Zuerst mal hallo: ich bin Sandra, die neue im Autorenteam hier. Ich rolle bereits seit 2018 mit der Kettenritzel-Crew und blogge selber auf Bike-Addicted.de. Ich hatte vorletzte Woche das wunderbare Privileg, den momentan leider beruflich sehr eingebundenen Herrn Kettenritzel bei einem exklusiven Test-Event von Zero Motorcycles im malerischen Odenwald zu vertreten. Des einen Freud ist des anderen Leid.
Ich durfte die Bikes von Zero Motorcycles für euch testen
Vorab schonmal an alle Helmuts aus dem Zweirad-Universum: Bevor ihr eure Meinung kundtut, probiert es erstmal aus. Testet es, dann reden wir weiter. Und seid ehrlich – keine Ausreden!
Einen ganzen Tag lang durfte ich die neuesten Modelle des E-Bike-Herstellers aus Kalifornien unter realen Bedingungen ausgiebig testen. Die malerische Kulisse des Burghof Hotels im Brombachtal bot den idealen Hintergrund für den elektrischen Ausritt. Bei perfektem Wetter und angenehmen Temperaturen sollte sich zeigen, ob Elektromotorräder in der Lage sind, die Herzen der Benzinliebhaber zu erobern.
Lautlos die Leidenschaft entfacht
Ich habe die Zero-Bikes schon vor drei Jahren auf der Reload.Land in Berlin kennenlernen dürfen. Die Reload.Land ist DAS deutsche E-Bike-Festival, initiiert von Maximilian Funk, dem Mitgründer vom Craftwerk.Berlin. Dank der Leidenschaft von gleichgesinnten Futuristen und dem engagierten Team bietet die Reload.Land eine einzigartige Möglichkeit in Deutschland sich einmal genauer mit dem Thema Elektromobilität im Zweirad-Universum auseinander zu setzen und sich dabei direkt mal durch die gesamte E-Bike-Palette testen zu können. So durfte ich damals schon eine Zero SR/S in Berlin testen.
Da ich ein eher offener Mensch bin, hatte ich im Gegensatz zu den Dinkeldörtes und Helmuts der Motorradszene keinerlei Vorurteile gegen diese Bikes und war von Anfang an begeistert. Natürlich kann man das nicht mit einem kompletten Tag auf einem Bike vergleichen, aber es gibt einem schon ein gutes Gefühl, wie es ist, ein E-Bike zu fahren.
Als ich nun also letzte Woche im Odenwald ankam, war ich entsprechend voller Vorfreude, eine Zero endlich ausgiebig und unter realen Bedingungen fahren zu können. Die Blicke auf die stylish wirklich ansprechenden Bikes ließen mein Herz höherschlagen.
Eine einzigartige Auswahl
Zero beeindruckt mich mit einer großen Auswahl an Modellen, die jede Fahrerlaubnisklasse, jeden Fahrertyp und jedes Bedürfnis abdecken. Mit ihren insgesamt 10 Modellen, von Sportbikes bis hin zu komfortablen Tourenmodellen ist hier wohl für jeden etwas dabei. Die neusten Entwicklungen sind wohl das Adventure Bike, aus der DSR-Familie und die “kleine” Enduro aus der FX-Familie, die bei diesem Event jedoch leider nicht dabei war.
Für uns standen neben zwei Ausführungen der DSR/X noch eine SR/S und eine SR/F und deren “kleinere” Schwester, die SR zum Testen bereit.
Wer noch nie ein E-Bike gefahren ist, wird ob der unromantisch kurzen Einweisung begeistert sein. Auch mit etwas weniger Grips kann man ziemlich schnell erfassen, wie es funktioniert. Ich bin voller Hoffnung, dass damit auch der eine oder andere Helmut es schaffen wird, ein E-Bike zu fahren, bevor er meckert. 🙂
Da ich die SR/S schon vom Reload-Festival kannte, entschied ich mich als Erstes für die SR/F – als Vergleich zu meiner Streety.
Rekuperation von Adrenalin
Die SR/F ist Zeros Flaggschiff der reinen Straßenmaschinen und bietet beeindruckende Leistung und Stil. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h und einer Reichweite von 283 km ist sie perfekt für Menschen mit Asphyxiophilie, die dabei gerne lange Strecken zurück legen möchten ;-). Jawollek.
Reichweite
Die Reichweite – eines der meistdiskutierten Themen. Ich empfinde die Reichweite mehr als ausreichend. Wir sind mit 198 Kilometern Reichweite gestartet, sind 122 Kilometer gefahren und waren gute 2 Stunden unterwegs. Bei Ankunft hat sich sehr gut gezeigt, was Fahrmodi und Fahrweise ausmachen.
