die Reise beginnt in Land’s End, einem spektakulären Kliff an der Atlantikküste. Von hier führt die Route durch Cornwall, vorbei an charmanten Fischerdörfern wie St. Ives oder Padstow. Weiter geht es durch Devon, wo die Straßen des Dartmoor Nationalparks mit ihren steilen Anstiegen und engen Kurven eine echte Herausforderung darstellen – nicht zuletzt wegen der frei laufenden Ponys, die gerne mitten auf der Straße stehen.

Die Cotswolds – malerische Idylle in Mittelengland

Foto von Pauline Bernfeld auf Unsplash

Weiter nördlich gelangt man in die Cotswolds, eine Region, die wie aus einem Bilderbuch wirkt. Mit ihren sanften Hügeln, honigfarbenen Steinhäusern und malerischen Dörfern wie Bourton-on-the-Water oder Bibury ist sie ein echter Höhepunkt der Strecke. Hier kann man sich Zeit nehmen, um die ruhige Atmosphäre zu genießen.

Hier liegt auch der Pub The Farmer’s Dog, eröffnet von Jeremy Clarkson. Ihr habt doch auch alle “Clarksons Farm” und davor “Grand Tour” gekuckt, oder? Der Pub liegt nahe seinem „Diddly Squat Farm Shop“ und bietet nicht nur großartige Speisen und Getränke, sondern auch einen charmanten Einblick in das ländliche Leben der Cotswolds. Ein Muss für jeden, der die Route fährt!

Die Midlands und der Lake District

Nach den Cotswolds werden die Midlands etwas flacher, doch es gibt immer noch viel zu entdecken – zum Beispiel die historische Stadt Stratford-upon-Avon, die Heimat von William Shakespeare. Weiter nördlich lockt der Lake District mit seinen spektakulären Bergseen und kurvigen Straßen. Hier wartet mit dem Kirkstone Pass (454 m) eine der höchsten Erhebungen der Strecke – und ein echtes Highlight für Motorradfahrer.

Schottland: Highlands und unendliche Weiten

Foto: Visitscotland.org

Ab Schottland wird die Route noch wilder. Die Straßen werden schmaler, die Landschaft dramatischer. Vorbei am Loch Lomond und durch den Cairngorms Nationalpark führt der Weg zu den Highlands, wo die Einsamkeit greifbar wird. Der höchste Punkt der Route ist der Drumochter Pass (457 m) – umgeben von einer beeindruckenden Bergkulisse. Schließlich erreicht man John O’Groats, einen kleinen, windgepeitschten Ort, der das nördliche Ende der britischen Insel markiert.

Foto: Visitscotland.org

Geschichten und Anekdoten

Die Strecke ist seit jeher eine Herausforderung für Abenteurer, die sie in möglichst kurzer Zeit bewältigen wollen. Besonders bekannt sind die Radfahrer, die die Strecke in einem einzigen Nonstop-Rennen absolvieren. Der aktuelle Rekord liegt bei unfassbaren 43 Stunden und 25 Minuten, aufgestellt von Michael Broadwith im Jahr 2018.

Auch Motorradfahrer haben sich immer wieder an Rekordzeiten versucht. In den 1980er-Jahren fuhren einige Verrückte die Route in unter 24 Stunden – ein Kraftakt, der nicht nur fahrerisches Können, sondern auch eine Menge Durchhaltevermögen erfordert.

Die Strecke ist aber nicht nur für Rekorde bekannt. Sie war auch Teil von Charity-Rides, bei denen Fahrer Spenden sammelten, während sie die gesamte Insel durchquerten.

Beste Jahreszeit

Die beste Zeit, um LEJOG zu fahren, ist zwischen Mai und September. Der Frühling bringt blühende Landschaften, während der Sommer längere Tage und stabileres Wetter verspricht. Der Herbst hat seinen ganz eigenen Charme, mit goldenen Wäldern und weniger Verkehr. Der Winter hingegen ist nur für echte Abenteurer geeignet – vor allem in den Highlands können Schnee und Eis zur echten Herausforderung werden.

LEJOG im Winter? Kann man machen…

Im Dezember wird mein Kumpel Sven Wedemeyer diese Reise auf vier Rädern in seinem BMW 323i antreten. Auf seinem Instagram-Kanal @wheelsofstil kann man dieses Abenteuer mitverfolgen. Und vielleicht inspiriert es den einen oder anderen, die Strecke eines Tages selbst in Angriff zu nehmen – sei es auf zwei, vier oder sogar mehr Rädern.

LEJOG steht für mich ganz oben auf meiner Bucket List. Und wenn man schon in Schottland ist, könnte man ja noch den Wild Atlantic Way in Irland dranhängen, aber das ist eine andere Geschichte!