Die EICMA 2024 in Mailand brachte uns eine Neuheit, die viele Royal Enfield Fans aufhorchen ließ – die Royal Enfield Bear 650. Eine Reminiszenz an die Scrambler-Ära der 60er Jahre, inspiriert vom Sieg des jungen Eddie Mulder beim Big Bear Run in der kalifornischen Wüste. Und auch ich war im Vorfeld gespannt, die Maschine live zu sehen nachdem die Bilder die durch Netz geisterten schon sehr vielversprechend aussahen.

Historische Inspiration: Der Big Bear Run und „Fast Eddie“

Die Geschichte der Bear 650 beginnt 1960, als Eddie „Fast Eddie“ Mulder mit seiner Royal Enfield Fury beim Big Bear Run Geschichte schrieb. Der erste Big Bear Motorcycle Run wurde 1921 veranstaltet. Es wird gemunkelt, dass es mit einer Wette zwischen ein paar Jungs in einer Bar in Los Angeles in der Neujahrsnacht begann. Bei der Wette ging es darum, wer als Erster die 100 Meilen zum Big Bear Lake schaffen würde. Es gab keine festgelegte Route, also nahm der eine den Umweg durch die Wüste, während der andere den direkten Weg über die Straße wählte. Im Laufe der Zeit nahmen immer mehr Fahrer teil, aber nach dem ersten Jahr führte das Rennen immer durch die Wüste. In den 1950er Jahren erreichte das Rennen schließlich seinen Höhepunkt und wurde zu einem echten Rennen mit Startgebühren und Trophäen für die Sieger.

Bis 1960 nahmen fast eintausend Fahrer an dem Rennen teil. Das hohe Verkehrsaufkommen veranlasste die California Highway Patrol, das Rennen für das folgende Jahr zu sperren, so dass 1960 das letzte Jahr des Big Bear Motorcycle Run war. Und eben auf bei diesem letzten Rennen bezwang der nur 16-jährige Eddie bezwang die tückische Mojave-Wüste in einer Rekordzeit von vier Stunden und 21 Minuten. Royal Enfield knüpft mit der Bear 650 an diesen historischen Moment an.

Royal Enfield Bear 650: Der neue Scrambler für Straße und Gelände

Optisch vereint die Bear 650 klassische Scrambler-Linien mit moderner Technik um den aus der Interceptor 650 und Continental GT 650 bekannten Twin-Motor. Die Bear 650 basiert auch auf der Interceptor 650, ist aber konzeptionell für unterschiedliche Terrains ausgelegt. Während die Interceptor eher eine Roadster-DNA trägt, zeigt sich die Bear als klarer Scrambler. Eine höhere Bodenfreiheit von 184 mm, der breitere Lenker und die ergonomisch positionierten Fußrasten der Bear sorgen für ein aktiveres Fahrgefühl, das besonders abseits asphaltierter Strassen zu Geltung kommen soll. Auch der 2-1-Auspuff ist exklusiv der Bear vorbehalten.

Angetrieben wird die Bear 650 von dem bekannten 650 cm³ Parallel-Twin-Motor, der mir schon in der Interceptor viel Spaß bereitet hat. Durch eine überarbeitete Motorabstimmung liefert er in der Bear 47 PS bei 7.250 U/min und ein erhöhtes Drehmoment von 56,5 Nm. Die Bear 650 erhält darüber hinaus eine neue 2-1-Auspuffanlage mit einem Vergleich zur Interceptor 650 kompakteren Schalldämpfer, der nicht nur das Gewicht reduziert, sondern auch den Scrambler-Look unterstreicht.

Das Fahrwerk der Bear 650 ist auf Geländetauglichkeit ausgelegt: Die Showa-USD-Gabel mit 130 mm Federweg und die hinteren Showa-Stereofederbeine mit 115 mm Federweg sollen auch auf rauem Terrain eine gute Dämpfung bieten. Dazu kommen breite Dual-Sport-Reifen, die den klassischen Look abrunden. Darüber hinaus ist das ABS am Hinterrad ist Offroad-Einsätzen deaktivierbar.

Die Bear 650 ist nicht nur ein reines Retro-Motorrad. Sie verfügt über ein TFT-Display, das speziell für die Scrambler entwickelt wurde. Das TBT-Dashboard (Turn-By-Turn-Navigation) zeigt Informationen zur Fahrt und integriert Google Maps für die Navigation. Bedient wird das Display über einen Joystick an der Schaltereinheit aus Aluminium. Ein USB-C-Anschluss ermöglicht das Aufladen von Geräten während der Fahrt, und die LED-Beleuchtung sorgt für bessere Sicht und Sichtbarkeit.

Mehr Details verrät uns Kai Petermann, mit dem ich mich auf der EICMA zur Bear 650 ausgetauscht habe:

Die Bear 650 im Vergleich

Zugegebenermassen sind Vergleiche zwischen Royal Enfield und Triumph nicht wirklich neu, aber bei Modern Classics bieten sie sich nun eben mal an. Als Referenz habe ich die Triumph Scrambler 400X herangezogen weil sie sowohl von der Leistung als auch vom Preis her ungefähr im gleichen Spektrum liegen.

Technische Daten Royal Enfield Bear 650 Triumph Scrambler 400X
Motor 650 cm³ Parallel-Twin 398 cm³ Einzylinder
Leistung 47 PS bei 7.250 U/min 40 PS bei 8.000 U/min
Drehmoment 56,5 Nm bei 5.150 U/min 37,5 Nm bei 6.500 U/min
Auspuff 2-1 Auspuffanlage 2-1 Auspuffanlage
Vorderrad 19 Zoll 19 Zoll
Hinterrad 17 Zoll 17 Zoll
Federung vorne Showa USD-Gabel, 130 mm Federweg Upside-Down-Gabel, 150 mm Federweg
Federung hinten Showa Stereo-Federbeine, 115 mm Federweg Monofederbein, 150 mm Federweg
Bodenfreiheit 184 mm 195 mm
Gewicht ca. 215 kg ca. 179 kg
Sitzhöhe ca. 810 mm ca. 835 mm
Display TBT-Dash TFT mit Navigation LCD Display mit zusätzlicher Smartphone-Konnektivität
Beleuchtung LED LED
Tankinhalt 13,7 Liter 13 Liter
Verfügbare Farben Petrol Green, Golden Shadow, Two Four Nine Phantom Black, Caspian Blue, Matte Khaki Green
Preis Deutschland Ab 7.640 € Ab 6.995 €

Beide Modelle richten sich an Scrambler-Enthusiasten, bieten aber unterschiedliche Ausprägungen. Die Bear 650 ist leistungsstärker und eignet sich gut für Straßen und leichtes Gelände, während die Scrambler 400X kompakter und leichter ist und sich so eher für Einsteiger eignet.

Fazit: Scrambler-Charme zum erschwinglichen Preis

Mit der Bear 650 liefert Royal Enfield eine echte Hommage an die Scrambler-Ära, kombiniert mit moderner Technik und attraktivem Preis-Leistungs-Verhältnis. Ihr klassisches Design, der kraftvolle Twin-Motor und die praktische Ausstattung machen sie zu einer stilvollen und erschwinglichen Option für alle, die ein authentisches Scrambler-Erlebnis suchen – auf und abseits der Straße.

Die Bear 650 steht ab Februar 2025 im Handel für Probefahrten bereit und kann sofort ausgeliefert werden. Auch eine Kollektion mit Originalzubehör zur Personalisierung ist erhältlich. Die Variante Petrol Green kostet 7.640 €, Golden Shadow 7.790 € und die Sonderlackierung Two Four Nine 7.890 €.