Während ich (beschleunigungssüchtig wie ein Teenie, unentwegt dumm am Kabel ziehend) mit 30 % Restleistung und 58 Kilometern Restreichweite am Restaurant ankam, sah das beim Zero-erfahrenen René mit 44 % Restleistung und 82 Kilometern Restreichweite auf der “kleineren” SR noch etwas besser aus.
Wenn ich nun davon ausgehe, dass ich auch bei mehrtägigen Touren – je nach Straßenlage – zwischen 350 und 450 Kilometer pro Tag zurücklege, dann reichen mir die 283 Kilometer definitiv bis zum nächsten Kaffee. Denn ich bin nicht auf der Flucht und ich reiße auch keinen Ironbutt damit ab. Und: ich bin nicht auf eine Tankstelle angewiesen. Ich kann zur nächsten Ladesäule.
Und wo finde ich die? Im sich rasant ausweitenden Netz der Ladesäulen findet man in den meisten Ortschaften eine solche in den Stadtkernen. Also da, wo es Kaffees und Einkehrmöglichkeiten gibt. Während ich mir also einen Kaffee gönne, oder vielleicht sogar zum Mittagessen einkehre, hänge ich das Bike ans Kabel. Wir haben gemütlich gegessen und sind nach ca. 1,5 Stunden mit vollgeladenenBikes wieder los. Das ist natürlich nicht die Regel und auch nicht notwendig. Auch 30 Minuten sind schon ausreichend, um hier ca. 35 % Akkuladung zu generieren. Dann wäre ich auch schon wieder bei 65 bis 80 %.
Das werde ich noch genauer herausfinden 🙂
Fahrmodi
Durch die Vielzahl der Fahrmodi und dem Cypher III+ Betriebssystem bietet die SR/F maximale Kontrolle und Anpassungsfähigkeit. Mithilfe der vorinstallierten Modi Rain, Eco, Standard, Sport und Canyon ist die SR/F unter allen Bedingungen und auf allen Straßen unterwegs. Außerdem kann man selbst eine unbegrenzte Anzahl eigener Fahrmodi kreieren und auf die eigenen Bedürfnisse anpassen. Einfach per App.
Mein persönliches Goodie
Der Stauraum im „Tank“ reicht für ein Sixpack Stiefelbier, eine Drohne nebst Zubehör, oder was man sich sonst so in seinen Tankrucksack packen würde. Was will man bitte mehr?
Weiter ging es mit der Zero SR. Sie ist das perfekte Bike für Fahrer, die Leistung, Stil und Anpassungsfähigkeit suchen. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h, einer Reichweite von 253 km und einer Ladezeit von nur 1,4 Stunden bietet die SR eine Knaller-Performance.
Sie ist sowohl für A2- als auch A-Führerscheinbesitzer geeignet und kann für noch mehr Power aufgerüstet werden.
Der Z-Force 75-10 Motor sorgt für eine mühelose Kraftentfaltung, während das Z-Force 15,6-kWh Power Pack für langanhaltenden Fahrspaß sorgt. Mit dem intuitiven Cypher III+ Betriebssystem und einer Vielzahl von Fahrmodi hat man es selbst in der Hand, ob man dem Bike die elektrische Seele aus dem Leib prügelt, oder die Effizienz nutzt und mit einer beachtlichen Restreichweite im nächsten Kaffee ankommt.
Auf Spaß muss man definitiv in keinem Fahrmodus verzichten.
Abenteuer mit der Zero DSR/X
Die Zero DSR/X, verglichen mit einer klassischen Reiseenduro – erfüllt für mich alle Erwartungen an eine robuste Reise-Enduro. Mit starken 100 PS und imposanten 229 Nm Drehmoment und dem angenehm tiefen Schwerpunkt eröffnet sich eine völlig neue Art des Enduro-Fahrens. Natürlich habe ich sie beim Test-Event nur auf ihre Straßentauglichkeit überprüfen können – zu den Offroadtauglichkeiten kann ich aber das Video von René sehr empfehlen:
Technik trifft Innovation
Bei Zero Motorcycles treffen nicht nur tolles und zeitloses Design und Leidenschaft aufeinander, sondern auch technologische Innovation. Die neuesten Modelle sind mit einer Vielzahl von Funktionen ausgestattet, die das Fahrerlebnis weiter verbessern. Eine intuitive Benutzeroberfläche und eine präzise Steuerung sorgten dafür, dass ich mich auf das Wesentliche konzentrieren konnte: den Nervenkitzel des Fahrens. Ich mag das aufgeräumte Display und dass die Bedienelemente alle an der richtigen Stelle sitzen. Habe ich auch schon anderes erlebt.
