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Der ungewohnte Ausgang eines Radrennens: das Velofondo 2024

Ein Fahrradrennen auf einer Rennstrecke? Das Konzept des Velofondo auf dem Lausitzring hatte ich euch hier schon vorgestellt. Die letzten Wochen standen im Zeichen intensiven Trainings und aus mir als Einzelfahrer wurde ein Zweierteam, da sich Sohn I sich mir angeschlossen hatte. Es sollte also unser erstes gemeinsames Fahrradrennen werden. Nach dem Verladen des Camping-Equipments und der Fahrräder ins bzw. ans Auto nahmen wir die 90 Minuten Anfahrt in die Niederlausitz auf uns.

Dort angekommen suchten wir uns nach Abholung unserer Startunterlagen unseren Zeltplatz im Infield der Rennstrecke aus. Hinter dem Kiesbett und den Reifenstapeln der Apcoa-Kurve bauten wir in der Abenddämmerung unser Zelt auf. Beim Italiener in Schipkau bunkerten wir noch Kohlenhydrate für den Renntag. Zurück am Lausitzring war aber ans Schlafen noch nicht zu denken. Wir schnappten unsere Fahrräder und cruisten im Dunkeln über die leere Strecke, der Mond war unsere Streckenbeleuchtung. Was für eine geile Location, was für ein geiler Moment.

Am nächsten Morgen wachte ich früh auf und nutzte die Gelegenheit, ein paar stimmungsvolle Fotos beim Sonnenaufgang zu machen. Noch 90 Minuten bis zum Start. Sohn wecken, Katzenwäsche, Frühstück, letzte Checks der Fahrräder.

Eigentlich wäre es nicht nötig gewesen. Aber als bekennender Vorbereitungsspiesser kontrollierte ich bei beiden Fahrrädern noch den Luftdruck. Als letzten den meines Hinterrades. Dann passierte es: beim Aufschrauben des Ventils knallte mir der Ventileinsatz raus und fiel ins Gras. Nicht mehr aufzufinden. Noch 30 Minuten bis zum Start.

Alles hatte ich dabei. Nur das eine, was zu Hause liegen blieb war das Reifenflickzeug und die Ersatzschläuche. Ich sprintete vor zur Boxengasse und fragte beim Meldeschalter, ob jemand einen Schlauch und Reifenheber hätte. Und tatsächlich konnte mir jemand aushelfen. Zurück zum Fahrrad gerannt, Hinterrad ausgebaut, fluchend den alten Schlauch runtergeprömpelt, Schlauch gewechselt, Rad eingebaut. Nur um beim Aufpumpen festzustellen, dass am neuen Schlauch das Ventil den Druck nicht hält. Noch 15 Minuten bis zum Start. Fuck.

Da meine Optionen mein Fahrrad noch fit zu bekommen gegen null gingen, war es an der Zeit, mit dem Sohn die Optionen zu besprechen. Es war sein erstes Rennen und ich wollte ihn eigentlich nicht alleine fahren lassen. Er wollte auch nicht alleine los. Aber jetzt waren wir schonmal da und wir einigten uns drauf, dass er startet und schaut, wie er zurecht kommt. Wenn ja, durchfahren. Wenn nein ist es auch kein Ding, einfach aufzuhören.

So brachte ich ihn in die Startaufstellung für das 68km-Rennen, drückte ihn und wünschte ihm viel Glück. Am Start waren 153 Fahrer:innen, im Gegensatz zu anderen Rennen war es also ein überschaubares Starterfeld, bei dem nicht zu viel Gerangel beim Start zu erwarten waren.

Ich positionierte mich an der Geraden hinter der Apcoa-Kurve und erwartete die Durchfahrt des Erstgeborenen. Das Fahrerfeld hatte sich bereits in einige Gruppen aufgeteilt, die erste Gruppe surrte bereits nach weniger als einer Viertelstunde an mir vorbei. Akustisch war es wirklich ungewohnt. Wir waren an einer Rennstrecke bei einem Fahrradrennen mit nahezu keinen Zuschauern und der einzige Lärm kam von zwitschernden Vögeln und Maulwurf-Pupsen. Bis auf das Surren der vorbeiballernden Rennräder.

Der Sohn hatte eine kleine Gruppe gefunden, an die er sich rangehängt hatte. Windschatten mitnehmen und so. Und er fuhr wir ein Uhrwerk. Seine Umlaufzeiten pendelten zwischen 19:02 und 21:50 Minuten für die 11,2 Kilometer lange Runde.

Und nach 2:05:20,4 absolvierte er die 68 Kilometer mit einem Schnitt von 32.2 km/h. Das war fast genauso schnell wie ich im letzten Jahr bei den Hamburger Cyclassics über 60km. Ihr könnt Euch vorstellen, wie stolz ich auf meinen Nachwuchs war. Gleichzeitig war ich sehr betrübt, dass es nicht das war, was ich wollte. Unser erstes gemeinsames Rennen.

Aber Junior war so stolz auf seine Leistung. Und auf der Heimfahrt war es klar: das müssen wir dringend wiederholen und zwar zusammen. Velofondo 2025, wir sehen uns.

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  1. Max

    Glückwunsch an den Junior.

    Das klingt ja durchaus interessant, aber mit ohne Auto ist die Anreise ja nicht ganz so trivial, wenn ich da auch noch mehr Krempel mitbringen muss.

  2. „im Dunkeln über die leere Strecke“ – Wow, von so etwas kann ich fast schon einen Orgasmus bekommen.

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