Vor- und Nachteile von Elektromotorrädern im Vergleich zu Benzinern
Elektromotorräder erfreuen sich – aller Dinkeldörtes und Helmuts zum Trotz – wachsender Beliebtheit. Doch wie schneiden sie im Vergleich zu benzinbetriebenen Motorrädern ab?
Natürlich ist auch das oftmals sehr individuell zu betrachten, Für mich ergibt sich nach dem Testtag folgendes:
Vorteile
- Umweltfreundlich: E-Bikes produzieren keine schädlichen Emissionen und tragen zur Reduzierung der Luftverschmutzung und des CO2-Fußabdrucks bei.
- Geringe Betriebskosten: Die Betriebskosten sind niedriger als bei Benzinern. Elektrizität ist günstiger als Benzin, und es gibt weniger Wartungsaufwand, da kein regelmäßiger Ölwechsel oder Zündkerzenwechsel nötig ist.
- Steuervorteile: E-Bikes sind von der KFZ-Steuer befreit.
- THG-Quote: Fahrer können von der Treibhausgasminderungsquote profitieren, was zusätzliche Einnahmen ermöglicht.
- Leasingmöglichkeiten: Alle Zero Motorräder können über Job-Roller geleast werden, was attraktive Finanzierungsoptionen bietet.
- Sanftes Fahrerlebnis: Elektromotorräder bieten ein leises und geschmeidiges Fahrerlebnis. Das sofortige Drehmoment sorgt für beeindruckende Beschleunigung.
- Wachsende Ladeinfrastruktur: Die Ladeinfrastruktur wächst stetig, was eine größere Flexibilität bei der Routenplanung ermöglicht.
Nachteile von Elektromotorrädern
- Begrenzte Reichweite: Im Vergleich zu Benzinern haben E-Bikes (noch) eine geringere Reichweite. Längere Touren und Fahrten müssen sorgfältiger geplant und regelmäßig Lademöglichkeiten gesucht werden.
- Längere Ladezeiten: Das Aufladen dauert länger als das Tanken. Trotz schneller Lademöglichkeiten kann der Ladevorgang besonders bei älteren Modellen zeitaufwendig sein.
- Hohe Anschaffungskosten: E-Bikes sind meist teurer als vergleichbare Benzinmodelle, hauptsächlich aufgrund der Batteriekosten und der begrenzten Serienproduktion.
Insgesamt bieten E-Bikes eine umweltfreundliche und innovative Alternative zu benzinbetriebenen Motorrädern. Die Entscheidung für ein Elektromotorrad hängt letztlich von den individuellen Bedürfnissen und Präferenzen ab.
Die Diskussion um Elektromotorräder
Ähnlich wie die Frage nach Butter unter Nutella, spaltet die Diskussion um Elektromotorräder die Gemüter. Doch wie bei Butter und Nutella sind auch Elektromotorräder eine Geschmacksfrage.
Kritiker argumentieren oft mit dem fehlenden Sound und der Vibration, die für sie das Wesen des Motorradfahrens ausmachen.
Doch Elektromotorräder bieten einzigartige Emotionen, wie das kraftvolle Drehmoment und die Stille, die es erlauben, die Natur bewusster wahrzunehmen – eine aufregende Weiterentwicklung des Motorradfahrens.
Fazit
Der Tag im Odenwald mit Zero Motorcycles war ein Wendepunkt in meiner persönlichen Fahrerlebnisgeschichte. Elektromotorräder haben bewiesen, dass sie nicht nur eine Alternative zu benzinbetriebenen Motorrädern sind, sondern eine innovative und aufregende Evolution des Motorradfahrens, die das besondere Fahrgefühl und die Emotionen des Benzinantriebs in einer ganz eigenen Art und Weise vermitteln können.
Helmut, Dörte, es ist an der Zeit, den Sprung ins Elektrische zu wagen und die einzigartigen Emotionen selbst zu erleben. Denn der Fahrspaß bleibt, ohne dass jemandem die Butter vom Brot genommen wird.
Max
Vor 9 Jahren bin ich die Zero SR in der Schweiz gefahren, das war sehr toll dort nahezu lautlos über die Pässe zu gleiten. In der Zwischenzeit hat sich bei Zero und den anderen viel getan, freut mich und ich bin immer noch sehr interessiert.
Meine Garage hat leider immer noch keinen eigenen Stromanschluss, aber es werden zumindest um meinen Wohnort herum mehr und mehr Ladeplätze eingerichtet.
In großer Gruppe nicht ganz so einfach, aber auf Solo-Tour finde ich das mit dem Laden weniger problematisch. Wenn man eh eine Snack-Pause macht, die sicher länger als 5 Minuten geht, kann man da locker währenddessen nachladen. Das muss dann auch nicht an der Tankstelle sein. Ich reiße jetzt selten mehr als 400 km am Tag runter auf den langen Reisen, das würde für mich daher eigentlich meistens passen.
P.S. Dinkeldörte hat kein Problem mit eMobilität. 😉
Sandra Bartel
Hi Max,
danke für dein Feedback. Ich glaube auch, dass da noch eine Menge kommen wird. 🙂
Und ja, wenn es eine Gruppe mit Benzinern ist, dann ist das sicher noch hier und da eine Herausforderung, gerade auch, weil man ja bestimmte Gewohnheiten hat. Ob bei einer Tagestour oder beim Reisen. Ich denke, dass hier aber auch der Faktor Zeit eine Rolle spielt und das Lade-Thema ebenfalls immer einfacher wird. Auch das würde ich super gerne mal in einem längeren Test ausprobieren, wie sich das verhält und was die Mitfahrer dazu sagen.
P.S. Gibt es einen besseren Begriff für die weiblichen Petrol Peters? Ich hab noch keinen passenderen gefunden und freu mich über Erweiterung meines Portfolios 😀
Jürgen
Hallo Sandra,
willkommen im Team Kettenritzel! Feel Spass mit den liebenswert Verrückten 😉
Danke für Deine Eindrücke und Deine erfrischende Schreibweise. Und vor allem für Deine Energie, den Kollegen Kolben Klaus und Petrol Peter den Test eines E-Motorrads nahe zu legen.
Ich habe den Eindruck, die Ablehnung von E-Motorrädern ist eine Art „Reflex“ bei vielen von uns Motorradfahrern. Man kann – und manchmal auch will – sich das einfach nicht vorstellen, dass es ohne Vibrationen, Geruch, Sound, schwarze Fingernägel usw. auch funktionieren kann. Man kann sich vielleicht auch nicht vorstellen, mal auf eine Tour zu gehen, während der man dann halt mal eine Stunde lang Strom fassen muss.
Interessanterweise sagt jeder, wirklich JEDER E-Motorradfahrer, den ich bisher kennengelernt habe – und das gilt auch für E-Autofahrer – dass insbesondere die Ladepausen zum Teil der Reise und irgendwie „unverzichtbar“ werden. Man nutzt diese Zeit für Dinge, die ansonsten zu kurz kommen.
Ich fahre mittlerweile seit 4 Jahren eine Zero SR/F und kann mich nur an eine einzige „langweilige“ Ladewoche erinnern. Das lag aber an einem Defekt meiner Maschine, die einen Ladestand von 100 % anzeigte, obwohl max. 40 % Ladung im Akku waren – entsprechend häufig musste ich an den Strom. Der Defekt wurde mittlerweile von Zero behoben.
Für mich hat sich durch das E-Motorrad einmal der ganze Fahrstil, der ganze „Unterwegs-Sein“-Stil und auch die grundsätzliche Sicht auf das Thema Motorrad geändert. Ich liebe meine „richtigen“ Motorräder nach wie vor heiss und innig, aber die Zero ist in der Tat mittlerweile das Haupt-Motorrad geworden.
Danke nochmal für den Text und viele Grüsse aus Südtirol!
Sandra Bartel
Hi Jürgen,
vielen lieben Dank für dein tolles Feedback und deine Gedanken zu dem Thema.
Was du sagst, bestätigt auch meine Wahrnehmung. Ich glaube, dass die Leute, die sich vehement weigern ein E-Bike zu testen, genau davor Angst haben. Es könnte ihnen ja gefallen. 😀 Das wäre natürlich fatal, wenn das auch noch Spaß machen würde.
Auch wenn ich in Bezug auf Butter unter Nutella absolut kompromisslos bin, so kann ich zumindest sagen, ich habs probiert. 😉
Beim E-Bike geht es mir wie dir. Das eine schließt das andere nicht aus und lässt mich persönlich sehr entspannt in die Zukunft blicken, was unsere wunderbare Leidenschaft betrifft. Wir werden das auf jeden Fall weiter betreiben können und es wird dem Spaß keinen Abbruch tun.
Ich bin sehr gespannt, was sich da noch alles entwickelt.
Torsten
Schön geschrieben Sandra 👍🏻🙂.